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»Es muss gutgehen!«, murmelte er.

Guillem packte ihn am Arm. Es war das erste Mal, dass er ihn anfasste.

Der Walfänger glitt langsam, ganz langsam vorwärts. Arnau blickte den Kapitän an und hob fragend die Augenbrauen. Waren sie in der Durchfahrt? Der Kapitän nickte. Seit Arnau ihm befohlen hatte, das Rudern einzustellen, wusste er, was dieser vorhatte.

Ganz Barcelona wusste es nun.

»Jetzt!«, brüllte Arnau. »Beidrehen!«

Der Kapitän gab den Befehl weiter. Die Backbordruder klatschten ins Wasser, und der Walfänger begann sich zu drehen, bis das Schiff quer in der Durchfahrt lag und sich zur Seite neigte.

Guillem drückte Arnau fest am Arm. Die beiden sahen sich an, und Arnau zog ihn an sich, um ihn zu umarmen, während am Strand und auf den Galeeren Jubel ausbrach.

Die Hafeneinfahrt von Barcelona war unpassierbar.

Vom Ufer aus sah der König, zum Kampf gerüstet, zu dem Walfänger hinaus, der auf den Sandbänken festsaß. Um ihn herum standen schweigend Adlige und Ritter, während der König die Szene betrachtete.

»Auf die Galeeren!«, befahl er schließlich.

Während Arnaus Walfänger auf den Sandbänken festsaß, formierte Pedro der Grausame seine Flotte auf offenem Meer. Pedro III. tat das Gleiche auf der Hafenseite, und bevor es Nacht wurde, lagen sich die beiden Flotten – auf der einen Seite eine waffenstarrende Armada von vierzig Kriegsschiffen, auf der anderen Seite zehn Galeeren und ein buntes Durcheinander Dutzender kleiner Kauffahrer und Fischerboote – über die gesamte Breite des Hafens gegenüber, von Santa Clara bis zum Kloster Framenors. Niemand konnte in den Hafen von Barcelona hinein oder aus diesem heraus.

An diesem Tag kam es nicht zum Kampf. Fünf Galeeren Pedros III. bezogen in der Nähe von Arnaus Walfänger Stellung. In der Nacht, als der Mond hell am Himmel stand, kamen die königlichen Soldaten an Bord.

»Sieht ganz so aus, als fände die Schlacht rund um unser Schiff statt«, sagte Guillem zu Arnau. Die beiden saßen an Deck, die Rücken gegen die Bordwand gelehnt, wo ihnen keine Gefahr von den kastilischen Armbrustschützen drohte.

»Wir sind nun die Verteidigungsmauer der Stadt, und alle Schlachten beginnen an der Mauer.«

In diesem Augenblick trat ein königlicher Offizier zu ihnen.

»Arnau Estanyol?«, fragte er. Arnau hob die Hand. »Der König gestattet Euch, das Schiff zu verlassen.«

»Und meine Männer?«

»Die Rudersklaven?« Im Halbdunkel konnten Arnau und Guillem den erstaunten Gesichtsausdruck des Offiziers erkennen. Was interessierten den König hundert Sträflinge? »Sie könnten hier gebraucht werden«, sagte er schließlich.

»In diesem Fall bleibe ich hier«, erklärte Arnau. »Es ist mein Schiff und es sind meine Männer.«

Der Offizier zuckte mit den Schultern und teilte weiter seine Truppen ein.

»Möchtest du von Bord gehen?«, fragte Arnau Guillem.

»Gehöre ich denn nicht zu deinen Männern?«

»Nein, und das weißt du.«

Die beiden schwiegen. Ringsum huschten Schatten vorbei, man hörte die Schritte der Soldaten, die ihre Positionen einnahmen, und die leisen, beinahe geflüsterten Befehle der Offiziere.

»Du weißt, dass du schon längst kein Sklave mehr bist«, fuhr Arnau schließlich fort. »Du musst nur deinen Freilassungsbrief verlangen, und du wirst ihn bekommen.«

Mehrere Soldaten bezogen neben ihnen Stellung.

»Geht unter Deck zu den anderen«, zischte ihnen einer der Soldaten zu, während er versuchte, seinen Platz einzunehmen.

»Auf diesem Schiff gehen wir dahin, wo wir wollen«, entgegnete Arnau.

Der Soldat beugte sich über sie.

»Oh, Verzeihung«, entschuldigte er sich dann. »Wir alle sind Euch dankbar für das, was Ihr getan habt.«

Damit suchte er sich ein anderes Plätzchen an der Reling.

»Wann wirst du endlich deine Freiheit wollen?«, fragte Arnau weiter.

»Ich glaube, ich wüsste nicht, wie das geht – frei sein.«

Die beiden schwiegen. Als sich alle Soldaten an Bord des Walfängers befanden und ihre Posten eingenommen hatten, stand ihnen eine lange Nacht bevor. Während ringsum gehustet und geflüstert wurde, dösten Arnau und Guillem vor sich hin.

Im Morgengrauen befahl Pedro der Grausame den Angriff. Die kastilische Armada näherte sich den Sandbänken, und die Soldaten des Königs begannen ihre Armbrüste sowie Steine von kleinen Katapulten abzufeuern, die an der Reling angebracht waren. Die katalanische Flotte auf der anderen Seite der Barriere tat das Gleiche. Entlang der ganzen Küstenlinie wurde gekämpft, vor allem aber rings um Arnaus Walfänger. Pedro III. durfte nicht zulassen, dass die Kastilier das Schiff enterten, und so bezogen mehrere Galeeren, darunter auch die des Königs, neben ihm Stellung.

Viele Männer starben im Pfeilhagel von beiden Seiten. Arnau erinnerte sich an das Zischen der Pfeile aus seiner Armbrust, als er damals hinter einem Felsen vor der Burg Bellaguarda lag.

Schallendes Gelächter riss ihn aus seinen Gedanken. Wer lachte da mitten in der Schlacht? Barcelona war in Gefahr, Männer starben. Wie konnte man da lachen? Arnau und Guillem sahen sich an. Ja, da lachte jemand, und das Lachen wurde immer lauter. Die beiden suchten sich einen sicheren Platz, um die Schlacht beobachten zu können. Die Besatzungen vieler katalanischer Schiffe, die, geschützt vor den Pfeilen, in zweiter oder dritter Reihe lagen, machten sich über die Kastilier lustig, sie riefen ihnen unflätige Dinge zu und lachten über sie.

Von ihren Schiffen aus versuchten die Kastilier, mit den Katapulten zu treffen, doch sie zielten so ungenau, dass die Steine einer nach dem anderen ins Wasser fielen. Einige verursachten eine Wasserfontäne, bevor sie im Meer versanken. Arnau und Guillem sahen sich grinsend an. Die Männer auf den Schiffen spotteten erneut über die Kastilier, und der ganze Strand von Barcelona, an dem sich die kampfbereiten Bürger versammelt hatten, brach in Gelächter aus.

Den ganzen Tag verhöhnten die Katalanen die kastilischen Schützen, die immer wieder ihre Ziele verfehlten.

»Ich wäre jetzt nicht gerne auf der Galeere Pedros des Grausamen«, sagte Guillem zu Arnau.

»Nein«, antwortete dieser lachend. »Ich mag mir gar nicht vorstellen, was er mit diesen Anfängern machen wird.«

Diese Nacht verlief ganz anders als jene davor. Arnau und Guillem halfen, die zahlreichen Verwundeten auf dem Walfänger zu versorgen, ihre Wunden zu verbinden und ihnen in die Boote zu helfen, die sie an Land bringen sollten. Eine frische Abteilung Soldaten kam an Bord, und als die Nacht schon fast vorüber war, versuchten sie, ein wenig für den nächsten Tag auszuruhen.

Mit dem ersten Tageslicht erwachten auch die Kehlen der Katalanen und erneut hallten Schmährufe und Hohngelächter durch den Hafen von Barcelona.

Arnau hatte alle seine Pfeile verschossen und ging in Deckung, um mit Guillem die Schlacht zu beobachten.

»Sieh nur, sie kommen viel näher heran als gestern«, sagte sein Freund und deutete zu den kastilischen Galeeren.

Tatsächlich. Der König von Kastilien hatte beschlossen, dem Spott der Katalanen ein Ende zu bereiten, und hielt direkt auf den Walfänger zu.

»Sag ihnen, sie sollen aufhören zu lachen«, sagte Guillem, den Blick auf die herannahenden kastilischen Galeeren gerichtet.

Das Schiff Pedros III. kam so nahe heran, wie es die Sandbänke zuließen, um den Walfänger zu verteidigen. Nun entbrannte die Schlacht rings um Guillem und Arnau. Die königliche Galeere war zum Greifen nahe. Sie konnten ganz deutlich den König und seine Ritter erkennen.

Die beiden gegnerischen Galeeren auf beiden Seiten der Sandbänke drehten bei. Die Kastilier feuerten mehrere Katapulte ab, die am Bug befestigt waren. Arnau und Guillem sahen zu der königlichen Galeere. Es hatte keine Schäden gegeben. Der König und seine Männer standen an Deck und das Schiff schien nicht von den Schüssen getroffen worden zu sein.