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Dannyl nickte und entspannte sich ein wenig. »Um nach Hause zurückzukehren. Er will vor allem seine Mutter sehen. Natürlich wussten wir nicht, ob er jemals zurückkehren würde, daher ist seine Mutter nach Monaten der Sorge ebenfalls erpicht darauf, ihn wiederzusehen.«

»Das kann ich mir vorstellen«, entgegnete Achati und stand auf. Er klang mitfühlend, aber sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Erheiterung und Trotz. »Je eher Lorkin unsere Fragen beantwortet, desto eher werden die beiden sich wiedersehen.«

Dannyl erhob sich. »Was wird König Amakira tun, wenn er nicht redet?«

Achati hielt inne, um seine Antwort zu überdenken. »Ich weiß es nicht«, erwiderte er, und seine augenscheinliche Aufrichtigkeit und Hilflosigkeit waren ein Spiegel von Dannyls eigenen Gefühlen.

»Die Verbündeten Länder werden eine Lesung von Lorkins Gedanken als einen Akt der Aggression betrachten«, warnte Dannyl.

»Aber kaum als etwas, wofür man einen Krieg anzettelt«, entgegnete Achati. »Sachaka ist jahrhundertelang ohne Handel mit den Ländern im Westen gediehen, dank unserer Verbindungen mit Ländern jenseits des östlichen Meeres. Ohne eine Ausbildung all eurer Magier in höherer Magie ist Kyralia kaum eine Bedrohung für uns. Wir brauchen euch nicht. Wir fürchten euch nicht. Ihr wart niemals mehr als eine Gelegenheit, die wir erkunden wollten.«

Dannyl nickte. »Ich danke Euch für Eure Aufrichtigkeit, Ashaki Achati.«

Achati machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich habe nichts gesagt, was nicht bereits offensichtlich gewesen wäre.« Er seufzte. »Ich persönlich hoffe, dass wir dies auf eine Weise lösen können, die unsere Freundschaft nicht ruinieren wird. Jetzt muss ich gehen.«

»Das hoffe ich auch«, sagte Dannyl. Die Freundschaft zwischen uns oder unseren Ländern? Oder beides? »Auf Wiedersehen fürs Erste.«

Der Ashaki nickte, dann verschwand er in dem Flur, der zum Eingang des Gildehauses führte. Dannyl setzte sich wieder und dachte über das Gespräch nach. »Wir brauchen euch nicht. Wir fürchten euch nicht.« Warum hatte irgendjemand jemals gedacht, Sachaka würde sich den Verbündeten Ländern anschließen wollen?

»Wie ist es gelaufen?«

Dannyl blickte auf und sah, dass Tayend in der Tür stand. Er seufzte und winkte ihn heran. Sein ehemaliger Geliebter eilte durch den Raum, setzte sich und beugte sich mit beinahe kindlichem Eifer vor. Aber Tayends Blick war scharf, und seine Neugier entsprang ebenso seinem Bedürfnis, als Botschafter in politischen Angelegenheiten auf dem Laufenden zu sein, wie seiner Liebe zu Tratsch.

Er macht sich ebenfalls aufrichtig Sorgen um Lorkin, rief Dannyl sich ins Gedächtnis. Eine Erinnerung erhob sich unerwartet an Tayend, der mit Soneas Sohn als kleinem Kind spielte, damals, als er und Dannyl der Gilde noch häufiger freundschaftliche Besuche abgestattet hatten. Tayend hatte ein Geschick gehabt, Kinder zu beschäftigen und zu unterhalten. Er fragte sich, ob Tayend sich jemals eigene Kinder gewünscht hatte. Dannyl hatte nie welche gewollt, obwohl er …

»Und?«, drängte ihn Tayend.

Dannyl konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart und begann seinem Botschafterkollegen zu berichten, was Achati gefragt und was er offenbart hatte, wobei er jedoch achtgab, nichts zu verraten, was die Gilde verborgen wissen wollte.

4

Vorbereitungen

Ein voller Tag war seit der Neuigkeit von Lorkins Gefangennahme verstrichen. Das allein machte das Schlafen schwierig, aber der plötzliche Wechsel zur Tagesschicht ließ die Sache auch nicht besser werden. Nach einer unruhigen Nacht fühlte Sonea sich benommen und musste ein wenig Magie in sich hineinziehen, um die nagende Erschöpfung zu vertreiben. Aber ein Vorteil ihres neuen Tagesablaufs, so entdeckte Sonea, war der, dass Lilia, wenn sie aus ihrem Schlafzimmer kam, noch im Hauptraum war und eine Morgenmahlzeit aß.

»Schwarzmagierin Sonea«, sagte das Mädchen, sichtlich überrascht, Sonea zu sehen.

»Guten Morgen, Lilia«, erwiderte Sonea. »Wie geht es dir? Hat Schwarzmagier Kallen dich gestern gefunden?«

Das Mädchen nickte. »Gut. Und ja.«

Sonea trat an den Beistelltisch und begann sich eine Tasse Raka zu machen. »Wie läuft der Unterricht?«

Lilia zuckte zusammen, aber dann setzte sie eine muntere Miene auf. »Gut. Ich denke jedoch, Schwarzmagier Kallen wünscht sich, ich würde meine Sache besser machen. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht gut in Kriegskünsten sei, aber ich denke nicht, dass er sich hat vorstellen können, wie ›nicht gut‹ eine Novizin sein kann.«

Sonea lachte mitfühlend. »Ich war auch nicht sehr gut darin.«

Die Augen des Mädchens weiteten sich. »Ihr … aber Ihr …«

»Ich habe einen formalen Zweikampf gewonnen und eindringende Sachakaner besiegt. Es ist erstaunlich, was man lernen kann, wenn man muss. Aber ich hatte auch einen wunderbaren Lehrer.«

»Ihr habt einen …?« Lilia blinzelte und richtete sich auf. »Welcher Lehrer war das?«

Sonea brachte ihren Raka zum Haupttisch, setzte sich und nahm sich ein süßes Brötchen. »Lord Yikmo. Er ist bei der Invasion gestorben.«

»Oh.« Lilias Schultern sackten herab. Dann blickte sie wieder auf. »Einen formalen Zweikampf?«

Sonea lächelte. »Ein anderer Novize, der mir das Leben schwer machte.«

»Er hat die Herausforderung einer Schwarzmagierin angenommen?«

»Das ist schon länger her. Ich war noch keine Schwarzmagierin, sondern eine gewöhnliche Novizin. Ich empfehle es nicht als eine Methode, mit aufreizenden Mitschülern umzugehen. Nur als letztes Mittel und wenn man zuversichtlich ist, dass man gewinnen wird.« Sie hielt inne, als ihr ein Gedanke kam. »Gibt es irgendwelche Novizen, die dir das Leben schwer machen?«

Lilia schüttelte den Kopf. »Nein, die meiste Zeit ignorieren sie mich. Das ist in Ordnung. Ich verstehe, warum sie mir aus dem Weg gehen. Und ich habe Anyi.«

Ein Stich des Mitgefühls durchzuckte Sonea, und sie empfand Dankbarkeit gegenüber Cery, dass er Anyi erlaubte, Lilia zu besuchen. »Nun, wenn irgendwelche von den Novizen freundlich zu dir sind – aufrichtig freundlich –, dann weise sie nicht so schnell ab. Du wirst bald genug mit ihnen zusammenarbeiten.«

»Ich weiß.«

Lilia wirkte resigniert, aber nicht unglücklich. Sonea aß das Brötchen auf, trank den Raka, dann erhob sie sich und seufzte. »Wirst du für eine Weile allein hier zurechtkommen, während ich fort bin, Lilia?«

Das Mädchen schaute auf. »Natürlich. Wie könnte ich nicht zurechtkommen, wenn Jonna und Schwarzmagier Kallen sich um mich kümmern?« Sie runzelte die Stirn. »Ihr seid diejenige, die sich in Gefahr begibt, Schwarzmagierin Sonea. Ihr … Ihr werdet vorsichtig sein?«

Sonea lächelte. »Natürlich. Ich habe die Absicht zurückzukommen. Schließlich will ich deinen Abschluss erleben.« Sie ging zur Tür, hielt dann jedoch inne und schaute zurück. »Ich arbeite jetzt nicht mehr im Hospital, daher werde ich wahrscheinlich häufig kommen und gehen. Ich werde auf jeden Fall anklopfen, bevor ich eintrete, für den Fall, dass Anyi sich hereingeschlichen hat, um dich zu besuchen.«

Lilia nickte. »Danke.«

Sonea verließ ihre Räume und stellte fest, dass in den Fluren der Magierquartiere reger Betrieb herrschte. Sie erwiderte respektvolles Nicken und Grüße auf dem Weg hinaus. Der Innenhof draußen war bevölkert von Novizen und Magiern, von denen einige auf dem Weg zu den Bädern waren oder von dort zurückkehrten, während andere zur Universität gingen. Etliche genossen auch nur den Sonnenschein des beginnenden Frühlings.

Wie immer drehten sich Köpfe zu ihr um, als sie vorbeiging. Schwarze Roben hatten etwas, das Aufmerksamkeit erregte. Nicht einmal die weißen Roben des Hohen Lords oder das Blau des Administrators erregten so viel Beachtung. Novizen bemerkten diese beiden zwar und verneigten sich respektvoll, wie sie es vor allen Magiern mit abgeschlossener Ausbildung tun mussten, aber sie starrten sie nicht an und wichen nicht vor ihnen zurück, wie sie es bei Sonea und Kallen machten.

Und wann immer sie es tun, erinnere ich mich an Akkarin und daran, dass ihn alle genauso behandelt haben, obwohl sie gar nicht wussten, dass er schwarze Magie praktizierte. Er hat nur deshalb Schwarz getragen, weil es damals die Farbe des Hohen Lords war, aber da es ihn auch als den mächtigsten Magier in der Gilde kennzeichnete, schätze ich, dass ihn das ebenso einschüchternd wirken ließ, wie es jetzt ein Schwarzmagier ist.