Выбрать главу

Der ältere Magier schüttelte seufzend den Kopf. »Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Warum musste ich mir von allen Gehilfen, die infrage gekommen wären, ausgerechnet den mit der beängstigendsten Mutter aussuchen und den, dessen Herkunft die größten Schwierigkeiten mit sich bringen würde? Mein Schicksal ist besiegelt.«

7

Eine Reise beginnt

Als die Kutsche vor der Universität vorfuhr, kamen Sonea und Lorkin, gefolgt von Rothen, aus dem Gebäude. Eine Gruppe männlicher junger Magier, die im Schutz des Gebäudes herumgelungert hatten, winkten und riefen, und Lorkin wandte sich um, um zurückzuwinken. Auf eine weitere Geste hin eilte ein Diener mit einer einzigen kleinen Truhe herbei.

Ah, gut. Der junge Mann reist mit leichtem Gepäck, dachte Dannyl.

Frühherbstlicher Regen klatschte gegen einen unsichtbaren Schild über ihren Köpfen. Als Mutter und Sohn die Kutsche erreichten, hörte Dannyl, wie das Trommeln des Regens auf dem Dach abbrach, und er vermutete, dass derjenige Magier, der den Schild aufrechterhielt, ihn auf das Gefährt ausgedehnt hatte. Er öffnete die Tür und stieg hinunter, um sie zu begrüßen.

»Botschafter Dannyl«, sagte Sonea mit einem höflichen Lächeln. »Ich hoffe, Eure Truhen sind wasserdicht. Dieser Regen sieht nicht so aus, als würde er demnächst nachlassen.«

Dannyl blickte zu den beiden Kisten, die auf der Rückseite der Kutsche befestigt waren; der Diener und ihr Fahrer banden soeben Lorkins Truhe obenauf. »Sie sind neu und unerprobt, aber der Kistenmacher hatte gute Empfehlungen.« Er drehte sich wieder um, um sie anzusehen. »Ich habe keine Originale dort drin. Nur Kopien. Eingewickelt in Ölhaut.«

Sie nickte. »Sehr klug.« Dann wandte sie sich an Lorkin, der ein wenig blass aussah. »Wenn du irgendetwas brauchst, weißt du, was zu tun ist.«

Er schenkte ihr zur Antwort ein schnelles Lächeln. »Ich bin davon überzeugt, dass ich alles werde kaufen können, was ich vergessen habe. Die Sachakaner mögen einige barbarische Sitten haben, aber es hört sich so an, als mangele es ihnen weder an Luxus noch an praktischen Dingen.«

Einen langen, verlegenen Moment sahen sie einander schweigend an.

»Nun, dann ab mit dir.« Sie deutete auf die Kutsche, als scheuche sie ein Kind, was den Eindruck von einem jungen Mann, der sich unabhängig in die Welt hinauswagte, gründlich verdarb. Dannyl vermutete, dass sie ihren Sohn lieber in die Arme geschlossen hätte, wusste aber, dass es ihm vor seinen Freunden peinlich gewesen wäre. Dannyl tauschte einen wissenden Blick mit Rothen. Sie beobachteten, wie Lorkin in die Kutsche stieg, einen Lederbeutel an die Brust gedrückt.

»Ich werde Euch auf Euer Versprechen festnageln, Dannyl«, sagte Sonea leise.

Der Drang zum Lächeln verschwand. Er wandte sich um, bereit, ihr noch einmal Mut zuzusprechen, aber in ihren Augen stand ein Funke der Erheiterung. Er drückte den Rücken durch. »Und ich beabsichtige, mein Versprechen zu halten«, erwiderte er. »Obwohl – wenn er nach seiner Mutter schlägt, kann man mich nicht zur Gänze dafür verantwortlich machen, falls er es sich in den Kopf setzen sollte, uns allen zu trotzen.«

Von Rothen hörte er ein leises Schnauben der Erheiterung. Sonea zog die Augenbrauen hoch, und er erwartete, dass sie Protest erheben würde, aber stattdessen zuckte sie nur die Achseln. »Nun, beklagt Euch nicht bei mir, wenn er Schwierigkeiten macht. Ihr hättet ihn nicht als Euren Gehilfen auszuwählen brauchen.«

Dannyl heuchelte Besorgnis. »Ist er wirklich so schlimm? Ich kann meine Meinung immer noch ändern und ihn zu Hause lassen, nicht wahr?«

Sonea musterte ihn eingehend. »Führt mich nicht in Versuchung, Dannyl.« Dann holte sie tief Luft und seufzte. »Nein, so schlimm ist er nicht. Und ich wünsche Euch Glück, Dannyl. Ich hoffe, Ihr findet, wonach Ihr sucht.«

»Noch einmal Lebewohl, alter Freund«, sagte Rothen. Wie damals, als er Dannyl an ebendiesem Ort zu dessen Reise nach Elyne und zu seinem ersten Posten als Botschafter verabschiedet hatte.

Wo ich Tayend kennengelernt habe…

»Gehab dich wohl, noch älterer Freund«, entgegnete Dannyl. Rothen lachte, und die Runzeln auf seinem Gesicht vertieften sich. Er sieht heutzutage so alt aus, dachte Dannyl. Aber andererseits tue ich das wohl auch. Ein Stich des Bedauerns durchzuckte ihn, weil er seinen alten Mentor und Freund während der letzten Jahre nicht öfter besucht hatte. Ich werde es wiedergutmachen müssen, wenn ich zurück bin.

»Dann fort mit dir.« Rothen machte die gleiche Handbewegung wie zuvor Sonea, als scheuche er ihn weg. Dannyl lachte leise und gehorchte und stieg in die Kutsche, um neben Lorkin Platz zu nehmen. Er wandte sich dem jungen Mann zu.

»Bereit?«

Lorkin sah ein wenig krank aus, aber er nickte, ohne zu zögern.

»Kutscher! Es kann losgehen!«, rief Dannyl.

Eine Stimme erscholl, und der Wagen setzte sich ruckend in Bewegung. Dannyl blickte aus dem Fenster und sah, dass Sonea und Rothen die Kutsche beobachteten. Beide runzelten die Stirn, doch als sie ihn bemerkten, lächelten sie und winkten, ebenso wie die jungen Männer, die sich unter dem Eingang der Universität zusammengefunden hatten. Er winkte zurück, dann fuhr die Kutsche durch die Tore, und sie waren nicht länger zu sehen.

Sie wird sich die ganze Zeit, während er fort ist, Sorgen machen. So ist das Leben für Eltern. Er unterdrückte einen Seufzer. Warum diese Melancholie? Die Aussicht auf das bevorstehende Abenteuer sollte mich mit Erregung erfüllen. Als er zu Lorkin hinüberschaute, sah er, dass der junge Mann aus dem anderen Fenster blickte. Ich bin also nicht der Einzige. Ich schätze, jede Reise macht es notwendig, irgendeinen Ort zu verlassen, und das bringt häufig ein wenig Kummer mit sich. Nun, zumindest hatte Lorkin jemanden, der ihn verabschiedet hat.

Er runzelte die Stirn, als er an die vergangenen Tage zurückdachte. Seit ihrem Streit hatte Tayend kein Wort mehr mit ihm gesprochen. Nicht einmal als Dannyl ihm eröffnet hatte, dass er am nächsten Tag aufbrechen werde. Nicht ein einziges Wort zum Abschied. Er war auch nicht zugegen gewesen, als Dannyl seine Truhen auf die Kutsche geladen hatte und davongefahren war.

Warum muss er sich so verhalten? Es ist ja nicht so, als wollte er nach wie vor Anteil an den Forschungen nehmen. Tayend hatte im Laufe der Jahre immer weniger Interesse an der Arbeit gezeigt. Er fand den Klatsch und Tratsch des Hofes aufregender.

Dannyl hatte dem schweigenden Gelehrten erklärt, dass er, wenn er Sachaka für sicher genug halte, eine Nachricht schicken würde, und wenn Tayend dann immer noch darauf brenne, sich ihm anzuschließen, könne er den elynischen König um seine Zustimmung bitten. Aber der Gelehrte hatte Dannyl nur angefunkelt und den Tisch verlassen, ohne seine Mahlzeit beendet zu haben.

Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen. Es ist unvernünftig. Meine Forschungen werden keine Fortschritte machen, wenn ich nicht nach Sachaka gehe. Nun, ich hoffe, sie werden Fortschritte machen. Es wäre auch möglich, dass ich dort nichts finde.

Aber das würde er niemals wissen, wenn er es nicht versuchte.

Die Kutsche fuhr durch die Innere Stadtmauer hinaus ins Nordviertel. Lorkin starrte immer noch aus dem Fenster. Er wirkte in sich gekehrt und nachdenklich, was die Ähnlichkeit mit seinem Vater betonte.

Akkarin hat immer über irgendetwas nachgegrübelt. Nun, es stellte sich heraus, dass er allen Grund dazu hatte. Wer hätte gedacht, dass der Mann, dem so viele Magier mit Ehrfurcht begegneten, einst ein Sklave gewesen war? Gewiss hatte niemand Verdacht geschöpft, dass ihr Hoher Lord schwarze Magie beherrschte und sich in die Stadt hinausgewagt hatte, um sachakanische Spione zu töten.

Waren auch jetzt sachakanische Spione in der Stadt? Er lächelte. Natürlich waren welche da. Nur nicht die Art, die Akkarin gejagt hatte – ehemalige Sklaven, die von ihren Ichani-Herren nach Kyralia geschickt worden waren. Nein, die heutigen Spione würden von der altmodischen Art sein, ausgesandt oder in Dienst genommen von den Herrschern anderer Länder, um ein Auge auf ihre Nachbarn zu halten. Und sie würden sich nicht mit den ärmeren Bezirken abgeben, sondern stattdessen nach nützlichen Positionen mit Zugang zu Hof und Handel Ausschau halten.