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Das Bürgerheer von Manresa nahm im Namen König Pedros die Burg von Sainte Marie de la Mer ein, andere Kompanien stürmten die Burg Castellarnau Sobirà, und Eiximèn d'Esparça belagerte und eroberte mit seinen Almogavaren und weiteren Rittern Château-Roussillon.

Château-Roussillon war kein einfacher Grenzposten wie Bellaguarda, sondern ein vorgelagerter Verteidigungsposten der Hauptstadt der Grafschaft Roussillon. Wieder erklang das Kriegsgeschrei der Almogavaren, wieder klirrten ihre Lanzen gegeneinander, diesmal untermalt von dem Geheul mehrerer hundert Soldaten, die darauf brannten zu kämpfen. Die Festung fiel nicht so leicht wie Bellaguarda. Es kam zu einem erbitterten Kampf innerhalb der Mauern, und die Rammböcke mussten eingesetzt werden, um die Verteidigungsanlagen zu durchbrechen.

Die Armbrustschützen waren die Letzten, die in die nun offene Festung stürmten. Das hier hatte nichts mit dem Angriff auf Bellaguarda zu tun. Soldaten und Zivilisten, selbst Frauen und Kinder, verteidigten den Ort auf Leben und Tod. Im Inneren der Festung geriet Arnau in einen erbitterten Kampf Mann gegen Mann.

Um ihn herum kämpften Hunderte von Männern. Er ließ die Armbrust sinken und griff zum Messer. Als er das zischende Geräusch eines Schwertes hörte, hatte der Kampf auch für ihn begonnen. Instinktiv sprang er zur Seite, sodass ihn das Schwert verfehlte und nur seitlich streifte. Mit der freien Hand packte Arnau den Angreifer am Handgelenk und stieß mit dem Dolch zu. Er tat es mechanisch, wie es ihm der Offizier Eiximèn d'Esparças in endlosen Stunden beigebracht hatte. Man hatte ihm beigebracht zu kämpfen, man hatte ihm beigebracht, wie man tötete, doch niemand hatte ihm beigebracht, wie man einen Dolch in den Leib eines Mannes rammte. Das Kettenhemd hielt dem Stich stand, und obwohl er seinen Widersacher am Handgelenk festhielt, führte dieser einen wuchtigen Hieb mit dem Schwert und verwundete Arnau an der Schulter.

Es war eine Sache von Sekunden, doch lang genug, um zu erkennen, dass er töten musste.

Arnau umklammerte erbittert den Dolch. Die Klinge drang durch das Kettenhemd und bohrte sich in den Leib seines Gegners. Die Schwerthiebe verloren an Kraft, waren aber immer noch gefährlich. Arnau stieß den Dolch noch tiefer. Er spürte die Wärme der Eingeweide an seiner Hand. Der Körper seines Widersachers löste sich vom Boden, der Dolch schlitzte seinen Bauch auf, das Schwert fiel zu Boden, und plötzlich befand sich das Gesicht des Sterbenden genau vor dem seinen. Seine Lippen bewegten sich, ganz nah. Wollte er ihm etwas sagen? Trotz des Kampfgetümmels hörte Arnau sein Röcheln. Dachte er an etwas? Sah er den Tod vor sich? Seine weit aufgerissenen Augen schienen ihn warnen zu wollen, und Arnau drehte sich genau in dem Moment um, als sich ein anderer Verteidiger von Château-Roussillon auf ihn stürzte.

Arnau zögerte nicht. Sein Dolch fuhr durch die Luft und schlitzte die Kehle seines neuen Gegners auf. Er hörte auf zu denken. Er kämpfte und brüllte, schlug um sich und versenkte seinen Dolch im Fleisch der Gegner, immer und immer wieder, ohne auf ihre Gesichter und ihren Schmerz zu achten.

Er tötete.

Als alles vorüber war und die Verteidiger von Château-Roussillon sich ergaben, sah Arnau an sich herunter. Er war blutverschmiert und zitterte vor Anstrengung.

Er blickte um sich, und beim Anblick der Leichen fiel ihm der Kampf wieder ein. Er hatte keine Zeit gehabt, seine Feinde genauer zu betrachten, an ihr Leid zu denken oder Mitleid mit ihren Seelen zu empfinden. Doch von diesem Moment an begannen die blutüberströmten Gesichter, ihr Recht zu fordern: die Ehre der Besiegten. Arnau würde noch oft an die verschwommenen Gesichter jener zurückdenken, denen sein Dolch den Tod gebracht hatte.

Mitte August lagerte das Heer erneut zwischen der Burg von Canet und dem Meer. Am 4. August hatte Arnau an der Erstürmung von Château-Roussillon teilgenommen. Zwei Tage später setzte König Pedro III. seine Truppen in Bewegung, und da sich Perpignan weigerte, König Pedro als Herrn anzuerkennen, verwüsteten die Katalanen eine Woche lang das Umland der Hauptstadt des Roussillon, Basoles, Vernet, Soles, Saint Etienne … Auf Befehl des Königs zogen die Truppen durch die Gegend und rodeten Weinberge, Olivenhaine und sämtliche Bäume, die sie fanden. Nur die Feigenbäume wurden verschont – eine Laune des Königs? Sie verbrannten Mühlen und Ernten, zerstörten Felder und Dörfer, doch Perpignan, die Hauptstadt und Zuflucht König Jaimes, belagerten sie nicht.

15. August 1343

Feierliche Heermesse

Das gesamte Heer befand sich am Strand, um die Schutzpatronin des Meeres zu preisen. Pedro III. hatte dem Druck des Heiligen Vaters nachgegeben und einen Waffenstillstand mit Jaime von Mallorca ausgehandelt. Die Nachricht machte im Heer die Runde. Arnau hörte nicht zu, was der Priester sagte. Nur wenige taten das, die meisten schauten betrübt drein. Die Jungfrau schenkte Arnau keinen Trost. Er hatte getötet. Er hatte Bäume gefällt. Er hatte vor den verängstigten Blicken der Bauern und ihrer Kinder Weinberge und Felder verwüstet. Er hatte ganze Dörfer zerstört und damit das Zuhause rechtschaffener Menschen. König Jaime hatte seinen Waffenstillstand durchgesetzt und König Pedro hatte klein beigegeben. Arnau erinnerte sich an die Predigten in Santa María del Mar. »Katalonien braucht euch! König Pedro braucht euch! Auf in den Krieg!« Welchen Krieg? Es war ein einziges Gemetzel gewesen. Scharmützel, in denen niemand etwas verlor außer den einfachen Leuten, den treuen Soldaten … und den Kindern, die im nächsten Winter hungern würden, weil es an Getreide fehlte. Was war das für ein Krieg? Ein Krieg, den Bischöfe und Kardinäle als Zuträger listenreicher Könige ausgelöst hatten? Der Priester predigte noch immer, doch Arnau achtete nicht auf seine Worte. Weshalb hatte er töten müssen? Wer hatte etwas von diesen Toten?

Die Messe war zu Ende. Die Soldaten zerstreuten sich und fanden sich in kleinen Grüppchen zusammen.

»Und die versprochene Beute?«

»Perpignan ist reich, sehr reich.«

»Wie will der König seine Soldaten bezahlen, wenn er schon vorher nicht dazu in der Lage war?«

Arnau ging ziellos zwischen den Gruppen von Soldaten hin und her. Was interessierte ihn die Beute? Die Blicke der Kinder waren es, die ihm nachgingen, der Blick jenes kleinen Jungen, der, die Hand seiner Schwester umklammernd, zugesehen hatte, wie Arnau und eine Truppe von Soldaten ihr Gemüsefeld verwüsteten und das Getreide zerstreuten, das sie über den Winter bringen sollte. Warum?, schienen seinen unschuldigen Augen zu fragen. Was haben wir euch getan? Wahrscheinlich waren die Kinder für das Gemüsefeld zuständig, und dort blieben sie stehen, während ihnen die Tränen über die Wangen rollten, bis das ruhmreiche katalanische Heer damit fertig war, ihren armseligen Besitz zu zerstören. Als alles vorbei war, war Arnau unfähig, sie anzusehen.

Das Heer kehrte nach Hause zurück. Die Soldaten zerstreuten sich auf den Straßen Kataloniens, begleitet von Falschspielern, Huren und Händlern, enttäuscht über die Beute, die ihnen entgangen war.

Barcelona kam näher. Die einzelnen Bürgerheere des Prinzipats bogen in Richtung ihrer Heimatstädte ab, andere würden durch die gräfliche Stadt ziehen. Arnau bemerkte, dass seine Kampfgefährten ihre Schritte beschleunigten, genau wie er selbst es getan hatte. Auf so manchem Soldatengesicht erschien ein Lächeln. Es ging nach Hause. Marias Gesicht tauchte vor ihm auf. »Alles geklärt«, hatte man ihm gesagt. »Aledis wird dich nicht mehr behelligen.« Das war alles, was er wollte, der einzige Grund für seine Flucht.