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Dannyl betrachtete den Mann mit schmalen Augen. »Nun, wenn wir alle so tun, als sei er einfach ein Sklave … wir könnten sagen, dass wir ihn dabei ertappt haben, wie er Magie benutzte, und verlangen, dass er entfernt wird. Wir müssten warten, bis er seine Stärke wiedererlangt hat, oder sie werden sich fragen, wie es einer von uns geschafft hat, ihm seine Macht zu nehmen.«

»Wir können ihn nicht wegschicken. Er weiß, dass Savi eine Verräterin ist«, protestierte Lorkin. »Wenn er das dem König erzählt, wird sie in Gefahr sein.«

Dannyl sah Savi an. »Könnt Ihr fortgehen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Dieses Haus wird streng bewacht, Tag und Nacht. Essen und andere Vorräte werden hierhergebracht. Die Sklaven, die versucht haben, das Haus wegen anderer Dinge zu verlassen, sind aufgehalten worden.« Sie blickte auf den Spion hinab. »Der König könnte seine Anwesenheit hier immer noch als Grund benutzen, Lorkin an einen sicheren Ort bringen zu lassen. Ich vermute, es gibt hier weitere Sklaven, die Amakiras Spione sind.«

Sie tauschten stumme, besorgte Blicke. Dann seufzte Dannyl und sah Lorkin an.

»Wir müssen dich aus Sachaka wegbringen.«

»Ich kann dir nur zustimmen«, murmelte Tayend. Er sah Savi an. »Ich nehme an, diese Einschränkung der Bewegungsfreiheit unserer Sklaven bedeutet, dass Eure Leute das nicht arrangieren können?«

»Wenn wir es könnten, hätten wir es bereits getan.«

Dannyl schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich hätte davon gewusst. Ich erwarte nicht, alles zu wissen, aber je mehr ich weiß, desto einfacher ist es, Entscheidungen zu treffen.«

»Wenn ich es Euch erzählt hätte, hätte ich offenbart, wer ich bin«, bemerkte Savi.

Dannyl wandte sich zu der Verräterin um. »Nun, Ihr habt es jetzt getan, und das könnte zu unserem Vorteil sein. Könntet Ihr die Gedanken aller Sklaven hier lesen? Herausfinden, welche von ihnen Amakiras Spione sind – und ob irgendwelche von ihnen Magier sind?«

Sie nickte langsam. »Ja«, sagte sie, jedoch mit Widerstreben.

Lorkin runzelte die Stirn. Aber das würde allen Sklaven verraten, wer sie ist. Doch wie sonst sollen wir herausfinden, welche Sklaven Spione oder mögliche Entführer sind? Dann fröstelte es ihn, als ihm etwas anderes einfiel.

Sie war nicht die einzige Person im Gildehaus, die Gedanken lesen konnte.

Aber wenn er offenbarte, dass er es konnte, würde er viel, viel mehr offenbaren. Irgendwann muss ich es tun, und ich lasse nicht zu, dass meinetwegen eine weitere Frau gefoltert und getötet wird.

»Ich werde es tun«, erklärte er.

Dannyl und Tayend starrten ihn an.

»Du kannst …?« Tayends Augenbrauen zuckten in die Höhe. »Oh!«

Lorkin sah, wie Dannyl die Stirn runzelte, und wappnete sich gegen die Missbilligung des Mannes, aber dieser schüttelte nur den Kopf.

»Zieh keine voreiligen Schlüsse, Tayend«, mahnte er. »Sonea hat gelernt, Gedanken zu lesen, bevor sie schwarze Magie erlernt hat.«

Tayend wirkte erleichtert. »Wirklich? Ich dachte, dass nur Schwarzmagier in der Lage wären, die Gedanken einer Person zu lesen, die damit nicht einverstanden ist.«

Dannyls Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. »Wir lassen die Menschen in diesem Glauben. Wie schwarze Magie ist es eine Fähigkeit, die zu leicht missbraucht werden könnte.«

Tayend drehte sich um, um Lorkin zu betrachten, und sein Blick war scharf und nachdenklich. Er fragt sich, was ich sonst noch gelernt habe. Sollte ich ihm jetzt die Wahrheit sagen? Es könnte verdächtig wirken, wenn ich es zu lange verberge.

»Eine weitere Information, die du mir nicht gegeben hast, damit ich sie nicht offenbaren kann, wenn ich verhört werde?«, fragte Dannyl.

Lorkin nickte. Er hat recht. Ich kann es ihm noch nicht sagen.

»Nun …« Dannyl wandte sich an Savi. »Ich werde alle Ausgänge des Hauses blockieren, um sicherzustellen, dass niemand versucht, es zu verlassen. In der Zwischenzeit weckt den obersten Sklaven und schickt ihn ins Herrenzimmer, wo Lorkin ihm befehlen wird, alle Sklaven zu ihm zu bringen, um ihre Gedanken zu lesen.« Er betrachtete den gescheiterten Entführer. »Wir sollten ihn irgendwo einsperren, wo man ihn nicht sieht.« Er seufzte. »Dies kann kaum als ›Plan‹ bezeichnet werden, aber es wird uns Zeit verschaffen, um uns etwas Besseres einfallen zu lassen.«

13

Unerwartete Hilfe

Ich bin ein wenig … neu in diesem Metier«, erklärte Lorkin mit entschuldigender Miene, als Dannyl sich neben ihn setzte. »Es könnte eine Weile dauern.«

Dannyl zuckte die Achseln. »Überstürze es nicht. Ich habe jede Menge Stoff zum Nachdenken. Wie die Frage, wie wir dich aus diesem Schlamassel befreien können.«

»Lasst uns hoffen, dass wir Zeit genug für beide Aufgaben haben.« Lorkin rief einen der Sklaven herbei. Der Mann warf sich zu Boden. Lorkin befahl dem Sklaven, sich vor ihm hinzuknien, dann legte er dem Mann beide Hände an den Kopf und schloss die Augen.

Dannyl betrachtete die übrigen wartenden Sklaven. Abgesehen von einigen überrascht hochgezogenen Augenbrauen verrieten sie durch nichts, welche von ihnen möglicherweise Spione des Königs waren. Er sah zu Tayend hinüber, der auf der anderen Seite von Lorkin saß. Der Elyner schaute Dannyl in die Augen und nickte, vielleicht zum Zeichen, dass er die Sklaven ebenfalls beobachtete.

Savi, die Verräterin, hatte ihm versichert, dass unter den Sklaven weitere Spione der Verräter sein würden und dass sie helfen würden, sollte ein falscher Sklave auf seine Enttarnung mit einem Angriff reagieren. Es wäre jedoch besser, wenn sie nicht gezwungen würden, ihre Identität zu offenbaren. Was den gescheiterten Entführer anging, war er in einen steinernen Lagerraum unter der Küche gesperrt worden, und Savi und Merria bewachten ihn.

Also. Zeit zum Nachdenken, überlegte Dannyl. Falls der König dies tatsächlich arrangiert hat, dann wird er wissen, dass sein Plan gescheitert ist, wenn sein Entführer nicht mit Lorkin auftaucht. Er weiß vielleicht bereits, dass der Plan gescheitert ist, wenn der Mann Lorkin mittlerweile hätte abliefern sollen. Also, was wird er tun?

Er kann nichts tun, es sei denn, wir lassen durchblicken, dass etwas geschehen ist, es sei denn, er hatte einen weiteren Sklaven platziert, der sich davonstehlen und »Hilfe« holen sollte. Also, was, wenn er es getan hat? Wenn wir behaupten, Lorkin habe die Gedanken des Entführers gelesen und die Wahrheit entdeckt, wird der König darauf bestehen, dass wir den Mann ausliefern, damit er ihn überprüfen kann. Der Mann wird irgendeine Art von Unfall erleiden, und wenn Amakira behauptet, der Mann sei dazu überlistet worden zu denken, dass er für den König arbeite, wird niemand in der Lage sein, das Gegenteil zu beweisen. Er wird dann die versuchte Entführung als Vorwand benutzen, um Lorkin wegzubringen.

Wenn wir so tun, als sei nichts geschehen, wird der König wissen, dass wir lügen. Der Entführer kann etwas anderes beweisen. Dannyl wollte den Mann nicht töten. Nicht nur weil er lieber niemanden ermorden wollte, sondern aus einem gänzlich anderen Grund: Wenn Beweise dafür gefunden würden, dass ein Kyralier einen Sachakaner getötet hatte – insbesondere einen freien Sachakaner –, würde es den bereits wackeligen Frieden zwischen ihren Ländern noch weiter schwächen. Und ich würde im Gefängnis des Palastes enden, weil ich Eigentum des Königs zerstört habe.

Was konnte er sonst mit dem Mann machen? Ihn wegschmuggeln? Da das Haus so genau beobachtet wurde, dass nicht einmal eine Verräterin glaubte, sich hinausschleichen zu können, bezweifelte er, dass sie Erfolg haben würden. Wenn wir ihn töten, werden wir den Leichnam völlig zerstören oder sicherstellen müssen, dass jemand anders die Schuld dafür bekommt. Er schüttelte den Kopf. Ich kann nicht glauben, dass ich darüber nachdenke.