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Sie errötete. »Als ich gefangen wurde, war ich auf einem solchen Raubzug.«

Samos lächelte.

»Ich dachte, ich jagte die Frauen«, fuhr er fort. »Doch es war umgekehrt. Sie haben mich gejagt – und gefangen.«

Das Mädchen lachte auf, und er senkte ärgerlich den Blick.

Als er den Kopf wieder hob, fragte er: »Wann werde ich auf die Galeeren geschickt?«

»Du bist kräftig und siehst gut aus«, bemerkte Samos. »Vielleicht zahlt eine reiche Frau einen guten Preis für dich.«

Der Mann stieß einen Wutschrei aus und versuchte aufzustehen.

Doch die Wächter griffen ihm in die Haare und zerrten ihn wieder auf die Knie.

»Kennst du dich in den nördlichen Wäldern aus?« fragte ich den Mann.

»Wer kennt sich dort schon aus?« fragte er zurück.

Ich sah ihn schweigend an.

»Ich kann in den Wäldern überleben. Und ich kenne ein Gebiet von vielen hundert Quadrat-Pasang im Süden und Westen des Waldgebiets.«

»Eine Bande Pantherfrauen hat dich gefangen?« setzte ich meine Befragung fort.

»Ja.«

»Wie hieß die Anführerin der Gruppe?«

»Verna.«

Samos sah mich an. Ich war zufrieden. »Du bist frei«, sagte ich zu dem Mann und wandte mich an die Wächter. »Nehmt ihm die Ketten ab.«

Die Wächter öffneten die Schlösser der Armreifen und die Doppelkette, die seine Fußknöchel sicherte.

Er starrte mich sprachlos an.

Das Sklavenmädchen hatte ebenfalls die Augen aufgerissen. Sie machte einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf.

Ich zog einen Beutel aus der Tasche und reichte Samos fünf Goldstücke.

Damit hatte ich den Mann gekauft. Nun stand er ohne Ketten vor uns. Er rieb sich die Handgelenke und sah mich verständnislos an.

»Ich bin Bosk«, sagte ich zu ihm, »aus dem Haus Bosk aus Port Kar. Du bist frei. Du kannst ab sofort kommen und gehen, wie du willst. Morgen früh werde ich von meinem Haus auf der anderen Seite der Stadt, am Deltaufer, aufbrechen. Mein Ziel sind die nördlichen Wälder. Wenn du Lust hast, kannst du nahe beim großen Kanaltor auf mich warten und mich begleiten. Ich könnte einen kräftigen jungen Mann wie dich gebrauchen, der sich darüber hinaus in den Wäldern auskennt. Einverstanden?«

»Ja, Kapitän«, sagte er.

»Samos«, fuhr ich fort, »darf ich die Gastfreundschaft deines Hauses für diesen Mann erbitten?«

Samos nickte.

»Er braucht Nahrung, Kleidung, Waffen seiner Wahl, ein Zimmer, etwas zu trinken.« Ich musterte den Mann und lächelte. Der Gestank der Sklavengehege umgab ihn. »Außerdem schlage ich ein warmes Bad vor.«

Ich wandte mich an den jungen Mann und fragte ihn: »Wie heißt du?« Nachdem er nun frei war, hatte er auch wieder einen Namen.

»Rim«, sagte er stolz.

Ich fragte ihn nicht nach seiner Herkunft, denn er war ein Geächteter. In den Kreisen der Gesetzlosen spricht niemand von seiner Heimatstadt.

Das Sklavenmädchen war nun ganz an die Wand zurückgewichen. Sie hatte Angst.

»Bleib stehen!« sagte ich, und sie erstarrte.

Sie war bemerkenswert hübsch.

»Was willst du für sie?« fragte ich Samos.

Er zuckte die Achseln. »Vier Goldstücke.«

»Ich kaufe sie«, erwiderte ich und zählte Samos vier Münzen in die Hand.

Sie sah mich entsetzt an.

Rim musterte das Mädchen, das mich flehend anstarrte. Doch ich blieb hart. Sie schüttelte entsetzt den Kopf.

Ich deutete auf Rim. »Du gehörst jetzt ihm«, sagte ich.

»Nein! Nein!« rief sie und warf sich mir zu Füßen. »Bitte, Herr, nicht das!«

Doch als sie aufblickte, sah sie in meinen Augen nur Härte, die Härte eines goreanischen Mannes, der eine Sklavin betrachtet.

Ihre Unterlippe zitterte, und sie senkte den Kopf.

»Wie heißt sie?« fragte ich Samos.

»Sie wird so heißen, wie ich sie nenne«, warf Rim ein.

Sie wimmerte gequält auf. Nach goreanischem Gesetz sind Sklaven kaum besser gestellt als Tiere und haben kein Recht auf einen Namen.

»Ich werde dich Cara nennen«, sagte Rim.

»In welchem Zimmer sollen wir den Mann unterbringen?« fragte einer der Wächter.

»Bringt ihn in eines der großen Gästezimmer, in denen wir bedeutende Sklavenhändler aus fernen Städten unterbringen.«

»Das torianische Zimmer?«

Samos nickte. Tor ist eine Wüstenstadt, bestens bekannt wegen ihres Prunks und ihres Reichtums.

Rim zerrte das Mädchen an den Haaren hoch. »Geh ins torianische Zimmer«, sagte er, »und bereite dort ein Bad für mich vor, außerdem ein Mahl und besorge Wein. Und dann stell dich darauf ein, daß du meine Sinne erfreust.«

»Ja, Herr.«

»Geh, Cara«, sagte er.

»Ja, Herr«, flüsterte sie, sprang auf und eilte weinend aus dem Saal.

»Kapitän«, sagte Rim und sah mich an. »Ich danke dir für das Mädchen.«

Ich nickte.

»Und jetzt, ehrenwerter Samos«, sagte Rim kühn, »würde ich gern die Dienste eines Mannes aus deinem Haus in Anspruch nehmen, eines Metallarbeiters. Er soll meinen Kragen entfernen.«

Samos nickte.

»Außerdem hätte ich gern den Schlüssel zu Caras Kragen, damit ich ihn abnehmen kann. Ich möchte ihr einen neuen anlegen.«

»Sehr wohl«, sagte Samos. »Wie soll die Inschrift lauten?«

»Der Text soll lauten: ›Ich bin die Sklavin Cara. Ich gehöre Rim, dem Geächteten.‹«

»So soll es geschehen«, sagte Samos lächelnd.

»Außerdem hätte ich gern ein Schwert mit Scheide, ein Messer und einen großen Bogen mit Pfeilen.«

»Hast du früher mal der Kriegerkaste angehört?« fragte ich.

Er lächelte mich an. »Mag sein.«

Ich warf ihm den Beutel mit Gold zu, aus dem ich zuvor ihn und das arrogante Sklavenmädchen bezahlt hatte.

Er fing die Börse auf und gab sie lächelnd an Samos weiter.

Dann wandte er sich ab. »Führt mich in eure Waffenkammer«, sagte er zu einem der Wächter. »Ich brauche Waffen.«

Ohne sich umzudrehen, verließ er den Saal, gefolgt von den Wächtern.

Samos wog den Beutel in der Hand. »Er zahlt gut für seine Unterbringung«, sagte er.

Ich zuckte die Achseln. »Großzügigkeit ist das Vorrecht des freien Mannes.«

Gold bedeutete Rim nichts. Vielleicht war er früher tatsächlich Krieger gewesen.

»Glaubst du, du wirst ihn je wiedersehen?«

»Ja«, erwiderte ich. »Ich glaube, schon.«

Wir standen nebeneinander in dem hohen Saal mit den schmalen Fenstern, er in den Roben des Sklavenhändlers, ich in der Tunika eines Kaufmanns, wenn ich darunter auch das Rot des Kriegers trug. Die Fackeln knisterten.

Samos und ich starrten auf das Spielfeld mit seinen hundert Feldern und den schweren geschnitzten Figuren.

»Ubar auf Ubar Neun«, sagte Samos und sah mich an.

Ich hatte gut geplant. »Ubar auf Ubar Zwei«, sagte ich.

Samos stand hinter dem Spielfeld, blickte auf und breitete die Hände aus. »Du hast gewonnen«, sagte er.

Ich sah ihn nur an.

»Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?« fragte er.

»Nein«, entgegnete ich, wandte mich mit wehender Robe um und schritt zum Portal.

2

»Dort!« sagte Rim und deutete nach Steuerbord. »Oben am Strand!«

Seine Sklavin Cara stand dicht hinter ihm.

Ich beschattete meine Augen. »Das Glas der Hausbauer«, sagte ich.

Thurnock aus der Kaste der Bauern stand hinter mir und reichte mir das Fernglas.

Ich öffnete es und suchte die Küste ab.

Hoch am Strand sah ich zwei Paar Stangen. Sie standen unten weit auseinander und waren oben zusammengebunden und bildeten eine Art »A« ohne Querstrich. Zwischen den Stämmen waren zwei Mädchen festgebunden, in die kurzen Felle der Waldpanther gekleidet. Es handelte sich um gefangene Panthermädchen. Sie hatten die Köpfe gesenkt, und das blonde Haar fiel ihnen übers Gesicht.

Wir hatten eine Austauschstelle entdeckt.

An solchen Orten bieten die Gesetzlosen den vorbeifahrenden Schiffen ihre Waren an.

Wir befanden uns fünfzig Pasang nördlich von Lydius, einer Hafenstadt an der Mündung des Laurius-Flusses. Dicht hinter dem Strand begannen die großen herrlichen Wälder des Nordens.