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Im Moment war Dean das herzlich egal. Er schlug den Kopf des McClane-Dämons noch einmal auf den Boden, hart und schnell, solange er noch die Kraft dazu hatte. Adrenalinkapseln explodierten wie eine Schnur Knallfrösche in seinem Motorcortex und gaben Energiereserven für die Muskeln in seinem funktionierenden Arm frei.

McClane stieß unter ihm ein gedämpftes Heulen aus und spuckte einen Mundvoll Kies und Schotter aus. In Deans Ohren klang das wie Musik. Er fühlte sich, als könnte er das hier noch die ganze Nacht machen, wenn es sein musste.

„Du wertloses Stück Dreck“, sagte McClane. „Schau dir an, was du mit meinem Gesicht gemacht hast!“

Der Dämon warf sich auf die Seite, schüttelte Dean ab und packte mit seinen Fingern dessen Hals. Dean sah zu McClane auf. Das Gesicht des Dämons war nur noch ein zerschmettertes, matschiges Trümmerfeld. McClanes Griff schnürte Deans Luftröhre ab und hinderte ihn am Atmen.

Die Dunkelheit begann sich wie eine riesige Lawine auf Dean Winchester herabzusenken.

Dann kamen Schreie.

Aber diesmal war es nicht Dean.

Der Schrei kam von McClane.

Der Griff um Deans Hals lockerte sich und erschlaffte. Der blutige Oval, das einmal der Mund des Dämons gewesen war, stand offen und schrie Zeter und Mordio. Sheriff Jackie Daniels stand hinter ihm, beugte sich über seine Schulter und machte irgendetwas an seinem Nacken. Aus seiner Perspektive konnte Dean nicht richtig erkennen, was sie da tat … und als er es erkennen konnte, ergab es zunächst überhaupt keinen Sinn.

Daniels drückte die Innenseite ihres Handgelenks gegen McClanes Hals. Sie schlug ihn nicht, und sie hielt ihn auch nicht fest. Sie berührte ihn eigentlich kaum. Aber es reichte, um McClane dazu zu bringen, bäuchlings zusammenzubrechen. Er drehte und wand sich, um zu entkommen, was ihm aber nicht gelang. Daniels kauerte sich neben ihn und presste ihr Handgelenk direkt gegen seine Haut.

Sie sah Dean nicht an, schien nicht einmal zu bemerken, dass er da war. Ihre gesamte Aufmerksamkeit konzentrierte sich restlos auf Tommy McClane.

„Du kannst so viel strampeln, wie du willst“, sagte sie. „Solange dich das Tattoo berührt, wirst du diesen Körper nicht verlassen. Also sag mir, was ich wissen will!“ Sie beugte sich weiter nach unten, bis sich ihr Gesicht direkt neben seinem Kopf befand. Und obwohl sie nicht laut sprach, konnte Dean jedes einzelne Wort, das sie in McClanes Ohr flüsterte, klar und deutlich hören.

„Wo ist die Schlinge?“

Neunundzwanzig

Als Sam wieder zu sich kam, schleifte ihn jemand an den Armen hinter sich her über das Schlachtfeld. Er hatte einen seiner Stiefel verloren, und sein Knöchel war dick angeschwollen. Ein migräneartiger, pochender Schmerz verzerrte seine Wahrnehmung und ließ seine Gedanken innerhalb des Kopfes Karussell fahren.

Sam stöhnte leise und versuchte, einen Blick hinter sich zu werfen. Die zwei Männer, die ihn zogen, waren Rollenspieler, ein Unionssoldat und ein Konföderierter. Der Rebell brüllte in sein Handy, und der Yankee trug einen Erste-Hilfe-Koffer.

Überall um Sam herum stand die Welt in Flammen. Männer in Bürgerkriegsuniformen rannten wie aufgescheuchte Hühner hin und her. Weitere Uniformierte – McClanes dämonische Brüder – schrien mit angelegten Waffen oben vom Hügel herunter. Es war unmöglich zu sagen, wie viele Männer dort oben waren, aber Sam schätzte, dass es mindestens einige Hundert waren, wenn nicht sogar mehr. Sie schienen aus einer offene Wunde im Strom der Zeit zu quellen, aus einer verstaubten Epoche, deren Alltag weit entfernt schien. Und trotzdem waren sie vollkommen lebensecht.

Sam sah, dass einer der Dämonen zu einem Rollenspieler in einer blauen Uniform rannte und ihm das Bajonett in den Hals hieb. Dann riss er es mit einem Triumphschrei heraus und reckte die vor frischem Blut triefende Klinge in die Luft. Die ersten Sonnenstrahlen küssten die glänzende Spitze und schossen einen blutrot glänzenden Strahl zurück.

In Sams Kopf drehte sich alles.

Dann erinnerte er sich an den Pick-up.

Und an Sarah Rafferty.

Er konnte den Pick-up in gut fünfzig Metern Entfernung ausmachen. Das Fahrzeug war nur noch ein brennendes Wrack aus verbeultem Metall, das am Flussufer gestrandet war. Die Flammen schlugen aus der Motorhaube und griffen bereits auf einige benachbarte Zypressen über. Obwohl es sich wahrscheinlich nur um eine Spiegelung der Flammen handelte, sah es aus, als würde der Fluss selbst in Flammen stehen.

Aber wie stand es um Sarah?

Und um Dean?

Sam war herausgeschleudert worden, als das Geschoss des Mörsers das Fahrzeug in die Luft befördert hatte. Er erinnerte sich. Auch daran, wie sehr es geschmerzt hatte, als er auf der Erde aufgeschlagen war und gerade noch genug Verstand besaß, um hochzuschauen und zu sehen, wie McClanes Ford über ihm durch die Luft wirbelte. Der verbogene Kühlergrill schien ihn auf dem Höhepunkt der Flugkurve anzugrinsen, kurz bevor die Schwerkraft wieder die Oberhand gewann und den Wagen zu Boden riss.

Sam hatte sich umgeschaut und gesehen, dass Sarah irgendwo den Kopf hochstreckte, und er hatte gewusst, was da gerade durch die Luft auf sie zugeflogen kam …

Danach: Blackout.

Die zwei Rollenspieler zogen Sam an den Armen in ein Zelt und ließen ihn ohne viel Aufhebens neben ein paar uniformierte Männer fallen, die bereits bewegungslos auf dem Boden lagen und bluteten.

„Kannst du mich hören, Kumpel?“

Sam hob den Kopf.

„Ja.“

„Glaubst du, dass mit dir alles in Ordnung ist? Irgendwas gebrochen?“

„Ich glaube nicht.“ Er sah sich um. Im Zelt stank es nach versengter Wolle und kupfrig nach frisch vergossenem Blut. Außerdem hing der ekelerregend süße Geruch von kauterisiertem Fleisch in der Luft. Bei dem Mann gleich links neben Sam waren alle Haare verbrannt, und seine Kopfhaut sah aus wie eine frisch gekochte Kugel voller Blasen und frischer Narben. Eines seiner Ohren war fast vollständig verbrannt. Er schluchzte und musste sich die ganze Zeit übergeben, während er gleichzeitig nach Luft schnappte und nach jemand namens Megan rief.

„Dieses Scheißding taugt nicht die Bohne“, sagte der Rollenspieler in Rebellenuniform und warf das Handy schließlich verärgert zu Boden. „Kannst du den Parkplatz sehen?“

„Sie haben ihn abgesperrt.“

„Der Sheriff ist irgendwo da draußen“, antwortete der Yankee. „Hab den Wagen gesehen und die State Trooper.“

„Was ist mit Krankenwagen?“

„Die …“

Musketenfeuer durchschlug die Zeltwand und hinterließ ein tellergroßes Loch im Stoff. Sam blickte hindurch und konnte die grinsenden Gesichter von Dämonen in blauer und grauer Tracht erkennen, die sich aus gut fünfzig Metern Entfernung näherten. Sie hatten eine Barrikade um das Feldlager errichtet, es vom Parkplatz abgeschnitten und die noch verbliebenen Zelte umzingelt.

„Sie kommen näher“, sagte der Rebell. „Wer sind diese Typen?“

Der Yankee sah ihn nicht an.

„Ihre Augen sind total schwarz“, sagte er. „Und sie benutzen Replica-Waffen. Wie kann das denn möglich sein?“

„Ist ’ne lange Geschichte“, sagte Sam. Einen Moment lang überlegte er, ob er die beiden aufklären sollte, entschied sich aber dagegen. „Wir müssen hier weg.“

„Wir können nirgendwohin. Diese Dinger haben uns vom Parkplatz abgeschnitten. Wir sind von allen Seiten umzingelt.“

„Das spielt keine Rolle – wir können nicht hierbleiben.“ Sam richtete sich auf und zählte die anderen Männer im Zelt durch. Er kam auf elf. „Wer ist sonst noch da draußen auf dem Schlachtfeld?“

Der Konföderierte zuckte mit den Schultern. Es war eine ungelenke, panische Bewegung, als wäre er eine Geisel bei einem Verhör. Als sein Adamsapfel merkwürdig hoch- und runterhüpfte, erkannte Sam ihn – er hatte ihn schon einmal getroffen.