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»Botschafter Dannyl«, sagte er.

»Ihr seid frei!« Dannyl musste sich den Drang verkneifen, den jungen Mann zu umarmen, und griff stattdessen in der üblichen Geste kyralischer Begrüßung nach Lorkins Arm. »Was ist passiert? König Amakira hat Euch gehen lassen?«

»Ja«, antwortete Lorkin.

»Wisst Ihr, warum?«

Lorkin wandte den Blick ab. »Das hat er nicht gesagt.«

Dannyl trat zurück. Lorkins Stimme war flach und ausdruckslos. Er sollte erleichtert sein. Verwirrt über seine unerwartete Entlassung. Zornig, dass er überhaupt eingekerkert worden war.

»Kommt und setzt Euch.« Dannyl führte Lorkin zu den Stühlen, aber der junge Mann setzte sich nicht hin. »Seid Ihr verletzt?«

»Nein.«

»Haben sie Eure Gedanken gelesen? Oder es versucht?«

»Nein.«

»Lord Lorkin, ich dachte, ich hätte Euren Namen gehört.«

Sie schauten beide auf und sahen Tayend in der Tür stehen. Der Elyner kam herbeigeeilt und streckte die Arme nach dem jungen Magier aus, als wolle er ihn umarmen, aber dann ließ er die Arme zu Dannyls Erheiterung im letzten Moment wieder sinken. Er bedachte Lorkin mit einem kritischen Blick.

»Ihr seht nicht allzu schlecht aus für jemanden, der in ein Gefängnis gesperrt war«, bemerkte er. »Aber sie hätten es nicht gewagt, Euch körperlichen Schaden zuzufügen. Wie fühlt Ihr Euch?«

Lorkin zuckte die Achseln, aber seine Augen verrieten die gleiche ausweichende Wachsamkeit, die Dannyl zuvor aufgefallen war. »Müde. Hungrig. Ich könnte ein Bad gebrauchen.«

Tayend schnupperte und lächelte. »In diesem Punkt habt Ihr recht. Ich nehme nicht an, dass es im Palastgefängnis Badezuber mit heißem Wasser gibt. Bringen wir Euch in die absolut zivilisierten Bäder des Gildehauses. Ich werde die Sklaven etwas Nahrhaftes zubereiten und frische Roben für Euch besorgen lassen.«

Lorkin nickte, aber bevor er den Versuchen des Elyners erlag, ihn aus dem Raum zu geleiten, griff er in seine Roben und drehte sich zu Dannyl um. Wortlos zog er eine Schriftrolle hervor. Dannyl bemerkte König Amakiras Siegel, bevor er wieder zu dem jungen Mann aufschaute. Lorkins Augen waren hart und wissend.

Dann drehte er sich um und ging.

Dannyl setzte sich und brach das Siegel auf. Es war ein offizieller Befehl des Königs, der lediglich erklärte, dass es Lorkin verboten sei, das Gildehaus zu verlassen. Es wurde kein Grund für seine Entlassung aus dem Palastgefängnis genannt. Seine Einkerkerung wurde überhaupt mit keinem Wort erwähnt. Was habe ich erwartet? Eine Entschuldigung?

Tayend kam zurück und setzte sich neben Dannyl.

»Es geht ihm nicht gut«, murmelte der Elyner.

»Nein«, stimmte Dannyl ihm zu.

»Was immer sie ihm angetan haben – oder ihn zu tun gezwungen haben –, er ist nicht bereit, darüber zu reden. Ich werde ihn im Auge behalten und es dich wissen lassen, falls er mir davon erzählt – natürlich nur, falls er mir nicht das Versprechen abnimmt, es geheim zu halten.«

»Natürlich.«

»Also, was steht drin?« Tayend deutete mit dem Kopf auf die Schriftrolle.

»Es ist Lorkin verboten, das Gildehaus zu verlassen.«

Tayend nickte. »Dann ist er also nicht vollkommen frei.« Er streckte die Hand aus und tätschelte Dannyls Arm. »Er ist raus aus dem Kerker. Das zumindest ist etwas Gutes.« Er stand auf. »Ich muss das melden. Und du solltest es besser Administrator Osen erzählen.«

Dannyl beobachtete, wie Tayend davoneilte, und brachte ein trauriges Lächeln zustande. Wenn sich herausstellte, dass es Lorkin tatsächlich widerstrebte, über das zu reden, was ihm im Gefängnis angetan worden war, war Tayend derjenige, der ihn wahrscheinlich am ehesten zum Sprechen bringen konnte. Er konnte unheimlich scharfsinnig und feinfühlig sein, wenn es um die Probleme anderer Menschen ging. Nur nicht, als es um unsere Probleme ging, rief Dannyl sich ins Gedächtnis.

Ich hoffe, dass Lorkin nicht hier ist, weil sie ihn gezwungen haben, die Verräterinnen zu betrügen. Es könnte sehr schlimm für sie sein – und auch für uns, wenn es bei dem, was Lorkin und Osen besprochen haben, um eine Zusammenarbeit mit ihnen ging.

Osen. Wie Tayend festgestellt hatte, würde der Administrator von Lorkins Rückkehr wissen wollen. Also griff er in seine Roben, zog Osens Blutring heraus, atmete tief durch und streifte den Ring dann auf seinen Finger.

»Das kann doch nicht wahr sein!«, rief Sonea leise aus, als sie zu dem Schild des Bleibehauses hinaufschaute.

»Was ist denn los?«, fragte Regin.

Sie sagte nichts, weil gerade ein untersetzter Mann in der Tür erschienen war.

Er verneigte sich. »Mylord und Mylady! Kommt herein! Kommt herein!«, begrüßte sie der Mann. »Ich bin Fondin. Willkommen in Ferguns Rast, dem besten Bleibehaus in ganz Kyralia.«

Sie hörte Regin leise lachen, aber er sagte nichts, als sie durch die Tür trat. Wie immer war das Erdgeschoss dem Gastraum und Ausschank vorbehalten. Trotz der späten Stunde herrschte einiger Betrieb, und der Raum hallte wider von vielen Stimmen. Die Kleidung der Gäste legte die Vermutung nahe, dass sie Einheimische waren und sich für den Anlass fein gemacht hatten. Einige blickten zu ihr und Regin auf, und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung.

»Bitte, setzt Euch für einen Moment, und ruht Euch aus«, lud Fondin sie ein und deutete auf eine stillere Ecke. »Benötigt Ihr ein Zimmer oder zwei?«

»Bei Euch ist heute Abend viel los«, bemerkte Sonea.

»Ja. Wir sind Gastgeber einer Feier, und viele Leute sind von fern hergekommen«, erwiderte Fondin. »Aber macht Euch keine Sorgen wegen des Lärms. Wir werden zu einer angemessenen Stunde ein Ende finden, dann wird es hier schön ruhig sein.«

Wie aufs Stichwort wurde es leiser im Raum. Sonea hörte gezischtes Flüstern. Fondin drehte sich wieder zu ihnen um, dann fiel sein Blick auf Soneas Roben, und seine Augen weiteten sich. Er hatte in dem schwachen Licht draußen die Farbe offensichtlich nicht bemerkt. Selbst in dem gedämpften Lampenlicht konnte sie sehen, dass er erbleichte.

»Was ist der Grund für die Feier?«, erkundigte sie sich.

»H-H-H-Hochzeit«, stotterte Fondin.

»Dann richte der Braut und dem Bräutigam meine Glückwünsche aus.« Sonea lächelte. »Bleiben die beiden heute Nacht hier?«

»N-N-N-N…« Fondin holte tief Luft und straffte sich. »Nein, sie werden heute Nacht zu ihrem neuen Haus gehen.«

Aber viele der Hochzeitsgäste würden hierbleiben, vermutete sie.

»Auch noch ein neues Haus. Nun, wir werden nicht mehr von deiner Zeit beanspruchen. Ich bin mir sicher, wir können mit einem Zimmer zurechtkommen«, erklärte ihm Sonea. »Mit getrennten Betten und einem Wandschirm für etwas Privatsphäre natürlich. Wir werden dort essen, damit du deine volle Aufmerksamkeit deinen Gästen widmen kannst. Könntest du uns direkt zu unserem Zimmer führen?«

Fondin nickte, dann verbeugte er sich obendrein tief, bevor er herumfuhr und sie die Treppe hinaufführte. Er hielt vor mehreren Türen inne, rang die Hände und führte sie dann mit offensichtlichem Widerstreben zu einem Raum am Ende des Flurs. Als er die Tür öffnete, sah Sonea zu ihrer Freude, dass es ein ziemlich schlichtes Zimmer war, mit einem Einzelbett, aber ohne Spuren eines gegenwärtigen Bewohners. Sie hatte sich Sorgen gemacht, dass er Gäste aus ihren Zimmern werfen würde oder dass keines der Zimmer frei war. Bleibehäuser entlang der Hauptrouten wurden von der Gilde dafür bezahlt, zu jeder Zeit ein Zimmer freizuhalten, und jeder erwartete, dass es ihr bestes Zimmer sein würde, aber es musste verlockend sein, Gäste dort unterzubringen, wenn der Andrang groß war, vor allem bei seltener benutzten Routen wie dieser hier.