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Ferguns Name erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie verspürte eine unbehagliche Mischung aus Abneigung, Mitleid und Schuldgefühlen. Er war ein Opfer des Krieges gewesen. Trotz allem, was er getan hatte, hatte er nicht verdient zu sterben, indem ein sachakanischer Magier alle Energie aus ihm herausriss.

Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er kein guter Mensch war.

Bei diesem Gedanken verebbten die widerstreitenden Gefühle. Sie verstand, dass es möglich war, bekümmert über die Ungerechtigkeit des Todes einer Person zu sein, auch wenn sie diese Person nicht als guten Menschen in Erinnerung hatte.

Und es ist ein Bleibehaus nach ihm benannt worden. Sie wandte sich ab. Was ihn sicher aus gänzlich anderen Gründen entsetzt hätte, als es mich entsetzt hat.

Wächter Orton führte sie zu einer dunklen, schmalen Tür. Es folgte eine komplizierte Prozedur, in der er sich selbst, den Hauptmann und ihre Besucher identifizierte, und dann ertönten alle möglichen Geräusche, als ein Schließmechanismus bedient wurde. Als die Tür sich öffnete, sah Sonea zu ihrer Erheiterung, dass sie eine Handspanne dick war und aus Eisen gemacht. Sie kamen in einen Raum, dann durchliefen sie die gleiche Prozedur, um durch eine weitere, ebenso robuste Tür zu gehen. Die Besatzung des Forts ging keine Risiken mehr ein.

Ein schmaler, kurvenreicher Gang führte steil nach oben. Die Enden von Rohren, die aus beiden Seiten ragten, ließen darauf schließen, dass irgendetwas in den Raum geschüttet werden konnte. Wasser oder etwas weniger Angenehmes? Körperliche Verteidigungsmaßnahmen würden einen Magier nicht zwangsläufig aufhalten, aber sie konnten Macht verbrauchen oder einen Magier dazu bringen, in seiner Wachsamkeit nachzulassen. Die Flure waren als Labyrinth angelegt, um zu verwirren und die Orientierung zu rauben und fliehenden Bewohnern Zeit zur Flucht zu verschaffen.

Als sie das Ende des Ganges erreicht hatten, hielt Orton inne, um Sonea anzusehen.

»Ich hoffe, Ihr habt Euch nicht darauf verlassen, dass die Sachakaner nichts von Eurem Eintreffen hier bemerken würden.«

Sie sah ihn an, und ein Frösteln überlief sie. »Warum?«

»Wir sind uns sicher, dass die Straße beobachtet wird. Patrouillen haben Spuren und andere Beweise auf der kyralischen Seite der Berge gefunden. Natürlich können wir die sachakanische Seite nur von fern beobachten, aber unsere Wächter haben kleine Gruppen von Männern gesehen, die sich dort bewegt haben.«

»Ichani?«

Orton runzelte die Stirn. »Das nehme ich nicht an. Ichani haben nicht so erstklassige Verpflegung dabei. Wer immer sie sind, sie bemühen sich nicht, ihre Spuren zu verbergen, wenn sie sich auf unsere Seite wagen. Vielleicht weil ihnen gar nicht bewusst ist, dass sie auf unserer Seite waren. Es ist nicht so, als gäbe es eine Linie, wo die Grenze verläuft.«

Es war kein beruhigender Gedanke, falls die Ichani es sich zur Gewohnheit machten, nach Kyralia herüberzukommen. Aber die Ausgestoßenen, die die Berge bewohnten, waren schon immer ein unorganisierter Haufen gewesen, und sie hatten häufiger einander aufgelauert als dem gelegentlichen unglücklichen Reisenden. Die beschämende Tatsache war, die Invasoren, die Kyralia beinahe übernommen hätten, hatten das nur getan, weil einer von ihnen die Willenskraft besessen hatte, eine Handvoll von ihnen zu einen – und um das zu tun, hatte er Jahre gebraucht.

Eine organisierte sachakanische Armee wäre unaufhaltsam gewesen. Wäre es vielleicht noch heute. Und hier war sie, eine der wenigen kyralischen Verteidigungswaffen, und sie war auf dem Weg nach Sachaka, um ihren Sohn zu retten. Ich muss hoffen, dass Kallen und Lilia Verteidigung genug sind, falls die Sachakaner meine Abwesenheit ausnutzen sollten. Einer ist von Feuel abhängig. Die andere ist eine naive junge Frau. Plötzlich fühlte sie sich benommen, und ihr war übel.

Es wird Zeit aufzuhören, darüber nachzudenken, ermahnte sie sich.

»Was denkt ihr dann, wer diese Leute sind?«, fragte sie.

»Spione.«

»Des sachakanischen Königs?«

Orton nickte. »Wessen Spione könnten sie sonst sein?«

Ja, in der Tat, wessen Spione sonst.

Mehrere gewundene Flure später erreichten sie ein Esszimmer, das groß genug für zehn Personen war. Es war eingedeckt mit beeindruckend feinem Porzellan. Drei Frauen und zwei Männer warteten darauf, vorgestellt zu werden. Zwei Unterhauptleute und ihre Ehefrauen sowie die Ehefrau eines abwesenden Hauptmanns. Orton lud sie alle ein, sich zu setzen, nahm selbst Platz und bat einen Diener, das Essen zu bringen.

Die Mahlzeit war überraschend gut. Orton erklärte, dass er glaube, gutes Essen wirke Wunder für die Moral der Menschen hier, die immer fern von Imardin leben müssten und von einer möglichen Invasion bedroht waren. Einheimische Farmer und Jäger profitierten ebenfalls von dem Handel. Doch die Mahlzeit war keine gänzlich entspannte. Sie wurden mehrmals von Wachen unterbrochen, die Nachrichten brachten oder Bericht erstatteten. Zuerst lauschte Sonea aufmerksam, weil sie vermutete, dass etwas Wichtiges geschehen sein müsse, aber es wurde offenbar, dass dies schlichte Routine war, die niemals ausgesetzt wurde – nicht einmal während eines Essens mit einer hochrangigen Magierin.

Die anderen Gäste waren daran gewöhnt und hielten in ihrer Unterhaltung kaum inne. Sonea begriff erst, dass sie aufgehört hatte, auf die Berichte zu achten, als Orton ein Gespräch unterbrach, das sie mit Hauptmann Pettur führte.

»Schwarzmagierin Sonea«, sagte er mit ernstem und förmlichem Tonfall.

Als sie sich umdrehte, sah sie, dass seine Augen trotz seines gelassenen Gesichtsausdrucks Sorge verrieten.

»Ja, Wächter Orton?«

»Es ist gerade eine seltsame Botschaft eingetroffen.« Er reichte ihr ein Stück Papier, das auf merkwürdige Weise spitz zulaufend gefaltet war. »Die diensthabenden Wachen, die es erhalten haben, sagten, es sei wie ein Vogel durch die Luft geglitten und zu ihren Füßen gelandet.«

Sie betrachtete die saubere Schrift, und ihr Herz setzte einen Schlag aus, obwohl sie nicht entscheiden konnte, ob der Grund Aufregung oder Furcht war.

Wir raten Schwarzmagierin Sonea, im Fort zu bleiben, bis sicheres Geleit arrangiert werden kann. Anweisungen folgen bald.

Unter der Schrift stand ein Symbol, ein Kreis mit einer hineingekritzelten Spirale. Lorkin hatte es Administrator Osen beschrieben und gesagt, dass es ein Symbol war, das die Verräterinnen benutzten, um sich zu identifizieren. Ein Prickeln der Erregung stieg in ihr auf. Schon bald würde sie persönlich die Menschen kennenlernen, die Lorkin so sehr beeindruckt und Akkarin vor all den Jahren geholfen hatten, der Sklaverei zu entfliehen.

Sonea ließ das Papier mit Magie in der Luft schweben und setzte es in Brand. Die anderen Gäste murmelten überrascht, während es sich schnell in Asche verwandelte. Dann wandte sie sich Orton zu und lächelte. »Ich denke nicht, dass diese Spione noch sehr lange ein Problem sein werden, Wächter Orton.«

Nachdem ich mehrere Nächte auf einem kalten Steinboden gelegen habe, sollte ich eigentlich keine Schwierigkeiten haben, jetzt zu schlafen, da ich ein richtiges Bett habe. Was ist los mit mir?

Lorkin konnte spüren, dass sein Körper verkrampft war. Wie sehr er sich auch dehnte und Atemübungen machte, wie sehr er sich bemühte, sich in dem weichen Bettzeug zu entspannen, er fand keine Ruhe. Wenig hilfreich waren natürlich die Erinnerungen an das Sklavenmädchen, die ihn regelmäßig heimsuchten, sobald sein Geist kurz vor dem Einschlafen auf Wanderschaft ging.

Er wollte nicht an sie denken.

Aber er tat es.

Sie hatte das Wasser so eifrig getrunken, als hätte sie gewusst, was es enthielt. Vielleicht war sie doch eine Verräterin gewesen. Zu Anfang hatte sie sich bemüht, die Wirkung des Giftes zu verbergen. Gewiss bedeutete das, dass sie gewusst hatte, was sie eingenommen hatte. Schließlich hatte sie nicht mehr leise sein können. Wäre nicht der Wächter gewesen, der eingegriffen und sie aus der Zelle gezerrt hatte, hätte Lorkin nachgegeben und sie geheilt. In einem Ausbruch von Frustration und Selbstverachtung hatte Lorkin den Wasserkrug nach dem Mann geworfen, aber der Krug hatte die Gitterstäbe getroffen und war zersprungen.