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»Nennt mich nicht Lügnerin, wenn …«

Er lachte. »Ach, Sonea. Wenn ich gewusst hätte, dass es so viel Spaß machen würde, Euch aufzuziehen, hätte ich früher damit angefangen.«

Das panische Gefühl, das in ihr gewachsen war, löste sich ein wenig. Er macht sich nur über mich lustig. Es ist ihm nicht ernst. Erleichterung folgte Enttäuschung. Oh, sei nicht dumm, ermahnte sie sich. Sie seufzte, richtete sich in dem Sitz auf und lehnte sich an.

»Ihr mögt kein bösartiger, bigotter Bastard mehr sein, aber Ihr seid immer noch genauso manipulativ wie früher, Lord Regin.«

Regin zuckte die Achseln. »Nun, das ist nichts Neues. Ich hoffe, Ihr stimmt mir zu, dass ich es immer für eine gute Sache tue.« Er beugte sich zu ihr vor. »Aber ich würde gern wissen, was Ihr gegen die Idee habt, dass wir beide ein Paar sein könnten.«

Sie hielt inne, bevor sie antwortete. Zumindest will er vernünftig darüber reden. Vielleicht sollten wir es tun. Die Idee in Worte fassen und aus dem Kopf bekommen.

»Es wäre … nun, eine Menge Leute hätten etwas dagegen. Ich bin eine Schwarzmagierin. Ihr seid … verheiratet.«

»Ist das alles?« Er schüttelte den Kopf. »Wie konventionell von Euch. Sonea, die Frau, die alles verändert hat – die Gilde, die kyralische Gesellschaft, die Art, wie wir zu schwarzer Magie stehen –, macht sich Sorgen wegen Klatsch

»Natürlich. Ich habe Jahre gebraucht, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Ich kann nicht riskieren, es wieder zu verlieren.«

»Ihr werdet das Vertrauen nicht verlieren. Sie wären glücklicher, Euch mit einem anderen Magier verbunden zu sehen.«

Sie wandte den Blick ab. »Das könnt Ihr nicht wissen.«

»Ich kenne Kyralias Tratschtanten besser als Ihr«, entgegnete er. »Ich habe das zweifelhafte Vergnügen, sie persönlich zu kennen.«

Er seufzte. Als sie ihn anschaute, zog sich ihr Herz ein wenig zusammen. Er wirkte enttäuscht. Vielleicht hat er recht. Nein, er weiß nicht, wie es war in diesen letzten zwanzig Jahren. Die Menschen haben ständig jede meiner Bewegungen beurteilt, jeden Freund und jeden Geliebten, den ich hatte oder hätte haben können.

Aber als sie einen weiteren verstohlenen Blick riskierte, begriff sie, dass er in einem Punkt recht hatte. Sie fand ihn tatsächlich attraktiv. Sehr sogar. So verrückt das sein mag.

»Also«, sagte er leise, »wäre es akzeptabel, wenn ich geschieden würde?«

»Nein!«, protestierte sie, obwohl sie sich nicht sicher war, ob es um seine Frage ging oder darum, dass er seine Werbung fortsetzte.

»Vielleicht sollte ich das umformulieren. Wäre es akzeptabel für Euch, wenn ich geschieden würde?« Er beugte sich dichter vor, und sie wandte sich ihm zu. »Wenn niemandes Meinung zählte, würdet Ihr mich dann wollen?«

Er sah ihr direkt in die Augen. Es würde nicht leicht sein, ihn zu belügen. Sie zögerte, dann öffnete sie den Mund, um es zu versuchen.

Aber die Worte kamen nie heraus, weil er sie plötzlich küsste. Während sie vor Überraschung erstarrte, legte er die Arme um sie, zog sie näher an sich, und sie stellte fest, dass sie ihre Bewegungen nicht gut genug koordinieren konnte, um seine Absichten irgendwie zu durchkreuzen. Ihr Körper tat, was er wollte: Er entspannte sich in Regins Wärme.

Es war, das musste sie zugeben, ein sehr guter Kuss. Sie war enttäuscht, als er endete, obwohl sie ein wenig atemlos war. Regin sah sie an, aber nicht mit dem vollen Selbstbewusstsein, das er noch einen Moment zuvor gehabt hatte. Er wird jetzt damit aufhören, wenn ich es ihm sage.

Ich will es ihm nicht sagen.

Sie suchte nach irgendeiner anderen Bemerkung.

»Du bist noch nicht geschieden«, rief sie ihm ins Gedächtnis.

Er lächelte. »Oh doch. Der König hat mir meine Scheidung vor meinem Aufbruch gewährt.«

»Was? Das hast du mir nie erzählt!«

»Natürlich nicht. Ich kenne dich zu gut. Du hättest vielleicht meine Absichten erraten und mich um Armeslänge von dir ferngehalten«, entgegnete er. »Nun, noch mehr als gewöhnlich.«

»Du hast das die ganze Zeit über geplant. Du ränkeschmiedender, manipulativer …«

»Immer für eine gute Sache«, unterbrach er sie. Dann küsste er sie abermals.

Als Lorkin in Savaras Räume trat, blickte die Königin von den Papieren auf, die sie gelesen hatte, und lächelte. Lorkin hielt inne und legte eine Hand aufs Herz, aber sie verzog das Gesicht und winkte ihn weiter.

»Lasst das. Es schaut niemand zu. Und Tyvara wartet auf Euch«, sagte sie.

Er ging hinüber zu dem Raum, in dem er und Tyvara geschlafen hatten. Dann klopfte er leise an die Tür, und als er eine schwache Antwort hörte, drückte er sie auf. Tyvara lag auf dem schmalen Bett und las weitere Dokumente, bekleidet nur mit einem kurzen Hemd. Er schloss die Tür, lehnte sich dagegen und hoffte, dass er keinen Grund haben würde, sich allzu bald wieder zu bewegen.

Sie blickte auf, dann verdrehte sie die Augen. »Lass das.«

»Kann ich nicht«, erwiderte er.

»Also schön. Bleib dort. Du wirst dich irgendwann langweilen.«

»Das bezweifle ich.«

Sie versuchte, ihn zu ignorieren, aber er konnte sehen, dass ihre Augen sich hin und her bewegten, ohne dass sich ihr Blick tatsächlich auf die Seite senkte. Schließlich schloss sie das Dokument, seufzte und sah wieder zu ihm auf.

»Ich nehme an, es gibt einen Weg, dich dazu zu bringen aufzuhören, der uns beiden gleichermaßen gefallen würde.«

Er riss in gespielter Unschuld die Augen auf. »Beiden gleichermaßen gefallen?«

»Definitiv. Komm her und lass uns mit deiner neuen Fähigkeit ein wenig experimentieren. Ich vermute, es gibt einige Wege, sie anzuwenden, die uns beiden gleichermaßen gefallen könnten.«

Einige Zeit später fand Lorkin sich auf dem Boden wieder; er lag neben Tyvara mit dem Bettzeug, das als ein nicht gänzlich bequemer Ersatz für eine Matratze diente. Er war zuvor müde gewesen, und jetzt war er noch müder, aber es war eine angenehme Art von Erschöpfung, und er widerstand der Versuchung, sie mit einer magischen Heilung zu vertreiben.

»Wir brauchen wirklich ein größeres Bett«, bemerkte Tyvara.

»Ja.«

»Wie geht es unseren Botschaftern?«

Lorkin widerstand einem Lächeln. Savara hatte begonnen, Dannyl und Tayend als »unsere« Botschafter zu bezeichnen, und zwar an dem Tag, nachdem sie sie kennengelernt hatte. »Es geht ihnen gut. Sie waren in der Bibliothek, glücklich wie Kinder mit neuen Spielzeugen. Ich denke, sie haben gerade etwas für Dannyls Buch gefunden.«

»Sind diese beiden, was ich vermute? Sind sie ein Paar?«

»Sie waren mal eins. Tatsächlich waren sie es für lange Zeit. Bis Dannyl hierherkam. Sie haben sich getrennt, aber ich weiß nicht, warum.«

»Und jetzt?«

Er zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Sie scheinen sich wieder nahezustehen. Aber den Eindruck hatte ich auch, kurz bevor Dannyl hierherkam, daher kann ich es bei ihnen vielleicht nicht beurteilen.« Er zog die Brauen zusammen. »Obwohl damals zwischen ihnen eine Anspannung herrschte, die jetzt nicht mehr da ist.«

Sie drehte sich zu ihm um. »Wirst du mich nicht fragen, worüber Savara reden wollte?«

Er rollte sich auf die Seite. »Worüber wollte Savara reden?«

»Wir haben über ihre Pläne für Sachaka geredet.«

»Also, das ist deine Überraschung.«

Tyvara stieß ihm in die Rippen. »Hör zu. Wir denken, dass die Landbesitze sich für den Moment ohne allzu große Unterstützung selbst erhalten werden. Einige müssen wir immer noch befreien. Sie waren zu entlegen für uns, als dass wir uns vor unserer Ankunft in Arvice um sie hätten kümmern können. Aber sobald das erledigt ist, wird die größte Herausforderung die Wiederbelebung des Ödlands sein. Vorher müssen wir jedoch in der Stadt Ordnung schaffen. Sie ist baulich ungeeignet für die Veränderungen, die kommen werden. Es sind fast alles Herrenhäuser, weil die Ashaki größtenteils Selbstversorger waren. Obwohl jedes Herrenhaus viele ehemalige Sklaven beherbergen könnte, werden sie irgendwann ihre eigenen Häuser haben wollen. Wir wollen außerdem Menschen mit gleichen Kenntnissen und Fähigkeiten zusammenbringen, damit sie miteinander arbeiten. Das alles bedeutet, dass jede Menge Gebäude abgerissen und neue errichtet werden müssen.«