zusammengerauft. Er hörte auf, den Weibern
nachzulaufen, und sie hörte auf, ihn herumzukommandieren.
»Nein, ich bin bloß kein guter Tänzer«, erwiderte Don.
Miranda hatte ihre Handtasche in dem Falcon gelassen. Weil sie ihren Lippenstift brauchte, stand sie von einem der Tischchen auf, die rings um die Tanzfläche aufgestellt waren.
»Schatz, hast du den Parkschein?«
Tracy griff in die Innentasche seines Cutaway. »Hab ich. Aber bleib du nur sitzen. Ich hole dir deine Tasche, Liebes.«
»Warum holen wir sie nicht zusammen?« Sie zwinkerte ihm zu.
Das ältere Paar schlenderte durch die Räume zur Vorderfront des Hauses, wo sie dem Parkwächter den Schein gaben. Auf einem Handy gab er die Nummer durch. In der Ferne hörten sie den alten Motor aufheulen.
Das Auto wurde von einem schlanken jungen Mann mit rötlichen Haaren und einem dünnen Schnurrbart gebracht.
»Warten Sie, nicht aussteigen. Ich muss nur die Handtasche der Dame rausholen. Sie können den Wagen gleich wieder zurückbringen.«
Als Tracy hineingriff, um Mirandas kleine mit Perlen bestickte Handtasche an sich zu nehmen, fasste Miranda den jungen Mann ins Auge, der ihr kostbares Vehikel fuhr. Ihr fiel auf, dass sein linkes Auge nach unten gesackt war und er über der Augenbraue eine rote Narbe hatte, die bis unterhalb des Auges verlief. Sie brauchte einen Moment, um es zu registrieren, dann platzte sie heraus: »Sie, Sie haben meine Radkappen gestohlen!«
Er wurde bleich, stürzte aus dem Wagen und rannte schnurstracks in die Dunkelheit.
Tracy stürmte hinterher. Er war nicht umsonst StarLäufer gewesen, und er war immer noch gut in Form. Obwohl der Junge einen Vorsprung hatte, war er dem älteren Mann nicht gewachsen. Als er sich umdrehte, um zu sehen, ob Tracy aufholte, stolperte er und fiel hin, stand auf, versuchte Tempo zuzulegen, aber Tracy wusste, wie man einen Gegner zu Fall bringt. Er beugte sich hinunter, stieß sich mit dem rechten Fuß ab, stürzte sich auf den Rücken des jungen Mannes. Tracy traf ihn so heftig, dass der Junge in die Luft segelte wie eine Stoffpuppe und dann mit einem grässlichen Geräusch auf dem Boden landete. Tracy war sogleich auf ihm, nahm seinen Kopf in den Schwitzkasten. Ein schwerer Gegenstand an einer Kette, die der junge Mann um den Hals trug, rutschte aus seinem Hemd, als Tracy ihn festnagelte. Es war ein Mercedesstern.
»Ich hab nix gestohlen.«
»Das werden wir ja sehn.«
13
Tracy ging kein Risiko ein, als er den jungen Mann zum Haus beförderte. Er hatte ihn fest im Griff, indem er seinen linken Arm nach hinten gedreht hielt und ihn mit der anderen Hand am Kragen hatte. Jedes Mal, wenn der Junge sich losreißen wollte, riss Tracy ihm den linken Arm hoch, was ein Jaulen hervorrief. In der kühlen Abendluft kündete Donner über den Bergen ein nahendes Frühjahrsgewitter an.
Der Chef-Parkplatzwächter besaß die Geistesgegenwart Big Mim zu holen, die sich wiederum Cynthia Cooper schnappte. Die zwei Frauen warteten mit Miranda Hogendobber, als Tracy seine Beute ablieferte.
»Das ist der Mann, den Sean beschrieben hat«, sagte Miranda. Besonders beunruhigte sie die Tatsache, dass ein junger Mensch stahl.
Cynthia trat einen Schritt vor. »Ich bin Cynthia Cooper, Polizistin. Wenn Sie kooperieren, wird die Sache vielleicht etwas weniger unerfreulich.«
»Ich hab nix gestohlen«, verteidigte er sich störrisch.
»Wollen wir nicht mit Ihrem Namen anfangen?« Dann wandte Cynthia sich an Tracy: »Sie können ihn loslassen. Und danke.«
Der verängstigte Junge murrte: »Fix für 'n alten Mann.«
Miranda musste unwillkürlich lächeln. »Junge, Sie sind von einem der besten Läufer überwältigt worden, die dieser Staat je hervorgebracht hat.«
Der Junge musterte Tracy argwöhnisch, der Miranda zum Dank für ihr Lob anstrahlte.
»Wie heißen Sie?« Big Mim ließ sich ihre Verärgerung anmerken.
»Wesley Partlow.«
»Ihre Anschrift, Mr. Partlow?«, fragte Cooper routinemäßig.
»Hab keine.«
»Sie müssen doch irgendwo schlafen.« Sie ließ nicht locker.
Er zuckte mit den Schultern. »Wenn ich müde bin, geh ich ...«
»Nun machen Sie schon, wo wohnen Sie? Sie sind ordentlich angezogen. Sie tragen ein weißes Hemd und eine schwarze Hose«, sagte Big Mim.
»Das Hemd haben die mir gegeben.« Er nickte zu seinem Chef hinüber. »Alle angeheuerten Parkplatzwächter tragen weiße Hemden und schwarze Hosen. Das Logo ist über der Tasche.«
»So ist es.« Big Mim verschränkte die Arme.
»Versuchen wir's noch mal. Wo wohnen Sie?« Geduldig wiederholte Cooper ihre Frage, wohl wissend, dass sie nur Lügen zu hören bekommen würde. Sie hatte diesen Typ schon so oft gesehen: jung, störrisch, aufsässig.
»Nirgends.«
»Sie sind obdachlos?«
Er grinste. »Ja.«
»Wo ist der 1987er GMC-Transporter, mit dem Sie zu O'Bannon's Salvage gefahren sind? Der mit der DallasCowboys-Jacke drin.«
Er riss die Augen weit auf.
»Wo ist er?« Cooper hätte ihm zu gerne das Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.
Er senkte den Blick.
»Sind Sie hungrig?« Miranda, sogar unter diesen Umständen die Güte selbst, dachte, mit etwas zu essen sei ihm vielleicht geholfen.
»Nein, Ma'am.«
»Ich weiß, Sie wollten mich nicht in Harnisch bringen, aber mein Falcon ist mein Ein und Alles. Wenn Sie mit uns kooperieren, können wir das klären und .« Mirandas Stimme verlor sich.
Tracy legte Miranda seinen Arm um die Taille. »Schatz, reg dich nicht auf deswegen.«
»Die Sache lässt sich ganz schnell klären, bevor ich Mr. Partlow in Gewahrsam nehme. Ich fahre mit ihm zu Sean O'Bannon.«
Wesleys Blick verfinsterte sich, seine Kinnlade klappte zu.
Big Mim, die nicht merkte, dass Cooper eine Falle stellte, sagte: »Cynthia, das können Sie nicht tun. Nicht heute Abend. Nicht jetzt. Roger ist noch nicht mal kalt. Ich glaube nicht, dass Sean in der Verfassung ist, einen Dieb zu identifizieren.«
Wesley hob ruckartig den Kopf, alle Sinne in Alarmbereitschaft, Angst flackerte jetzt in seinen Augen. »Wer ist tot?«
»Roger O'Bannon. Haben Sie ihn gekannt?«, fragte Cooper.
»Nein«, antwortete er nicht überzeugend. Er wurde noch misstrauischer.
Cooper seufzte. Für sie war der Ball zu Ende. »Ich hab das ganz komische Gefühl, Mr. Partlow, dass Sie und Ärger gute Bekannte sind. Tracy, bleiben Sie bei ihm, während ich nach einem Streifenwagen telefoniere? Im Jeep ist es mir zu unsicher. Er würde bei der ersten roten Ampel türmen.«
14
Das Hartriegelfest, mit dem der Staatsbaum und der Frühling gefeiert wurden, verschaffte Nachtschwärmern jedes Jahr Mitte April reichlich Gelegenheit, es zu bunt zu treiben. Autounfälle, Zerstörung von Eigentum und Streitigkeiten hielten den Sheriff und seine Leute in Atem.
Sheriff Rick Shaw hatte diese Nacht die ganze Truppe draußen bei der Arbeit. Als Cooper ihn wegen Partlow anrief, fuhr er selbst in einem Streifenwagen hin. Es ging nicht an, dass Big Mim missgestimmt war. Seine Anwesenheit als der höchste gewählte Gesetzeshüter des Bezirks besänftigte die große Dame meistens. Auch hatte er, seit er vor zwanzig Jahren gewählt worden war, gelernt, Mim als Erste zu benachrichtigen, wenn etwas Erschütterndes geschah. Das machte ihm das Leben leichter, aber mit ihren weit verzweigten Verbindungen konnte sie ihm auch oft helfen.
Mit dem Älterwerden verbessert sich das Urteilsvermögen eines Menschen gewöhnlich. Wenn nicht, ist er entweder tot oder ein Säufer. Rick Shaw hatte gelernt seinem Urteil zu vertrauen. Er hielt sich bei seinem Vorgehen an die Buchstaben des Gesetzes, verließ sich aber auch auf seinen Instinkt. Früher war er wütend geworden, wenn Mary Minor Haristeen in Begleitung ihrer Tiere am Schauplatz eines Verbrechens hereinplatzte. Mit der Zeit hatte er gelernt, dass Hilfe von außergewöhnlichen Seiten kommt. Einmal hatte der Corgi eine Menschenhand gefunden, was am Ende zu einem Mörder führte. Harry und ihre pelzigen Gefährtinnen hatten eine eigenwillige Art, in Dinge hineinzuplatzen.