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Doch Pedro III. unternahm nichts. Wie sollte man diese Söldner aufhalten? Er wendete sein Pferd und ritt weiter nach Perpignan. Das war das Signal für den königlichen Vasallen: Der König ließ den Überfall auf Bellaguarda zu, aber er, Eiximèn d'Esparça, war es, der die Almogavaren bezahlte. Falls sie Beute machten, wollte er dabei sein. Und so folgten Eiximèn d'Esparça und seine Männer den Almogavaren hinauf nach Bellaguarda, während der Großteil der Armee geordnet weiterzog.

Die Katalanen belagerten die Burg. Den Rest des Tages und die ganze Nacht hindurch wechselten sich die Söldner beim Baumfällen ab, um Belagerungsgerät zu bauen, Sturmleitern und einen großen Rammbock auf Rädern, der mit Seilen an einem weiteren Baumstamm befestigt war. Dieser war mit Leder umwickelt, um die Männer zu schützen, die ihn bedienen würden.

Arnau hielt Wache vor den Mauern von Bellaguarda. Wie stürmte man eine Burg? Sie mussten ohne Deckung bergan vorrücken, während die Verteidiger im Schutz der Zinnen nur darauf warten würden, sie zu beschießen. Dort oben waren sie. Er sah, wie sie hinunterblickten und sie beobachteten. Einmal hatte er das Gefühl, ins Visier genommen zu werden. Sie wirkten ruhig, während er zitterte, als er die wachsamen Blicke der Belagerten auf sich spürte.

»Sie scheinen sich sehr sicher zu fühlen«, bemerkte er zu einem Soldaten, der neben ihm stand.

»Täusche dich nicht«, antwortete dieser. »Denen da drin geht es schlechter als uns. Außerdem haben sie die Almogavaren entdeckt.«

Die Almogavaren. Wieder die Almogavaren. Arnau sah zu ihnen hinüber. Sie arbeiteten ohne Unterlass, und nun waren sie perfekt organisiert. Niemand lachte, niemand sprach. Sie arbeiteten stillschweigend.

»Wie kann man solche Angst vor ihnen haben, wenn man hinter solchen Mauern sitzt?«, fragte er.

Der Soldat lachte.

»Du hast sie noch nie kämpfen gesehen, stimmt's?« Arnau schüttelte den Kopf. »Warte ab, und du wirst es sehen.«

Und er wartete, auf dem Erdboden dösend, eine angespannte Nacht hindurch, in der die Söldner im Schein hin und her wandernder Fackeln unermüdlich mit dem Bau ihrer Maschinen beschäftigt waren.

Bei Tagesanbruch, als ein erster Widerschein am Horizont die Nacht erhellte, befahl Eiximèn d'Esparça seinen Truppen, Aufstellung zu nehmen. Arnau hielt Ausschau nach den Almogavaren. Gehorsam standen sie in Reih und Glied vor den Mauern von Bellaguarda. Dann sah er zur Burg hinauf. Sämtliche Fackeln waren verschwunden, aber die Verteidiger waren dort. Die ganze Nacht hindurch hatten sie sich auf den Angriff vorbereitet. Arnau fröstelte es. Was hatte er hier verloren? Der Morgen war frisch, aber seine Hände, mit denen er die Armbrust umklammerte, schwitzten unaufhörlich. Es herrschte völlige Stille. Er konnte sterben. Tagsüber hatten ihn die Verteidiger einige Male ins Visier genommen, ihn, einen einfachen Bastaix. Nun nahmen die Gesichter dieser Männer in der Ferne Gestalt an. Dort waren sie und warteten auf ihn! Er zitterte. Seine Beine zitterten, und er musste sich zusammenreißen, um nicht mit den Zähnen zu klappern. Er drückte die Armbrust gegen seine Brust, damit niemand merkte, wie sehr seine Hände zitterten. Der Offizier hatte ihm gesagt, dass er beim Angriff auf die Mauern zustürmen und sich hinter einigen Felsblöcken verschanzen sollte, um seine Armbrust auf die Verteidiger abzuschießen. Das Problem würde sein, bis zu den Felsen zu gelangen. Würde er es bis dorthin schaffen? Arnau sah unverwandt zu den Steinen herüber. Er musste bis dorthin kommen, in Deckung gehen, schießen, in Deckung gehen, erneut schießen …

Ein Ruf zerriss die Stille.

Der Befehl! Die Felsen! Arnau wollte losrennen, doch der Offizier packte ihn an der Schulter.

»Noch nicht«, sagte er.

»Aber …«

»Noch nicht«, wiederholte der Offizier. »Schau.«

Der Soldat deutete auf die Almogavaren.

Ein weiterer Ruf erschallte aus ihren Reihen: »Das Eisen erwache!«

Arnau sah wie gebannt zu den Söldnern. Bald brüllten alle wie aus einer Kehle: »Das Eisen erwache! Das Eisen erwache!«

Sie begannen ihre Lanzen und Messer gegeneinanderzuschlagen, bis das metallene Klirren ihre Stimmen übertönte.

»Das Eisen erwache!«

Und das Eisen erwachte. Es sprühte Funken, während die Waffen immer wieder gegeneinander oder gegen den Fels schlugen. Das Getöse ließ Arnau zusammenfahren. Allmählich erhellten Hunderte, Tausende von Funken die Dunkelheit und umgaben die Söldner mit einem Lichtschein.

Arnau war selbst überrascht, als er die Armbrust in die Luft reckte.

»Das Eisen erwache!«, brüllte er. Er schwitzte nicht mehr, er zitterte nicht mehr. »Das Eisen erwache!«

Er blickte zu den Mauern empor, die unter dem Gebrüll der Almogavaren zu wanken schienen. Der Boden bebte und der Widerschein der Funken wurde immer heller. Plötzlich erscholl eine Trompete, und aus dem Geschrei wurde ein furchterregendes Geheul.

»Sant Jordi! Sant Jordi!«

»Jetzt!«, rief der Offizier und stieß ihn voran, hinter den zweihundert Männern her, die zum Angriff stürmten.

Arnau lief, bis er mit dem Offizier und einer Abteilung Armbrustschützen hinter den Felsen am Fuß der Mauer zu liegen kam. Er konzentrierte sich auf eine der Sturmleitern, die die Almogavaren an die Mauer gestellt hatten, und versuchte, auf die Gestalten zu zielen, die von den Zinnen herunter den Angriff der Söldner abzuwehren versuchten, die immer noch heulten wie besessen. Und er traf. Er traf zwei der Verteidiger an Stellen, die nicht vom Kettenhemd geschützt waren, und sah sie nach hinten sinken.

Einer Gruppe von Angreifern gelang es, die Mauern der Festung zu überwinden. Arnau merkte, wie ihm der Offizier auf die Schulter tippte, damit er zu schießen aufhörte. Der Einsatz des Rammbocks war nicht notwendig. Als die Almogavaren die Zinnen erklommen, öffnete sich das Burgtor, und mehrere Ritter stoben in wildem Galopp davon, um nicht als Geiseln genommen zu werden. Zwei von ihnen fielen unter dem Beschuss der katalanischen Armbrüste, den Übrigen gelang die Flucht. Mehrere Burgbewohner, ihrer Führer beraubt, ergaben sich. Eiximèn d'Esparça und seine Reiter preschten mit ihren Schlachtrössern in die Burg und töteten jeden, der noch Widerstand leistete. Dann kamen die gemeinen Soldaten hinterher.

Als Arnau die Burg betrat, die Armbrust über der Schulter, den Dolch in der Hand, erstarrte er. Er wurde nicht mehr gebraucht. Der Burghof lag voller Leichen, und jene, die nicht gefallen waren, knieten entwaffnet und um Gnade flehend vor den Reitern, die mit gezückten Langschwertern den Hof durchmaßen. Die Almogavaren machten sich ans Plündern. Einige verschwanden im Turm, andere durchsuchten die Leichen so habgierig, dass Arnau den Blick abwenden musste. Einer der Almogavaren trat zu ihm und hielt ihm eine Handvoll Pfeile hin. Einige hatten ihr Ziel verfehlt, viele waren blutbefleckt, an einigen hafteten sogar noch Fleischfetzen. Arnau zögerte. Der Almogavare, ein bereits älterer Mann, dünn wie die Pfeile, die er ihm hinhielt, war erstaunt. Dann verzog sich sein zahnloser Mund zu einem Grinsen, und er gab die Pfeile einem anderen Soldaten.

»Was ist los?«, fragte dieser Arnau. »Glaubst du etwa, dass Eiximèn dir deine Pfeile ersetzt? Mach sie sauber.« Damit warf er ihm die Pfeile vor die Füße.

In wenigen Stunden war alles vorbei. Die Überlebenden wurden zu Gruppen zusammengetrieben und an den Händen gefesselt. Noch an diesem Abend würden sie in dem Tross, der dem Heer folgte, als Sklaven verkauft werden. Die Truppen Eiximèn d'Esparças setzten sich wieder in Bewegung, um dem König zu folgen. Ihre Verwundeten nahmen sie mit. Zurück blieben siebzehn tote Katalanen und eine brennende Festung, die den Gefolgsleuten König Jaimes III. nicht mehr von Nutzen sein würde.

30

Eiximèn d'Esparça und seine Männer holten das königliche Heer in der Nähe der stolzen Stadt Elne ein, nur zwei Meilen von Perpignan entfernt. Der König hatte beschlossen, etwas außerhalb der Stadt das Nachtlager aufzuschlagen, wo er einen weiteren Bischof empfing, der erneut vergeblich versuchte, im Namen Jaimes von Mallorca zu verhandeln.