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»Siebenundzwanzig!« bot ein Seemann.

»Ich biete einen Silbertarsk!« rief ich.

Es wurde still. Das war kein schlechter Preis für ein solches Mädchen.

Rim und Thurnock sahen mich erstaunt an.

Das Mädchen war geschickt, das wußte ich. Sie hatte zumindest flinke Hände. Vielleicht konnte mir eine solche Sklavin einmal nützen.

»Wird mehr geboten?« fragte der Auktionator.

Ich fragte mich, warum ich sie wirklich haben wollte. Aus Rache für den Diebstahl?

Sie war ein munteres, aufreizendes kleines Ding, und sie gefiel mir.

»An den Kapitän verkauft!« verkündete der Mann.

»Thurnock«, sagte ich, »gib ihm einen Silbertarsk.«

»Ja, Kapitän.«

Die Menge begann sich zu zerstreuen, doch ich gab den Männern von der Tesephone ein Zeichen zu bleiben.

Thurnock führte das frisch gebrandete, vor Schmerz hinkende Mädchen von der Plattform. Sie starrte mich aus glasigen Augen an.

Ich wandte mich an meine Seeleute. »Bringt sie aufs Schiff und kettet sie im unteren Laderaum an«, befahl ich.

Die Männer nickten und wollten sie fortführen. Doch das Mädchen stemmte sich dagegen und blickte mich über die Schulter an. »Du?« fragte sie. »Heute früh?«

»Ja«, sagte ich und freute mich, daß sie sich an mich erinnerte.

Sie senkte ergeben den Kopf, und das Haar fiel ihr übers Gesicht. Dann wurde sie in Ketten an Bord der Tesephone geführt. Ich hatte bestimmt keinen schlechten Kauf gemacht.

»Und jetzt«, sagte ich zu Rim und Thurnock, »kehren wir in die Taverne zurück und genießen unseren Paga!«

4

Thurnock hatte mir einige Münzen dagelassen, während er sich mit einer Tänzerin vergnügte. Auch Rim hatte sich mit seinem Pagamädchen in einen Alkoven zurückgezogen.

Ich blieb allein am Tisch zurück und sah mich um, betrachtete die anderen Gäste, die Sklavenmädchen und den Wirt, der hinter seinen Tresen zurückgekehrt war und Pagakelche polierte.

Ich lächelte. In der Ecke saßen der Spieler und der Mann aus Torvaldsland noch immer über ihrem Spielbrett. Sie waren als einzige nicht aufgestanden, um das Schauspiel draußen zu verfolgen. Vielleicht hatten sie gar nichts gemerkt.

Jemand servierte mir einen Kelch Paga, und ich trank langsam daraus und wartete darauf, daß Rim und Thurnock zurückkamen. Aber sie ließen sich Zeit.

Ich starrte in meinen Pagakelch und schwenkte die Flüssigkeit darin herum. In den nächsten Tagen wollten wir in aller Ruhe Vorräte an Bord nehmen und dann flußaufwärts nach Laura rudern. Ich war zufrieden. Alles verlief nach Plan.

In diesem Augenblick sah ich sie.

Sie kam durch die Küchentür, in das winzige gelbe Seidenstück gekleidet, das einer Pagasklavin gestattet ist. Sie kehrte zweifellos nach einer Ruhepause in das Lokal zurück, denn ich hatte sie bisher nicht gesehen. Sie trug einen Pagakrug.

Sie sah mich und riß die Augen auf, hob erschrocken die Hand an die Lippen, machte kehrt und floh in die Küche.

Ich lächelte und winkte den Wirt heran.

»Eben ist eine deiner Sklavinnen aus der Küche gekommen und wieder umgekehrt. Schick sie mir.«

»Jawohl, Herr«, sagte er.

Ich wartete.

Sekunden später kam das Mädchen mit ihrem Pagakrug und kniete vor mir nieder.

»Paga«, befahl ich.

Elizabeth Cardwell füllte meinen Kelch.

Wir sahen uns schweigend an.

Ich erinnerte mich gut an Elizabeth Cardwell. Es hatte eine Zeit gegeben, da wir viel füreinander empfanden. Wir hatten gemeinsam den Priesterkönigen gedient. Ich hatte sie dabei in große Gefahr gebracht und mir im Sardargebirge schließlich überlegt, was zu ihrem Besten war. Sie sollte zur Erde zurückgebracht werden. Sie sollte die Gefahren Gors hinter sich lassen dürfen, um auf der Erde geruhsam weiterleben zu können.

Doch sie hatte sich dagegen aufgelehnt – gegen meine Entscheidung, die ihr wirklich nur helfen sollte.

In der Nacht vor ihrer Abreise war sie aus dem Sardargebirge geflohen. Der Ubar des Himmels, mein riesiger Kriegstarn, gestattete ihr aus unerfindlichen Gründen, ihn zu satteln und sogar zu reiten. Sonst sind Tarns gefährliche Vögel, die schon manchen kräftigen Mann getötet haben, der sie nicht richtig zu behandeln verstand.

Sie hatte sich damit meinem Willen widersetzt.

Der Ubar des Himmels war vier Tage später zurückgekehrt, und ich hatte ihn wütend verscheucht – und ihn seither nicht wiedergesehen.

»Tarl«, flüsterte das Mädchen jetzt.

»Ich heiße Bosk«, sagte ich.

»Hast du mich gesucht?« fragte sie lächelnd.

»Wohin bist du geflohen?«

»Ich wollte in die nördlichen Wälder«, sagte sie, »denn nur dort, so hatte ich gehört, kann ein alleinstehendes Mädchen in Freiheit leben.«

»Und was geschah?«

»Ich erreichte den Wald und ließ den Tarn frei. Dann ernährte ich mich eine Zeitlang armselig von Beeren und Nüssen. Ich versuchte Fallen zu stellen, fing aber nichts. Und eines Morgens, als ich auf dem Bauch an einem Bach lag, um zu trinken, hob ich den Kopf und war von bewaffneten Panthermädchen umringt – es waren elf. Wie sehr ich mich freute! Sie sahen so stolz und kräftig aus!«

»Haben sie dich in ihre Bande aufgenommen?« fragte ich.

»Sie waren mit mir nicht zufrieden. Ich wurde an den Laurius gebracht, wo ich an ein Baumgestell gefesselt wurde. Ein Flußboot kam vorbei, und ich wurde für hundert Pfeilspitzen verkauft. Mein Herr wurde Sapedon, der Wirt dieser Taverne, der ab und zu den Fluß abfährt, um Mädchen wie mich zu finden.«

Ich sah sie an. »Du hast töricht gehandelt!« sagte ich.

Sie ballte die Fäuste. »Aber nun hast du mich gefunden. Was ist aus dir geworden?«

»Ich bin reich.«

»Und was ist mit den Priesterkönigen?«

»Ich diene den Priesterkönigen nicht mehr.«

»Oh.«

»Ich diene nur noch mir selbst und tue, was mir gefällt.«

Sie sah mich beunruhigt an. »Bist du wütend, daß ich aus dem Sardargebirge geflohen bin?«

»Nein«, sagte ich. »Das war eine mutige Tat.«

»Erinnerst du dich gern an mich?«

»Ich bin auf der Suche nach Talena«, sagte ich kühl. »Ich will in den Wäldern ihre Spur finden.«

Sie senkte den Kopf und sah mich von der Seite an. »Aber du bist jetzt reich und könntest mich kaufen, ja?«

»Tausendmal«, sagte ich wahrheitsgemäß.

Sie lächelte erleichtert. »Tarl …«, begann sie.

»Bosk«, berichtigte ich sie heftig. »Und warum sollte ich dich kaufen – du bist doch nur eine Tavernensklavin!«

Später betrachtete ich sie im Schatten des kleinen Alkoven. Ihre gelbe Seidentunika lag in einer Ecke.

»Wie fühlst du dich als Pagasklavin?« fragte ich.

Sie wandte den Kopf ab. Ich hatte ihre Dienste ausgiebig in Anspruch genommen. Sie war schweißbedeckt und erschöpft.

»Du bist wütend«, keuchte sie, »weil ich dir entflohen bin. Jetzt rächst du dich an mir.«

»O nein. Ich habe dich nur so behandelt, wie es einer Pagasklavin zukommt.« Und das stimmte, ich hatte sie auf brutalste Weise genommen.

»Was hast du vor?« fragte sie.

»Ich bin auf der Suche nach Talena«, wiederholte ich.

Tana lehnte sich zurück und stützte sich auf einen Ellbogen. »Du bist anders«, sagte sie plötzlich. »Du hast dich irgendwie verändert. Du bist so gewalttätig geworden.«

»Oh?«

»Ja, du bist jetzt mehr … mehr wie ein Goreaner.« Sie sah mich erschrocken an. »Ja, du bist ein Goreaner geworden.«

Ich zuckte die Achseln. »Das wäre nicht unmöglich.«

Sie wich zurück und preßte sich gegen die niedrige, geschwungene Wand der Nische.

Ich lächelte sie an, band meine Sandalen und gürtete mein Schwert.

Als ich fertig war, sagte sie: »Du hast gesagt, du wärst reich.«

»Ja.«

»Dann könntest du mich freikaufen.«