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»So eine Gemeinheit.« Cynthia legte ihren Arm um Miranda. »Haben Sie eine Ahnung, wie viel die wert sind?« »Keinen Schimmer.« Miranda schürzte die von rosa Lippenstift glänzenden Lippen.

»Deswegen hat man sie vermutlich gestohlen. Weil sie schwer zu finden sind. Die müssen einiges wert sein«, dachte Harry laut.

»Warum kann sie keine neuen Radkappen dranmachen?«

Pewter war gereizt. Sie wollte weiterfahren.

»Das ist nicht dasselbe.« Tucker schnüffelte an den Rädern, weil sie hoffte, einen menschlichen Geruch wahrzunehmen, aber der Täter hatte die Radkappen mit was anderem als seinen Händen abmontiert.

»Quatsch.« Die graue Katze gähnte.

»Halten wir euch auf?« Harry bemerkte das große Gähnen, das von einem kleinen Glucksen begleitet wurde. »Wollt ihr euch im Auto schlafen legen?«

»Haha«, lachte Mrs. Murphy.

»Sind wir nicht die makellose Mieze?«, murrte Pewter die Tigerkatze an.

»Lasst das. Ich wünsche mir mal einen Samstag, an dem ihr zwei euch nicht streitet.« Tucker setzte sich zwischen die zwei Katzen.

»Harry, während ich das aufschreibe, rufst du vom Streifenwagen aus bei O'Bannon an. Frag Sean, ob er Falcon-Radkappen hat.«

»Komisch, ich war gerade auf dem Weg dorthin.« Harry trabte zum Streifenwagen, rutschte hinters Steuer und griff zum Autotelefon. Als sie die Nummer wählte, bekam sie Neidgefühle. Sie hätte auch gern ein Autotelefon gehabt, aber es war ihr zu teuer. »Hi Sean, Harry hier.«

»Wie geht's, Harry?«

»Mir geht's gut, aber Mrs. Hogendobber nicht. Jemand hat eben die Radkappen von ihrem Ford Falcon gestohlen. Coop ist hier am Schauplatz des Verbrechens, sozusagen, und sie hat gemeint, ich soll Sie anrufen. Sie haben nicht zufällig Ford-Falcon-Radkappen da, oder?«

»Doch.« Sean senkte die Stimme. »Ich hab sie gerade dem Kerl abgekauft, der sie geklaut haben muss. Verdammter Mist.«

»Wir sind gleich da.« Harry drückte die »Ende«-Taste.

»Hey Coop, er hat sie.«

»Meine Radkappen?« Miranda fuhr sich mit der Hand an den Hals.

»Er sagt, er hat sie eben jemandem abgekauft. Wenn das nicht Ihre sind, ist es ein komischer Zufall. Ich hab gesagt, wir sind gleich da.«

»Mrs. Hogendobber, sind Sie ruhig genug, um selbst in Ihrem Wagen hinfahren zu können? Ich komme mit dem Streifenwagen hinterher.«

»Natürlich bin ich ruhig genug.« Miranda konnte nicht glauben, dass die Polizistin dachte, der Diebstahl habe sie dermaßen aufgewühlt.

»Ich häng mich auch dran, wenn niemand was dagegen hat.« Harry hob Pewter auf, die in Richtung Supermarkt schlenderte. »Ich wollte sowieso dorthin.«

»Gut.« Cynthia öffnete die Tür des Streifenwagens.

Mrs. Murphy setzte sich auf Harrys Schoß, als Harry rückwärts aus der Parklücke setzte.»Erst der Specht, dann die Radkappen. Was kommt als Nächstes?«

Pewter kicherte.»Vernichtungdurch Todesstrahlen.«

4

»Wie Ameisen bei einem Picknick.« Mrs. Murphy staunte über die Menschen, die, etwa zwanzig an der Zahl, über die Freiflächen stiefelten, wo kunstvolle zerbrochene Säulen herumlagen, Ziergiebel und Sarkophage, alle säuberlich nach ihrem jeweiligen Zweck getrennt.

Die kurze Zufahrt zu dem Gebäude war von großen Terrakotta-, Stein- und Keramiktöpfen gesäumt. Neben der Steinabteilung befand sich eine Marmorabteilung mit großen Platten rosafarbenem Marmor, der aus einem alten Hotelfoyer stammen musste, kleineren Stücken grün geädertem Marmor, einer Platte, die vielleicht einmal eine Bartheke war, daneben tiefschwarzer Marmor, alles wiederum ordentlich gestapelt. Die größte Freifläche war angefüllt mit Bruchsteinen von Mauern, Häuserfunda­menten, manche Blöcke kantig behauen, andere naturbelassen.

Die Innenräume des Hauptgebäudes enthielten hölzerne Leisten, Kamineinfassungen, Stützpfeiler, mundge­blasenes Glas, handgehämmerte Nägel. Ein wahres Füllhorn voller Schätze.

Parallel zum Hauptgebäude verlief ein Bahngleis. Neben dem Gebäude stand ein Plattformwagen, beladen mit schweren steinernen Simsen, Türstürzen und Mauerkrönungen. Tieflader lieferten einmal in der Woche Material und vielleicht ein altes Auto an. Hinter dem Wagen stand ein alter roter Eisenbahnwaggon, der noch nicht restauriert war.

Etwas abgelegen im hinteren Bereich des vier Morgen großen Geländes lag Rogers Autowerkstatt. Schnell wachsende Kiefern schirmten sie vor den Blicken ab. Um die diversen Freiflächen gruppierten sich kleine propere Bauten. Sie sahen aus wie Gartenschuppen und enthielten Werkzeug, alte Traktorteile und andere Gegenstände, die vor der Witterung geschützt werden mussten.

Die Tiere waren von dem Gerümpel nicht so fasziniert wie die Menschen, aber manchmal hielt sich ein Duft von einem früheren Bewohner, einem Hund oder einer Katze. Solche olfaktorischen Informationen waren natürlich jüngeren Datums. Mitteilungen dieser Art gingen nicht von Scherben aus, die aus dem späten siebzehnten und frühen achtzehnten Jahrhundert gerettet worden waren.

Harry staunte über die Verwandlung des Altmaterialbetriebes in eine Art architektonischen Abladeplatz. Als sie das letzte Mal hier war, hatte Seans Vater, Tiny Tim, der sein Geld knickerig zusammenhielt, vergnügt über das Gelände geherrscht, einen einzigen großen Hof voller rostender Autos. Tim hatte alte Grabsteine gesammelt, weil er sich für die Steinmetzkunst interessierte. Er sprach gern über die Grabsteine, um dann zum umfassenderen Thema Tod überzugehen. Tiny Tim war entschieden gegen Autopsien gewesen. Als er starb, hatten seine Frau und seine Söhne keine Autopsie gewollt, so dass niemand genau wusste, woran er gestorben war. Aber ein Leben lang rauchen, trinken und alles verzehren, was ihn nicht zuerst verzehrte, das dürfte ihn zugrunde gerichtet haben.

Sean, groß und mager, trug ein ausgebleichtes orangerotes Leinenhemd, das er in eine Zimmermannshose gesteckt hatte. Keine Schmiere war in seine Hände eingezogen, keine Öl- oder Schmutzflecken verunzierten sein Hemd. Er hätte ein Obst- und Gemüsehändler sein können, wenn die Zimmermannshose nicht gewesen wäre.

An einer Wand waren Spezialwerkzeuge zum Restaurieren zu sehen: elegante Meißel, kleine und größere Hämmer, winzige Butanbrenner, um bleihaltige Farbschichten abzutragen. Die Sachen waren imponierend und teuer.

Cynthia und Miranda begaben sich zum Empfangspult.

Sean bat seine Assistentin Isabella Rojas sich der zwei Kunden anzunehmen, die er gerade bediente, und durchschritt den weiten Raum, um die zwei Frauen zu begrüßen. »Willkommen. Ich glaube, Sie haben Glück.«

Harry kam hinzu, die drei Tiere zockelten hinterher.

»Herrlich ist es hier.«

»Danke.« Er richtete sich an Miranda. »Mrs. Hogendobber, folgen Sie mir.«

Menschen und Tiere verließen das Hauptgebäude, gingen etwa vierhundert Meter nach hinten, wo Tausende von an Drähten aufgehängten Radkappen im Sonnenlicht glänzten. Sie waren nach Automodell und Baujahr geordnet.

Der Widerschein von den funkelnden Flächen veranlasste Mrs. Hogendobber, die Hand über die Augen zu legen. »Meine Güte, ich hatte keine Ahnung, dass es auf der Welt so viele Radkappen gibt.«

»Kommt, wir inspizieren die Außengebäude.« Tucker wedelte mit ihrem nicht vorhandenen Schwanz. »Da treibt sich bestimmt 'ne Menge Ungeziefer rum.«

»Hältst dich wohl für 'nen Rattenfänger, was?« Pewter tänzelte umher, ihr graues Fell strahlte Überlegenheit aus. »Du könntest nicht mal eine komatöse Maus fangen.«

»Das musst ausgerechnet du sagen«, rief die Corgihündin über die Schulter zurück, als sie, gefolgt von Mrs. Murphy, zum Werkstattgebäude sprintete. Eine Fährte aus verblassenden Bierdosen gab Zeugnis von Roger O'Bannons Entwicklung. Enthaltsamkeit war keine Tugend, die man mit Roger in Verbindung brachte.