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Ein leises Hämmern lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Umgebung. Lorkin hatte den ersten Sklaven auf die andere Seite des Raumes geschickt. Er sah Dannyl an.

»Ich glaube, es klopft jemand an die Vordertür.«

Da alle Sklaven im Herrenzimmer versammelt waren, war niemand draußen, um jemanden zu begrüßen. »Nun, das hat ja nicht lange gedauert«, murmelte Dannyl.

»Es ist noch nicht zu spät für gesellschaftliche Besuche«, sagte Tayend. »Jedenfalls nach sachakanischen Maßstäben.«

Dannyl seufzte und stand auf. »Ich werde nachsehen, wer es ist.«

Lorkin wirkte nicht beruhigt. »Soll ich … das Herrenzimmer räumen?«

»Ja, aber …« Wohin sollten sie die Sklaven bringen?

»Bringt sie in meine Räume«, erbot sich Tayend. »Ihr könnt dort weiter ihre Gedanken lesen.«

Dannyl betrachtete den einzigen Sklaven, dessen Gedanken bereits gelesen worden waren. »Ist er vertrauenswürdig?«

Lorkin zuckte die Achseln. »Er ist kein Spion, wenn es das ist, was Ihr meint.«

»Das reicht mir.« Auf ein Zeichen von Dannyl eilte der Sklave zu ihm und warf sich auf den Boden. »Warte, bis alle außer mir den Raum verlassen haben, dann bring unseren Besucher hierher«, befahl Dannyl.

Nach überraschend kurzer Zeit war Dannyl allein im Herrenzimmer. Er holte tief Luft, stieß den Atem langsam aus und machte sich auf eine Gruppe sachakanischer Magier gefasst, die aus dem Flur kamen. Es drangen jedoch nur wenige Schritte an seine Ohren, und dann erschien ein einzelner Mann und blieb zögernd auf der Türschwelle stehen.

»Achati!« Der Name rutschte Dannyl heraus. »Ashaki Achati«, fügte er schnell hinzu, wie die Höflichkeit es gebot.

Achati hatte eine steile Falte zwischen den Brauen. Er schaute Dannyl forschend ins Gesicht, als er herbeigeeilt kam. Er wirkt ängstlich, dachte Dannyl. Tatsächlich ringt er die Hände.

»Botschafter. Dannyl.« Achati blieb zwei Schritte entfernt stehen und sah Dannyl abermals forschend an. »Ich muss Euch vor einer Verschwörung warnen. Ich erwarte nicht, dass Ihr mir glauben werdet, aber ich musste es zumindest versuchen. Der König hat einen Spion unter Euren Sklaven. Es ist wahrscheinlich ein Mann, da wir nur wenige weibliche Magier haben und man ihnen nicht vertraut. Er wird irgendwann im Laufe der nächsten Tage versuchen, Lorkin zu entführen. Ihr müsst Wachen aufstellen und den Zugang der Sklaven zu Lorkin einschränken. Und vielleicht könntet Ihr, um den Spion zu enttarnen, diese Verhörfähigkeiten einsetzen, die Ihr gezeigt habt, als wir nach Lorkin gesucht haben.«

Dannyl sah Achati mit einer Mischung aus Erheiterung und Argwohn an. Was führt er im Schilde? Warum uns warnen, wenn es bereits geschehen ist? Will er uns mit einem Trick dazu bringen, ihm zu vertrauen? Hat der König ihn geschickt, um festzustellen, ob sein Entführer schon gehandelt hat? Hmm. Ich schätze, ich werde mitspielen und feststellen müssen, wohin das führt.

»Wenn wir diese Entführung vereiteln, was sollen wir dann tun?«, fragte er. »Den Spion töten?«

Achati schüttelte den Kopf. »Nein, damit würdet Ihr königlichen Besitz zerstören.«

»Nur wenn der Spion ein Sklave ist und der König zugibt, dass der Mann ihm gehört.«

»Oh, er wird gar nichts zugeben. Er wird behaupten, nichts von der Verschwörung zu wissen, und er wird sagen, die Verräter hätten den Mann bestochen. Wenn der Mann als Magier enttarnt wird und feststeht, dass er kein Sklave ist, wird man Euch des Mordes anklagen.«

»Ungeachtet der Tatsache, dass ich dies nicht wusste?« Dannyl schüttelte den Kopf. »Also stellt er mir eine Falle.«

Achati zuckte die Achseln. »Nicht direkt, aber wenn Ihr töricht genug wärt, den Mann zu töten, würde das dem König die perfekte Ausrede liefern, Euch nach Kyralia zurückzuschicken.«

»Was ist denn das Ziel des Königs? Ah. Es geht darum, einen guten Grund zu finden, um zu behaupten, Lorkin sei hier nicht sicher, so dass man ihn wegbringen kann.«

Achati verzog den Mund zu einem grimmigen, aber anerkennenden Lächeln. »Ich wusste, dass Ihr die Gefahr erkennen würdet.«

»Also, was machen wir jetzt? Wir werden nicht so tun können, als sei nichts geschehen. Der Spion wird den König über das Scheitern seiner Mission informieren. Er wird es wieder versuchen, oder der König wird einen anderen Spion schicken, der Lorkin entführen soll. Es könnten bereits andere hier sein, für den Fall, dass der erste Versuch scheitert.«

Achati schnitt eine Grimasse. »Wenn Lorkin nach Kyralia zurückgeschmuggelt werden kann, solltet Ihr es veranlassen.«

Dem Befehl des Königs zuwiderhandeln? Das ist nicht das, was ich erwartet habe. »Wie?«

Achati kniff sich mit zwei Fingern in die Unterlippe und runzelte die Stirn. »Wenn es irgendwelche Verräter unter den Sklaven gibt, können sie es vielleicht arrangieren.«

»Während das Haus so genau beobachtet wird? Ich bezweifle es. Ist das alles eine Verschwörung, um einige Verräter zu fangen?«

Achati öffnete den Mund, um zu antworten, aber eine andere Stimme kam ihm zuvor.

»Nun, nun. Ashaki Achati. Was führt Euch zu dieser späten Stunde ins Gildehaus?«

Als Dannyl und Achati sich umdrehten, sahen sie Tayend hereinschlendern. Der Elyner verzog entschuldigend die Lippen, als er sich Achati näherte. Dann blickte er Dannyl an. »Merria hilft aus«, fügte er leise hinzu und beruhigte damit Dannyl, dass Lorkin mit den Sklaven nicht allein war.

Achati nickte. »Man hat mich geschickt, um einen weiteren Versuch zu unternehmen, Lorkin dazu zu überreden, morgen zu sprechen, aber …« Er wiederholte seine Warnung den Entführer betreffend. »Das ist der wahre Grund für meinen Besuch.«

»Ihr denkt, Dannyl sollte die Sklaven verhören?«

»Ja, um herauszufinden, welcher von ihnen der Spion ist.«

»Wäre das nicht gefährlich? Ihr sagtet, dieser Spion sei ein Magier? Wie stark ist er? Ist er ein Höherer Magier?«

»Das weiß ich nicht«, gestand Achati. »Wahrscheinlich. Er hat Befehl, niemanden zu töten. Er …« Sein Blick wanderte zu der Tür, durch die Tayend eingetreten war. Dannyl folgte seinem Blick und war überrascht, als Lorkin hereinkam.

Der junge Mann sah Dannyl kurz in die Augen, dann schaute er wieder weg. Seine Augen waren sehr dunkel und sein Gesicht bleich. Er straffte sich und bedachte Achati mit einem gezwungenen Lächeln.

»Ashaki Achati. Was führt Euch so spät am Abend noch hierher?«, fragte Lorkin, dessen Stimme freundlich, aber angespannt klang. »Seid Ihr gekommen, um mich wieder in das Gefängnis des Palastes zu bringen?«

Ein seltsamer, gequälter Ausdruck glitt über Achatis Züge, dann hellte sich die Miene des Mannes auf. »Nein, nein. Ich versuche, genau das zu verhindern.«

Was war das für ein Gesichtsausdruck?, fragte sich Dannyl. Dann versetzte es ihm einen Stich, als er erkannte, was er da gesehen hatte: Mitgefühl und Kummer. Seine jüngsten Zweifel Achati betreffend wurden ein wenig schwächer.

»Achati hat uns gewarnt, dass ein Spion unter den Sklaven in Kürze versuchen wird, Euch zu entführen«, sagte Tayend.

Lorkins Augen weiteten sich, und er schaute von Tayend zu Dannyl. »Wirklich?«

»Ja«, bestätigte Dannyl. »Morgen Nacht oder in einer darauf folgenden Nacht.«

Dannyl war erleichtert zu sehen, dass Lorkins Augen schmal wurden, während er die Konsequenzen überdachte. Er sah wieder Achati an.

»Warum helft Ihr uns?«, fragte er unumwunden.

»Ich …« Achati seufzte, senkte den Blick und hob dann den Kopf, um abwechselnd Tayend, Lorkin und Dannyl anzusehen. »Es gefällt mir nicht, wie der König Euch behandelt. Sachaka mag Kyralia als Verbündeten nicht benötigen, aber es benötigt auch keinen weiteren Feind. Wir haben vor einigen Monaten etwas erfahren, das bei uns zu Meinungsverschiedenheiten geführt hat. Die …« Achati hielt inne, runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf. »Ich sehe keine Möglichkeit, es zu erklären, ohne es Euch zu sagen: Unser Spion unter den Duna hat offenbart, dass die Verräter vorgeschlagen haben, dass die Duna sich mit ihnen zusammentun, um Sachaka zu übernehmen.«