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Lilia setzte sich auf eine der Kisten. »Nun, geht während der nächsten Tage nicht wieder dorthin. Ich werde feststellen, ob ich etwas über Eindringlinge oder Diebe höre. Und jetzt … habe ich Neuigkeiten von Kallen.«

Cerys Herz setzte einen Schlag aus. »Ja?«

»Er sagt, dass die Menschen in der Stadt anfangen, über eure Abwesenheit zu tratschen. Einige Leute halten euch für tot. Andere denken, Skellin habe euch eingesperrt oder irgendwo in die Enge getrieben.«

»Das ist nicht weit von der Wahrheit entfernt«, murmelte Gol.

Lilia sah ihn an, dann schaute sie abermals hin, als sie bemerkte, was er tat. Sie zog die Augenbrauen hoch, enthielt sich aber eines Kommentars zu Gols Fähigkeiten mit Nadel und Faden. »Skellins Männer haben dein Geschäft übernommen …« Sie wedelte mit der Hand. »Was immer es ist, das du tust.«

»Ich verleihe Geld, beschütze Leute, betreibe Geschäfte, stelle Leute vor, verkaufe …«, begann Cery.

»Erzähl es mir nicht«, unterbrach ihn Lilia. »Wie Sonea sagt, es ist besser, wenn ich nichts weiß, damit man mich nicht anklagen kann, mit irgendetwas von alledem zu tun zu haben.«

»Ich dachte, ich hätte es gut hingekriegt, all das legal klingen zu lassen.« Cery sah Anyi an, die die Augen verdrehte.

»Halten irgendwelche von Skellins Leuten Cery für tot?«, hakte Gol nach.

Lilia zuckte die Achseln. »So genau hat Kallen sich nicht ausgedrückt. Er wollte allerdings wissen, ob Cery plant, diese … Geschäfte … wieder aufzugreifen.«

»Sag ihm, ich werde nicht in der Position dazu sein, bis er Skellin losgeworden ist. Hat er irgendwelche Fortschritte gemacht?«

Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Er hat es nicht gesagt. Ich denke, er hat gehofft, dass du ihm so nützlich sein würdest, wie du Sonea nützlich warst.«

Cery seufzte und wandte den Blick ab. »Du solltest ihm besser klarmachen, dass ich jetzt niemandem mehr von Nutzen bin.«

Anyi gab einen wortlosen Laut des Protests von sich. »Du bist für uns nützlich.«

Cery warf ihr einen ungläubigen Blick zu. »Wäre ich nicht, würdet ihr nicht hier festsitzen. Hier unten bin ich nichts als ein Problem für Lilia.«

Lilia runzelte die Stirn. »Du bist kein Problem. Jedenfalls kein großes.« Anyi legte ihr eine Hand auf die Schulter.

Er runzelte die Stirn. »Das Einzige, was ich jetzt noch bin, ist eine nagende Sorge in Skellins Hinterkopf. Die Leute mögen behaupten, ich sei tot, aber er wird es nicht ganz glauben, weil er keine Leiche gesehen hat. Er muss in Betracht ziehen, dass ich noch am Leben bin und irgendetwas im Schilde führe.«

Er wird sich vorsichtig in mein Territorium vorwagen und jeden befragen, der vielleicht weiß, wo ich bin. Cerys Herz krampfte sich vor Schuldgefühlen schmerzhaft zusammen. Meine Leute werden mich für tot halten wollen, denn wenn ich lebe und nicht gegen Skellin kämpfe, wird es so scheinen, als hätte ich sie im Stich gelassen. Wenn sie herausfinden, dass ich mich unter der Gilde versteckt habe, werden sie denken, ich hätte mit meinen Magierfreunden im Luxus gelebt.

Wenn es nur irgendeinen Nutzen hätte, abgesehen von bloßem Überleben, hier in den Gewölben unter der Gilde festzustecken.

Wir sind vom Rest der Stadt abgeschieden. Magier sind nicht weit entfernt, und eine Magierin im Besonderen – Lilia – kann uns helfen. Nur wenige Leute würden hier herunterkommen, wenn sie das wüssten. Cery runzelte die Stirn. Würde Skellin es wagen?

Vielleicht, wenn er einen guten Grund dazu hätte.

Wenn er hierherkäme, würde er sehr vorsichtig zu Werke gehen. Er würde Späher ausschicken, um sich zuerst davon zu überzeugen, dass es auch sicher ist. Dann müsste er einen guten Grund haben, um die Tunnel persönlich zu betreten, statt andere herzuschicken. Ganz gleich, wo oder wie er von der Existenz dieser Tunnel erfahren würde und woher er wüsste, wie er in sie hineingelangt, er würde immer den Verdacht hegen, dass diese Information dazu bestimmt war, ihm in die Hände zu fallen, und Teil einer Falle wäre.

Jedenfalls würde ich so denken.

Aber wenn es hier etwas gäbe, das Skellin dringend wollte, würde er dieses Risiko vielleicht auf sich nehmen. Cery musste sich nur einen Köder ausdenken, der machtvoll genug war, um Skellin in eine Falle zu locken. Diesmal würde es etwas sein müssen, das eine viel größere Versuchung darstellte als die Bücher über Magie.

9

Freunde und Feinde

Lorkin schreckte aus dem Schlaf hoch. Er schaute blinzelnd zur Decke und grübelte über den unvertrauten, nackten Stein nach, dann erinnerte er sich einen Herzschlag später daran, wo er war und warum.

Und dass er nicht allein in der Zelle war.

Als er sich umdrehte, sah er die junge Frau nahe dem Gitter auf dem Boden liegen. Ihre Haut und die von ihrem Sklavenkleid übrig gebliebenen Lumpen waren voller Blutflecken. Sie starrte zu dem Vernehmer auf, der das Gitter zur Zelle geöffnet hatte.

Während Lorkin langsam aufstand, bückte sich der Ashaki, um sie am Arm zu packen und auf die Füße zu zerren. Sie stieß einen heiseren Schrei aus und sackte in sich zusammen, als wollten ihre Glieder sie nicht tragen, aber der Mann lachte.

»Das würde nicht einmal einen Schwachsinnigen täuschen«, erklärte er. Er strich mit der freien Hand über ihren Arm bis zu den Schultern, dann berührte er ihr Haar, sah Lorkin an und grinste. »Schön geheilt. Wenn man bedenkt, wie viel gebrochen war, muss es Euch erschöpft haben.«

Lorkin sah dem Mann in die Augen und zuckte die Achseln. »Kaum.«

Der Ashaki lachte leise. »Wir werden sehen.« Er blickte das Sklavenmädchen an. »Geh, wenn du nicht gezerrt werden willst.«

Sie gab es auf, so zu tun, als sei sie verletzt. Stattdessen richtete sie sich auf, schaute voller Staunen an sich herab, bevor ihre Verwunderung darüber, unversehrt zu sein, sich in Luft auflöste, als der Ashaki sie aus der Zelle zog.

»Kommt mit mir, Kyralier«, sagte der Mann. »Wir haben noch mehr zu besprechen.«

Lorkin erwog, sich zu weigern, die Zelle zu verlassen, aber er konnte nicht sehen, wie ihm das helfen sollte. Es würde den Ashaki zwingen, Magie zu benutzen, um ihn hinauszuzerren, aber es würde nur sehr wenig Magie sein und nichts, was nicht ersetzt werden konnte, indem er Stärke von einem Sklaven nahm. Er bezweifelte, dass der Ashaki zögern würde, stattdessen das Mädchen hier zu foltern. Also folgte er dem Mann wortlos aus der Zelle. Der Assistent schloss sich ihnen wie immer an.

Das Sklavenmädchen ging mit nach vorn gezogenen Schultern. Lorkin konnte nicht verhindern, dass ihm Bilder und Geräusche vom Tag zuvor durch den Kopf gingen. Die Folterung durch den Ashaki hatte langsam und brutal begonnen, darauf angelegt, so viel Schmerz hervorzurufen wie möglich, ohne das Mädchen jedoch zu töten.

Es hatte Lorkins ganze Entschlossenheit gekostet, Stillschweigen zu bewahren. Er hatte über Möglichkeiten nachgedacht, um der Folterung – und sei es auch nur vorübergehend – ein Ende zu machen, aber nichts würde lange genug funktionieren. Die Ideen hatten ihn jedoch nicht losgelassen. Er hätte den Ashaki belügen können. Er hätte ihm Dinge über die Verräterinnen sagen können, die der Wahrheit entsprachen, aber unwichtig waren. Er hätte sogar sein eigenes Leben im Tausch für das der Frau anbieten können.

Schließlich hatte er eine unangenehme Losgelöstheit von dem Geschehen zustande gebracht und jeden Gedanken aufgegeben, dass er etwas tun konnte, um der Frau oder sich selbst zu helfen. Später schauderte er bei der Erinnerung daran und fragte sich, ob diese Gleichgültigkeit der Sklavin gegenüber vielleicht der erste Schritt dazu war, auch den Schutz der Verräterinnen hintanzustellen.

Er versuchte, an Tyvara zu denken, um seine Entschlossenheit zu stärken, aber das führte nur dazu, dass er darüber nachgrübelte, was sie unter den Händen von Ashaki erlitten haben musste, während sie sich als Sklavin ausgegeben hatte. Prügel. Als Lustsklavin missbraucht zu werden. Lorkins Abscheu vor der Sklaverei hatte sich zu Hass vertieft.