Выбрать главу

Don wurde rot. Lotties Blicke schossen hin und her. Wie sollte sie Diego nur von Harry loseisen? Sie wollte ihn bitten, sie zu einer großen Ehemaligen- Benefizveranstaltung mit Abendessen und Tanz zu begleiten, aber er klebte förmlich an Harry. Bestimmt würde er Harry nicht so attraktiv finden, wenn er sie ölverschmiert beim Reparieren ihres alten Traktors sehen könnte. Harry war einfach zu unweiblich.

»Was ist ein Helm...?« Lächelnd tastete Diego nach der nächsten Silbe.

»Helmspecht.« Fair Haristeens tiefe Stimme sprach das Wort zu Ende. »Der größte Specht in Amerika, gut fünfzig Zentimeter. Kennen Sie die Woody-Woodpecker- Zeichentrickfilme?«

»Ja.« Diego lachte.

»Die basieren auf dem Helmspecht, der einen leuchtend roten Kamm und einen roten Bartstreif hat und einen charakteristischen lauten Schrei. Woody Woodpecker hat sich auch den geborgt.«

»Kann man so einen Vogel zu sehen bekommen?«, fragte Thomas.

»Durchaus. Sie verstecken sich nicht. Und sie haben eine seltsame Art zu fliegen.« Als Tierarzt war Fair in seinem Element, und das behagte ihm. »Sie flattern ein paar Mal, legen dann die Flügel flach an und sausen ab wie Raketen. Man hört sie, bevor man sie sieht. Sie sind laut.«

»Wenn sie an tote Bäume klopfen, hallt es durch den Wald. Fair hat Recht. Es ist laut.« BoomBoom war froh, dass sie von Roger O'Bannons Ableben abgelenkt waren. Sie war sich da ein bisschen abgesondert vorgekommen, weil er in anderen Kreisen verkehrt hatte. Als aber Lottie auf das Thema Roger zu sprechen gekommen war, fand BoomBoom sie dumm und eingebildet.

»Sie fressen die Ameisen in den Bäumen.« Harry lächelte die zwei Besucher an. »Sie wollen eigentlich nichts von Spechten hören, oder?«

»Ich schon. Ich bin Hobbyzoologe. In Nordamerika gibt es viele ungewöhnliche Tiere.«

Jim Sanburne trat hinzu und klopfte Fair auf den Rücken.

»Kommst du morgen zur Waschbärjagd? Jack Rackland bringt Red Cloud mit.«

»Red Cloud?« Diego amüsierte sich bestens, ging es hier doch ganz anders zu als im Botschaftsviertel.

»Sagenhafter Jagdhund, mein Lieber, sagenhaft. Hat so gut wie alles gewonnen, was es in diesem Land bei Jagdprüfungen zu gewinnen gibt.« Jims Stimme trug durch den ganzen Raum.

»Ist das wie die Fuchsjagd?«, fragte Diego neugierig.

»Oh, Sie wollen sicher nicht auf Waschbärjagd gehen. Das ist so was von provinziell.« Lottie verdrehte die Augen.

Jim Sanburne räusperte sich. »Musik.« Dieses eine Wort erklärte den Einheimischen die Waschbärjagd. Jim liebte die Töne der Jagdhunde, ihre tiefen, hohen und mittleren Stimmen. Das war Musik.

Lottie verzog das Gesicht. »Man kann sich den Knöchel brechen beim Rumrennen im Dunkeln.«

»Dafür gibt's Taschenlampen.« Harry fand Lottie so sympathisch wie Hautausschlag.

»Gehen auch Frauen auf Waschbärjagd?«, wollte Thomas wissen.

»Ja. Alle können mitmachen, sofern sie von den Hundehaltern eingeladen werden. Es ist nicht wie bei der Fuchsjagd, für die eine geprägte Karte verschickt wird, verstehen Sie?« Thomas bekundete mit einem Nicken, dass er sich mit der Fuchsjagd auskannte, und Harry fuhr fort: »Man kann mit einem Hund jagen oder mit zweien, einem Gespann also. Man kann Waschbären sogar mit einem Rudel jagen, das liegt im Ermessen des Jägers oder der Jäger. Sie lassen ihre Hunde oft zusammen laufen, damit der Klang besser ist, und oh, der Klang trägt weit in der Nacht. Da sträuben sich einem die Nackenhaare.«

»Was geschieht, wenn man den Waschbär findet?« Diego wollte diese einzigartige Südstaatengepflogenheit gerne mal erleben.

»Der Waschbär klettert auf einen Baum, sitzt da und guckt einen an. Man kann ihn runterschießen oder leben lassen. Ich lasse den Waschbär in Ruhe, dann habe ich auch ein andermal das Vergnügen seiner Bekanntschaft.« Jim verschränkte die Arme, dann fügte er hinzu: »Es ist nicht sportlich, ein Weibchen zu töten, zumal im Frühjahr. Sie könnte Junge haben.«

»Ah, ja.« Diego lächelte.

»Muss man bezahlen, um teilzunehmen?« Thomas wollte mitkommen.

»Durchaus nicht, mein Lieber, durchaus nicht. Ich sag Ihnen was, ich rufe Jack gleich an und frage ihn, ob Sie beide morgen mitkommen können. Wie steht's mit euch, Harry, Fair?«

Sie nickten.

»Sie finden es bestimmt abstoßend«, erklärte Lottie.

»Ich komme auch mit.« Trotz ihrer perfekten Fingernägel, Kleidung und allem Drum und Dran war BoomBoom schließlich ein Kind vom Lande.

»In Ordnung. Jack sollte heute Abend eigentlich mit seiner Frau Joyce hier sein, aber als ich ihm sagte, er müsse im Gesellschaftsanzug erscheinen, hat er sich entschuldigt. Er sagte, wenn ich ihm die Pistole auf die Brust setzte, würde er einen Smoking anziehen - vielmehr sich von Joyce reinstecken lassen -, aber einen Frack zieht er nicht an.« Jim lachte laut und dröhnend. »Ich sag euch eins, jagen kann der Mann. Seine Frau auch. Und meine Herren, ich bringe eine Kleinigkeit mit, um die Nachtkälte zu vertreiben, eine Kleinigkeit, die wir in den Bergen besser machen, als sie irgendwo sonst gemacht wird.«

»Sprich lieber leise.« Fair blinzelte. »Cooper ist direkt hinter dir.«

Die Polizistin, die mit Tracy und Miranda sprach, drehte sich um, als ihr Name fiel. »Hab nichts gehört.«

»Schön. Ich fand schon immer, eine taube Frau wäre von Vorteil.« Jim blinzelte.

»Du meinst dumm, oder? Eine die nicht reden kann.«

BoomBoom blinzelte auch.

»Sollte ich das gemeint haben?«

»Sexistisches Schwein.« Harry pikte Jim mit dem Finger in den Bauch.

»Schrecklich. Nur zu, tut was ihr nicht lassen könnt. Schmeißt mich raus. Ach geht ja gar nicht, ich bin ja hier zu Hause.« Jim lachte schallend, dann schlurfte er zum Telefon.

»Wie kann er so was sagen?« Lottie war wütend.

»Er nimmt uns auf den Arm.« Harry richtete den Blick wieder auf Diego. »Alle Frauen in diesem Raum wissen, dass Jim Sanburne alles tun würde, um jemand zu helfen; sein Herz ist größer als er selbst.«

»Das ist keine Entschuldigung für Sexismus.« Lottie schürzte die Lippen. »Du nimmst die Männer in Schutz, Harry.« Das »Du« war mit Anzüglichkeit geladen.

»Sei nicht so 'ne trübe Tasse.« Don unterdrückte ein Kichern. »Sonst muss ich dich ausstopfen.«

Hierauf lachten alle bis auf Lottie.

Miranda und Tracy gesellten sich zu der Gruppe, gerade als Gretchen, die Majordomus, Butler und Hausmädchen in einer Person war, mit dem Glockenspiel durch die Menge schritt. Sie schlug immer dieselben drei Töne an, was hieß, dass es Zeit war, sich ins Speisezimmer zu begeben.

Nach dem Essen spielte das Orchester im Ballsaal, der mit rosafarbenem und weißem Hartriegel dekoriert war, und mit Schneeball, der sowohl Wohlgeruch als auch Schönheit beisteuerte. Lottie saß neben Don, der sie nicht zum Tanzen aufforderte. Am Ende zog sie ihn auf die Tanzfläche und zischte ihm zu: »Kalte Füße gekriegt?«

Mim und Jim Sanburne verfügten über die Mittel, ein Abendessen für sechzig Gäste auszurichten, sieben Gänge, zu jedem Gang ein anderer Wein, Champagner, Sorbets, und Torten zum Abschluss. Mim war in Reichtum aufgewachsen, und wenngleich sie nie etwas anderes gekannt hatte als Überfluss, hatte sie an Anfällen von emotionalem Ausgehungertsein gelitten. Als Reaktion darauf hatte sie Jim Sanburne geheiratet. Er war groß, stark, stattlich, arm. Über die Jahre erwies er sich als geil wie ein brünstiger Kater. Seine Zügellosigkeit hatte mit seinem Sexualtrieb so viel zu tun wie die Tatsache, dass eine reiche Frau zu haben nicht das ist, als was es gepriesen wird. Mit    der Zeit hatten sie sich