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»Holt eure Waffen!« rief Hura ihren Mädchen zu.

»Unsere Bogensehnen sind durchgeschnitten!« gab ein Panthermädchen zur Antwort. Auch andere schrien entrüstet auf. Von irgendwo hörte ich Vernas Lachen.

»Wir müssen fliehen!« rief eins der Panthermädchen.

»Unsere Speere sind verschwunden!« rief ein anderes Mädchen. »Auch unsere Messer!«

In der Mitte des Lagers kämpften Männer gegeneinander. Zwei Tyrer hauchten ihr Leben aus, von ihrem Kampfgefährten getroffen.

»Hört auf zu kämpfen!« brüllte Sarus immer wieder. »Im Namen Chenbars! Formt einen Kreis um mich!«

Niemand wußte, wo ich mich aufhielt.

»Bitte!« flehte Hura. »Wir haben keine Waffen. Nehmt uns in euren Kreis!«

»Schnell!« knurrte Sarus und ließ die Mädchen durch. Es brannten keine Fackeln mehr im Lager, und er konnte sich nicht orientieren.

»Bosk aus Port Kar!« rief er. »Bosk aus Port Kar!«

Natürlich antwortete ich ihm nicht.

Ich fragte mich, wo Sheera und Verna stecken mochten.

»Du hast dich vorzüglich geschlagen!« rief Sarus. »Aber jetzt haben wir uns formiert. Du kannst uns nicht mehr überraschen. Bald haben wir Fackeln, bald brennt das Feuer wieder.«

Doch ich antwortete ihm nicht.

»Wir fürchten dich nicht mehr!« rief er. »Aber damit es kein weiteres Blutvergießen gibt, wollen wir großzügig sein. Du kannst alle Frauen haben – alle.«

Huras Mädchen begannen wütend zu protestieren.

»Auch biete ich dir alle männlichen Sklaven, einschließlich deiner Leute an. Nur Marlenus, den Ubar aus Ar, den werde ich behalten. Ihn muß ich behalten. Akzeptierst du diese Bedingungen?«

Ich schwieg.

»Er ist fort!« rief ein Tyrer. »Er ist geflohen.«

»Bleibt in Formation!« brüllte Sarus und benannte zwei seiner Männer, die Holz holen sollten.

Gedeckt von ihren Leuten, machten sich die beiden Tyrer daran, im Innern des Lagers Holz zu sammeln – vorwiegend die Überreste des Feuers, das ich vorhin gelöscht hatte.

»Hier ist er!« rief plötzlich eine Stimme. Es war Rim. Mein Herz machte einen Sprung.

»Bleibt hier!« brüllte Sarus, doch schon waren zwei Männer auf Rims Stimme zugeeilt.

»Hier ist er nicht!« rief einer der beiden.

Doch das war ein Irrtum. Zweimal traf meine Klinge ihr Ziel.

»Er ist hier!« kreischte eine Mädchenstimme.

Die Tyrer hätten eigentlich wissen müssen, daß ja alle Sklavinnen gefesselt und geknebelt waren und daß sich Huras Panthermädchen in ihrem Kreis befanden.

Wieder rannten zwei Männer los. Wieder fanden sie mich nicht.

Dafür fand ich sie.

»Wir müssen fliehen!« rief einer der Tyrer. »Er wird uns alle töten.«

Er rannte auf das Tor zu, doch ich erwischte ihn rechtzeitig. Dann drehte ich mich vor dem Tor um.

»Fackeln!« befahl Sarus.

Nach einigen Sekunden brannten zwei Fackeln, und innerhalb des Kreises der Tyrer loderte ein Feuer auf.

Die Männer starrten mich an. Nur noch sieben waren übrig – und ihr Anführer Sarus. Sie waren abgekämpft. Da und dort stöhnten Verwundete in der Dunkelheit.

Meine Tunika war an der linken Seite blutbeschmiert. Auch der Schnitt am linken Arm schmerzte immer mehr.

»Ich bin hier, Sarus!« rief ich.

Sarus wandte sich an seine Gefolgsleute. »Sucht die Armbrüste!« befahl er. Ich lehnte mich an das Tor und schüttelte den Kopf.

Ich hatte einen der beiden Armbrustschützen getötet, wußte aber nicht, was aus seiner Waffe geworden war. Den zweiten Armbrustschützen hatte ich nicht gesehen, auch waren keine Pfeile aus dem Hinterhalt auf mich abgeschossen worden.

Ich wußte nicht, wo die beiden Armbrüste waren – das war ein Fehler.

Sarus lächelte. »Sucht die Armbrüste!« wiederholte er seinen Befehl.

»Hier sind sie!« sagte eine leise Frauenstimme neben mir. Es war Sheera. Auf der anderen Seite stand Verna, die ebenfalls eine Armbrust hielt.

»Du hast verloren, Sarus«, rief ich.

Doch Sarus lachte nur. »Ich habe nicht verloren!« rief er. »Seht hinter euch! Du hast verloren, Bosk aus Port Kar!«

Durch einen Spalt in der Palisadenmauer sah ich Laternen unten am Strand. Zwei Langboote voller Männer waren gelandet.

»Es sind die Männer von der Rhoda und der Tesephone!« sagte Sarus. »Du hast verloren, Bosk aus Port Kar!«

Ich wandte mich um und schob bedächtig das Schwert in die Scheide. Langsam zog ich den schweren Balken zurück und öffnete das Tor.

Ein großer Mann in der gelben Tunika eines Tyrers trat grinsend vor. Im Oberkiefer rechts fehlte ihm ein Zahn.

»Sei gegrüßt, Kapitän«, sagte Thurnock.

21

Sarus hatte als einziger seine Waffe nicht in den Sand geworfen. Schweratmend starrte er uns an, und ich ließ ihn nicht aus den Augen.

Tina eilte durch das Tor herein, dichtauf gefolgt von dem jungen Turus, dem Mann mit dem Amethystarmband, der sich ihrer angenommen hatte.

»Du warst großartig«, sagte ich zu ihr.

Während sich Hura und ihre Mädchen niedergeschlagen in eine Ecke drängten, von meinen Männern bewacht, traten Marlenus, Rim, Arn und die Männer aus Ar in ihren Fesseln vor. Strahlend musterten sie die Tyrer.

»Gut gemacht, Tarl Cabot!« sagte Marlenus grinsend. »Das war ein Meisterstück.«

»Ich bin Bosk aus Port Kar«, flüsterte ich. Mir war nicht gut. Ich hatte viel Blut verloren. Meine Tunika war mit Blut getränkt.

»Ich mußte es tun!« schluchzte Tina plötzlich. Ich sah ihr überrascht nach, wie sie sich von Turus löste und vor Sarus hinkniete, der noch immer mit erhobenem Schwert am Feuer stand. »Mir blieb nichts anderes übrig!« Sie sprang auf und umarmte ihn weinend. Ich begriff nicht, was das sollte.

Sarus stieß sie ärgerlich zur Seite.

»Gib mir deine Waffe!« sagte ich. Er sah mich schwanken. Innerhalb einer Ahn hatte er eine entsetzliche Niederlage hinnehmen müssen. Er hatte vor seinem Ubar versagt, vor Chenbar aus Tyros, der auch Meeressleen genannt wurde.

Mit einem lauten Schrei riß er das Schwert hoch und stürzte sich auf Marlenus, den Ubar aller Ubars.

Doch ehe er zuschlagen konnte, hatte sich Verna mit erhobener Armbrust vor ihn gestellt. Im nächsten Augenblick riß ich Sarus das Schwert aus der Hand.

Thurnock schob ihn zu den anderen gefangenen Tyrern.

»Gut gemacht, Sklavin!« sagte Marlenus aus Ar.

Doch Verna antwortete nicht, sondern wandte sich ihm zu. Die Armbrust war nun auf Marlenus’ Herz gerichtet.

Der Ubar starrte sie an. Er rührte sich nicht. »Ich gebe dir nicht die Freiheit«, sagte er. »Ich bin Marlenus aus Ar.«

Schweigend reichte Verna die Armbrust an einen neben ihr stehenden Mann weiter. Sie sah Marlenus an. »Ich kann dich nicht töten.«

Marlenus stand einen Augenblick lang reglos im Licht der Fackeln. Dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte. Seine Haare waren unberührt; sie offenbarten nicht das Schmachzeichen der Panthermädchen.

Bleibst du immer siegreich? fragte ich mich wieder einmal. Ich hatte ihn befreit, einen Mann, den ich beneidete, den ich in mancher Beziehung haßte. Für ihn hatte ich mein Leben riskiert.

Sarus und ich hatten versagt. Nur Marlenus war siegreich geblieben.

»Sarus«, sagte ich, »gib mir die Schlüssel zu den Ketten des Ubar und der anderen.«

Sarus griff in seinen Gürtelbeutel. »Er ist fort!« sagte er verblüfft.

»Ich habe ihn!« rief Tina. Gelächter brandete auf. Ich erinnerte mich daran, wie sie sich vorhin Sarus an den Hals geworfen hatte; sie mußte ihm dabei den Schlüssel abgenommen haben.

»So ähnlich hat sie auf dem Schiff gearbeitet«, sagte Thurnock grinsend. »Mühelos konnten wir uns befreien und die Mannschaften der beiden Schiffe in die Laderäume stecken!«

»Nimm mir die Fesseln ab!« sagte Marlenus zu mir.

Ich lachte und reichte Thurnock den Schlüssel. »Befreie den Ubar«, sagte ich.