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Er hielt ihr einen silbernen Stift hin.

»Ist das alles, was wir haben?«

»Ich fürchte, ja. Niemand erwartet von Magiern, dass sie Messer brauchen.«

Sonea seufzte und nahm den Stift entgegen. »Hoffen wir, dass dies funktioniert.«

Sie begann rings um den Höcker eine Furche zu graben. Zu ihrer Erleichterung war, was immer den Höcker an seinem Platz hielt, weicher als Stein – eher wie Wachs. Schon bald hatte sie die Furche ausreichend vertieft.

»Darf ich fragen, was Ihr tut?«

»Ja.«

Der Höcker bewegte sich, und Sonea versuchte vergeblich, ihn herauszuziehen. Mit zusammengebissenen Zähnen machte sie sich wieder daran, wächserne Klumpen aus dem Teich zu graben.

»Also. Was tut Ihr?«

»Ich grabe dieses Ding aus.«

»Das kann ich sehen.« Er klang eher erheitert als verärgert. »Warum?«

Der Stift war nicht schmal genug, um unter den harten Höcker zu passen. Sonea schob stattdessen die Fingerspitzen darunter und zog mit aller Kraft. »Es ist … seltsam … Ah!« Der Höcker – jetzt ein Stein – löste sich. Sie hielt ihn ins Licht und schabte die Wachsreste von der Oberfläche.

Regin beugte sich vor, um den Stein zu betrachten. »Ist es ein Kristall?«

Sie nickte. Glatte, flache Stellen reflektierten das Sonnenlicht. »Ein natürlicher. Obwohl ich damit nur meine, dass er ungeschliffen ist.«

»Und ansonsten unnatürlich?« Regin schaute auf das Loch hinab, aus dem der Stein gekommen war. »Was für eine Art Edelstein ist es?«

»Edelstein!«, rief Sonea aus. Sie sog den Atem ein, blickte zu Regin auf und rappelte sich dann hoch. »Höchstwahrscheinlich einer der magischen Edelsteine der Verräter. Ich bezweifle, dass die Duna so weit nach Süden gekommen sind, und wenn die Ichani von diesen Steinen wüssten, hätten sie sie vor zwanzig Jahren gegen uns eingesetzt.« Sie dachte darüber nach, wie der Stein ihre Magie abgesaugt hatte, und ihr Blut wurde wieder kalt. Sie sah Regin an und hielt die Worte zurück. Konnte sie ihm von ihrem Verdacht erzählen? Was, wenn jemand seine Gedanken las? Was, wenn er es jemandem erzählte? Was, wenn …?

Wenn – falls – die Verräter eintrafen, würde sie ihre Entdeckung unter allen möglichen Aspekten durchdacht haben müssen. Sie brauchte es Regin vielleicht nicht zu erzählen, brauchte ihn nicht nach seiner Meinung zu fragen, aber sie wollte es tun.

Regin sah sie verwundert und besorgt an.

Sie holte tief Luft. »Ich nehme an, es ist ein schwarzmagischer Edelstein«, sagte sie und sprach leise, für den Fall, dass irgendjemand sie beobachtete und belauschte.

Er sog scharf den Atem ein und starrte sie entsetzt an. Dann schaute er auf den Stein hinab, und seine Augen wurden schmal.

»Also, das ist der Grund, warum sich das Ödland nie erholt hat.«

Sie schauderte trotz der wachsenden Hitze und sah sich um. Es ergibt einen Sinn. Wenn sie einen solchen Stein machen können, können sie Hunderte machen. Tausende. Verstreut über das Land müssen sie langsam, aber unbarmherzig das Leben aus dem Land saugen. Die Erde wird zu unfruchtbar für Pflanzen. Größere Lebewesen wie Tiere verhungern oder gehen weg.

Was bedeutete, dass die Verräter bewusst dafür gesorgt hatten, dass das Ödland ein Ödland geblieben war.

Über Jahrhunderte hinweg.

»All die Zeit hat man gedacht, die Gilde habe dies geschaffen, um Sachaka schwach zu halten. Stattdessen waren es die Verräter.«

Regin runzelte die Stirn. »Nun … da können wir uns nicht sicher sein. Sie haben den Stein vielleicht einfach hier hingelegt, um das Wasser sauber zu halten.«

Sie schaute zu ihm auf. »Ich schätze, ich könnte hier noch mehr Steine finden …«

Sein Blick wurde schärfer. »Versucht es.«

Sie reichte ihm den Stein, den er zaghaft entgegennahm, entfernte sich einige Schritte und schaute auf den leicht abfallenden Boden. Dann schloss sie die Augen und dehnte die natürliche Barriere um ihre Haut herum aus, bis sie eine Kugel war. Wo sie sich mit dem Fels unter ihren Füßen überlappte, schwächte sie die Grenzen der Magie. Dann begann sie langsam vorwärtszugehen.

Sie hatte nur etwa fünfzig Schritte getan, als sie einen ganz schwachen Sog verspürte. Es war eine eigentümliche Wahrnehmung – das Gefühl völliger Widerstandslosigkeit in einem Meer von Dingen, die ihren Sinnen einen wenn auch sehr geringen Widerstand entgegensetzten. Sie blieb stehen, drehte sich um und schaffte es, nachdem sie das Gefühl dafür ein paar Mal verloren hatte, die Stelle, von der der Sog kam, auf einige Schritte einzugrenzen.

Es war ein mit Steinen gefüllter Spalt zwischen zwei Felsplatten. Regin gesellte sich zu ihr, während sie in dem Spalt herumstocherte. Sie dehnte ihre Barriere in dem Spalt aus, aber bevor sie weit gekommen war, stieß Regin ein kleines Krähen des Triumphs aus und hielt etwas hoch.

Einen weiteren dunklen, glänzenden Kristall. Sie nahm ihm den Stein ab und prüfte ihn. Die Magie, die sie aussandte, wurde von ihm sofort absorbiert.

»Zweimal ist Zufall«, sagte Regin. »Dreimal ist …«

Nickend ging sie in eine andere Richtung. Diesmal fand sie mühelos einen Stein, vergraben in einer mit Sand gefüllten Senke. Alle in geschützten Positionen, wo sich Wasser sammeln oder durchfließen kann. Nischen und Ritzen, wo das Leben Wurzeln schlagen könnte. Sie kehrten zum Treffpunkt zurück. Der Teich hatte sich inzwischen wieder gefüllt. Sie tauchte die Hand ins Wasser und fand die Bestätigung, dass es jetzt voller winziger Fünkchen Energie war.

Sie schaute zu Regin auf. »Osen muss davon erfahren.«

Er lächelte schief. »Oh, das muss er ganz eindeutig.«

Und Lorkin, dachte sie. Obwohl er es vielleicht bereits weiß. Ah. Wenn er es nicht wissen soll, gefährde ich vielleicht sein Leben, wenn ich es ihm erzähle. Es ist möglicherweise auch nicht klug, die Verräterinnen wissen zu lassen, dass wir ihr schmutziges kleines Geheimnis entdeckt haben.

Trotzdem, sobald die Gilde Bescheid wusste, würden die Verräter nichts mehr gewinnen, wenn sie sie und Regin töteten. Sie nahm Osens Ring aus ihrer Tasche, setzte sich, lehnte sich an einen Felsbrocken und streifte den Ring über ihren Finger.

– Osen.

– Sonea!

– Habt Ihr einen Moment Zeit? Ihr werdet nicht glauben, was ich gerade entdeckt habe.

Zweiter Teil

16

Pläne und Verhandlungen

Cery seufzte. »Lass uns das noch einmal durchgehen.«

»Wir sorgen dafür, dass Skellin erfährt, dass wir unter der Gilde leben«, sagte Gol. »Und nicht von Magiern beschützt werden.«

»Selbst wenn er weiß, dass die Gilde keine Ahnung davon hat, dass wir hier unten sind, wird er den Verdacht haben, dass Lilia es weiß«, fuhr Anyi fort. »Wir müssen Skellin davon überzeugen, dass Lilia nicht immer bei uns ist, und ihn dann ihren Tagesplan ermitteln lassen, so dass er wissen wird, wann sie uns nicht beschützt.«

»Er wird zuerst andere schicken, um zu überprüfen, ob es wahr ist, oder um mich zu fangen«, wiederholte Cery. »Also müssen wir die Dinge so einrichten, dass nur ein Magier zu uns durchkommen kann. Wie eine magische Barriere, die Lilia geschaffen hat.«

»Aber wird ihn das nicht zu der Vermutung bringen, dass Lilia hier unten ist?«, fragte Anyi.

»Er ist ein Magier«, antwortete Cery. »Er weiß, dass ein Magier eine Barriere errichten und dann irgendwo anders hingehen kann.«

»Trotzdem, es könnte ihn davon abhalten weiterzugehen«, bemerkte Anyi.

»Wir errichten die Barriere nahe genug, dass er uns hören oder Licht vor sich sehen kann, so dass er denkt, er müsse nur noch ein kleines Stück weitergehen, um uns zu finden.«

»Er oder Lorandra«, sagte Gol. »Wenn er Lorandra schickt, lassen wir die Falle trotzdem zuschnappen. Zumindest wird die Gilde einen von ihnen fangen, und sie könnten sie als Köder für eine weitere Falle benutzen.«