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Sie zog Magie in sich hinein, schuf eine Kuppel aus Macht und dehnte sie aus, bis sie die Wände traf, und formte sie dann genau passend. Sie öffnete Löcher für die ursprüngliche Tür und für das neuere Loch, das sie zum Nachbarraum auftat.

»Wie den Schild, der den Gang blockiert, werde ich dies permanent aufrechterhalten müssen«, sagte sie. »Es wird nicht allzu schwierig sein, wenn ich in der Nähe bleibe. Die Magie ist stark genug, um einen Einsturz zu verhindern, aber sie wird einem magischen Angriff nicht standhalten. Wenn von oben Druck auf die Mauer ausgeübt wird oder jemand sie von unten angreift, sollte ich es spüren können.« Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Nur gut, dass Kallen mir beigebracht hat, wie man Macht in sich hineinzieht, und ich diese nicht für Kampfübungen verausgabt habe. Dies wird einiges von meiner Stärke kosten.«

Cery nickte. »Danke. Noch einmal.«

Seine Dankesbekundungen führten nur dazu, dass ihr Magen sich vor Angst zusammenkrampfte.

»Ihr macht Euch offensichtlich Sorgen, dass Skellin seinen Weg hier hereinfinden könnte, bevor die Gilde bereit ist zu helfen.«

»Ja. Wenn Skellin uns findet, bevor wir bereit sind, die Falle zuschnappen zu lassen, und er nicht das Risiko eingehen will, dass Ihr oder andere Magier in der Nähe seid, könnte er einfach das Dach über unseren Köpfen einstürzen lassen und sich davonstehlen.«

Sie stellte sich Anyi vor, die unter Ziegeln und Schmutz erstickte, und sie schauderte. Es würde nicht leicht sein zu schlafen in dem Wissen, dass ihre Freunde sterben könnten, wenn sie einen Angriff auf die Barriere nicht spürte.

»Wenn ich das Gefühl habe, dass mit den Barrieren etwas passiert, werde ich so schnell wie möglich kommen«, versprach sie.

Cery nickte. »Wenn es andere Anzeichen dafür gibt, dass jemand in die Gänge eingedrungen ist, wird Anyi in dein Zimmer kommen, um dich zu holen. Oder sie wird Jonna darum bitten. Wie oft ist Jonna dort?«

»Ein paar Mal am Tag. Sollte ich sie bitten, häufiger zu kommen?«

»Das könnte eine gute Idee sein.«

Lilia nickte. »Gibt es sonst noch etwas?«

»Das ist alles.« Cery sah Gol und Anyi an, die beide nickten.

»Dann sollte ich jetzt besser gehen«, meinte Lilia. »Ich muss noch lernen.«

»Ich werde dich bis zum Zimmer begleiten«, erklärte Anyi.

»Lenk sie nicht zu lange ab«, sagte Cery zu seiner Tochter. Seine Mundwinkel zuckten leicht in die Höhe.

Anyi verdrehte die Augen, als sie sich abwandte. Sie gab Lilia ein Zeichen und ging voran auf das Magierquartier zu.

»Manchmal wünschte ich, er wüsste nicht über uns Bescheid«, murmelte sie.

»Aber es ist schön, dass es ihm nichts ausmacht«, rief Lilia ihr ins Gedächtnis.

»Ja.« Anyi zuckte die Achseln und lächelte widerstrebend.

»Also, warum willst du, dass ich heute Abend früher fortgehe?«

Anyi schaute hinter sich. »Ich werde es dir verraten, wenn wir angekommen sind.«

Wie immer war der Aufstieg durch den engen Schacht hinter Soneas Gästezimmer unbequem. Lilia ging als Erste hinauf, dann hob sie mit Magie den jetzt leeren Behälter an, in dem sie das Essen transportierte. Anyi kam nach dem Behälter nach oben. Sie klopften ihre Kleider ab.

»Mein armer alter Mantel«, sagte Anyi, während sie die Kratzer im Leder untersuchte.

Lilia blickte an sich hinab. »Ich sollte mich besser umziehen.« Sie machte einen Schritt auf ihr Zimmer zu.

Von der Tür erklang ein Klopfen. Die beiden Mädchen tauschten entsetzte Blicke.

»Es ist nicht Jonna«, murmelte Lilia. »Sie klopft nicht so an.«

»Zieh deine Roben über«, forderte Anyi sie auf. »Ich werde den Besucher aufhalten.«

Lilia eilte in ihr Zimmer und schlüpfte in ihre Roben. Je schneller sie sich anzukleiden versuchte, desto mehr schien sie sich zu verheddern. Sie konnte Stimmen aus dem Gästezimmer hören, aber Anyi klang nicht alarmiert.

Endlich war sie angezogen. Als sie die Tür öffnete, schaute sie hinaus und seufzte vor Erleichterung.

»Lord Rothen«, sagte sie und verbeugte sich vor dem alten Magier.

Ein seltsamer, unbehaglicher Ausdruck glitt über Anyis Züge, als sie begriff, dass sie die Geste des Respekts vergessen hatte, und sie machte schnell eine unbeholfene Verbeugung.

Lord Rothen wirkte erheitert. »Ich bin vorbeigekommen, um zu sehen, wie es Euch geht, Lilia«, begann er. »Ich bin auch an anderen Abenden hier gewesen, aber ihr wart nicht da.«

»Oh. Tut mir leid.« Lilia breitete die Hände aus.

»Ich habe so eine Ahnung, wo Ihr gewesen seid, aber Ihr könnt darauf vertrauen, dass ich Euer Geheimnis für mich behalten werde. Sonea hat mir von Cerys Besuchen erzählt.« Er lächelte Anyi an, dann drehte er sich wieder um, und seine Miene wurde ernst. »Also, wie geht es Euch?«

»Ähm …« Lilia deutete auf einen Stuhl. »Warum nehmt Ihr nicht Platz? Kann ich Euch etwas Sumi anbieten?«

»Ja, danke.« Als er sich setzte, ließ Anyi sich auf einem der anderen Stühle nieder.

»Mir geht es … gut«, antwortete Lilia, während sie mit Magie das Gerät zum Brauen von Sumi anhob und auf den Tisch stellte. Dann holte sie Raka-Pulver, setzte sich und machte das Gebräu. »Ihr wisst, dass Cery sich versteckt?«

Rothen nickte. »Kallen hat es uns gesagt.«

Uns, dachte Lilia. Ich nehme an, damit sind die übrigen Höheren Magier gemeint.

»Nun … ich mache mir Sorgen um ihn.« Sie reichte Rothen eine dampfende Tasse. »Und um Anyi.« Und um Gol, aber von Gol weiß er vielleicht nicht einmal etwas.

»Das ist verständlich.« Rothen runzelte die Stirn. Er sah Anyi an. »Ist er in Sicherheit?«

Anyi zuckte die Achseln. »Für den Moment, aber wie lange wir unbemerkt bleiben können …« Sie schüttelte den Kopf. »Sie könnten uns heute Nacht finden, oder sie könnten uns niemals finden.«

Lilia reichte ihr eine Tasse Raka, verzog wegen des starken Geruchs das Gesicht und schenkte Rothen etwas Sumi ein.

»Nun, wenn wir irgendetwas tun können, um euch zu helfen, weiter versteckt zu bleiben, lasst es mich wissen«, sagte Rothen.

Anyi zögerte, dann nickte sie. »Danke.«

Der alte Magier nippte an seinem Sumi und wandte sich wieder an Lilia. »Was machen Eure Studien?«

Jetzt war es an ihr zu zaudern. Sollte sie aufrichtig sein oder versuchen, das Unausweichliche hinauszuzögern?

Rothen lachte leise. »Sieht so aus, als wäre Euch bewusst, wie wenig Ihr mit den anderen Schritt haltet. Ich bin außerdem hier, um Euch mitzuteilen, dass wir beschlossen haben, dass Ihr für den Moment einige Kurse auslassen könnt. Ihr werdet mehr Zeit haben, sie zu beenden – wahrscheinlich werdet Ihr ein halbes Jahr später Euren Abschluss machen. Kallens Lektionen kommen zu Eurer normalen Arbeit hinzu, und Ihr musstet den Stoff von den Monaten Eurer Abwesenheit aufholen. Es ist besser, dass Ihr gut lernt, als dass Ihr in der vorgeschriebenen Zeit lernt.«

Zuerst empfand Lilia nur Erleichterung. Aber ich werde ein halbes Jahr länger für meinen Abschluss brauchen. Diese Erkenntnis war enttäuschend und machte sie plötzlich müde. Trotzdem, weniger Studien bedeutete mehr Zeit mit Anyi. Sie nickte langsam. »Ich danke Euch.«

Rothen lächelte. »Denkt daran, Ihr könnt jederzeit mit mir sprechen, selbst wenn Sonea hier ist. Ich werde tun, was immer ich kann, um Euch zu helfen.«

Sie nickte. »Vielen Dank, Lord Rothen.«

Sie verstummten, und jeder nippte an seinem heißen Getränk. Lilia fragte, ob Rothen etwas von Sonea gehört habe. Er erzählte ihr, dass Sonea und Lorkin wieder vereint waren. Nun, das ist gut. Sie wird bald nach Hause kommen.

Als sie ausgetrunken hatten, stand Rothen auf und entschuldigte sich. Lilia erhob sich, um ihn hinauszubegleiten. Nachdem er gegangen war, wandte Lilia sich Anyi zu, die den Kopf in die Hände gestützt hatte.

»Was ist los?«

Anyi seufzte. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen, als sie aufblickte. »Könntest du Kallen fragen, ob die Gilde Cery hier verstecken wird? Wir haben immer angenommen, dass sie es tun würden, es aber vermieden, weil … nun, einfach aus Stolz. Es ist verrückt. Ich sollte versuchen, Cery dazu zu überreden, hier heraufzukommen.«