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Aber es bedeutete, dass Rothen und Regin sich die Missbilligung der Gilde zuziehen würden, wenn offenbar wurde, dass sie diese Information nicht weitergeleitet hatten.

Hoffen wir, dass Regin recht hat und sie diesen Umstand übersehen werden, wenn sie sich um eine eingefangene wilde Magierin kümmern müssen.

»Ich sollte jetzt besser gehen«, sagte Regin und nickte Sonea zu. »Ich werde bereit sein, Euch meine Unterstützung zu gewähren, wenn Ihr sie braucht.« Er nickte Rothen zu, der die Geste erwiderte, dann ging er zur Tür und verließ den Raum.

Sobald er fort war, setzte Sonea sich hin und stieß einen Seufzer aus. Ich weiß, dass die Jagd in den richtigen Händen ist, dachte sie ironisch. Ich habe bereits genug Sorgen, mit Lorkin in Sachaka und den Hospitälern voller Feuelbenutzer.

»Du siehst müde aus«, bemerkte Rothen, während er zu dem Beistelltisch ging, um Sumi und Raka für sie beide zuzubereiten.

»Ich hatte die Nachtschicht.«

»Du bist in letzter Zeit sehr lange in den Hospitälern.«

Sie zuckte die Achseln. »Auf diese Weise habe ich etwas zu tun.« Dann stieß sie ein kurzes Lachen aus. »Und jetzt habe ich noch mehr zu tun, indem ich Informationen über die wilde Magierin an Euch und Regin weiterleiten muss.«

»Die Hospitäler werden sich um sich selbst kümmern«, entgegnete er. Dann ging er zu den Stühlen hinüber und reichte ihr eine Tasse dampfenden Raka. »Und wir werden uns um dich kümmern.«

Sonea zog eine Augenbraue hoch. »Ihr und Regin?«

Er nickte. »Ich habe es dir gesagt: Er ist zu einem vernünftigen jungen Mann herangereift.«

»Junger Mann?«, spottete Sonea. »Nur im Vergleich mit Euch selbst, alter Freund. Er ist lediglich ein oder zwei Jahre jünger als ich und hat zwei erwachsene Töchter.«

»Trotzdem«, erwiderte Rothen mit einem Lachen. »Er hat sich sehr gut entwickelt, seit du ihn als Novizen in der Arena verprügelt hast.«

Sie wandte den Blick ab. »So musste es wohl kommen, oder? Viel schlimmer hätte er nicht werden können.« Sie sah ihn forschend an. »Denkt Ihr, wir können ihm trauen?«

Er blickte ihr mit ernster Miene in die Augen. »Ich glaube es. Ihm waren Dinge wie die Gilde und die Rechtschaffenheit seines Hauses und seiner Familie stets teuer. Das war die Quelle seiner Arroganz als junger Mann und ist jetzt als Erwachsener sein Antrieb. Es bekümmert ihn, dass sich in diesen Bereichen so viel Gesetzlosigkeit breitgemacht hat. Dies ist eine weitere Möglichkeit, wie er helfen kann, die Dinge in Ordnung zu bringen. Und er ist vernünftig genug, um zu begreifen, dass wir das Problem am besten gemeinsam in Angriff nehmen sollten und im Geheimen. Die Gilde mag die Suche nach der wilden Magierin vielleicht nicht vermasseln, aber dafür gibt es keine Garantie. Wir können das Risiko nicht eingehen.«

»Ihr habt wahrscheinlich recht.« Sonea verzog das Gesicht. »Und Ihr solltet auch in Bezug auf Regin besser recht haben, denn wenn er mir das Leben unangenehm machen will, hat er jetzt gewiss die Möglichkeit dazu.«

Das Badehaus Zum Schwarzen Zuber war nicht so sauber, wie Cery es gern gehabt hätte. Es stank nach Moder und dem billigen Parfüm, das diesen Geruch überlagern sollte, und die Gewänder, die man ihm und Gol gegeben hatte, wiesen einige interessante Flecken auf. Aber das Badehaus war die einzige Einrichtung in Sichtweite des Pfandleihers, in der sie sich plausiblerweise über einen längeren Zeitraum hinweg aufhalten konnten, daher mussten sie es wohl oder übel einmal in Augenschein nehmen.

Man hatte sie in einen Umkleideraum geführt und dort allein gelassen. Er lag im Erdgeschoss, und billige, schmucklose Fensterschirme verbargen die Kunden vor Blicken von der Straße. Nachdem sie sich umgezogen hatten, war Gol aus dem Raum geschlüpft, um die Nebenräume zu erkunden, und Cery hatte einen Stuhl vor eins der Fenster gestellt. Jetzt zog Cery den Fensterschirm auf und lächelte zufrieden, als er feststellte, dass der Laden des Pfandleihers tatsächlich in Sichtweite war.

Die Tür wurde wieder geöffnet, aber es war nur Gol, der zurückkam.

»Was denkst du?«

»In den Räumen um uns herum ist niemand, aber für das obere Stockwerk kann ich mich nicht verbürgen. Wir können reden, sollten es aber leise tun.« Dann verzog er das Gesicht. »Es ist ziemlich heruntergekommen.«

»Und die Bedienung ist langsam«, pflichtete Cery ihm bei. »Wahrscheinlich haben sie zu wenig Personal.« Er deutete auf das Fenster. »Aber die Aussicht ist gut.«

Gol trat näher und spähte hinaus. »Das ist sie allerdings.«

»Wir sollten uns abwechseln. Der eine beobachtet den Laden, während der andere sich wäscht.«

Der große Mann schnitt eine Grimasse. »Ich hoffe nur, dass das Wasser nicht so übel ist wie der Geruch hier.« Er holte sich einen weiteren Stuhl und nahm Platz. »Hat deine Freundin etwas darüber gesagt, wie sie vorgehen will?«

Cery schüttelte den Kopf. Soneas Nachricht war kryptisch gewesen; sie hatte ihm lediglich mitgeteilt, dass sie sich um die Angelegenheit, auf die er sie aufmerksam gemacht hatte, kümmern werde. Außerdem hatte sie ihm für die Information gedankt und ihn gebeten, weitere Neuigkeiten ans Hospital zu schicken. Sie hat sich offensichtlich für den Fall so kryptisch ausgedrückt, dass der Brief abgefangen werden sollte. Wenn sie sich um die wilde Magierin kümmert, dann ist es unwahrscheinlich, dass sie der Gilde etwas erzählt hat. Sie würden ihr die Aufgabe, die Frau zu suchen, nicht anvertrauen.

Es klopfte. Cery schob den Fensterschirm wieder vors Fenster.

»Herein«, rief er.

Dieselbe dünne junge Frau, die sie in den Umkleideraum geleitet hatte, öffnete die Tür und trat ein. Sie sah ihnen nicht in die Augen.

»Das Bad ist fast fertig. Möchtet Ihr es warm oder heiß haben?«

»Heiß«, antwortete Cery.

»Welchen Duft wünscht Ihr? Wir haben –«

»Nein«, unterbrach Gol sie entschlossen.

»Hast du ein wenig Salz?«, fragte Cery. Er hatte gehört, dass ein Salzbad gut für angeschlagene Muskeln sei, und er hatte noch immer Schmerzen von dem Übungsmesserkampf, den er am Morgen ausgefochten hatte. Außerdem war Salz auch gut zur Reinigung von schlechtem Wasser.

»Ja.« Sie nannte einen Preis, bei dem Gol die Augenbrauen hochzog.

»Wir nehmen es«, erklärte Cery.

Das Mädchen nickte höflich und verließ den Raum. Cery wandte sich dem Fenster zu, öffnete abermals den Schirm und schaute hinaus. Auf der Straße waren inzwischen mehr Menschen unterwegs.

»Sollen wir Makkin den Aufkäufer dazu überreden, uns zu helfen?«, fragte Gol. »Er hat ohnehin schon Angst vor ihr, daher wird es sie nicht argwöhnisch machen, wenn er ein wenig nervös ist.«

»Er ist der Typ Mann, der sich demjenigen fügt, vor dem er am meisten Angst hat«, erwiderte Cery. »Wenn er weiß, dass sie über Magie gebietet, wird er vor ihr mehr Angst haben als vor uns.«

»Sie hat ihn aus dem Raum geschickt, bevor sie den Tresor geöffnet hat. Das legt für mich die Vermutung nahe, dass er nichts von ihrer Magie weiß.«

»Ja, aber –«

Gol zischte. Cery schaute den Mann an und sah, dass er aus dem Fenster starrte.

»Was?«

»Ist sie das? Vor Makkins Laden.«

Cery wirbelte zum Fenster herum. Eine gebeugte Frau war vor dem Laden stehen geblieben. Ihr Haar war durchzogen von grauen Strähnen. Einen Moment lang war Cery davon überzeugt, dass Gol sich irrte – so sehr, dass er ihn gerade deswegen aufziehen wollte –, doch dann drehte die Frau den Kopf, um die Straße zu betrachten. Ein Schauder des Wiedererkennens durchlief ihn.

Er sah Gol an. Gol starrte ihn an. Dann blickten sie beide auf die Tücher hinunter, die sie trugen.

»Ich werde hingehen«, sagte Gol. »Du schaust zu.« Er sprang zu dem Stapel Kleider, die er abgelegt hatte, und begann sich hastig anzuziehen. Cery wandte sich wieder dem Fenster zu und beobachtete, wie sie den Laden betrat.