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Der Mann drehte sich um und ging auf den Laden nebenan zu. Cery schloss die Tür, verriegelte sie und lief dann die Treppe hinauf, wobei er zwei Stufen gleichzeitig nahm. Als er das obere Stockwerk erreicht hatte, hielt er inne, um wieder zu Atem zu kommen. Das Herz hämmerte ihm in der Brust.

»Was ist los?«, fragte Gol.

»Nichts. Nicht mehr… so jung… wie ich mal war«, keuchte Cery. Dann kehrte er zu seinem Stuhl zurück. »Ich sollte häufiger rausgehen. Irgendeine Spur von unserer wilden Magierin?«

»Nein.«

»Hat irgendjemand dem nachbarschaftlichen Wortwechsel große Aufmerksamkeit geschenkt?« »Nein, eigentlich nicht.«

»Gut. Einer von uns muss morgen auf den Freitagsmarkt gehen. Zu den Gewürzverkäufern.« »Ach ja?«

»Unsere wilde Magierin scheint sie regelmäßig zu besuchen.«

»Das ist Skellins Territorium.«

Cery fluchte. Gol hatte recht. Während es einigen Dieben nichts ausmachte, wenn andere ohne Genehmigung in ihrem Territorium herumschnüffelten – solange das Schnüffeln nicht ihren Unternehmungen galt –, sahen andere das nicht so. Cery hätte wetten mögen, dass Skellin zu letzterer Sorte zählte.

»Ich bezweifle, dass er dir die Erlaubnis verwehren würde«, meinte Gol.

»Ja, aber um seine Erlaubnis zu bekommen, müsste ich erklären, was ich tue. Und dann würde er wissen, dass ich ihn nicht um seine Hilfe bei der Suche nach jemandem gebeten habe, den ich für den Jäger der Diebe hielt, obwohl ich ihm genau das zugesagt hatte.«

»Sag ihm einfach die Wahrheit: Du bist dir nicht sicher, ob es der Jäger ist, und du wolltest ihn nicht behelligen, bevor du Beweise hattest.«

»Wenn er denkt, es bestünde die Chance, dass ich recht habe, wird er uns bei der Suche nach ihr helfen wollen«, bemerkte Cery.

»Wir könnten Hilfe gebrauchen«, erwiderte Gol.

Cery seufzte. »Könnten wir. Aber was wird Sonea von uns halten, wenn wir einen anderen Dieb hinzuziehen?«

Gol sah ihn ernst an. »Es wird sie nicht kümmern, solange nur die wilde Magierin gefangen wird.«

»Was wird Skellin davon halten, mit der Gilde zusammenarbeiten zu müssen?«

»Er wird keine andere Wahl haben.« Gol lächelte. Und nach dem, was du über sein Interesse an Magiern gesagt hast, wird er die Chance vielleicht mit Begeisterung aufnehmen.«

Cery musterte seinen Freund nachdenklich. »Du willst, dass ich Skellin um Hilfe bitte, nicht wahr?«

Gol zuckte die Achseln. »Wenn diese Frau der Jäger ist, will ich, dass sie schnell gefangen wird. Je eher sie verschwindet, umso sicherer wirst du sein.«

»Und du.«

Der große Mann breitete die Arme aus. »Ist es falsch, das zu wollen?«

»Hmph.« Cery blickte hinaus und sah die ersten Lampenanzünder auftauchen. Es wurde bereits dunkel. »Ganz und gar nicht. Sobald Skellin begreift, dass es sich bei dem Jäger um eine Magierin handeln könnte, wird ihm klar sein, dass er keine andere Wahl hat, als mit der Gilde zusammenzuarbeiten. Er wird selbst nicht in der Lage sein, sie zu fangen oder zu töten.«

»Also wirst du zu ihm gehen?«

Cery seufzte. »Ich schätze, es muss sein.«

Da Achati Ashaki Tikako nichts von seiner Absicht erzählt hatte, sein Landgut zu besuchen – damit hätte er auf die demütigende Tatsache hingewiesen, dass der Mann die Gedanken seiner Sklaven nicht ordentlich gelesen hatte –, wollte er ihm nicht länger zur Last fallen, indem er die Nacht dort verbrachte. Stattdessen reisten er und Dannyl weiter die Straße entlang zu einem anderen Gut, das einem älteren Ashaki gehörte, und erbaten im Namen des Königs eine Mahlzeit und Betten.

Der alte Mann und seine Frau waren offensichtlich nicht an Gesellschaft gewöhnt und spielten nur widerstrebend Gastgeber und Gastgeberin. Aber die Tradition machte es unmöglich, dem Abgesandten des Königs etwas zu verwehren. Die beiden taten Achati leid, und er aß wenig und hastig, und die beiden Alten waren froh, als er sagte, dass er und Dannyl müde seien und sich früh für die Nacht zurückziehen wollten.

Als sie in den Gästezimmern untergebracht waren, gingen sie nicht sofort zu Bett, sondern saßen noch beisammen und sprachen über das, was sie erfahren hatten.

»Wenn die Verräterinnen wollen, dass wir sie finden, werden wir sie finden«, sagte Achati.

»Ihr glaubt, dass sie so viel Macht und Einfluss haben?«

Der Sachakaner verzog das Gesicht und nickte. »Bedauerlicherweise ja. Sie sind uns jahrhundertelang ausgewichen. Viele frühere Könige haben versucht, sie auszulöschen oder ihren Stützpunkt zu finden, aber sie sind in dem, was sie tun, nur besser geworden. König Amakira hat mir erklärt, dass es möglicherweise besser wäre, wenn wir sie in Ruhe lassen, da sie vielleicht schwächer werden, wenn sie nichts haben, wogegen sie kämpfen können.«

Dannyl lachte leise. »Er könnte recht haben, aber ich bezweifle es.«

»Warum?«

»Ohne Konflikte, die Einzelne von ihnen töten und ihre Zeit kosten, werden sie Familien großziehen. Sie werden vielleicht schwächer werden, was ihre kämpferischen Fähigkeiten betrifft, aber dafür wird ihre Zahl größer werden.«

Achati runzelte nachdenklich die Stirn. »Irgendwann wird es zu viele Mäuler zu füttern geben. Sie werden Hunger leiden.« Er lächelte. »Also hat der König vielleicht doch recht.«

»Nur wenn die Verräterinnen im Verborgenen bleiben.«

»Ihr denkt, sie werden gezwungen sein hervorzukommen? Um Essen zu erbetteln?«

»Oder sie werden sich dafür entscheiden, sich auf andere Weise zu offenbaren. Wie stark ist Eure Armee?«

Achati schnaubte verächtlich. »Höchstwahrscheinlich hundert Mal größer und stärker als ihre. Wir wissen, dass ihr Stützpunkt sich im Gebirge befindet, wo das Land hart und unfruchtbar ist. Sie können keine Bevölkerung ernähren, die es mit dem Rest des Landes aufnehmen kann, daher bezweifle ich, dass ihre Armee genauso groß ist wie unsere oder sogar noch größer.«

Dannyl nickte zustimmend. »Was der Grund ist, warum sie schlaue, heimlichtuerische Methoden benutzen. Ich frage mich… Denkt Ihr, sie könnten einen Umsturz bewirken, einfach indem sie die richtigen Personen ermorden oder manipulieren?«

Achatis Miene wurde ernst. »Es ist möglich, aber wenn sie es in der Vergangenheit hätten tun können, wäre es gewiss bereits geschehen.«

»Vielleicht hat sich noch keine Gelegenheit geboten. Es könnte eines neuen und außerordentlichen Faktors bedürfen.«

Achati zog die Augenbrauen hoch. »Wie der Chance, den Sohn einer mächtigen Gildemagierin zu entführen?«

»Denkt Ihr, das wäre außerordentlich genug?«

»Nein.« Er schüttelte den Kopf und lächelte. »Es wäre zu riskant, Kyralia und Sachaka dahingehend zu manipulieren, dass sie gegeneinander Krieg führen. Was ist, wenn Kyralia siegt? Was, wenn wir uns ihren Manipulationen widersetzten, uns zusammentäten und die Verräterinnen gemeinsam angriffen? Die Gilde könnte besser darin sein als wir, Jagd auf sie zu machen.« Er hielt inne. »Wobei mir etwas einfällt. Hat die Gilde bereits auf die Neuigkeit von Lorkins Entführung reagiert?«

»Nein.« Dannyl wandte den Blick. Ich werde dies nicht länger aufschieben können. Achati wird sich langsam fragen, warum wir so lange brauchen. »Nun… ich sollte schauen, welche Fortschritte sie machen.«

»Dann werde ich Euch jetzt allein lassen.« Achati erhob sich. »Es ist spät, und ich sollte ein wenig schlafen. Erzählt mir morgen, was sie gesagt haben.«

»Das werde ich.«

Als die Tür zum Raum des Sachakaners sich schloss, griff Dannyl in seine Robe und zog Administrator Osens Blutring hervor. Er betrachtete ihn lange, ging im Geiste alle Möglichkeiten durch, wie er die schlechten Nachrichten formulieren könnte, und entschied sich für das, wovon er hoffte, es sei das Beste. Dann streifte er den Ring über.

Als Sonea die Tür ihrer Gemächer öffnete, fand sie zu ihrer Überraschung Administrator Osen draußen vor, der gerade eine Hand gehoben hatte, um anzuklopfen. Der verblüffte Ausdruck auf seinem Gesicht verblasste, und er straffte sich.