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Antonius schüttelte den Kopf. Seine Weinlaune war verflogen. »Ich habe genug von Eurem Genörgel. Ich habe euch gesagt, daß mein Entschluß feststeht. Wir gehen nach Alexandria.«

Er stand auf, schlug die Zeltbahn vor der Eingangsöffnung zur Seite und verschwand in der Dunkelheit. Sisyphus folgte ihm. Die anderen hörten, wie er Antonius draußen abermals umzustimmen versuchte.

Nachdem die beiden fort waren, füllte Canidius sich den Becher auf. Als er auch Ahenobarbus nachschenken wollte, schüttelte dieser den Kopf. »Es kommt nichts Gutes dabei heraus, wenn er sich weiter mit der peregrina einläßt«, knurrte er.

»Trotzdem hat Antonius recht. Octavian hat ihn hintergangen.«

»Hintergangen! Antonius hat sich von diesem Bürschchen an der Nase herumführen lassen! Er kann es drehen und wenden, wie er will, aber Rom läßt sich nicht vom Osten aus regieren.«

»Doch wenn er jetzt zurückginge, käme er als Besiegter, während Octavian sich noch im Sieg über Sextus sonnt.«

»Das alles gefällt mir nicht.« »Nun komm schon! In Alexandria haben wir doch immer eine lustige Zeit verlebt.«

»Die lustige Zeit ist längst vorbei. Der hat Antonius sich ausgiebig gewidmet - mehr, als gut für ihn war.«

»Sei's drum. Er glaubt nun einmal, daß Alexandria Macht bedeutet - nicht Rom.«

»Als ob es ohne Rom überhaupt Macht gäbe«, brummte Ahenobarbus, rülpste und ging hinaus.

In Athen

Quintus Dellius folgte einem Dienstboten über einen Innenhof zu Octavias Gemächern, wo er darauf wartete, daß er ihr gemeldet wurde. Auf dem Bodenmosaik war vor dem Hintergrund rebenumrankter Säulen Dionysos abgebildet, mit , Efeukranz, Bacchantenstab und einer nackten Mänade, die zu seinen Füßen lag. Eine etwas unglückliche Anspielung, fand Dellius.

Die Wand schmückte ein Gemälde, vornehmlich aus blauen und grünen Farbtönen, mit Aphrodite und einem Dreimaster, um den sich Meerjungfrauen tummelten. Die Göttin hatte blondes Haar und blaue Augen. Sie machte einen eher kühlen Eindruck und glich der Frau, die ihm nun entgegentrat.

»Quintus Dellius, habt Ihr Nachricht von meinen Mann?«

»Der edle Antonius sendet Euch seine Grüße.«

»Ist er wohlauf?«

»Der Kampf in Parthien war...«, Dellius suchte nach den rechten Worten, »... hart und schwierig. Antonius ist erschöpft, doch sonst geht es ihm gut.«

»Wir haben in Rom gehört, daß er ruhmreiche Siege errungen hat.«

Nun, dachte Dellius, wenn man den erfolgreichen Rückzug als Sieg bezeichnen will, oder wenn es ruhmreich ist, dem sicheren Tod zu entrinnen, dann stünde uns in der Tat Lorbeer zu.

»Das Wetter hat uns zurückgedrängt«, wich er aus. Das war wenigstens nicht gelogen, denn wenn der Winter nicht eingesetzt hätte, stünde Antonius wahrscheinlich noch vor Phraata und wartete auf die Kriegsmaschinen, während ringsum die Soldaten verreckten.

»Ich warte auf seine Anweisungen«, sagte Octavia. »Ich habe Vieh aus Rom hergebracht, als Nahrung für seine Armee, sowie Kleidung für die Soldaten und Verstärkung aus den Reihen der Wachen.«

»Mein Herr ist Euch dafür sehr dankbar. Er fragt sich dennoch, warum Euer Bruder ihm nicht die Truppen sandte, die er ihm in Tarent versprochen hat.«

Octavia schien für einen Moment mit der Antwort zurückzuhalten. Was war das für ein Ausdruck auf diesem schönen Gesicht? Es sah beinahe aus wie Scham. »Octavian kämpft in Illyrien und braucht die Soldaten selbst.«

»Vier Legionen von seinen fünfundvierzig scheint indes nicht viel verlangt.«

»Mag sein. Ich verstehe mich nicht auf militärische Strategien, doch mein Bruder will meinem Mann nichts Böses -das beweist meine Anwesenheit in Athen.«

Deine Anwesenheit in Athen beweist genau das Gegenteil, dachte Dellius. Dein Bruder ist ein gerissener Halunke, und wir sollten alle auf der Hut vor ihm sein.

»Doch Ihr habt meine Frage nicht beantwortet«, unterbrach Octavia seine Gedanken. »Wie lauten Antonius' Anweisungen für mich?«

Dellius holte tief Luft. »Mein Herr sorgt sich um Eure Sicherheit - ohne angemessenen Schutz. Er wünscht, daß Ihr nach Rom zurückkehrt, wo er Euch in Obhut weiß.«

Octavia wich das Blut aus den Wangen. Einen Augenblick lang befürchtete Dellius, sie würde zu Boden sinken, doch sie hatte sich bereits wieder gefaßt, wandte sich ab und schaute auf den Hafen, wo ihre Flotte vor Anker lag.

»Ich bin wohl kaum ohne Schutz«, hörte er sie sagen. »Mich begleiten zweitausend der besten Soldaten meines Bruders.«

»So lauteten die Anweisungen meines Herrn.«

Octavia nickte. Was nützte es, mit dem Boten zu streiten? »Wenn er es wünscht, kehre ich zurück.«

Dellius beobachtete fasziniert, wie ein Träne über ihre Wange rollte und auf ihren blauen Umhang fiel. Octavia stand so still wie eine Marmorstatue. »Die Soldaten und auch die weiteren Versorgungsmittel lasse ich in Athen. Er mag darüber nach Gutdünken verfügen«, sagte sie. »Ich danke Euch, Quintus Dellius.«

Er verneigte sich und ging. Sein Auftrag war erfüllt. Bevor er den Raum verließ, warf er jedoch noch einen letzten Blick auf Octavia und empfand großes Mitleid mit ihr. Octavian zum Bruder zu haben und Antonius zum Mann war ein bitteres Los für eine so außerordentlich schöne Frau!

TEIL VI

Festina lente - Eile mit Weile

Octavian

1

Auf dem Palatin in Rom

Der Abend senkte sich auf den Palatin und hüllte alles in ein rosiges Dämmerlicht. Ein sanfter Windhauch strich durch die Zypressen. Octavian saß im Innenhof seines Hauses und machte ein zufriedenes Gesicht. Es gab nur einen Mann auf der Welt, den Octavia noch mehr haßte als ihn.

Sie verstand nun, was Octavian beabsichtigt hatte. Ihre Reise nach Griechenland war seine Idee gewesen, damit sie, wie er gesagt hatte, ihr Glück bei Antonius versuche. Hätte sie ihn zurückgebracht, wäre Antonius als reumütiger Sünder gekommen, gefügig wie ein Lamm. Doch auch so hatte Octavian bekommen, was er wollte, denn er würde Antonius' Weigerung als Beleidigung gegenüber Rom auslegen und seinen Vorteil daraus ziehen. Doch was hätte sie anderes tun können?

»Du wirkst ein wenig blaß«, sagte Octavian. »Wie war die Reise?«

»Wir sind in einen Sturm geraten. Es war beschwerlich.«

»Du solltest täglich einen Becher Rotwein trinken, bis es dir wieder besser geht. Das kräftigt dein Blut.«

Octavia schaute ihn an. Er trug schon wieder seinen albernen Sonnenhut und dennoch zwei seiner schlechtgeschnittenen Tuniken übereinander, obwohl es schon später Frühling und der Abend warm war.

»Es tat mir leid, als ich hörte, was geschah.«

»Ich danke dir«, brachte Octavia mühsam hervor. Es tat ihm nicht im mindesten leid, wie sie sah, sondern er frohlockte.

»Offenbar verschmäht er dich.«

»Sollte dich das etwa bekümmern?«

»Angeblich hat er sich in einer barbarischen Feier mit dieser Hexe Kleopatra vermählt.«

»Nach römischem Recht ist er mein Mann.«

Octavian schien überrascht. »Erzähle mir nicht, daß du deinen Herkules immer noch liebst.«

»Ich hasse ihn aus ganzem Herzen«, erwiderte sie.

»Gut. Ich finde auch, daß es reicht. Du und die Kinder zieht jetzt bei mir ein. Ich werde euch als Mündel betrachten.«

»Nein«, entgegnete sie, ohne recht zu wissen, warum. Hoffte ein Teil von ihr immer noch auf Antonius' Rückkehr? Vielleicht war sie auch einfach nur zu stolz, um eine Niederlage zuzugeben. Oder wollte sie vielleicht ganz Rom vorführen, was für ein Mensch Antonius war, und im Martyrium ihre Rache suchen?

»Er kommt nicht zu dir zurück«, sagte Octavian.