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»Nein.« Murphy ruhte hinten in dem Volvo. »Lasst uns eine Weile hier sitzen und den Gesprächen lauschen, wenn die Leute parken oder zu ihren Autos zurückgehn. Ich will wissen, ob jemand zurückkommt, um sich 'ne Linie reinzuziehn.«

»Stimmst du mit Coops Theorie über ein?« Pewter kuschelte sich vergnügt auf das Strandlaken.

»Sie ist mit Sicherheit am plausibelsten, und doch - lasst uns Augen und Ohren offen halten. Niemand rechnet damit, dass wir hier sind. Wenn sie uns sehn, geben sie kitschig-dämliche Laute von sich. Sie haben keine Ahnung, was wir vorhaben - in dieser Beziehung ist auf Menschen Verlass.« Die Tigerkatze lachte.

»Aber Murphy, selbst wenn Leute herkommen, um draußen einen Platz zum Koksen zu finden, heißt das doch nicht, dass sie was mit den Morden zu tun haben«, hielt die kluge Tucker ihr entgegen.

»Das weiß ich. Ich hoffe, dass wir was rausfinden.«

»Papst Ratte weiß was.« Pewter kratzte sich hinterm Ohr.

»So'ne miese Ratte.« Als ihr einfiel, dass er wirklich eine Ratte war, brach sie in Lachen aus.

Rick Shaw hielt in der nächsten Reihe geparkter Autos. Er sah gut aus im Smoking, und seine Frau trug ein weißes bodenlanges Kleid, das ihr sehr gut stand.

Die Tiere konnten hören, was sie sprachen.

»Schatz, wenn mein Pieper losgeht, muss ich weg. Reverend Jones hat gesagt, dann bringt er dich nach Hause.«

»Ich weiß, Lieber.« Sie lächelte; sie war an seine ungewöhnlichen Arbeitszeiten und plötzlichen Aufbrüche gewöhnt. »Ich finde es bloß so aufregend, hier zu sein.«

Sie hielten auf die Klänge des Streichquartetts zu. Die Tanzkapelle würde nach dem Essen loslegen.

Das Glockenspiel ertönte und verkündete, dass das Essen serviert wurde. Die Gäste suchten ihre Tischnummern und nahmen ihre zugewiesenen Plätze ein.

Sean als der Gastgeber saß bei dem Vorsitzenden von »Bauen für das Leben«. Lottie saß zu seiner Rechten. Boom-Boom, die für die Öffentlichkeitsarbeit dieser Veranstaltung zuständig gewesen war, saß bei Thomas, dessen Teint einen Ton dunkler war als beim Hartriegelfest.

Als Diego Little Mim zu ihrem Tisch führte, Nummer zwei, zwinkerte er Harry zu, die zurückzwinkerte. Fair beschloss, es nicht zur Kenntnis zu nehmen.

Dank der geöffneten Bar generös gefördert, sprudelten die Gespräche; die Lautstärke stieg mit dem Genuss des Weines, der zum Essen gereicht wurde. Nachdem die Nymphen und Satyre in dem Brunnen Drinks gekostet hatten, die Bewunderer ihnen spendierten, wurden sie ausgelassener als beabsichtigt, ganz besonders die Satyre. Nicht lange, und sie würden ihre Mythologie wörtlich nehmen.

Nach dem Hauptgang wurden zu einem überwältigenden Angebot an Süßspeisen, Obst, Käse und Sorbets Liköre serviert.

Die gesättigten Gäste saßen mit glücklich leuchtenden Augen da.

Als die Tische abgeräumt wurden, stand Sean auf. »Entschuldigen Sie mich, meine Herrschaften, ich gehe nach draußen, eine rauchen.«

»Ich wusste gar nicht, dass du rauchst.« Lottie stand ebenfalls auf.

»Ich auch nicht, bis jetzt. Man kann über Nikotin sagen was man will, es beruhigt die Nerven.« Er lächelte matt.

»Ein bisschen paffen kann dir sicher nicht groß schaden.«

Lottie lächelte nachsichtig.

Auch andere Leute begaben sich nach draußen. Thomas, der die Brusttasche voller himmlischer kubanischer Zigarren hatte, zog einen Schwarm von Männern nach sich. Sie ähnelten Pinguinen, die dem Leit-Pinguin folgten.

Lottie verschwand auf der Damentoilette, bevor sie sich den Rauchern anschloss. Harry war drinnen und putzte sich die Zähne.

»Harry, ich glaub's einfach nicht, dass jemand so ein Gesums um seine Zähne macht.« Lottie rümpfte empört die Nase.

Harry spülte ihren Mund aus. »Die Nüsse von der Schokoladentorte sind mir zwischen die Zähne geraten. Das macht mich wahnsinnig.«

»H-mmpf.« Lottie marschierte hinaus.

Als Harry herauskam, stieß sie mit Tante Tally zusammen.

»Ist er nicht göttlich?«

»Wer, Tante Tally?«

»Der Marinemensch.« Mit den Augen wies sie auf einen durchtrainierten Mann am Beginn des mittleren Alters, der eigens zu diesem Anlass seine Marineuniform trug, ein Überbleibsel aus dem neunzehnten Jahrhundert, eines, das die Damen entzückte. Der taillenkurze Uniformrock lag eng an, seine Medaillenbänder, vier Reihen, zierten die linke Brust. Die blauschwarze enge Hose hatte einen schmalen roten Streifen an der Außenseite. Die lackledernen Ballschuhe glänzten.

»Was ist mit Ihrem Begleiter?«

»Zu alt, Harry. Ich kann alte Männer nicht ausstehn.« Tally schnippte ihren Stock in die Höhe.

»Und der andere?« Harry war dem Rechtsanwalt nicht begegnet.

»Ah.« Tally hob die Schultern. »Langweilig. Aber der hier, das ist ein rechter Mann.« Sie hielt sich die behandschuhte Hand vor den Mund und sah genauso aus, wie sie mit siebzehn auf ihrem Debütantinnenball ausgesehen haben musste - abzüglich der Falten natürlich.

Harry senkte verschwörerisch die Stimme. »Ich weiß, dass Sie nicht brav sein können, aber gehn Sie's langsam an.«

»In meinem Alter, Süße, gibt's kein Langsam. Nimm's, so lange du kannst! Und das werde ich, das werde ich!«, sagte Tally kichernd, dann eilte sie in die Damentoilette.

Rick, der nach einer Zigarette gierte, war von Jim Sanburne aufgehalten worden. Während sie sich unterhielten, ging Ricks Pieper los.

»Entschuldigen Sie. Ich muss mich mal eben drum kümmern.« Eine kurze Nachricht: DON. Ricks Miene blieb unbewegt. »Jim, ich muss weg.« Er ging mit forschen Schritten zu Coop, die auch nach draußen unterwegs war, um eine zu rauchen. »Kommen Sie mit.«

Hoffend, keine Aufmerksamkeit zu erregen, gingen sie rasch, aber nicht hektisch zu Ricks Wagen.

»Da ist was im Busch«, bemerkte Mrs. Murphy.

51

Sie hielten vor Don Clatterbucks Werkstatt, schnappten sich ihre Pistolen und öffneten die Wagentüren, hinter die sie sich duckten. Coop wünschte innig, sie wäre nicht im Ballkleid.

Rick löste sich von der Wagentür und rannte gebückt vor die Tür zur Werkstatt. Er blieb stehen, öffnete sie. Er drückte sich flach an das Gebäude. Nichts.

Coop, die sich so tief bückte, wie ihr Kleid es zuließ, stellte sich auf die andere Seite der Tür.

Rick griff hinein und drückte den Lichtschalter.

Kein Laut. Keine Bewegung. Rick lief hinein, hechtete zur Werkbank. Nichts.

»Coop, kommen Sie.« Er rappelte sich hoch, wischte seinen Smoking ab.

Die Tür des Tresors stand weit offen. Er war leer.

»Unser Vögelchen kann nicht weit weg sein.« Coop griff sich einen Stuhl und stellte ihn unter die Kamera. Sie schaltete die Kamera ab und nahm das Videoband heraus.

Yancy hatte die Kamera installiert und den kleinen Videorecorder in Dons Besenschrank eingeschlossen. Coop raffte ihren langen Rock und stieg vom Stuhl. Rick öffnete den Schrank. Rasch schalteten sie den Monitor ein.

»Verdammt!«, entfuhr es Rick.

Eine maskierte Gestalt. Ein schwarzes Tuch vor dem Gesicht, mit Schlitzen für Augen und Nase, in ein schwarzes Bettlaken oder einen langen Mantel gehüllt, war das Wesen vor der Kamera stehen geblieben, nachdem es den Tresor geleert und ihnen den Stinkefinger gezeigt hatte.

»Sein Gesicht möchte ich sehn, wenn er merkt, dass das Geld nicht echt ist.«

»Das entdeckt er erst, wenn er ins Helle kommt.« Rick schob seine Pistole in das Brusthalfter. »Wer das getan hat, wusste, dass wir heute Abend auf dem Ball sein würden.«

»Chef, das ist nicht verwunderlich. Alle sind heute Abend auf dem Ball.«