Dannyl nahm auf dem anderen Stuhl Platz, dann befahl er dem Sklavenmeister einzutreten. Der Mann berichtete, dass die beiden Sklaven mit einem leeren Karren eingetroffen seien. Der Mann sei offensichtlich neu gewesen, aber ein wenig dünn für einen Liefersklaven, und die Frau habe ihn begleitet, um ihm den Weg zu zeigen. Während sie den Wagen beladen hatten, hatte eine der Küchensklavinnen ihn darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei den beiden um die Leute handeln könnte, nach denen sie Ausschau halten sollten. Von ihr war auch der Vorschlag gekommen, ihr Essen mit einer Droge zu versetzen, da sie schlafend weniger gefährlich sein würden.
Bei der Erwähnung von Drogen im Essen musste Dannyl sein Entsetzen verbergen. Glücklicherweise waren Lorkin und Tyvara nicht in die Falle getappt. Sie waren geflohen.
Als Nächstes befragte er die Frau, die Verdacht geschöpft hatte, dass die beiden nicht die waren, die zu sein sie behauptet hatten. Als sie den Raum betrat, bemerkte er, dass ihr Blick scharf war, obwohl sie ihn nur kurz anschaute, bevor sie den Kopf senkte und sich zu Boden warf. Er befahl ihr aufzustehen, doch sie hielt den Blick weiter gesenkt.
Ihre Ausführungen passten zu denen des Sklavenmeisters, und sie stimmten auch mit dem überein, was dieser ihnen über die Nachricht erzählt hatte, die sie vor zwei gefährlichen Magiern gewarnt hatte, die sich als Sklaven ausgaben.
»Was hat dich auf den Gedanken gebracht, sie könnten die Leute sein, vor denen man euch gewarnt hatte?«, fragte Dannyl.
»Sie entsprachen der Beschreibung. Ein hochgewachsener Mann mit heller Haut und eine kleinere Sachakanerin.«
Helle Haut? Dannyl runzelte die Stirn. Der Sklavenmeister hat Lorkins Haut nicht erwähnt, und gewiss wäre sie ungewöhnlich genug gewesen, um aufzufallen. Moment… hatte die Frau, die ich bei Tikako zu Hause geheilt habe, nicht gesagt, Lorkins Haut sei gefärbt worden?
Hatte die Farbe sich abgenutzt, oder gab diese Frau ihm die Informationen, von denen sie dachte, er erwarte sie?
»Hochgewachsen, klein, männlich, weiblich – gewiss würde keine dieser Eigenschaften sie von anderen Sklaven unterscheiden. Was hat dich darauf gebracht, dass sie anders waren?«
Der zu Boden gerichtete Blick der Frau flackerte. »Die Art, wie sie sich bewegt und gesprochen haben. Als seien sie es nicht gewohnt, Befehle zu befolgen.«
Also nicht die helle Haut. Dannyl hielt inne, dann schrieb er ihre Antwort auf, während er über seine nächste Frage nachdachte. Vielleicht war es Zeit, direkter zu sein.
»Ein Sklave, mit dem ich vor einigen Tagen gesprochen habe, dachte, die Frau sei eine Verräterin und dass sie vorhätte, den Mann zu töten, den sie entführt hat. Hältst du es für wahrscheinlich, dass sie ihn töten wird?«
Die Frau hielt sich sehr reglos, als sie antwortete: »Nein.«
»Weißt du von den Verräterinnen?«
»Ja. Das tut jeder Sklave.«
»Warum hältst du es für unwahrscheinlich, dass die Verräterinnen den Mann töten wollen?«
»Einfach deshalb: Wenn sie ihn tot sehen wollten, hätten sie ihn getötet und ihn nicht entführt.«
»Was haben sie deiner Meinung nach dann mit ihm vor?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin nur eine Sklavin. Ich weiß es nicht.«
»Was denken denn die anderen Sklaven, was die Verräterinnen mit ihm vorhaben?«
Sie zögerte kurz und hob leicht den Kopf, bevor sie ihn wieder senkte, als widerstehe sie dem Drang, ihn anzusehen.
»Ich habe jemanden etwas sagen hören«, antwortete sie langsam. »Dass die Frau eine Mörderin sein soll. Dass die Verräterinnen wollen, dass Ihr sie findet.«
Ein Schauder überlief Dannyl. Tyvara hatte eine Sklavin getötet. Was war, wenn diese Sklavin die Verräterin gewesen war und nicht Tyvara?
»Wer hat das gesagt?«, fragte er.
»Ich… ich erinnere mich nicht.«
»Gibt es irgendwelche Sklaven, die so etwas eher sagen würden als andere?«
Sie hielt inne, dann schüttelte sie den Kopf. »Alle Sklaven tratschen.«
Nach einigen weiteren Fragen wusste er, dass er von ihr nicht mehr erfahren würde. Sie hatte alles gesagt, was sie sagen wollte, und wenn sie Informationen zurückhielt, würde sie sie nicht freiwillig preisgeben. Er schickte sie weg.
Ich möchte wetten, dass sie mehr weiß. Und dann ist da die Beschreibung von Lorkins heller Haut. Sie wollte, dass ich mir sicher bin, dass Lorkin hier war. Was Sinn ergibt, wenn dieses Gerücht, nach dem die Verräterinnen wollen, dass ich Tyvara und Lorkin finde, wahr ist.
Aber es konnte auch eine List sein. Trotzdem, die Sklavin, der er in Tikakos Haus geholfen hatte, hatte die Wahrheit gesagt. Tyvara und Lorkin waren tatsächlich auf seinem Landgut gewesen.
Was war, wenn die Verräterinnen von ihm wollten, dass er die beiden fand? Dann werden sie dafür sorgen, dass wir das auch tun. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass Tyvara sich kampflos von uns einfangen lassen wird. Und wir müssen auf jede erdenkliche Reaktion von Lorkin gefasst sein. Es ist möglich, dass sie ihn dazu überredet hat, sie zu begleiten – vielleicht hat sie ihn sogar verführt –, und er könnte sich gegen eine Rettung wehren.
Er wollte glauben, dass Lorkin dazu zu vernünftig war, aber er hatte in der Gilde die Gerüchte gehört, nach denen der junge Mann eine Schwäche für hübsche, kluge Frauen hatte. Als Sohn von Schwarzmagierin Sonea und dem verstorbenen Hohen Lord Akkarin hatte der junge Mann auch nicht zwangsläufig die Weisheit seiner Eltern geerbt. Diese Eigenschaften kamen nur mit der Erfahrung. Indem man Fehler machte und Entscheidungen traf und aus den Konsequenzen lernte.
Ich hoffe nur, dass dies kein Fehler ist und dass die Konsequenzen von der Art sind, aus der er lernen kann, nicht solche, die dazu führen werden, dass ich den Rest meines Lebens in Sachaka verbringen werde, aus Furcht vor dem, was Sonea mit mir machen könnte, sollte ich jemals in die Gilde zurückkehren.
Lorkin hätte gedacht, dass zwei Sklaven, die mitten in der Nacht über eine ländliche Straße gingen, Verdacht erregen würden, aber die wenigen Sklaven, an denen sie vorbeigekommen waren, hatten sie kaum angesehen. Einmal hatte eine Kutsche sie überholt, und Tyvara hatte ihm zugezischt, dass darin wahrscheinlich ein Magier saß oder ein Ashaki-Lord, aber sie hatte ihm lediglich befohlen, die Straße freizumachen und den Blick gesenkt zu halten.
»Sollte irgendjemand fragen: Man hat uns ausgeschickt, damit wir auf dem Gut von Ashaki Catika arbeiten«, hatte sie ihm zu Beginn der Nacht erklärt. »Wir sind beide Haussklaven. Wir reisen nachts, weil er will, dass wir bis morgen Abend dort sind, und das bedeutet, dass wir Tag und Nacht gehen müssen.«
»Ashaki Catika ist für diese Art Grausamkeit bekannt?«
»Dafür sind alle sachakanischen Magier bekannt.«
»Gewiss gibt es ein oder zwei gute Magier.«
»Es gibt einige, die ihre Sklaven besser behandeln als andere, aber die Versklavung einer anderen Person ist eine Grausamkeit an sich, daher würde ich keinen von ihnen als gut bezeichnen. Wären sie gut, würden sie ihre Sklaven freilassen und jene bezahlen, die bereit sind, zu bleiben und für sie zu arbeiten.« Sie hatte ihn angesehen. »Wie die Kyralier es tun.«
»Nicht alle Kyralier sind freundlich zu ihren Dienern«, hatte Lorkin erwidert.
»Zumindest können diese Diener fortgehen und sich einen neuen Arbeitgeber suchen.«
»Das können sie, aber es ist nicht so einfach, wie es klingt. Die Positionen von Dienern sind sehr gefragt, und ein Diener, der seine Stellung kündigt, wird vielleicht Schwierigkeiten haben, anderswo Arbeit zu finden. Die meisten Häuser neigen dazu, Dienstboten von derselben Familie einzustellen, statt es mit Dienern zu versuchen, die sie nicht kennen. Natürlich kann ein Diener sich an einer anderen Arbeit versuchen, wie zum Beispiel dem Handel, aber in diesem Fall müsste er mit Familien konkurrieren, die dem Gewerbe seit Generationen nachgehen.«