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Wie auch die Male zuvor schenkte der König den päpstlichen Legaten kein Gehör. Das Heer verbrachte die Nacht in La Junquera. Francesca beobachtete, wie Aledis den übrigen Mädchen bei der Zubereitung des Essens half. War dies der richtige Zeitpunkt? Nein, entschied sie. Je weiter sie von Barcelona und Aledis' früherem Leben entfernt waren, desto mehr Möglichkeiten würde Francesca haben. »Wir müssen abwarten«, antwortete sie dem Mädchen, als es wieder einmal nach Arnau fragte.

Am nächsten Morgen ließ der König das Feldlager wieder abbrechen.

»Nach Panissars! In Schlachtordnung! Aufgeteilt in vier kampfbereite Truppen.«

Der Befehl machte die Runde durch die Reihen und erreichte auch Arnau, der mit der persönlichen Leibwache Eiximèn d'Esparças zum Abmarsch bereitstand. Nach Panissars! Einige schrien den Befehl heraus, andere flüsterten beinahe, doch alle taten es mit Stolz und Respekt. Die Schlucht von Panissars! Der Pyrenäenpass von katalanischem Gebiet nach Roussillon. Nur eine halbe Meile von La Junquera entfernt, wurden an diesem Abend an allen Lagerfeuern die früheren Heldentaten von Panissars erzählt.

Hier hatten sie, die Katalanen, ihre Väter und Großväter, die Franzosen besiegt. Nur die Katalanen, ganz allein! Damals war König Pedro der Große vom Papst exkommuniziert worden, weil er ohne dessen Einwilligung Sizilien erobert hatte. Die Franzosen unter dem Befehl König Philipps des Kühnen erklärten dem Ketzer – im Namen der Christenheit – den Krieg und überquerten mithilfe einiger Verräter den Maçana-Pass über die Pyrenäen.

Pedro der Große musste ein Rückzugsgefecht führen. Die Adligen und Ritter Aragóns ließen den König im Stich und kehrten mit ihren Truppen zu ihren Besitzungen zurück.

»Nur wir blieben!«, sagte jemand in die Nacht hinein, und selbst das Prasseln des Feuers verstummte.

»Und Roger de Llúria!«, bemerkte ein anderer.

Angesichts seiner dezimierten Truppen musste der König die Franzosen in Katalonien einmarschieren lassen und abwarten, bis er Verstärkung aus Sizilien durch Admiral Roger de Llúria bekam. Pedro der Große befahl dem Vicomte Ramon Folch de Cardona, dem Verteidiger Geronas, der französischen Belagerung standzuhalten, bis Roger de Llúria in Katalonien eintreffe. Der Vicomte de Cardona tat wie geheißen und verteidigte ruhmreich die Stadt, bis der König ihm die Erlaubnis gab, sich den Belagerern zu ergeben.

Dann traf Roger de Llúria ein und vernichtete die französische Flotte, während an Land das französische Heer von einer Seuche heimgesucht wurde.

»Bei der Einnahme Geronas wurde das Grab des heiligen Narcis geschändet«, bemerkte einer.

Den Erzählungen der Alten zufolge strömten Myriaden von Mücken aus dem Grab des Heiligen, als die Franzosen es schändeten. Und diese Insekten trugen die Seuche in die Reihen der Franzosen. Auf See geschlagen, an Land von Krankheit heimgesucht, erbat König Philipp der Kühne eine Waffenruhe, um sich zurückziehen zu können, ohne dass es zu einem Blutbad kam.

Pedro der Große ging darauf ein, allerdings, so warnte er, könne er nur für sich und seine Adligen und Ritter bürgen.

Arnau hörte die Rufe der Almogavaren, die den Panissars-Pass erklommen. Eine Hand schützend vor die Augen haltend, sah er hinauf zu den Bergen, die den Pass umgaben und von denen die Schreie der Söldner widerhallten. Dort hatten die Söldner gemeinsam mit Roger de Llúria die französische Armee zerrieben, nachdem sie Tausende von Männern getötet hatten. Pedro der Große und seine Adligen hatten die Schlacht vom Gipfel aus beobachtet. Am nächsten Tag war Philipp der Kühne in Perpignan gestorben und der Feldzug gegen Katalonien war zu Ende gewesen.

Die Almogavaren brüllten auf dem gesamten Weg durch die Schlucht, einen Feind schmähend, der sich nicht blicken ließ. Diese zerlumpten Männer lebten, wie es ihnen gefiel. Wenn sie nicht als Söldner kämpften, hausten sie in den Wäldern und Bergen und plünderten und verwüsteten das Gebiet der Sarazenen, ohne sich um Verträge zu scheren, die christliche Könige mit den Maurenführern geschlossen haben mochten. Arnau hatte es auf dem Marsch von Figueras nach La Junquera bemerkt und nun wieder: Von den vier Gruppen, in die der König das Heer aufgeteilt hatte, marschierten drei in Reih und Glied hinter ihren Bannern her, die Almogavaren indes zogen in wildem Durcheinander voran, sie johlten, drohten, lachten und scherzten.

»Haben sie keine Anführer?«, fragte Arnau, als er sah, wie die Almogavaren ungeordnet und unbeeindruckt weiterzogen, als Eiximèn d'Esparça eine Rast befahl.

»Sieht nicht so aus, oder?«, antwortete ihm ein alter Soldat, der unerschütterlich an seiner Seite marschierte, wie alle aus der Leibgarde des königlichen Vasallen.

»Nein, sieht nicht so aus.«

»Aber sie haben Anführer und würden sich hüten, ihnen nicht zu gehorchen. Diese sind nämlich von anderem Schlag als die unseren.« Der alte Soldat deutete zu Eiximèn d'Esparça. Dann schüttelte er seinen Schild, als wollte er eine imaginäre Fliege vertreiben. Mehrere Soldaten stimmten in Arnaus Lachen ein. »Sie sind richtige Anführer«, fuhr der Veteran, plötzlich ernst werdend, fort. »Da nützt es nichts, Sohn von dem und dem zu sein, diesen oder jenen Namen zu tragen oder vom Grafen Soundso protegiert zu werden. An oberster Stelle stehen die Adalil.« Arnau betrachtete die Almogavaren, die an ihnen vorüberzogen. »Nein, gib dir keine Mühe«, sagte der alte Soldat. »Du wirst sie nicht erkennen. Sie unterscheiden sich nicht von den anderen, aber die Almogavaren kennen ihre Anführer genau. Um Adalil zu werden, muss man vier Tugenden auf sich vereinen: Klugheit im Umgang mit der Truppe, Tapferkeit, ein natürliches Talent zum Anführer und vor allem Loyalität.«

»Genau das sagt man auch von ihm«, fiel ihm Arnau ins Wort und wies zu Eiximèn d'Esparça.

»Ja, aber er musste sich nie behaupten. Um Adalil der Almogavaren zu werden, müssen zwölf andere Adalile bei ihrem Leben darauf schwören, dass der Anwärter diese Voraussetzungen erfüllt. Es gäbe keine Adligen mehr auf der Welt, wenn sie einen solchen Eid auf ihre Standesgenossen leisten müssten … vor allem, was die Loyalität betrifft.«

Die Soldaten, die das Gespräch mitverfolgten, pflichteten grinsend bei. Arnau sah erneut zu den Almogavaren hinüber. Wie konnten sie nur ein voll gepanzertes Pferd mit einer einfachen Lanze töten?

»Unter den Adalilen«, erklärte der Soldat weiter, »stehen die Almogaten. Sie müssen kampferprobt sein, mutig, wendig und loyal. Das Wahlverfahren ist das gleiche: zwölf Almogaten müssen schwören, dass der Kandidat diese Eigenschaften auf sich vereint.«

»Bei ihrem Leben?«, fragte Arnau.

»Bei ihrem Leben«, bestätigte der alte Soldat.

Arnau konnte sich nicht vorstellen, dass die Eigenwilligkeit dieser Haudegen so weit ging, dem König den Gehorsam zu verweigern. Doch als Pedro III. nach der Überwindung des Panissars-Passes Befehl gab, nach Perpignan, der Hauptstadt des Roussillon, zu ziehen, trennten sich die Almogavaren von der Truppe und zogen zur Burg Bellaguarda, die auf einer gleichnamigen Anhöhe über der Schlucht thronte.

Arnau und die Soldaten Eiximèn d'Esparças sahen sie davonstürmen und den Gipfel von Bellaguarda erklimmen. Sie schrien und johlten, wie sie es auf dem ganzen Weg getan hatten. Eiximèn d'Esparça blickte zum König hinüber, der den Almogavaren ebenfalls hinterhersah.