Выбрать главу

»Dieser hier ist den Gebäuden der Gilde näher. Ein kürzerer Weg, wenn wir fliehen müssen, und auch für Lilia, wenn sie uns besucht. Lass uns unsere Sachen hierherbringen«, sagte Gol.

Seufzend drängte Cery die Erinnerungen und sein Unbehagen beiseite und nickte. »Ja, aber lass uns einen anderen Raum wählen. Dies ist der erste, den jemand betritt. Wir brauchen ein wenig mehr Vorwarnung, wenn jemand kommt.«

Als der letzte der Sklaven, die das Essen aufgetischt hatten, das Herrenzimmer verließ, sah Tayend Dannyl an.

»Was wirst du jetzt mit unserem unerwünschten Gast machen, da Lorkin sicher aus dem Haus ist?«

Dannyl betrachtete seine Mahlzeit und seufzte, als sein Appetit schwand. Er zog Magie in sich hinein und umgab sich selbst, Merria und Tayend mit einem Schild, um zu verhindern, dass jemand ihr Gespräch belauschte.

»Was schlägst du vor?«, erwiderte er.

Ein ganzer Tag war seit der gescheiterten Entführung vergangen. Savi sorgte dafür, dass dem Spion regelmäßig seine Macht entzogen wurde. Da sie die oberste Küchensklavin war, fand keiner der anderen Sklaven es merkwürdig, dass sie die Einzige war, der es gestattet war, eine der Vorratskammern der Küche zu betreten.

»Ich kann nur zwei Alternativen erkennen: Entweder er stirbt, oder Savi geht.«

Dannyls Appetit verschwand endgültig. »Da Letzteres nicht möglich ist, bleibt uns nur eine einzige Alternative.«

Merria runzelte die Stirn. »Aber ob der König so tut, als sei sein Spion ein Sklave, oder zugibt, dass er keiner ist, ihr werdet das Gesetz brechen.«

Tayend nickte. »Besser, für die Zerstörung königlichen Besitzes angeklagt zu werden als wegen Mordes. Vielleicht könntest du es wie einen Unfall aussehen lassen.«

Warum muss ich derjenige sein, der es tut?, dachte Dannyl. Weil ich die ranghöchste Person im Haus bin. Dann regte sich eine verräterische Hoffnung in ihm. Steht Tayend im Rang über mir, weil er Botschafter eines Landes ist und nicht nur Botschafter der Gilde?

»Wenn Savi den Mann mit schwarzer Magie tötet, wird klar sein, dass keiner von uns es getan hat«, schlug Merria vor.

»Aber es wird auch klar sein, dass hier irgendwo ein Verräter ist«, bemerkte Tayend.

»Sie kann eine Gedankenlesung blockieren, nicht wahr?«

»Wenn der König weiß, dass kein Sklave das Haus betreten oder verlassen hat, und wenn er entschlossen ist herauszufinden, wer der Verräter ist, könnte er sie foltern lassen.«

»Oder er könnte sie alle töten lassen«, fügte Tayend hinzu.

Ein Sklave erschien. Dannyl begriff, dass es Tav war, der Türsklave. Der Mann warf sich zu Boden.

»Passt auf, was ihr sagt«, warnte Dannyl seine beiden Gefährten, dann ließ er den Schild fallen. »Was gibt es, Tav?«

»Da ist jemand an der Tür«, stieß der Mann hervor.

»Geh und finde heraus, wer es ist.«

Der Sklave eilte davon. Im Herrenzimmer war es still, während sie auf seine Rückkehr warteten. Die schnellen, weichen Schritte, die lauter wurden, kündigten die Rückkehr des Sklaven an.

»Eine Nachricht«, sagte er.

»Bring sie her«, befahl Dannyl, bevor der Mann sich erneut niederwerfen konnte. Der Sklave kam schnell herbeigetappt, eine Schriftrolle in beiden Händen. Dannyl nahm sie in Empfang und bedeutete dem Sklaven, sich zurückzuziehen.

Er entrollte die Nachricht. Tayend und Merria beugten sich von beiden Seiten vor, um sie zu lesen.

»Ein Ruf in den Palast«, murmelte Merria.

»›Unverzüglich‹«, las Tayend.

Dannyl ließ die Schriftrolle sich wieder zusammenrollen. »Was immer wir tun, wir müssen es jetzt tun. Kai!«

Sein persönlicher Sklave erschien im Flur.

»Hol Savi.« Als der Mann verschwunden war, sprach Dannyl leise weiter: »Es ist nur vernünftig, sie zu fragen, was wir ihrer Meinung nach tun sollen.«

Sie warteten nicht lange. Die Frau trat ein und warf sich so schnell und ungehemmt auf den Boden wie jeder gewöhnliche Sklave.

»Ist die Mahlzeit nicht nach Eurem Geschmack, Herr?«, fragte sie.

Dannyl schaute auf den Teller in seinen Händen; das Essen war kaum angerührt. Er seufzte und zog erneut die Barriere des Schweigens hoch.

»Ich werde in den Palast gerufen«, berichtete er ihr. »Wir müssen eine Entscheidung über das Schicksal des Spions des Königs fällen. Was wollt Ihr, dass wir tun?«

Sie verzog das Gesicht. »Nun … diesmal wird ein Kleidertausch definitiv nicht funktionieren.«

Tayend richtete sich abrupt auf. »Ah!«

Alle wandten sich ihm zu. »Was?«, fragte Dannyl.

Der Elyner hob die Hand. »Warte. Gib mir einen Moment Zeit. Ich habe eine Idee …« Er schloss die Augen, und seine Lippen bewegten sich, dann nickte er. Er sah sie nacheinander an, zuletzt Savi. »Sagt mir, ob dies funktionieren wird: Könntet Ihr damit durchkommen, einer der Kutschensklaven zu sein, obwohl das nicht Eure gewohnte Arbeit ist und Ihr eine Frau seid?«

Sie runzelte die Stirn. »Wenn es bei Ashaki Achati funktioniert hat, funktioniert es vielleicht auch bei mir.«

»Gibt es einen sicheren Ort auf dem Weg zum Palast, an dem Dannyl Euch absetzen könnte?«

Ihre Augen leuchteten auf. »Ja.«

Tayend sah Dannyl an. »Ich denke, dies ist unsere beste Möglichkeit. Wenn wir Savi in Sicherheit bringen können, besteht keine Notwendigkeit, den Entführer zu töten.«

Dannyl nickte erleichtert, bis ihm wieder einfiel, dass ein lebender Entführer auch viel mehr offenbaren würde als die Tatsache, dass Savi eine Verräterin war. Aber der König wird nicht öffentlich zugeben, dass der Mann sein Spion war. Was sehr, sehr ärgerlich sein wird nach allem, was wir durchgemacht haben. Es sei denn …

»Wir werden ihn mitnehmen«, beschloss er.

Merrias Augen weiteten sich, aber Tayend kicherte nur. »Du wirst dem König alles erzählen.«

»Nur nicht, wie Lorkin entkommen ist.«

»Dann begleite ich dich. Das muss ich sehen.«

»Tayend …«

»Nein, Dannyl. Ich muss das sehen. Mein König wäre äußerst enttäuscht, wenn ich es nicht täte.«

Dagegen konnte Dannyl nichts einwenden. Es wird besser sein, wenn es außer mir, Osen und dem sachakanischen Hof noch andere Zeugen gibt. Er ließ die Barriere des Schweigens fallen.

»Merria, geht mit Savi, und holt den Spion. Kai!« Der Mann huschte in den Raum. »Lass die Kutsche vor dem Haus vorfahren.«

Als Savi und Merria davoneilten und Kai verschwand, stellte Dannyl den Schild wieder her.

Tayend rieb sich die Hände. Dann hielt er inne, und sein Grinsen verblasste. »Ich hoffe, Achatis Beteiligung wird nicht entdeckt werden.« Tayend sprach mit leiser Stimme, trotz der Barriere des Schweigens. »Mir ist gestern Nacht ein Gedanke gekommen … Was ist, wenn der König Achati befiehlt, einen seiner Blutringe zu tragen? Sie erlauben dem Schöpfer des Rings, die Gedanken des Trägers zu lesen, richtig? Ich bin mir sicher, dass Achati während der Reise nach Duna mit dem König in Verbindung gestanden hat. Ich bezweifle, dass der König den Blutring eines anderen tragen und das Risiko eingehen würde, dass dieser andere seine Gedanken liest, also muss Achati einen von seinen getragen haben. Wird Achati sich jetzt weigern, einen Ring zu tragen?«

»Ich weiß es nicht.« Dannyl schüttelte den Kopf. »Achati wusste, was er tat.«

»Nun … ich hoffe, er hat sich nicht für uns geopfert. Er hat sich als ein besserer Mann erwiesen, als ich erwartet hatte. Ich mag ihn.«

Dannyl sah Tayend voller Überraschung und Dankbarkeit an, während Schritte Savis Rückkehr ankündigten. Sie schob den Spion, der gefesselt und geknebelt war, vor sich her. Der Mann taumelte, als sei er erschöpft. Zweifellos, dachte Dannyl, hatte sie wieder seine Macht genommen.