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„Oh! Oh Mann!“ Er bog sich vor Lachen und hielt sich den Bauch, brüllte geradezu, bis ihm Tränen in die Augen stiegen. „Oh, mein lieber Castiel, es tut mir leid. Ich … ich habe dich hier gesehen, und ich habe angenommen, dass du … aber du … oh Mann …“

Und dann gab er sich einem weiteren Lachkrampf hin.

„Du solltest mal dein Gesicht sehen, das ist einfach unbezahlbar.“ Als Judas endlich wieder zu Atem kam, klopfte er Castiel auf die Schulter. „Danke!“, sagte er und wischte sich schniefend die Tränen aus den Augen. „Das hatte ich bitter nötig. Das hatte ich wirklich.“

Castiel stand ungerührt und bewegungslos da.

„Bist du nicht der, der das Brot mit Seinem Sohn geteilt hat?“

„Oh ja!“, sagte Judas und blickte wie in Erinnerungen versunken himmelwärts. „Ja, in der Tat. Wir haben das Brot geteilt, und ich habe zu seinen Füßen gekniet. Und wir haben über viele Dinge geredet.“

Sein Kopf drehte sich blitzschnell zu dem Engel, seine Stimme wurde schneidend, der Blick hart und seine Augen schwarz. Alle Spuren des Lachens waren aus seinem Gesicht getilgt. „Aber jetzt diene ich einem anderen Herrn.“

Castiel scheute einen Schritt zurück.

„Entschuldige. Schmerzhafte Erinnerungen.“ Judas kam einen Schritt auf Castiel zu und streckte den Arm aus, um ihm eine imaginäre Fussel von der Schulter zu wischen. „Geh schon! Geh nach unten! Misch dich unter deinesgleichen!“

Deinesgleichen.

Castiel drehte sich widerwillig um und sah nach unten auf das aufgewühlte Schlachtfeld, über dem dicker schwarzer Rauch hing. Dort unten sah es nach einer Mischung von Hieronymus Bosch und Ken Burns aus. Dämonen zu Pferd und zu Fuß hatten das letzte Zelt der Rollenspieler umringt, andere drängten auf den Parkplatz. Sie griffen die Streifenwagen an, schlugen die Scheiben ein und ließen die Fahrzeuge durchschaukeln, bevor sie sie in Brand setzten.

Ein Dutzend Wagen der State Troopers kam hinzu, und die Neuankömmlinge begannen im Schutz ihrer Fahrzeuge auf die Angreifer zu feuern. Einer der Dämonen ließ sein Pferd über einen Streifenwagen springen und schwang dabei seinen Säbel so, wie Pete Townsend auf seine Trommeln einzudreschen pflegte. Der Trooper direkt neben dem Wagen büßte seinen Arm ein, während die Pferdehufe die Lichter auf dem Dach zertrümmerten. Funken sprühten auf den Asphalt hinunter. Der Trooper stand still da und starrte auf die verstümmelte Schulter, an der einst sein Arm gehangen hatte.

„Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen“, setzte Castiel an.

Judas schlug einen freundlich-mitfühlenden Ton an.

„Dann tut es mir leid, dass du vergebens gekommen bist.“

„Es war nicht vergebens, wenn ich helfen kann“, drängte Castiel. „Und das werde ich. Aber zuerst muss ich wissen, ob du mir alles gesagt hast, was du weißt.“

„Ich weiß, dass das nicht einfach zu akzeptieren ist“, sagte Judas. „Aber was ich über Ihn weiß … Da kann ich dir nur ehrlich sagen, dass du glücklich über deine Unwissenheit sein solltest. In diesem Fall sind die Unwissenden wirklich selig.“

Castiel sah ihn an. Es war unmöglich zu sagen, ob der Dämon seine Scherze mit ihm trieb oder nicht. Was immer davon auch stimmte, Judas hatte recht. Und er musste nach da unten, und zwar sofort. Solange es noch jemanden zu retten gab.

„Castiel“, rief Judas ihm hinterher, als er seine Patrouille fortsetzte. „Es war schön, mal wieder mit dir zu reden. Lass was von dir hören!“

Einunddreißig

Dean war sich nicht sicher, wo der Punkt gewesen war, an dem sie begonnen hatten, die Schlacht zu verlieren, oder ob sie sie jemals hätten gewinnen können. Aber ab dem Zeitpunkt, als er mit ansah, wie die erste Welle der uniformierten Dämonen auf den Parkplatz brandete und sowohl Cops als auch Rollenspieler mit tödlicher Genauigkeit traf, stand der Ausgang für ihn nicht mehr in Zweifel.

McClane lag immer noch vor ihm auf dem Pflaster und lachte.

„Gefällt dir das?“, fragte Sheriff Daniels und blickte ihm direkt in sein zerschundenes Gesicht. „Vielleicht möchtest du noch einen Nachschlag, du seelenloses Schwein?“

McClane konnte nicht antworten. Er lag nur kichernd da, während ein hysterisches Grinsen seine blutverschmierten Mundwinkel verzerrte. Er hatte fast gar keine Zähne mehr im Mund, und die übrig gebliebenen standen wie Grabsteine in einer Tornadozone kreuz und quer durcheinander. Seine schwarzen Augen zuckten hin und her und schienen gleichzeitig in alle Richtungen zu blicken … überallhin, außer auf Sheriff Daniels, die sich über ihn beugte und die Innenseite ihres Handgelenks vor sein Gesicht hielt.

Dean betrachtete das Santeria-Tattoo, insbesondere den inneren Kreis mit den Zahlen. Man kann nicht sagen, dass das Zeichen glühte, aber von ihm ging ein gewisses Leuchten aus, als ob die Linien sich von innen aufheizten. Dean erinnerte es an diese alten Radium-Armbanduhren, die Sorte, über die gemunkelt wurde, dass sie Krebs auslöste.

„Hey, Sheriff, was …?“, begann Dean.

„Ruhe!“, schnauzte Sheriff Daniels ihn an und ließ ihre Aufmerksamkeit keine Sekunde von McClane abgleiten. „Ich werde dich jetzt noch einmal fragen: Wo ist die Schlinge?

McClane grinste noch breiter, wobei er die Überreste seiner Zähne zusammenpresste. Die Sehnen an seinem Kiefer traten hervor.

„Ich habe sie aufgeschnitten. In Stücke geschnitten. Und in alle Winde zerstreut.“

„Du lügst.“ Sie beugte sich noch tiefer herunter und zog McClanes Augenlid zurück, sodass die gesamte Lederhaut entblößt war.

„Halten Sie ihn fest!“, sagte sie zu Dean. „Drücken Sie ihn auf den Boden!“

„Was?“, fragte Dean. „Sind wir auf einmal dicke Freunde?“

„Wenn Ihre Definition von Freund jemand ist, der Ihnen den Arsch rettet“, sagte Daniels, „dann sind wir das. Ich verstehe immer noch nicht, wer zur Hölle Sie eigentlich sind. Aber im Augenblick bin ich Ihre letzte Hoffnung.“

„Was Sie nicht sagen!“, konterte Dean. „Sorry, Sheriff, ich suche mein Glück lieber anderswo.“

„Sie müssen mir nicht vertrauen. Machen Sie nur, was ich sage! Ich erkläre es später. In Ordnung?“

„Tun, was Sie sagen? Das ist Ihre Masche?“ Dean starrte sie ungläubig an. „Scheiß auf Sie, Lady!“

Er kroch weg, langsam, aber er bewegte sich.

Der Boden war mit zerbrochenem Glas, Zweigen und Trümmern bedeckt. Er stieß gegen etwas, und bevor er wusste, was passierte, griff ihn jemand beim Arm und zog ihn mit sanfter Gewalt zurück auf die Beine. Er fühlte sich ein bisschen wackelig, aber als er sah, wer ihm geholfen hatte, ging es ihm gleich besser.

„Cass“, sagte Dean. „Schön, dass du jetzt ins Spiel einsteigst.“

Castiel nickte.

„Ich habe das hier für dich mitgebracht“, sagte er und zeigte Dean das Dämonenmesser. Er blickte sich nach Sheriff Daniels um, die immer noch versuchte, McClane festzuhalten, und spürte die Hand des Engels auf seiner Schulter.

„Sie hat recht, Dean.“

„Was?“

„Sheriff Daniels. Sie und ihre Familie hüten ein heiliges Geheimnis – sie sind seit Generationen die Wächter der Schlinge.“

„Sieh mal, Cass, du bist anscheinend noch ziemlich geknickt, weil Sam deinen Zeugen ausgeknipst hat, aber …“

„Das tut jetzt nichts zur Sache.“ Castiel verstärkte den Druck auf Deans Schulter erheblich, es war beinahe schmerzhaft. „Meine Prioritäten haben sich geändert.“