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Sein Herz hämmerte. Er spürte, wie sämtliche Muskeln in seinem Körper sich langsam anspannten, und zählte jeden Atemzug.

»Ist sie noch drin?«

»Ja«, antwortete Cery. »Was immer du tust, lass sie nicht merken, dass du ihr folgst. Selbst wenn du jemanden bezahlen musst, um –«

»Ich weiß, ich weiß«, sagte Gol ungeduldig. Cery hörte, wie er die Tür öffnete. Zur gleichen Zeit sah er, dass die Ladentür geöffnet wurde und die Frau herauskam.

»Sie geht«, sagte er.

Gol antwortete nicht. Als Cery sich umdrehte, war der große Mann bereits verschwunden, und die Tür stand offen. Er blickte wieder auf die Straße hinab und konnte die Frau gerade noch sehen, bevor sie verschwand. Einen Moment später erschien Gol. Cery stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sein Freund und Leibwächter zuversichtlichen Schrittes in die gleiche Richtung ging.

Gib auf dich acht, alter Freund, dachte Cery.

»Ahm… tut mir leid, dass Ihr warten musstet.«

Er wandte sich dem Badehausmädchen zu, das in der Tür stand. Sie sah zuerst ihn an und dann den Fensterschirm, bevor sie zu Boden blickte. Cery schloss den Schirm und stand auf.

»Das Bad ist bereit?«

»Ja.«

»Gut. Mein Freund musste gehen. Bring mich zu der Badewanne.«

Bei der Nachrichten, dass sie einen Kunden verloren hatte, sanken ihre Schultern ein wenig herab, dann bedeutete sie ihm, ihr zu folgen, und führte ihn aus dem Raum.

18

Der Verräter

Während der Sklave wimmerte, sein Kopf eingezwängt zwischen den großen Händen von Ashaki Tikako, konnte Dannyl nicht verhindern, dass er zusammenzuckte. Obwohl es Dannyl selbst noch nie passiert war, dass ein Schwarzmagier seine Gedanken gelesen hatte, war es, wenn man nach der Reaktion der Sklaven dieses Mannes urteilen konnte, anscheinend keine angenehme Erfahrung.

Tikako gab einen verärgerten Laut von sich und stieß den Sklaven weg. Der Mann fiel auf eine Schulter, dann huschte er auf allen vieren davon, während sein Herr ihn anschrie, dass er verschwinden solle. Die Sklaven, die in der Nähe knieten und darauf warteten, befragt zu werden, duckten sich, als der Ashaki seine Aufmerksamkeit auf sie richtete.

Es waren nicht mehr viele Sklaven übrig. Dannyl hatte bisher mehr als achtzig gezählt. Keiner von ihnen hatte nützliche Informationen über Lorkin und Tyvara gehabt. Sie konnten nicht einmal bestätigen, ob Tyvara jemals mit irgendjemandem auf dem Gut gesprochen hatte.

Der Ashaki deutete mit dem Finger auf eine junge Frau, die widerstrebend auf den Knien herbeigerutscht kam, die von dem langen Verharren auf dem rauen Steinpflaster gerötet waren. Tikako packte ihren Kopf, bevor sie sich auch nur vor ihm niedergelassen hatte. Sie zog die Brauen zusammen, und Dannyl hielt den Atem an und hoffte, dass sie das Geheimnis um Lorkins Verschwinden würde lösen können, selbst wenn das bedeutete, dass sie wahrscheinlich getötet werden würde, weil sie die Information nicht preisgegeben hatte, als ihr Herr das erste Mal danach verlangte.

Nach einen langen Augenblick starrte Tikako sie an, dann warf er sie mit einem wortlosen Brüllen des Zorns von sich. Sie riss die Augen auf, als er sie durch den Raum schleuderte. Sie krachte gegen einen der großen Tonkrüge, die im Raum verteilt waren, und hübsche, blühende Pflanzen quollen aus dem Krug. Nachdem sie sich in eine sitzende Position erhoben hatte, blinzelte sie langsam und mit glasigen Augen.

Dannyl verkniff sich einen weiteren Fluch. Die Brutalität dieser Leute. Sie halten sich gern für so würdevoll, mit all ihren Ritualen und ihrer Hierarchie, aber darunter sind sie noch immer genauso grausam, wie die Historiker sie stets beschrieben haben. Nach dem heutigen Tag wusste Dannyl, dass er so leicht nicht vergessen würde, warum man die Sachakaner so sehr fürchtete, obwohl seine Gastgeber absolut respektvoll und wohlerzogen waren. Es war nicht die Macht, die sie besaßen, die sie grausam machte, sondern ihre Bereitschaft, sie gegen Menschen einzusetzen, die schwächer waren als sie selbst.

Die junge Frau hatte sich nicht erhoben, und es war auch keiner der anderen Sklaven herbeigekommen, um ihr zu helfen. Als Ashaki Tikako einen weiteren Sklaven zu sich rief, verließ Dannyl verstohlen Ashaki Achati und trat auf sie zu. Sie blinzelte ihn überrascht an, dann senkte sie hastig den Blick, als er neben ihr in die Hocke ging.

»Lass mich das sehen«, sagte er. Sie senkte passiv den Kopf, während er den hinteren Teil ihres Schädels untersuchte. Die Kopfhaut blutete und begann anzuschwellen. Er legte eine Hand auf die Wunde, konzentrierte sich und sandte heilende Magie hinein. Ihre Augen weiteten sich, und ihr Blick wurde wieder klar.

»Besser?«, fragte er, als er fertig war.

Sie nickte, dann beugte sie sich zu ihm vor. »Diejenigen, die Ihr sucht, sind fort«, sagte sie mit leiser Stimme. »Er ist jetzt wie ein Sklave gekleidet, und seine Haut ist gefärbt worden, damit er aussieht wie wir. Sie fahren mit einem Karren zu dem Landgut des Herrn im Westen.«

»Meinst du …?«, begann Dannyl. Aber sie schüttelte langsam den Kopf, als versuche sie, ihn frei zu bekommen, und wich vor ihm zurück.

»Verschwendet nicht Eure Kraft, Botschafter.« Als Dannyl aufblickte, sah er, dass Ashaki Tikako ihn angrinste. »Es wird nicht viel kosten, sie zu ersetzen.«

Dannyl erhob sich. »Euch ein wenig Geld zu sparen ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem Ihr so viel Zeit und Mühe darauf verwendet habt, Eure Sklaven zu befragen.«

»Ohne großen Erfolg, wie ich zugeben muss.« Tikako seufzte und betrachtete die letzten fünf Sklaven. Er winkte sie müde heran; sein Ärger hatte sich inzwischen in Resignation verwandelt.

Während der Ashaki begann, ihre Gedanken zu lesen, kehrte Dannyl zu Achati zurück. Der Mann sah ihn fragend an. Dannyl schüttelte schwach den Kopf. Er konnte Achati in Tikakos Hörweite nicht erzählen, was er erfahren hatte. Wenn Tikako mitbekam, dass es der Sklavin gelungen war, etwas vor seiner Durchleuchtung ihres Geistes verborgen zu halten, würde er sich gedemütigt fühlen. Die Sklavin würde abermals befragt und wahrscheinlich getötet werden. Das wäre gewiss keine nette Art, der jungen Frau für ihre Information zu danken.

Obwohl es möglich ist, dass es eine List war. Dannyl runzelte die Stirn. Warum hat sie es ihrem Herrn dann nicht erzählt, als er das erste Mal um Informationen gebeten hat? Sie wollte nicht, dass er erfuhr, was sie mir berichtet hat. Warum hat sie ihrem Herrn das Wissen nicht anvertraut? Arbeitet er mit der Frau zusammen, die Lorkin entführt hat?

Welches auch immer der Grund sein mochte, die sachakanische Methode des Gedankenlesens war nicht so gründlich, wie sie dachten. Ashaki Tikako schickte den letzten Sklaven weg und wandte sich Dannyl und Achati zu. Er entschuldigte sich dafür, dass es ihm nicht gelungen war, Lorkin zu finden. Dennoch klang seine Stimme nicht so, als müsse er sich verteidigen. Er fühlte sich bestätigt. Keiner seiner Sklaven hatte Flüchtlinge versteckt. Keiner hatte gelogen mit seiner Behauptung, nichts zu wissen.

Oder vielleicht wussten sie es durchaus, und er hat nur vorgegeben, nichts herausgefunden zu haben, um seinen Stolz und seine Ehre zu schützen – oder zu verbergen, dass er an der Entführung beteiligt gewesen war.

Achati schien jedoch zufrieden zu sein. Er dankte Tikako und erklärte, dass seine Unterstützung belohnt werden würde. Schon bald kehrten er und Dannyl zu ihrer Kutsche zurück, verabschiedeten sich von ihrem Gastgeber und stiegen ein. Die beiden Sklaven Achatis, zwei junge Männer, wirkten erleichtert, dass sie aufbrechen konnten.

Als der Wagen durch die Tore von Tikakos Herrenhaus gerollt war, wandte Achati sich Dannyl zu, die Stirn gerunzelt vor Sorge.

»Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, wohin wir als Nächstes fahren sollen. Ich –«