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Regin runzelte die Stirn. »Was …?« Er hielt inne und schüttelte den Kopf.

»Ja?«

Er verzog das Gesicht. »Was werdet Ihr tun, wenn König Amakira Lorkin bedroht?«

Sonea, die den Themenwechsel nicht erwartet hatte, spürte, wie ihr Herz erstarrte. Sie hielt inne, um tief durchzuatmen, bevor sie antwortete. »Ich werde darauf hinweisen, dass es Lorkin ist, der etwas über die Verräterinnen weiß, nicht ich. Es wäre weitaus vernünftiger, mich zu foltern, um Lorkin zum Sprechen zu bringen.«

Regins Unterkiefer klappte herunter, dann schluckte er. »Ist es weise, den König auf die Idee zu bringen, Euch zu foltern?«

Sie zuckte die Achseln. »Ich bin mir sicher, er wird selbst auf die Idee kommen, in dem Moment, in dem er erfährt, dass ich auf dem Weg bin, um mich mit ihm zu treffen. Wenn er bereit ist, mich zu foltern, dann müssen wir daraus den Schluss ziehen, dass er jedes Widerstreben, den Zorn der Gilde und der Verbündeten Länder zu erregen, beiseitegeschoben hat. Dann wird es ohnehin keine Chance geben, Lorkin zurückzubekommen.«

Sie war geradezu verzweifelt stolz auf sich, dass sie nicht zuließ, dass ihre Stimme bei diesem letzten Satz brach, obwohl es eine knappe Sache war. Wenn ich das so durchhalten kann, werde ich vielleicht in der Lage sein, meine Gefühle vor den Sachakanern und Verräterinnen zu verbergen.

»Ich hoffe um unser aller willen, dass es nicht dazu kommen wird«, sagte Regin mit Nachdruck.

Sie nickte zustimmend. Wenn König Amakira bereit war, sie zu foltern, dann wäre auch Regin nicht sicher.

Er veränderte seine Sitzposition, so dass er ihr gegenübersaß, dann streckte er die Hände aus. »Es ist ein voller Tag vergangen seit der Versammlung, und meine Macht hat sich erholt. Ihr solltet sie jetzt nehmen, bevor wir das Bleibehaus erreichen.«

Sie sah ihn an, während Widerstreben sie erneut erstarren ließ. Das ist lächerlich. Ich sollte nicht zögern, Macht zu nehmen, die mir freiwillig angeboten wird, wenn es mir erlaubt ist und ich sie vielleicht brauchen werde. Sie hatte diese Verlegenheit während der Versammlung nicht verspürt, wurde ihr bewusst. Warum war es ihr peinlich, privat von einem anderen Menschen mittels schwarzer Magie Macht zu nehmen? Warum kam ihr das zu … intim vor? Peinlich, zu intim und verboten. Vielleicht weil ich es nur ein einziges Mal unter vier Augen getan habe, und das mit Akkarin.

Regin beobachtete sie, und sein Gesicht zeigte wachsende Verwirrung. Sonea holte tief Luft und ergriff seine Hände. Sie spürte, wie Magie von ihm in sie hineinfloss, und begann sie zu speichern.

»Es tut mir leid. Ich kann mich nicht daran gewöhnen«, sagte sie zu ihm und schüttelte den Kopf.

Er nickte. »Das ist verständlich. Es war Euch so lange Zeit verboten. Tatsächlich hatte ich mich gefragt, ob Ihr nach all dieser Zeit vielleicht vergessen habt, wie man es macht.« Sein Mund verzog sich kurz zu einem neckenden Grinsen.

Sonea brachte ein Lächeln zustande. »Wenn das nur möglich wäre.«

»Alles klar«, sagte Gol.

Cery nickte. Er hatte Gol vorausgeschickt, um sich davon zu überzeugen, dass ihre Notunterkunft unentdeckt geblieben war. Es war schwer, alte Gewohnheiten aufzugeben. Sie griffen nach ihren Lasten und trugen sie durch die Tunnel zu dem Raum, in dem sie Zuflucht gefunden hatten. Cery stellte zwei schon aus dem Leim gegangene alte Stühle ab, Anyi ließ zwei Ballen Heu von ihren Schultern auf den Boden fallen, und Gol warf ein Bündel Säcke neben die Kiste, die er als Sitzgelegenheit benutzt hatte.

Als Nächstes nahmen sie die Früchte aus ihren Taschen, das Gemüse und die anderen kleineren Dinge, die sie in den Schuppen des alten Bauernhofs eingesteckt hatten. Cery schaute zu Gol auf, als der Mann eine Spule groben Garns ablegte.

»Wo hast du das gefunden?«

Gol zuckte die Achseln. »In einem der Schuppen. Da war ein ganzer Korb voll, also dachte ich, niemand würde es bemerken, wenn ich eine mitnehme. Und das hier …« Er stülpte eine Seite seines Mantels um, um eine lange, gebogene Nadel zu offenbaren, die im Futter steckte. »Das werde ich brauchen, wenn ich Matratzen machen soll.«

Cery musterte seinen Freund zweifelnd. »Du wirst Matratzen machen?«

»Anyi hat gesagt, sie könne nicht nähen.«

»Oh, hat sie das?« Cery lächelte über die Lüge seiner Tochter. »Und du kannst es?«

»Gut genug für Matratzen. Ich habe früher meinem Vater geholfen, seine Segel zu flicken.« Gol fädelte das Ende des Garns mit offenkundiger Geschicklichkeit durch die Öse der Nadel.

»Du bist ein Mann mit verborgenen Tiefen, Gol«, bemerkte Cery. Er setzte sich auf einen der Stühle und lächelte, während er an ihre Plünderung des Bauernhofs zurückdachte. Seine Vermutung, dass Dienstboten in den Schuppen lebten, hatte sich als falsch erwiesen. Alle Schuppen hatten leer gestanden. Obwohl sie sich frei bewegen konnten, hatten er, Gol und Anyi darauf geachtet, keine Spuren ihres Aufenthalts dort zu hinterlassen, und sie hatten nichts mitgenommen, von dem nicht reichlich vorhanden war. Anyi hatte vorgeschlagen, einige der anderen Stühle zu verrücken, als hätte jemand sie einfach aus irgendeinem Grund bewegt und vergessen, sie an ihren ursprünglichen Platz zurückzustellen, um die Tatsache zu verbergen, dass ein paar fehlten.

Anyi betastete die Früchte. »Sie sind noch nicht reif«, sagte sie. »Ein wenig zu früh in der Saison. Es war schwer, das in der Dunkelheit zu erkennen. Wie werden wir dieses Gemüse kochen?«

»Ich habe nur solche mitgenommen, die nicht gekocht zu werden brauchen«, erwiderte Gol.

Sie rümpfte angewidert die Nase. »Wir sollen sie roh essen? Solchen Hunger habe ich nicht.«

Er zog die Augenbrauen hoch. »Einige sind besser roh zu genießen, vor allem wenn sie frisch sind. Versuch es wenigstens.«

Anyi wirkte nicht überzeugt. »Ich werde auf Lilia warten. Sie kann sie mit Magie kochen.«

»Sie ist vielleicht nicht immer in der Lage, uns Essen zu bringen«, rief Cery seiner Tochter ins Gedächtnis. »Je seltener sie uns besuchen kommt, umso geringer ist das Risiko, dass die Gilde uns hier entdeckt.«

»Dann muss ich einen geheimen Eingang zur Gildeküche finden.« Anyi stand auf. »Ich werde feststellen, ob sie Hilfe dabei braucht, irgendetwas zu tragen.«

Gol schüttelte den Kopf, während sie sich eine Lampe griff und davonging. »Sie weiß gar nicht, was sie versäumt«, murmelte er.

Cery sah seinen Freund an. »Ich hatte gehofft, ihr zwei würdet erheblich länger brauchen als drei Tage, bevor ihr anfangt, euch auf die Nerven zu gehen.«

»Wir werden vielleicht keine Wahl haben, was …« Gol brach ab, als er aufblickte und Cerys Miene sah. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ja. Ich werde es versuchen. Ihr gefällt es auch nicht, unter der Erde festzusitzen.«

»Nein«, stimmte Cery ihm zu. Als er ein Geräusch hörte, stand er auf und ging zur Tür. Hohe Stimmen erreichten ihn, obwohl er nicht hören konnte, was sie sagten. »Sieht so aus, als sei Lilia bereits auf dem Weg.«

Er setzte sich wieder und wartete auf die Mädchen. Lilia hielt die gewohnte lackierte Schachtel in der Hand, in der sich diesmal mit gewürztem Fleisch gefüllte Brötchen und klebriger Sesamkuchen befanden.

»Also, das ist richtiges Essen«, erklärte Anyi, während sie sich ein Brötchen nahm.

Lilia grinste. »Ich habe ein Arrangement mit Jonna getroffen. Sie wird mir jeden Abend etwas bringen, das Anyi selbst essen und an die Armen weitergeben kann, und sie wird mir auch Lampenöl und Decken beschaffen. Sie denkt, ich sei wohltätig.«

Cery war ein wenig beunruhigt. »Du hast ihr nichts von uns erzählt?«

»Nein.« Lilia betrachtete die Stühle, das Stroh und Gol, der Säcke nähte. »All das kommt vom Bauernhof?«

Anyi musste ihr von ihrem Plünderzug erzählt haben. »Ja.«

»Sie werden es nicht vermissen?«

»Wir waren vorsichtig«, versicherte ihr Anyi.