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»Oh, niemand würde viel Theater deswegen machen.« Jonna wedelte mit der Hand. »Aber … Sonea mag diesen Duft nicht. Er war einmal ihr Duft, aber nachdem sie herausfand, woraus das Parfüm gemacht war, hat sie mir gesagt, ich solle es wegwerfen. Ich mag das Parfüm, und … nun, man kann der Pflanze nicht vorwerfen, was sie ist. Ich benutze das Parfüm natürlich nicht, wenn sie in der Nähe ist.«

»Was der Grund ist, warum es mir bisher nie aufgefallen ist.« Lilia nickte. »Es ist wunderbar. Woraus ist es gemacht?«

Wieder blickte Jonna schuldbewusst drein. »Aus Feuel-Blüten.«

Überrascht schnupperte Lilia und versuchte, eine Verbindung zwischen dem Geruch und dem Gestank von Feuel-Rauch zu finden. »Es ist schwer zu glauben, dass der Duft von derselben Pflanze stammt.« Dann kam ihr ein anderer Gedanke. »Woher bekommen die Parfümmacher denn die Feuel-Blüten?«

Jonna zuckte die Achseln. »Ich nehme an, von den Leuten, die Feuel als Droge anbauen.«

Lilia dachte an ihre Lektionen in der Heilkunst, die sich um die Quellen der Heilmittel der Gilde drehten, und überlegte, was sie über Pflanzen wusste. Blüten enthielten für gewöhnlich die Samen einer Pflanze. Die Gilde wollte Feuel-Samen. Nach dem, was Anyi gesagt hatte, waren die Pflanzen, die die Gilde angebaut hatte, kein Feuel. Man hatte sie überlistet. Cery dachte nicht, dass irgendein Feuel-Anbauer es wagen würde, Samen an die Gilde zu verkaufen – obwohl es ihnen nicht widerstrebte, die Gilde zu betrügen und etwas Profit zu machen, indem sie ihr falschen Samen verkauften. Wenn Skellin herausfand, dass sie irgendjemandem Feuel-Samen verkauft hatten, würden sie nicht mehr lange leben.

Cery dachte nicht, dass Feuel überhaupt in Kyralia angebaut wurde. Er vermutete, dass es anderenorts kultiviert, geerntet und getrocknet wurde, bevor man es nach Imardin transportierte. Galt das Gleiche für das Parfüm? Die meisten Parfümhersteller kamen aus Elyne. Brauchten sie frische Pflanzen, oder würden getrocknete für die Herstellung von Parfüm genügen?

Lilia stand auf. »Ich sollte besser gehen. Ich will nicht zu spät kommen und Kallen nervös machen.«

Jonna lächelte. »Ich sehe Euch heute Abend.«

Auf dem Weg zur Arena dachte Lilia über alles nach, was sie wusste, und wie sie Antworten auf ihre Fragen bekommen könnte, ohne allzu viel von ihrem Wissen zu offenbaren. In kurzen Augenblicken der Ruhe während Kallens Unterrichtsstunde wog sie die Risiken und Vorteile ab. Je eher die Gilde an Feuel-Samen herankommt, desto eher wird Kallen Cery helfen. Ich muss nur herausfinden, wie ich Kallen sagen kann, dass ich weiß, dass die Gilde versucht, Feuel anzubauen, ohne dabei preiszugeben, wie ich zu diesem Wissen gekommen bin …

Als Kallen den Unterricht für beendet erklärte, ging sie nicht sofort zur Universität zurück. Er zeigte bereits wieder diese distanzierte, geistesabwesende Art, den unsteten Blick, der erkennen ließ, dass er die Droge benötigte. Als er sah, dass sie nicht wegging, runzelte er die Stirn, und seine Lippen wurden schmal.

»Ihr könnt jetzt gehen«, wiederholte er.

»Ich weiß, aber ich dachte, Ihr würdet gern etwas wissen: Auf der Straße geht das Gerücht, dass die Gilde versucht haben soll, Feuel-Samen zu kaufen. Ist das wahr?«

Er blickte sie direkt an. Seine Pupillen weiteten sich. Das hat deine Aufmerksamkeit erregt, dachte sie.

»Ihr solltet nicht alles glauben, was Ihr von Euren Freunden hört«, erwiderte er.

»Aber es ist wahr, oder?« Sie sah ihn mit schmalen Augen an. »Ist das der Grund, warum Ihr Cery nicht helfen wollt? Aus Angst, der Vorrat würde ausgehen, wenn der Lieferant gefangen wird?«

Kallens Augen blitzten vor Zorn, und er presste die Zähne aufeinander. »Ihr habt keine Ahnung, welches Glück Ihr habt«, sagte er.

Sie blinzelte überrascht, dann verspürte sie ein Aufblitzen von Ärger. »Glück? Ich? Meine beste Freundin hat mich dazu überredet, schwarze Magie zu erlernen, um mir die Schuld an der Ermordung ihres Vaters in die Schuhe zu schieben, und dann hat sie versucht, mich zu töten. Die einzigen Menschen, denen an mir liegt, sind weit entfernt oder könnten jetzt jeden Tag sterben.«

Seine Augen weiteten sich, dann wurde seine Miene weicher. »Ich entschuldige mich. Ich meinte nur …« Er wandte den Blick ab und verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen. »Ihr habt Glück, dass Ihr es vermieden habt, von Feuel gefangen zu werden. Es gibt viele, viele Magier, die wünschten, sie hätten Eure Widerstandskraft.«

Wie du selbst, dachte sie. Aber sie stellte fest, dass sie den Abscheu, den sie ihm gegenüber empfand, nicht aufrechterhalten konnte. Sein Ruf als ein Mann von unfehlbarer Integrität war entscheidend für seine Rolle als Schwarzmagier. Es musste demütigend sein, seine Willenskraft an eine reine Lustdroge zu verlieren, und es musste sein Selbstbewusstsein erschüttert haben. Die Tatsache, dass er ein Schwarzmagier war, musste die anderen Magier, die von seiner Sucht wussten, nervös machen. Und es war beängstigend, darüber nachzudenken, was geschehen könnte, wenn gewöhnliche Magier in größerer Zahl so zu Geiseln Skellins wurden.

»Wie viele?«, fragte sie, außerstande, die Sorge aus ihrer Stimme herauszuhalten.

Er runzelte die Stirn. »Das kann ich Euch nicht sagen. Aber … wir tun etwas, um ihnen zu helfen.«

»Indem Ihr versucht, die Droge anzubauen?«

»Indem wir zumindest die Kontrolle über den Nachschub an uns bringen. Indem wir ein Heilmittel finden oder wenn möglich eine weniger verheerende Droge züchten.« Kallen seufzte. »Ihr habt zum Teil recht. Wir würden unsere Chancen, Samen an uns zu bringen, verringern, wenn Skellin getötet wird. Wir können nicht riskieren zu versuchen, ihn zu fangen. Noch nicht.« Er sah ihr fest in die Augen, und eine grimmige Entschlossenheit trat in seinen Blick. »Ich verspreche, sobald wir haben, was wir brauchen, werden wir Skellin finden und aus dem Weg schaffen. Das mag einschließen, dass wir das Angebot Eures Freundes annehmen werden, wenn er immer noch bereit ist, das Risiko einzugehen.«

Lilia nickte. Sie dachte über das nach, was er ihr gesagt hatte. Es machte Sinn, und sie konnte keinen Hinweis darauf erkennen, dass er log. Es hatte keinen Vorteil, wenn sie ihre Idee länger zurückhielt.

»Habt Ihr gewusst, dass in der Stadt ein neues Parfüm verkauft wird, das man aus Feuel-Blüten herstellt?«

Er zog die Brauen hoch, und der Funke des Interesses, den sie erwartet hatte, blitzte in seinen Augen auf. »Nein.«

»Sie müssen irgendwie an die Blüten herankommen.« Sie lächelte. »Vielleicht sollte die Gilde der Sache nachgehen. Wie dem auch sei, ich sollte mich jetzt auf den Weg zu meiner nächsten Unterrichtsstunde machen.«

»Ja. Verspätet Euch nicht …«, sagte er geistesabwesend.

Sie setzte sich in Bewegung. Als sie sich noch einmal umdrehte, sah sie, dass sein Blick wie immer in die Ferne gerichtet war, aber diesmal zeigte sein Gesicht einen Ausdruck verblüffter Erkenntnis.

Es war beinahe unerträglich stickig und heiß im Wagen, und Lorkin konnte nicht mehr zählen, wie oft er sich an die Nase hatte greifen müssen, um nicht zu niesen. Wie die anderen Sklaven im Wagen war er bedeckt mit einem grauen Pulver, das dazu bestimmt war, Läuse zu töten. Aus irgendeinem Grund hatte man ihm das Haar rasiert. Seine Knöchel waren zusammengekettet und mit einem Metallring in der Mitte des Wagenbodens verbunden.

Sein Rücken juckte und brannte, wo er ausgepeitscht worden war, und er musste dem ständigen Drang widerstehen, die Striemen zu heilen. Es hatte für die Bestrafung keinen anderen Grund gegeben als den, dass der Fahrer seine Überlegenheit demonstrieren wollte, nachdem Ashaki Achatis Sklavenmeister ihn gewarnt hatte, dass »der da Ärger macht«. Er widerstand der Versuchung, voller Entsetzen seine Mitreisenden zu betrachten, und er bemühte sich, den Zorn zu verbergen, mit dem ihr Schicksal ihn erfüllte. Sie waren der Bodensatz der städtischen Sklaven, zu alt, zu krank, zu hässlich oder ungehorsam, um für ihre früheren Besitzer von Nutzen zu sein. Soweit sie wussten, wurden sie zur Arbeit in einer Mine im Süden der Stahlgürtelberge abtransportiert.