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Achati musterte Dannyl nachdenklich, dann nickte er. Der Sklave kehrte zurück und reichte ihm den Krug. »Dann werden wir aufbrechen. Reicht Euch morgen früh?« Er füllte seinen Kelch nach, hielt jedoch inne, um Dannyls Antwort abzuwarten.

Dannyl betrachtete den Mann und bemerkte Anzeichen von Widerstreben. Ich sollte ihn nicht zu sehr bedrängen, dachte er. Er nickte. »Natürlich. Aber eine Abreise am frühen Morgen wäre das Beste.«

Der Achati seufzte, nickte und leerte dann seinen Kelch. »Ich werde einen Sklaven ausschicken, damit er Tanucha davon in Kenntnis setzt, dass wir Weiterreisen werden, und um einige Vorräte für die Reise zu erbitten. Im Gebirge gibt es weniger Güter, und sie sind in der Regel nicht allzu wohlhabend. Außerdem werden wir einige magische Unterstützung benötigen. Ich werde mich mit dem König in Verbindung setzen und ihn bitten, uns jemanden zu schicken.« Mit einem Ächzen erhob er sich. »Wartet nicht auf mich. Geht zu Bett. Dies könnte einige Zeit dauern.«

Magische Unterstützung. Mit dem König in Verbindung setzen. Ein Stich der Sorge durchzuckte Dannyl. Er hält diese Verräterinnen wirklich für gefährlich.

»Ashaki Achati?«, sagte Dannyl.

Der Mann drehte sich zu ihm um. »Ja?«

Dannyl lächelte. »Danke.«

Achatis Stirnrunzeln verschwand, und in seine Augen trat ein warmer Ausdruck der Gutmütigkeit. »Ich denke, ich könnte mich an das kyralische Benehmen gewöhnen.« Dann wandte er sich um und verschwand durch die Tür in sein Zimmer.

Lorkin öffnete die Augen. Orangefarbene Wolken zogen über den Himmel. Er runzelte die Stirn. Er hatte geträumt, aber er konnte sich nicht an den Traum erinnern. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Er hatte dieses unangenehme, beunruhigende Gefühl, gestört worden zu sein. Aus dem Schlaf gerissen worden zu sein, bevor er dazu bereit gewesen war.

Er spürte eine Berührung, und plötzlich hämmerte sein Herz.

Als er den Kopf hob, sah er, dass Tyvara im Sitzen eingeschlafen war. Gegen die Mauer der alten Ruine gelehnt, war sie zur Seite gerutscht und hatte instinktiv das rechte Bein angewinkelt, um nicht umzukippen. Ihr Knie war auf seinen Arm gesunken.

Ihre Haut war wunderbar warm – ein scharfer Kontrast zu dem kalten Boden unter ihm und der wachsenden Kühle der hereinbrechenden Nacht. Obwohl Sachaka tagsüber warm war, konnten die Abende überraschend kalt sein.

Was soll ich tun? Wenn ich mich bewege, wird sie aufwachen. Aber sie sollte Wache halten, und es ist ohnehin beinahe Zeit, wieder aufzubrechen. Doch sie brauchte den Schlaf. Sie hatte nachts länger Wache gehalten als er, obwohl er einwandte, dass er durchaus in der Lage war, die Last mit ihr zu teilen. Er brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass er die Erschöpfung auf magische Weise heilen konnte. Es wäre unsensibel gewesen, wenn man bedachte, was sein Vater den Verräterinnen versprochen und dann nicht gehalten hatte.

Die kalte Luft verriet ihm, dass sie auch den magischen Schild, der sie schützte, hatte fallen lassen, daher zog er einen eigenen Schild hoch und wärmte dann die Luft darin. Er hielt sich möglichst reglos, um sie nicht zu stören, und beobachtete sie im Schlaf. Die dunklen Ringe unter ihren Augen und die kleine Falte auf ihrer Stirn machten ihm Sorgen. Aber sie so eindringlich betrachten zu können, ohne sie zu beunruhigen oder in Verlegenheit zu stürzen… Er konnte die weibliche Wölbung ihres Kinns bewundern und den exotischen Schnitt ihrer Augen, die Wölbung ihrer Lippen…

Die plötzlich zuckten. Hastig wandte er den Blick ab.

Er spürte, wie sie schnell einen Schild hochriss, als sie aufwachte und feststellte, dass sie ihren alten Schild hatte sinken lassen, daher zog er seinen so weit zurück, dass er nur noch ihn selbst umgab. Während er lauschte, wie sie tief einatmete und dann gähnte, musterte er die Ruinen, in denen sie sich versteckten. Hoch oben auf einem felsigen Hügel gelegen, boten sie einen Blick auf die Stelle, an der die Straße, der sie gefolgt waren, auf eine weitere Straße stieß. Da die Sonne kurz nach ihrer Ankunft aufgegangen war, hatte er Einzelheiten des Gebirges erkennen können, das zuvor nur eine neblige, ungleichmäßige blaugraue Linie am Horizont gewesen war.

Jetzt, während die Nacht sich vertiefte, konnte er niedrige Hügel ausmachen. Hinter ihnen lag größtenteils ebenes Bauernland, hier und da unterbrochen von Obstplantagen oder kleinen Wäldern für das Wild und kreuz und quer durchzogen von niedrigen Mauern.

»Wie weit sind wir noch entfernt?«, hatte er gefragt.

»Wir werden noch drei oder vier Nächte durch die Vorhügel wandern und dann noch einige weitere, um in die Berge hinaufzuklettern.«

Obwohl Tyvara schon früher hier gewesen war, wusste sie nichts über die Ruine. Er sah sie an und stellte fest, dass sie wach war, wenn auch anscheinend noch ein wenig müde.

»Hast du etwas dagegen, wenn ich mich umsehe?«, fragte er.

Sie blickte zum Himmel empor, der jetzt von einem dunklen Scharlachrot war, aber die Nacht war noch nicht dunkel genug, um sich weit vorzuwagen. »Geh nur. Aber sorg dafür, dass man dich von der Straße aus nicht sehen kann.«

»Natürlich.«

Sie hatten in einem offenen Geviert von Mauern Zuflucht gesucht. Er steuerte eine der Lücken an, um sich das Gebäude von außen näher anzusehen.

Eine Frau trat in die Lücke.

Er blieb wie angewurzelt stehen. Die Frau war wie eine Sklavin gekleidet, aber ihr Benehmen war vollkommen falsch. Sie lächelte ihn an, doch das Lächeln war nicht freundlich. Instinktiv stärkte er seinen Schild. Sie machte einen Schritt auf ihn zu und kniff die Augen zusammen.

Sein Schild vibrierte heftig, als Magie dagegenschlug. Die Luft zwischen ihnen schimmerte. Er wich zurück. Der Blick der Frau war kalt und eindringlich. Er zweifelte nicht daran, dass sie ihn zu töten beabsichtigte. Sein Herz begann vor Furcht schneller zu schlagen. Er spürte den wachsenden Drang, die Flucht zu ergreifen. Was vernünftig wäre, dachte er. Sie muss eine Verräterin sein, was bedeutet, dass sie eine Schwarzmagierin ist, was bedeutet, dass sie erheblich stärker ist als ich. Aber bevor er diesen Gedanken auch nur zu Ende gedacht hatte, trat Tyvara an ihm vorbei. Der Blick der Frau wanderte zu ihr hinüber. Eine schwindelerregende Woge der Erleichterung schlug über ihm zusammen. Sie blieb einen Schritt vor ihm stehen, und er spürte, wie ihr Schild den seinen umschlang. Obwohl der magische Angriff abbrach, sorgte er dafür, dass sein Schild innerhalb dem von Tyvara stark blieb, für den Fall, dass ihrer ins Wanken geriet.

»Lass das, Rasha«, sagte Tyvara. »Nur wenn du es auch lässt«, erwiderte die Frau. »Schwörst du, dass du mich oder Lorkin nicht angreifen wirst?«

»Ich schwöre, dass ich dich nicht angreifen werde. Aber er…« Der Blick der Frau wanderte zu ihm herüber. »Er muss sterben.«

Lorkin schauderte. Doch er bemerkte auch, dass die Frau aufgehört hatte, Tyvara anzugreifen.

»Die Königin hat verboten, ihn zu töten.«

»Sie hat kein Recht, uns zu sagen, dass wir keine Rache üben dürfen«, zischte Rasha.

»Ishira war die Erste.«

Die Augen der Frau blitzten vor Wut auf. »Die Erste oder die Letzte, welche Rolle spielt das?«

»Sie war auch meine Spielkameradin. Denkst du, ich würde sie nicht vermissen? Denkst du, ich habe nicht getrauert?«

»Du weißt nicht, wie es ist, ein Kind zu verlieren!«, rief die Frau.

»Nein«, antwortete Tyvara mit einem scharfen Unterton. »Aber ich würde die Königin als ein Beispiel dafür ansehen, wie man mit dem Verlust lebt, nicht jene, die das Kind eines anderen wegen dessen Fehlern oder Verbrechen ermorden würden.«