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»Mich respektieren?« Sie schüttelte den Kopf. »Sie tun das nicht für mich. Sie tun es für einen Magierkollegen und für Kyralia.«

»Das auch«, gab er zu. »Aber es ist nicht der einzige Grund.«

Er gab ihr eine Menge Macht. Zumindest kam es ihr so vor. Sie schaute ihm nach, als er davonging, und suchte nach Hinweisen für körperliche Schwäche; sie machte sich Sorgen, dass er zu Beginn ihrer Reise in dieser Nacht müde sein würde, aber der nächste Magier trat bereits vor, und sie musste sich umdrehen.

Und dann kam der Nächste und der Übernächste. Heiler, Krieger, Alchemisten. Männer und Frauen. Alt und jung. Magier aus den Häusern und allen anderen Klassen. Sie alle sprachen einige Worte, wünschten ihr Glück und brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass Lorkin gut behandelt wurde und befreit werden könnte, einige mahnten sie sogar, vor Ichani auf der Hut zu sein, wenn sie das Ödland durchquerte, und sie baten sie, sicher nach Hause zurückzukehren. Überwältigt und überrascht hatte sie bisweilen Mühe, ruhig und würdevoll zu wirken. An einem Punkt verspürte sie eine Welle der Traurigkeit, als sie sich plötzlich an einen anderen Tag erinnerte, an dem sie in dieser Halle gestanden hatte, während Magier an ihr vorbeigezogen waren. Damals hatten sie ihre Roben und die Akkarins zerrissen, während sie die rituellen Worte der Verbannung sprachen.

Weil wir schwarze Magie gelernt hatten, um Kyralia zu verteidigen. Wie sehr sich die Dinge verändert haben.

Als endlich der letzte Magier beiseitetrat, verspürte sie große Erleichterung und Erschöpfung. Bei diesem Gedanken hätte sie beinahe laut aufgelacht. Dieses Nehmen von Macht sollte sie stärker machen, nicht müde. Sie konzentrierte sich auf ihre Macht und bemerkte, dass ein wenig davon unkontrolliert nach außen drang. Eingedenk Akkarins Instruktionen stärkte sie die natürliche Barriere ihrer Haut, bis das Leck sich schloss. Dann dachte sie über die Macht in ihrem Innern nach.

Abgesehen von dem Wissen, dass ihre Macht gewaltig angeschwollen war, bestand ihre einzige Möglichkeit zu schätzen, wie stark sie geworden war, darin, die Anzahl der Magier zu addieren, die ihr Magie gegeben hatten. Sie war sich nicht einmal sicher, wie mächtig der durchschnittliche Gildemagier war. Ich habe seit der Invasion der Ichani nicht mehr so viel Macht in mir gehabt, als die Armen mir ihre Stärke anboten, um mich auf die Schlacht vorzubereiten.

Osen stand noch immer hinter ihr. Die Halle war leer, bis auf ihn, Regin und Rothen. Ein Gong erscholl und zeigte das Ende der Versammlung an, obwohl die meisten Magier nicht länger anwesend waren, um es zu hören.

»Wie spät ist es?«, fragte sie.

Osen überlegte einen Moment. »Ich glaube, der Universitätsgong hat vor kurzem geläutet.«

Sie sah ihn überrascht an. »So spät schon?« Sie wandte ihren Blick Regin zu. »Es ist fast Zeit, die Kutsche zu beladen.«

»Ihr habt noch ein paar Stunden.« Osen lächelte. »Ihr solltet beide eine gute Mahlzeit zu Euch nehmen, bevor Ihr abreist.«

Soneas Magen krampfte sich zusammen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann.«

»Das wird alle enttäuschen.«

Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Warum?«

Sein Lächeln wurde breiter. »Die Höheren Magier haben im Bankettsaal ein Abschiedsessen für Euch vorbereitet. Ihr habt doch nicht gedacht, dass wir Euch gehen lassen würden, ohne Lebewohl zu sagen, oder?«

Sie sah ihn nur staunend an.

Osen lachte leise. »Kommt, sie sind alle im Abendsaal und trinken etwas, während sie auf Euch warten.«

7

Ein anderer Ansatz

Hier ist die Decke nicht stabil«, sagte Anyi.

Cery blickte auf und bemerkte die Risse in den Wänden und dass die Decke leicht eingesackt war. Feine Wurzeln durchzogen dort das Erdreich – vielleicht von einem Baum über ihnen.

»Wenn wir diese Fluchtroute benutzen müssen und Lilia bei uns ist«, fuhr Anyi fort, »könnten wir sie bitten, hinter uns die Decke einstürzen zu lassen, so dass uns niemand folgen kann. Oder wir könnten den Abschnitt auch selbst für einen gezielten Zusammenbruch präparieren. Lilia könnte uns helfen, indem sie die Decke mit Magie stützt, während wir Gewichte und Seile anbringen, die wir dann aus einiger Entfernung bedienen können.«

Cery nickte. Mir gefällt die Art, wie sie denkt. »Wir werden sie fragen.«

»Also, wohin führt dieser Gang?« Anyi grinste, eilte durch den instabilen Bereich und führte Cery in einen zunehmend verfallenen Tunnel hinein. Er endete nicht an einem Tunneleingang, sondern dort, wo ein Baum durch die Decke gebrochen war und den Weg versperrte. Schwaches, graues Licht sickerte durch ein Loch zwischen zwei gewaltigen Wurzeln. Ziegel und Schutt, geglättet von Erde und Moos, bildeten eine grobe Rampe, über die Anyi kletterte.

Sie spähte hinaus, drehte sich dann wieder zu Cery um und winkte ihn herbei. Cery bahnte sich einen Weg zu ihr hinauf, nahm ihren Platz ein und spähte durch das Loch.

Ringsum standen Bäume – ein Wald, erhellt von frühmorgendlichem Licht. Cery seufzte, als er sich daran erinnerte, wie er Sonea vor vielen Jahren durch den Wald der Gilde geführt hatte – bevor die Magier sie gefangen genommen hatten –, damit sie beobachten konnte, wie Magie gewirkt wurde, und vielleicht lernen würde, ihre Kräfte zu kontrollieren. Es hatte natürlich nicht funktioniert. Nur ein anderer Magier konnte einen Novizen lehren, wie man Magie sicher benutzte. Aber das hatten sie damals nicht gewusst.

So vieles hat sich verändert, dachte Cery, aber glücklicherweise ist der Wald immer noch hier. Er löschte seine Lampe, stellte sie ab und kletterte dann aus dem Loch. Anyi folgte ihm.

»Wo in der Gilde, denkst du, sind wir?«, flüsterte sie.

Er zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich nördlich der Gebäude, da der südliche Teil des Geländes hügeliger ist.«

»Die Dienstbotenquartiere liegen im Norden.«

»Ja.«

»Wir finden dort vielleicht einige aussortierte Dinge. Möbel. Decken.«

»Vielleicht.«

Cery bewegte sich weg von dem Baum, dann drehte er sich um und umkreiste ihn langsam in dem Versuch, sich das Bild einzuprägen. Weder er noch Anyi waren es gewohnt, sich in einem Wald zurechtzufinden, und er konnte sehen, dass es leicht sein würde, sich zu verirren und die Tunnelöffnung nicht wiederzufinden. Glücklicherweise sah der Baum tatsächlich etwas anders aus als die übrigen, weil er zur Hälfte abgestorben, zum Teil in den Boden eingesunken war und sich zur Seite neigte.

Cery wandte sich ab und ging durch die Bäume voran, wobei er seine Schritte zählte und registrierte, dass sie sich hügelabwärts bewegten. Er wusste, dass das Gelände von der Mauer des Inneren Rings an anstieg, und vermutete daher, dass er nach Westen ging. Nach mehreren hundert Schritten entdeckte er, dass er sich irrte. Der Hang traf auf einen weiteren Hang, und in der Senke dazwischen floss ein kleiner Bach. Oh, nun, zumindest ist der Bach etwas, dem wir folgen können: Er sollte uns hügelabwärts führen. Er markierte die Stelle, indem er einige Steine zu einem Kreis und einer Linie ordnete, die in die Richtung zurück zeigte, aus der sie gekommen waren, dann gingen sie stromabwärts weiter.

Es dauerte nicht lange, bis sie vor sich Zeichen menschlicher Behausungen bemerkten. Sie krochen vorwärts und nahmen einfache Hütten und Zäune wahr. »Dienstbotenquartiere?«, murmelte Anyi.

Cery schüttelte den Kopf. »Zu schäbig.« Das heruntergekommene Aussehen der Bauten war verwirrend. Einige große Häuser schienen aus Glas gemacht zu sein, aber aufgrund der üppigen Vegetation, die unter diesem Glas spross, vermutete er, dass sie aufgegeben worden waren. Erst als sie nahe genug kamen, um überall gut über die Zäune schauen zu können, wurde ihm klar, wo sie waren.

»Der Bauernhof.«

»Ah. Natürlich.« Anyi streckte die Hand aus. »Ist das ein Obstgarten dort drüben?«

Er blickte in die Richtung, in die sie zeigte, und nickte, als er Reihen von sorgfältig gestutzten Bäumen und Beerenranken ausmachte. Daneben war auf kleineren, umzäunten Flächen die Erde gefurcht, als sei ein sehr großer Rechen hindurchgezogen worden.