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Tayend seufzte. »Es ist noch früh«, erwiderte er. »Wenn wir beharrlich sind, wird er vielleicht nachgeben. Ich habe darauf hingewiesen, dass du Lorkin kaum zum Sprechen bewegen kannst, wenn du niemals Gelegenheit hast, mit ihm zu reden.«

Dannyl runzelte die Stirn. »Ist das klug? Es könnte gefährlich sein, auch nur anzudeuten, dass ich vielleicht dazu bereit wäre.«

»Nicht, wenn ich es sage. Und ich habe nur auf den Fehler in seiner Logik hingewiesen.«

»Ich bin mir sicher, er wird sehr erfreut sein, dass du ihn vor allen auf seine schwache Logik hingewiesen hast.«

»Oh, es war niemand sonst da, der es gehört hat – und ihm schien es zu gefallen.«

Dannyl wurde noch flauer. »Du hast eine Privataudienz bei ihm bekommen?«

»Nun, nun. Sei nicht eifersüchtig.« Der Elyner feixte, dann wedelte er mit der Hand. »Lass uns Wein trinken und etwas essen, hm?« Er drehte sich um, winkte einen Sklaven herbei und begann dem Mann genaue Anweisungen zu erteilen.

Dannyl ging zu den Hockern hinüber und setzte sich. Tayend hatte Lorkin zwar nicht sehen können, aber der König hatte sich die Mühe gemacht, ihn persönlich zu empfangen. Vielleicht liegt es daran, dass Tayend ein Botschafter ist, der für seinen König und sein Land spricht, während ich lediglich der Sprecher der Gilde bin.

Er bezweifelte aber, dass das einen großen Unterschied machte. König Amakira war verärgert über Kyralia und die Gilde, nicht über Elyne. Es ergab Sinn, dass er Tayend mit dem gleichen Respekt behandelte wie immer.

»Ah. Wein«, sagte Tayend, als ein Sklave mit einer Flasche und Kelchen hereineilte. Der Elyner setzte sich neben Dannyl und wartete, bis der Sklave sie bedient hatte und gegangen war, bevor er sich dichter zu ihm beugte.

»Merria hat mir heute Morgen nach deinem Aufbruch erzählt, dass sie die Situation mit ihren Freundinnen besprochen hat. Sie werden Einwände gegen diese gefährliche Behandlung eines fremdländischen Magiers erheben«, murmelte er.

Dannyls Stimmung hob sich ein wenig. »Und … die anderen Verbindungsleute?«

»Werden unsere Botschaft weitergeben. Sie sind sich Lorkins Zwangslage anscheinend durchaus bewusst, aber sie haben nicht gesagt, ob sie deswegen etwas unternehmen können.«

»Mir gefällt nicht, was sie tun würden, wenn sie könnten.« Dannyl schauderte und nippte an seinem Wein. »Sie könnten Lorkin töten, um sicherzustellen, dass er nicht redet.«

»Das werden sie nicht tun«, versicherte ihm Tayend. »Sie müssen gewusst haben, dass eine Gefahr bestand, dass dies geschehen würde. Sie hätten ihn nicht hierhergeschickt, wenn es für sie katastrophal sein könnte.«

»Vielleicht, weil sie ihre Leute bereits instruiert haben, ihn zu töten. Er könnte bereits tot sein.«

Tayend schüttelte den Kopf. »Der König hat mir versichert, dass Lorkin gut behandelt wird.«

»Er könnte lügen.«

»Ja, könnte er.« Tayend seufzte. »Wir können nur hoffen, dass er es nicht tut.« Der Elyner runzelte die Stirn. »Eine Sache macht mich dennoch nachdenklich. Ich sehe allerdings nicht, welchen Vorteil sie für die Verräterinnen haben könnte – daher vermute ich, dass ich Gespenster sehe.«

»Und welches Gespenst wäre das?«

»Dass die Verräterinnen wussten, dass der König Lorkin einkerkern würde. Dass sie wollten, dass es geschah.«

»Warum sollten sie das wollen?«

Tayend sah Dannyl an und schüttelte den Kopf. »Das ist es, was ich nicht entwirren kann. Außer … vielleicht wollen sie, dass der Friede zwischen Kyralia und Sachaka leidet. Vielleicht wollen sie sicherstellen, dass unsere Länder keine Versprechungen abgeben, Sachaka zu helfen, sich gegen sie zu verteidigen.«

Dannyl überlief ein Schauer. »Du denkst, sie könnten etwas Größeres und Direkteres planen als Spionage und politischen Mord?«

»Man muss es immer in Betracht ziehen.« Tayend lächelte grimmig und nippte dann mit ernster Miene an seinem Wein. »Wenn es zu einem Bürgerkrieg käme, was denkst du, wer gewinnen würde?«

»Ich habe keine Ahnung.« Dannyl schüttelte den Kopf. »Wir wissen nicht genug über die Verräterinnen.«

»Dann hoffe ich, dass Lorkin mehr weiß, als er zu wissen behauptet, denn wenn die Verbündeten Länder in einen Krieg hineingezogen werden, könnten wir uns schnell auf der Seite der Verlierer wiederfinden – oder herausfinden, dass wir nur gewinnen können, indem wir den größeren Teil der Kämpfe übernehmen und die größeren Opfer bringen.«

Ein kalter Knoten hatte sich in Dannyls Magen gebildet. Lorkin wird Osen alles gesagt haben, was er über die Verräterinnen weiß. Wenn Lorkin also weiß, dass sie einen Bürgerkrieg planen, dann ist Osen ebenfalls darüber im Bilde. Während Dannyl alle bisherigen Anweisungen Osens erwog, zog sich der Knoten in seinem Magen fester zusammen. Als Sklaven mit Essenstabletts in den Raum traten, war ihm zu übel, um zu essen, aber er zwang sich, seine Auswahl von den Tellern zu treffen, sich etwas in den Mund zu stecken und zu kauen. Warum? Weil Sklaven es gemacht haben. Menschen, die in ihrem Leben keine Wahl haben, haben sich damit Mühe gegeben, und es kommt mir gedankenlos und verschwenderisch vor, diese Dinge zu verschmähen. Dann löste sich der Knoten ein wenig. Die Verräterinnen missbilligen die Sklaverei. Ein Bürgerkrieg könnte Freiheit bringen.

Aber es würde einen Preis haben. Das hatte es immer.

Als Gol in den Keller zurückkehrte, stieß Cery einen stummen Seufzer der Erleichterung aus. Die Bewegungen seines Freundes waren vorsichtig, und er verzog vor Schmerz das Gesicht, als er sich hinsetzte, aber davon abgesehen sah er viel besser aus als noch vor zwei Tagen.

»Es wird da drin bald ziemlich eklig werden«, murrte Gol.

»Ich weiß«, pflichtete Cery ihm bei. »Aber wir werden fürs Erste damit zurechtkommen müssen.«

Sie hatten einen anderen Keller ausgewählt, um sich darin zu erleichtern. Die Wände und die Decke wirkten durchaus stabil, und Cery hatte etwas Erde dort deponiert, um damit ihre Exkremente zu bedecken. Aber auch das war nur eine vorübergehende Lösung.

Cery hatte Anyi gebeten, für eine Weile zu bleiben und über Gol zu wachen, während er das kleine Netzwerk von Räumen und Fluren in der Nähe auskundschaftete. Es war lange her, seit jemand in diesen Kellern gewesen war. Er wusste, dass der verstorbene Hohe Lord Akkarin sie benutzt hatte, um Dinge zu lagern, aber die einzigen Gegenstände, die jetzt dort waren und alt genug wirkten, um aus dieser Zeit zu stammen, waren nicht wertvolclass="underline" Größtenteils handelte es sich um leere Kisten wie die, die sie als Möbel benutzten. Er hatte kunstvolle Lampen gefunden, die sich in den ältesten Häusern Imardins gut gemacht hätten, wenn sie nicht von Rost zerfressen gewesen wären, außerdem Tonscherben von Gefäßen, die, wären sie unversehrt gewesen, wegen ihres Alters und ihrer Rarität ein Vermögen wert gewesen wären.

Die Wände dieser Keller bestanden aus Ziegeln und Naturstein. Es gab Bereiche, in denen Ziegel die Lücken zwischen dem Stein füllten, und Ziegelwände teilten die größeren Räume mit den Steinmauern und legten die Vermutung nahe, dass Naturstein der ursprüngliche Baustoff war und man das Ziegelwerk nachträglich benutzt hatte, um Reparaturen durchzuführen und die Größe der Kellerräume dem Bedarf anzupassen.

In einem Raum hatte jemand Worte an die Wand gekritzelt. »Tagin muss sterben«, hatte er mühelos entziffert, da die Buchstaben groß und tief waren. »Indria muss gewonnen werden«, war kleiner. Auf einem zu Bruch gegangenen Stein stand: »Höhere Magie ist …« In einem anderen, größeren Keller, dessen Decke halb eingestürzt war, hatte er auf einer an der Wand lehnenden Steintafel eine eingemeißelte Namensliste entdeckt. Er kannte keinen der Namen, aber ihnen gingen die Titel »Lord« und »Magier« voran. Seltsam, dass sie beides benutzten. Er glaubte, ein Datum am unteren Rand ausmachen zu können, aber er bekam das Kerzenlicht nicht nah genug heran, und auf keinen Fall würde er sich unter eine große und schwere Steintafel ducken, die aussah, als könnte sie jeden Moment umkippen.