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Er ging nach rechts. Nachdem er eine Weile umhergestreift war, fand er eine Stelle, an der vor langer Zeit ein riesiger Baum umgestürzt war. Alles, was von dem Baum noch übrig war, war ein riesiger Stumpf. Wurzeln ragten wie schützende Arme aus dem Stumpf hervor, und um die aufgewühlte Erde herum waren dichte, niedrige Büsche gewachsen. In der Annahme, dass dort, wo einst die Wurzeln gewesen waren, eine Senke sein würde, zwängte er sich durchs Gebüsch. Ein Loch, halb so tief, wie er groß war, war zurückgeblieben.

Dichte Vegetation und eine Senke, dachte er befriedigt. Es ist perfekt.

Als er sich umdrehte, um nach Tyvara Ausschau zu halten, sah er, dass sie etwa zwanzig Schritte von ihm entfernt war. Er pfiff, und als sie aufblickte, winkte er sie heran. Sie kam auf ihn zu und zwängte sich durch die Büsche. Dann blieb sie am Rand des Lochs stehen und untersuchte es interessiert. Schließlich schnupperte sie.

»Riecht feucht. Du zuerst.«

Lorkin zog Magie in sich hinein, schuf eine Barriere in der Form einer Scheibe am Rand des Lochs und trat darauf. Dann ließ er sich in das Loch hinab. Die Erde unter der Barriere wurde flach gedrückt, als er unten ankam. Nachdem er die Barriere entfernt hatte, sank er noch weiter ein. Schlammiges Wasser stieg auf und floss ihm in die Schuhe. Mit einem Fuß berührte er festen Boden, aber der andere sank weiter hinab, und Lorkin riss die Arme hoch und versuchte, zur Seite zu treten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Aber der Schlamm hielt ihn fest. Er kippte hintenüber und landete mit einem lauten Spritzen in dem klebrigen, stinkenden Morast.

Der Wald hallte wider von Tyvaras Gelächter.

Lorkin blickte zu ihr auf und lächelte kläglich. Sie hat ein wunderbares Lachen, dachte er. Als würde sie nicht oft lachen, aber wenn sie es tut, dann genießt sie es. Er wartete, bis sie aufgehört hatte, dann klopfte er auf den Schlamm an seiner Seite.

»Komm herunter. Es ist feucht, aber viel weicher als diese Löcher im Boden«, erklärte er.

Sie kicherte noch ein wenig, schüttelte den Kopf und öffnete dann den Mund, um zu sprechen. Aber irgendetwas erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie blickte auf, dann fluchte sie leise.

»Du da!«, erklang eine Stimme. »Komm her.«

Sie sah Lorkin nicht an, sondern zischte mit zusammengebissenen Zähnen: »Ashaki. Er hat mich gesehen. Bleib in deinem Versteck. Bleib hier.«

Dann ging sie davon und verschwand durch die Büsche. Lorkin hockte sich hin und stellte fest, dass der Boden des Lochs unter dem Schlamm flach war, wenn auch immer noch glitschig. Er lauschte aufmerksam und hörte irgendwo hinter sich das Klirren eines Pferdegeschirrs. Hinter dem am Boden liegenden Baum.

Nachdem er sich zu der Masse von Wurzeln bewegt hatte, richtete er sich auf und spähte zwischen ihnen hindurch. Ein Sachakaner stand neben einem Pferd und starrte etwas an, das auf dem Boden war. Seine Kleidung war nicht die kunstvolle Gewandung der Ashaki, die er bisher kennengelernt hatte, aber sie war gut geschneidert und besser fürs Reiten geeignet.

Dann sah Lorkin das Messer am Gürtel des Mannes. Sein Mund wurde trocken.

»Steh auf«, befahl der Ashaki.

Tyvara erhob sich vom Boden. Lorkin kämpfte gegen den Drang, ihr zur Seite zu eilen. Sie ist eine Magierin. Eine Schwarzmagierin. Sie kann auf sich selbst aufpassen. Und es wird ihr wahrscheinlich umso leichter fallen, wenn sie nicht noch gleichzeitig mich beschützen muss.

»Was tust du hier?«, fragte der Mann scharf.

Ihre Antwort war unterwürfig und leise.

»Wo ist deine Wasserflasche? Deine Vorräte?«

»Ich habe sie irgendwo abgelegt. Jetzt finde ich sie nicht wieder.«

Der Mann musterte sie nachdenklich. »Komm her«, sagte er schließlich.

Mit hängenden Schultern ging sie auf den Mann zu. Lorkins Herz erstarrte, als der Mann ihr die Hände an die Seiten des Kopfes legte. Ich sollte das verhindern. Er wird erfahren, wer wir sind. Aber warum sollte sie ihm gestatten, ihre Gedanken zu lesen? Gewiss hätte sie, sobald sie begriff, was er beabsichtigte, doch gegen ihn gekämpft?

Einen Moment später ließ der Mann sie los.

»Es scheint, als seist du genauso dumm, wie du sagst. Folge mir. Ich werde dich zur Straße zurückbegleiten.«

Als der Mann sich umdrehte, um auf sein Pferd zu steigen, schaute Tyvara zu Lorkin hinüber und lächelte. Der Triumph in ihren Zügen zerstreute seine frühere Besorgnis. Er beobachtete, wie sie dem Mann unterwürfig in den Wald folgte. Als die beiden nicht mehr zu sehen waren, drehte Lorkin sich um und setzte sich auf eine der dickeren unteren Wurzeln des Baums.

Bleib in deinem Versteck. Bleib hier, hat sie gesagt. Ich schätze, sie meint, dass sie zurückkommen wird, sobald der Magier sie zur Straße geführt hat und wieder seiner Wege gegangen ist. Er betrachtete die Position des Sonnenlichts, das durch die Bäume fiel, und kam zu dem Schluss, dass er, wenn sie nicht innerhalb einer Zeitspanne von ungefähr einer Stunde zurückkehrte, sich auf die Suche nach ihr machen würde.

Es war eine lange Stunde. Die Zeit schleppte sich dahin. Die Sonnenstrahlen krochen mit qualvoller Langsamkeit über das Unterholz. Während der Schlamm trocknete, kratzte er sich und wischte ihn sich von der Haut und den Kleidern. Er versuchte, sich nicht vorzustellen, was ihr zustoßen könnte, sollte der Magier entdecken, wer und was sie war, doch es gelang ihm nicht. Er versuchte, sich keine Sorgen darüber zu machen, dass der Magier von seinem Versteck erfuhr und zurückkam und …

»Gut zu sehen, dass du Befehle befolgen kannst«, erklang eine Stimme hinter ihm.

Er fuhr herum und sah sie oben auf dem Stumpf stehen und zu ihm herablächeln. Mit hämmerndem Herzen beobachtete er, wie sie in die Luft trat und herunterschwebte.

»Wie hast du das gemacht?«, fragte er.

Sie runzelte die Stirn und betrachtete die schimmernde Scheibe aus Magie, die unter ihren Füßen gerade noch sichtbar war. »Genauso, wie du es gemacht hast.«

»Ich spreche nicht vom Schweben. Ich möchte wissen, wie du ihn daran gehindert hast, deine Gedanken zu lesen.«

»Ah, das.« Sie verdrehte die Augen. »Erinnerst du dich nicht, dass ich dir erzählt habe, dass wir eine Möglichkeit kennen, Magier das sehen zu lassen, was wir sie sehen lassen wollen?«

Er dachte an ihr erstes Versteck zurück und an die andere Sklavin. »Ah. Ja. Ich verstehe. Irgendeine Art von Blutstein, richtig?«

Sie lächelte. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«

Blutstein. Lorkins Herz schlug schneller. Ich hätte Mutters Ring benutzen können, während sie fort war, aber ich habe ihn vollkommen vergessen! Er hatte sich zu große Sorgen um Tyvara gemacht.

»Was ist los?«, fragte sie.

Er schüttelte den Kopf. »Was ist, wenn er mich entdeckt hätte? Wenn er meine Gedanken gelesen hätte?«

»Ich hätte ihn daran gehindert.« Sie zuckte die Achseln. »Obwohl es grundsätzlich das Beste ist, eine Konfrontation zu vermeiden, lässt sich das nicht immer bewerkstelligen.«

»Du würdest gegen ihn kämpfen? Würde das nicht Aufmerksamkeit auf uns lenken?«

»Vielleicht.« Sie deutete auf ihre Umgebung. »Aber wir sind gut versteckt. Ich würde versuchen, ihn schnell zu erledigen.«

»Du würdest ihn töten?«

»Natürlich. Wenn ich es nicht täte, würde er uns verfolgen.«

»Und wenn sein Leichnam entdeckt würde, würde jemand anders uns verfolgen. Wäre es nicht alles in allem besser, wenn ich meine Gedanken verbergen könnte?«

Sie kicherte. »Selbst wenn ich bereit wäre, den Verräterinnen noch einen Grund zu liefern, auf mich wütend zu sein, selbst wenn ich dächte, wir könnten das Sanktuarium nicht erreichen, ohne dass ich dir dieses Geheimnis offenbare, könnte ich es nicht tun. Ich habe einfach nicht die Materialien oder die Zeit dazu.«