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Bekannt war mir jedoch, daß Sarus und seine Männer zu einer wohlgeplanten Mission aufgebrochen waren, die das Ziel hatte, Marlenus aus Ar und einen gewissen Bosk aus Port Kar in ihre Gewalt zu bringen.

Und das fand ich so interessant. Es erschien mir ungewöhnlich, daß bei ungewisser Thronfolge eine solche Expedition befohlen worden war.

Aber dann ahnte ich die Wahrheit.

»Ich wußte gar nicht«, sagte ich, »daß euer Chenbar aus Port Kar geflohen ist.«

Sarus sah mich wachsam an. »Männer aus Torvaldsland haben ihm geholfen. Niemand mißtraute ihnen. Sie haben viel Geld dafür bekommen. Mit ihren Äxten kämpften sie sich zu ihm durch, schlugen seine Fesselringe aus den Steinen und brachten ihn nach Tyros. Dabei wurden viele Männer getötet. Die Flucht gelang bei Nacht. Eine Stunde nach seiner Ankunft in Tyros setzte die Rhoda unter meinem Kommando Segel und nahm Kurs auf Lydius.«

»Und was war dein Auftrag?« wollte ich wissen.

»Das geht dich nichts an.«

»Wie ich sehe, hast du Sklaven errungen.«

»Ein paar.«

Chenbars Flucht mußte sich kurz nach meiner Abreise aus Port Kar ereignet haben.

»Welcher Torvaldsländer hat es gewagt, in Port Kar einzudringen und Chenbar aus Tyros zu befreien?«

»Ein Verrückter!« lachte Sarus. »Ivar Forkbeard, der berüchtigte ›Gabelbart‹.«

»Ein Verrückter?«

»Wer sonst?« lachte Sarus. »Es muß schon ein Verrückter sein, der einen solchen Versuch macht. Und es braucht einen Verrückten, um damit Erfolg zu haben!«

»Er hat viel Geld bekommen?«

»Das kann man wohl sagen«, sagte Sarus lächelnd. »Das Gewicht Chenbars in Saphiren aus Shendi.«

»Der Preis ist hoch für einen Mann, der verrückt sein soll.«

»Alle Männer aus Torvaldsland sind verrückt«, stellte Sarus fest. »Sie haben keinen Verstand. Ihre einzige Sorge ist, nicht im Kampf zu sterben.«

»Ich möchte hoffen, daß du weniger verrückt bist.«

»Das hoffe ich von dir auch«, sagte Sarus und wurde ernst. »Warum bist du ins Lager gekommen? Was willst du hier?«

»Tötet ihn!« kreischte Hura noch einmal.

Sarus kümmerte sich nicht um sie.

»Ich will verhandeln«, sagte ich.

»Das verstehe ich nicht.«

Ich sah mich um und merkte mir dabei die Standorte der Männer und der Panthermädchen.

»Ich wünsche«, sagte ich, »daß ihr mir alle überlaßt, die als Sklaven bei euch im Lager sind.«

»Wie ich sehe, war dieser Ivar Forkbeard aus Torvaldsland noch vergleichsweise vernünftig«, sagte Sarus lächelnd.

Ich zuckte die Achseln.

»Weißt du, was uns die Sklaven gekostet haben?« wollte Sarus wissen.

»Der Preis war sicher hoch.«

»Tötet ihn!« rief ein Panthermädchen.

»Wie viele Männer hast du da draußen?« fragte Sarus.

Ich schwieg.

»Du wärst bestimmt nicht zu uns gekommen, ohne eine große Streitmacht hinter dir zu haben.«

Ich gab keine Antwort.

»Zweifellos kommst du als Vertreter jener, die uns im Wald verfolgt haben.«

»Das ist durchaus klug gefolgert.«

»Ich bin kein unvernünftiger Mann«, sagte Sarus, »aber in gewissen Dingen bin ich zu Kompromissen bereit.«

»Oh?«

»Bist du ein Sklavenhändler?«

»Ich habe Sklaven in meiner Gewalt«, sagte ich ausweichend.

»Was willst du?«

»Was bietest du?«

»Wir haben hier zweiundzwanzig gefesselte Sklavinnen«, sagte Sarus. »Ich gebe sie ungern auf, doch wenn das dein Preis ist, gehen wir darauf ein.«

Ich zuckte die Achseln.

»Möchtest du sie dir ansehen?«

»Ich habe sie schon gesehen.«

»Natürlich«, sagte Sarus. »Im Wald.«

»Ja«, erwiderte ich. Ich wollte mich den Gefangenen nicht näher zeigen, damit sie durch ihre Reaktion nicht meine Identität verrieten. Sheera, Verna und Grenna zum Beispiel kannten mich gut.

Die Sklavinnen lagen gefesselt im Schatten. Sie bekamen nicht mit, was in der Mitte des Lagers geschah.

»Dein Angebot reicht mir nicht«, erwiderte ich streng.

»Wie viele Männer hast du?« fragte er wütend. »Seien wir doch vernünftig! Du kannst uns nicht besiegen, ohne Männer zu verlieren, viele Männer!«

»Richtig«, sagte ich. »Ihr habt ein befestigtes Lager.«

»Ja!« sagte Sarus. »Nimm die Sklavinnen und sei zufrieden.«

Ich starrte Sarus unerbittlich an. »Ich will aber mehr.«

»Töte ihn endlich, du Narr!« rief Hura.

Sarus sah sie an.

»Legt sie und die anderen Weiber in Sklavenfesseln!« befahl er.

Ich sah reglos zu, wie Hura und ihre Panthermädchen von den Tyrern ergriffen und in Ketten gelegt wurden. Hura wehrte sich verzweifelt, konnte aber gegen die Übermacht der Männer nichts tun.

»Töte ihn!« schluchzte sie. »Er ist dein Feind – nicht wir! Gib uns nicht auf! Wir sind eure Verbündeten!«

»Ihr seid lästige Weiber!« sagte Sarus. »Und wir haben genug von euch.«

Hura sah ihn entsetzt an.

»Du wirst dich auf dem Auktionsblock gut machen«, bemerkte Sarus und musterte sie von Kopf bis Fuß.

»Du Narr!« kreischte Hura.

»Er hat gar keine Männer!« rief Mira plötzlich. »Er hat gar keine Männer!«

»Woher weißt du das?« wollte Sarus wissen.

»Ich wurde von ihm gefangen und in den Wald verschleppt!« sagte Mira hastig. »Er und andere zwangen mich, unseren Mädchen Wein zu geben, in dem sich ein Schlafmittel befand!«

Hura ging wie ein Panther auf sie los. »Sleen!« fauchte sie.

»Er hat mich gezwungen! Ich konnte nichts machen!«

»Sleen!« kreischte Hura aufgebracht, doch Sarus bändigte sie mit einem überraschenden Schlag ins Gesicht. Hura sank mit glasigem Blick zu Boden.

»Er fing mich«, sagte Mira weinend, »und schaffte mich in den Wald. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu gehorchen.«

»Wie viele Panthermädchen hat er?«

»Hunderte!« sagte Mira.

Sarus versetzte ihr einen Stoß. »Wie viele hast du gesehen?«

»Keine – ich hatte eine Binde vor den Augen.« Sie wurde von Schluchzen geschüttelt.

Sarus lachte. »Sie trug eine Binde«, sagte er, »weil er gar keine Verbündeten hat – oder nur eine Handvoll.«

»Das scheint mir eine intelligente Schlußfolgerung zu sein«, bemerkte ich.

»Ich habe Frauen gehört – viele Frauen!« beharrte Mira.

»Oder nur zwei oder drei Frauen, die immer wieder an dir vorbeigegangen sind!«

Mira sah mich gequält an.

Sarus wandte sich an mich. »Du hast nur wenige oder überhaupt keine Verbündete!« sagte er triumphierend.

»Bitte, Sarus!« flehte Hura, die sich inzwischen wieder aufgerichtet hatte. »Bitte befreie uns!«

Sarus sah sie kühl an. »Ihr macht euch als Sklavinnen ganz gut.«

Die Mädchen starrten ihn wortlos an.

Sarus sagte lächelnd zu mir: »Ich glaube, du schuldest uns eine Erklärung. Weshalb bist du hier?«

»Zunächst möchte ich die Freilassung der Sklaven erreichen. Besonders interessieren mich zwei Männer, die Rim und Arn heißen. Auch möchte ich die Sklavin Sheera übernehmen.«

»Du bist bescheiden«, sagte Sarus. »Weißt du denn nicht, wen wir hier im Lager gefangenhalten?«

»Wen denn?«

»Marlenus aus Ar!«

»Ah«, erwiderte ich. »Den nehme ich dann auch – und alle anderen.«

Sarus und seine Männer lachten. Sarus war bereit, mir alle Panthermädchen auszuliefern, wenn er, seine Männer und die ihm wichtig erscheinenden Sklaven ungeschoren davonkamen.

Ich stand mit dem Rücken zum Tor und musterte noch einmal die Männer mit den Armbrüsten. Auch schätzte ich meine Entfernung zum Lagerfeuer ab. Beide Armbrüste waren gespannt.

»Jetzt erkenne ich ihn!« rief Hura plötzlich. »Ich wußte doch, daß ich ihn kenne – er ist Bosk aus Port Kar!«

Die Gefangenen, die gefesselt am Boden lagen, wurden unruhig. Das war ein Name, den sie kannten.