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»Vielleicht - aber eins wissen wir - er weiß, dass wir hier sind. Ich glaube, wir sind eben verscheißert worden.« Er spurtete zum Wagen, Coop dicht hinter ihm. Im Hinauslaufen knipste sie das Licht aus.

»Chef, Chef, ich kann nicht so schnell rennen wie Sie.«

Er wartete die zwanzig Sekunden, die sie länger brauchte, um sich ins Auto zu quetschen. »Coop, im Moment würde ich keinen Pfifferling für Seans oder Lotties Leben geben.«

»Wir werden sie schnappen.«

»Das meine ich nicht. Einer von beiden wird tot sein.« Er drückte auf die Tube, dass die Steinchen nur so spritzten.

52

Mrs. Murphy streckte sich. Aus dem Augenwinkel sah sie Papst Ratte aus der Richtung des Waggons kommen und mit einer Tüte Popcorn zur Werkstatt huschen.»Hey, Tucker, da ist die Ratte.«

Tucker sprang aus dem Volvo und raste auf die große glänzende Ratte zu.

»Diekann sich bewegen«, sagte Pewter bewundernd.

»Ja, vielleicht sollten wir ihr beispringen.« Die Tigerkatze hielt inne. »Dakommen Rick und Coop.«

»Sie behalten Lottie im Auge, ich Sean«, wies Rick sie an, als sie zurück zum Ballsaal rannten.

»H-m-m, Mom ist da drin.« Murphy sah dem Hund hinterher, der der Ratte nachrannte, die nicht gewillt war, sich von dem Popcorn zu trennen. Weswegen Papst Ratte kehrtmachte und wieder in den Waggon flitzte. Geschickt hatte er unmittelbar über der Wagenkupplung, gleich rechts von der mannshohen Tür, einen Eingang genagt.

Tucker war schon einmal in diese Sackgasse geraten, deswegen lief sie um den Waggon herum, zog sich mit großer Anstrengung auf die erste Trittstufe und war an der hinteren Waggontür, die das Letzte ist, was man sieht, wenn der Zug vorbeifährt. Aber diesmal war die Tür nicht abgeschlossen. Tucker stieß sie auf und überraschte das unverschämte Geschöpf, das vor dem Holzofen saß.

Papst Ratte entblößte seine Reißzähne. Er hob die Popcorntüte auf und bewegte sich langsam rückwärts auf sein Loch zu.

Tucker verhielt einen Moment. Auf dem Fußboden stand ein Jutesack mit Geld. So gern sie Papst Ratte das Genick gebrochen hätte, sie kehrte um, sprang die Stufen hinunter und rannte schnurstracks zu dem Volvo. »Murphy, Pewter, das Spielgeld ist in dem Waggon!«

»Wir müssen Mom holen.« Murphy begab sich mit entschlossenem Schritt zum Hauptgebäude. Sie hatten Autos kommen und ein paar wegfahren gesehen, als sie sich hinten in dem Volvo lümmelten, aber ihnen war nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Jetzt wünschten alle drei Tiere, sie wären aufs Dach des Autos gestiegen, um genau sehen zu können, wer angefahren kam und wer wegfuhr.

Die Kapelle spielte alte Weisen, neue Weisen. Die Tanzfläche war gedrängt voll. Rick und Cooper betraten das Gebäude im Abstand von ein paar Sekunden. Mrs. Murphy, Pewter und Tucker folgten Cooper.

Harry, die diesen Tanz ausließ, um eine Tasse Tee zu trinken, erblickte ihre drei Lieblinge. »O nein.« Sie stand auf, dann sah sie Coops Gesicht. »Alles in Ordnung?«

»Ja.«

»Hey, du hast mir noch nicht von dem Streichholzbriefchen erzählt.«

»Diego hat dir die Wahrheit gesagt.« Sie suchte den Raum nach Lottie ab, die, sehr zu Tante Tallys Missfallen, mit dem Marinemenschen auf der Tanzfläche war.

»Da bin ich aber froh.« Harry atmete erleichtert auf.

»Kommt jetzt, ihr Halunken, zurück ins Auto mit euch.«

Sie ging nach draußen, die drei folgten ihr viel zu gefügig. Als sie beim Auto ankam, nahmen alle drei Richtung Waggon Reißaus.

»Verdammt.« Harry spürte die kalte Abendluft und wünschte, sie hätte einen Umhang. In ihren hochhackigen Schuhen, diesen Folterinstrumenten, stakste sie zu dem Waggon.

Tucker und die Katzen stießen die Tür auf und trieben Papst Ratte wieder einmal in sein Loch.

»Schisser-«, höhnte er.

»Wer hört schon auf dich?« Tuckers Stimme kündete von großem Selbstbewusstsein.

Harry stieg vorsichtig die Stufen hinauf und betrat den Waggon. Ihre Augen brauchten einen Moment, um sich an das trübe Licht zu gewöhnen. Dann sah sie den offenen Sack. Als sie sich hinkniete, knackten ihre Knie, was sie zusammenzucken ließ. Sie griff in den Sack und zog einen säuberlich gebündelten Packen Einhundertdollarscheine heraus.

Sie hielt sich das Geld dicht vor die Augen und stieß einen Pfiff aus. »Das Falschgeld? Herrgott.«

Sie steckte einen falschen Schein in ihren Ausschnitt und eilte zum Ballsaal zurück. Sie war klug genug, nicht hineinzuplatzen. Einige Leute riefen ihr zu, sie lächelte und rief zurück. Ihr Gefolge kam ihr nach, Murphy vorneweg.

Fair trat zu ihr. »Ich hab dich gesucht.«

»Fair, Cooper ist auf der Tanzfläche. Du kannst dich besser durch das Gewühl schieben als ich. Kannst du sie zu mir bringen? Es ist wichtig.« Sie nahm den Hundertdollarschein aus ihrem Ausschnitt.

»Sieht ganz so aus.« Seine großen Schritte brachten ihn in einer Sekunde auf die Tanzfläche, obwohl er einer erotischen Nymphe ausweichen musste.

Cynthia Cooper, die mit Reverend Herb Jones tanzte, behielt Lottie im Blick. Rick, der mit seiner Frau tanzte, ließ Sean nicht aus den Augen.

Fair flüsterte Coop etwas ins Ohr, sie zögerte, er flüsterte wieder, sie dankte Herb für den Tanz, entfernte sich so unauffällig wie möglich und trat zu Harry, die ihr das Geld zeigte.

Coop versuchte Rick auf sich aufmerksam zu machen, aber er war auf Sean fixiert. »Fair, fordere Lottie zum Tanzen auf. Halt sie fest«, wies Coop den Tierarzt an. »Sag Rick, ich gehe zu dem Eisenbahnwaggon.«

»Ich komme mit«, erbot sich Harry munter.

»Du hältst Lottie fest.« Fair wollte nicht, dass Harry sich in Gefahr begab. »Coop, ich komme lieber mit dir.«

»Ich fordere sie nicht zum Tanzen auf«, sagte Harry starrköpfig und schob den alles andere als willigen Fair zur Tanzfläche.

Die zwei Frauen eilten nach draußen, die Tiere kamen wieder mit, doch ehe Fair zu Lottie gelangen konnte, hatte sie sich still von dem Marinemenschen gelöst, war hinter die Kapelle und zur Hintertür hinausgegangen. Sie sah die Tiere und Menschen zu dem Waggon gehen. Lottie warf einen Blick über die Schulter und begab sich zu ihrem Auto.

»Hier drüben.« Tucker umrundete aufgeregt den Jutesack in dem Waggon.

»Was ist das hier, ein Hauptbahnhof?«, klagte Papst Ratte in seiner Unterkunft. Nachdem er sein Popcorn verputzt hatte, besserte sich seine Laune beträchtlich. Der einzige Grund, weswegen er das Popcorn überhaupt mit in den Waggon genommen hatte, war der, dass er die Musik leid war und die Menschen nicht mehr hören wollte. Er hatte sich damit abgefunden, in dem Waggon zu bleiben, bis das lästige Haustiertrio ihn in Frieden ließ.

Harry, die unmittelbar hinter Coop war, kniete sich zu ihr. Keine von ihnen hatte eine Taschenlampe, aber Coop angelte ein Feuerzeug aus einer kleinen versteckten Tasche in ihrem Kleid. Sie knipste es an, und eine hohe Flamme schoss aus dem billigen Plastikfeuerzeug.

»Sieh mal an, unsere Trickkiste.«

»Meinst du, er weiß, dass es Falschgeld ist?«

»Keine Ahnung, aber wer es hier reingeschafft hat, der hat die Tür nicht abgeschlossen, entweder weil er wusste, dass dieses Geld nichts wert ist, oder weil er keinen Schlüssel hatte.«

Mit langsamen Schritten kam Fair aus dem Hauptgebäude. Er sah sich auf dem Parkplatz um und fand Lottie, als sie ihre Wagentür öffnete.

»Lottie.«

»Fair, ein bisschen frische Luft schnappen?« Sie lächelte. »Ich hoffe, dass Sie den nächsten Tanz mit mir tanzen.«

»Natürlich.« Sie steckte ein frisches Päckchen Zigaretten in ihre Abendtasche, schloss die Tür und ging mit ihm zurück.