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Aus dem Portal ertönte als Antwort ein spöttisches Gelächter.

Komm nach Hause...

Ruhe überkam Raistlin, die nüchterne Ruhe der Verzweiflung. Er hatte versagt. Aber sie würde niemals erleben, daß er vor ihr zu Kreuze kroch. Wenn er sterben mußte, dann in seiner Magie...

Er blickte auf. Seine ganze gewaltige Macht nutzend – Mächte der Uralten, seine eigenen Mächte, Mächte, von denen er nicht wußte, daß er über sie verfügte, Mächte, die sich aus düsteren und verborgenen Nischen in seinem Inneren erhoben – , streckte Raistlin seine Arme empor, und seine Stimme schrie noch einmal auf. Aber diesmal war es nicht das zusammenhanglose Kreischen eines Hilflosen. Diesmal waren seine Worte klar und deutlich. Diesmal schrie er die Worte eines Befehls, die niemals zuvor auf dieser Welt ausgesprochen worden waren.

Diesmal wurden seine Worte gehört und verstanden.

Das Feld hielt. Er hielt es! Er konnte spüren, wie er es hielt. Auf seinen Befehl erbebte das Portal und hörte auf, sich zu schließen.

Raistlin holte tief Luft. Dann bemerkte er aus dem Augenwinkel irgendwo zu seiner Rechten einen Blitz. Das magische Zeitreisegerät war aktiviert worden!

Das Feld neigte sich wild empor. Die Magie des Gerätes verstärkte sich und breitete sich aus, seine mächtigen Schwingungen brachten die Steine der Festung zum Singen. In einer verheerenden Woge stürzten ihre Lieder auf Raistlin ein. Die Drachen antworteten kreischend vor Zorn. Die zeitlosen Stimmen der Felsen und der Drachen kämpften miteinander, flossen zusammen und vereinigten sich schließlich zu einem den Geist zermürbenden Mißklang.

Die Musik war betäubend, ohrenzerreißend. Die Macht der zwei gewaltigen Zauber riß den Boden entzwei. Die Erde unter Raistlins Füßen erbebte. Die singenden Felsen spalteten sich. Die metallischen Drachenköpfe zerbarsten...

Das Portal begann einzustürzen.

Raistlin fiel auf die Knie. Das magische Feld riß entzwei, und weil Raistlin es immer noch festhielt, drohte auch er entzweigerissen zu werden.

Schmerz schoß durch seinen Kopf. Sein Körper zuckte. Er krümmte sich vor Qualen.

Es war eine schreckliche Entscheidung, der er gegenüberstand. Wenn er losließ, würde er ins Nichts stürzen, wogegen die dunkelste Finsternis zu bevorzugen war. Wenn er das Feld festhielt, würde er entzweigerissen, durch die Kräfte der Magie zerstückelt werden, die er hervorgerufen hatte und nicht länger beherrschen konnte.

»Caramon!« stöhnte Raistlin, aber Caramon und Tolpan waren verschwunden. Das magische Gerät hatte tatsächlich funktioniert. Sie waren gegangen. Es gab keine Hilfe.

Raistlin blieben noch Sekunden zum Leben, Augenblicke zum Handeln. Aber der Schmerz war so qualvoll, daß er nicht denken konnte. Er konnte sich selbst schreien hören, und er wußte, es war sein Todesschrei. Dennoch kämpfte er weiter, so wie er sein ganzes Leben lang gekämpft hatte.

»Ich will Macht.«

Die Worte kamen blutbefleckt aus seinem Mund.

Er streckte die Hand aus, und sie schloß sich um den Stab des Magus.

»Ich will!«

Und dann wurde er in eine blendende, wirbelnde, zerschmetternde Woge vielfarbiger Lichter geschleudert.

Komm nach Hause... Komm nach Hause...