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Lorkins Schultern sackten herab. Als er sich umschaute, sah er angewiderte Gesichter bei den Verräterinnen. Aber sie waren nicht überrascht.

»Alle haben Unterstützung für Euer Ziel bekundet, die Sklaverei in Sachaka zu beenden«, fuhr sie fort. »Wenn Ihr Eure Pläne verzögert, haben wir vielleicht Zeit, zu einem nützlicheren Verbündeten in einem solchen Unternehmen zu werden. Wenn Ihr es nicht tut, wünschen wir Euch jeden erdenklichen Erfolg und hoffen, in der Zukunft Handelsbande zu knüpfen, wenn auch noch keine Allianz. In der Zwischenzeit – falls das Angebot noch gilt – sind wir bereit, unsere Dienste als Heiler im Gegenzug für magische Edelsteine anzubieten, und ich habe Anweisungen, die Einzelheiten eines solchen Bündnisses jetzt auszuhandeln, falls es Euch gelegen ist.«

Savara nickte. »Übermittelt bitte meinen Dank für die Erwägung unserer Einladung«, sagte sie. »Da wir nicht darauf warten müssen, dass Streitmächte der Verbündeten Länder sich uns anschließen, werden wir unsere Pläne nicht hinauszögern. Wir brechen morgen früh auf. Es ist jedoch immer noch unser Wunsch, Heilung gegen Steine zu tauschen.« Sie hielt inne und runzelte die Stirn. »Wie lange werden Eure Heiler brauchen, um Arvice zu erreichen? Wartet – bevor Ihr diese Frage beantwortet …« Sie drehte sich zu Lorkin um. »Würdet Ihr Tyvara bitten, etwas Raka zu bringen?«

Lorkin nickte, stand auf und eilte zu Tyvara hinüber, die allein dasaß und das Treffen beobachtete.

»Savara bittet um Raka«, erklärte er ihr. »Hättest du gern etwas Hilfe?«

Sie starrte forschend zu ihm hoch und rührte sich nicht.

»Was ist los?«, fragte er mit gesenkter Stimme.

»Was wirst du tun? Wohin wirst du gehen?«

Er schaute zu seiner Mutter hinüber und dann wieder zu Tyvara. »Ich … weiß es nicht.« Seine Mutter würde von ihm erwarten, dass er nach Kyralia zurückkehrte, obwohl er schwarze Magie erlernt hatte. Er wollte zurückkehren – wollte in der Lage sein zurückzukehren –, aber Sachaka zu verlassen würde bedeuten, Tyvara zu verlassen. Und die Verräter. Ich will sehen, wie sie gewinnen. Wenn ich jetzt fortginge, wäre das so, als bräche ich mitten in einer Geschichte auf, die jemand erzählt.

Nur dass es nicht so gefährlich war, Geschichten zu hören, wie sich an einem Krieg zu beteiligen. Wenn er bei den Verrätern blieb, würde er in die Kämpfe hineingezogen werden. Die Ashaki würden ihn als eine weitere Zielscheibe ansehen. Sie würden nicht zögern, ihn zu töten, weil er ein Gildemagier war.

Die Gilde würde auch nicht wollen, dass er sich an den Kämpfen in Sachaka beteiligte. Die Verbündeten Länder waren vor direkten Konflikten mit König Amakira zurückgeschreckt aus Angst, dass die Verräter unterliegen könnten und der König Rache suchen würde. Ein Gildemagier unter den Verrätern würde es so aussehen lassen, als unterstütze die Gilde die Verräter.

Aber sie werden Heiler schicken. Wird das etwas verändern?

Nun, sie wurden lediglich wegen ihrer Dienste eingestellt und würden nicht an den Kämpfen teilnehmen. Sie würden wahrscheinlich dafür sorgen, dass sie nach der Schlacht ankamen. Sie würden vorher nicht von Nutzen sein und auch nicht währenddessen, und es erlaubte ihnen, sich nach Kyralia zurückzuziehen, in aller Eile, falls notwendig, wenn sich eine Niederlage der Verräter abzeichnete.

Vielleicht konnte er sich freiwillig melden, sich ihnen anzuschließen. Er war kein Heiler, aber er konnte heilen, und er konnte ein Vermittler zwischen Heilern und Verrätern sein. Das bedeutet immer noch, dass ich in der Schlacht nicht dabei wäre. Wo Tyvara sein wird. Er wusste, dass sie auf keinen Fall ihr Volk verlassen und mit ihm nach Kyralia gehen würde. Und dass er alles tun würde, um dafür zu sorgen, dass sie überlebte. Er würde sogar mit den Verrätern kämpfen.

Aber wenn er mit den Verrätern kämpfte, konnte er das nicht als Gildemagier tun.

Er musterte sie. »Was willst du

Sie sah ihn durchdringend an. »Ich will dich«, erwiderte sie. »Aber nicht, wenn du nicht glücklich sein wirst. Und nicht, wenn du nicht sicher sein wirst …«

Er lächelte. Was genau das ist, was ich für sie will. Aber wir können nicht beide glücklich und sicher sein.

Was die Entscheidung leicht machte.

»Ich werde nicht glücklich sein, wenn ich nicht wenigstens versuche, dafür zu sorgen, dass du glücklich und sicher bist«, sagte er. »Also schätze ich, dass ich mit dir kommen und dafür sorgen muss, dass du dich nicht umbringen lässt.«

Ihre Augen weiteten sich. »Aber … die Gilde … Welchen Sinn hat es, dass du gelernt hast Steine herzustellen, wenn …«

»Lord Lorkin«, rief Savara. »Wir haben Durst.«

Er beugte sich vor und küsste Tyvara. »Mach dir keine Sorgen wegen der Gilde. Sie werden schon eine Lösung finden.«

Sie nickte. »Ich werde den Raka holen. Geh du zurück.«

Er wandte sich ab und eilte zurück zur Königin und seiner Mutter. Sein Herz raste, aber er war sich nicht sicher, ob aus Panik und Entsetzen oder aus Glück und Erregung. Wahrscheinlich ist es eine Mischung all dieser Gefühle. Bin ich wirklich bereit, der Gilde den Rücken zu kehren und mich den Verrätern anzuschließen? Bin ich verrückt genug, mein Leben in der Schlacht zu riskieren?

Als er sich setzte, sah er zurück zu Tyvara. Sie erwiderte seinen Blick, und ihre Miene wechselte von Freude zu Sorge und wieder zurück. Er lächelte, und sie verzog zur Antwort die Lippen.

Ja. Ja, das bin ich.

Als die Kutsche des Gildehauses durch die Tore von Achatis Villa rollte, huschten die Sklaven davon. Sie alle verschwanden – bis auf den Türsklaven, der sich Dannyl vor die Füße warf. Dannyl schaute sich um und erinnerte sich daran, dass unter den Sklaven, die er gesehen hatte, keine Frau gewesen war. Lag das daran, dass Achati einfach männliche Sklaven bevorzugte, wie er auch männliche Geliebte bevorzugte, oder hoffte er, dass es die Chance verringern würde, dass die Verräterinnen irgendwelche Spione in seinen Haushalt brachten?

»Führe mich zu Ashaki Achati«, befahl Dannyl.

Der Sklave sprang mit der ganzen Behändigkeit der Jugend auf die Füße und geleitete Dannyl durch die schmucklose, polierte Holztür in die Kühle des Flures dahinter. Achatis Einladung war an diesem Morgen gekommen. Dannyl hatte sich bis zum Mittag mit der Frage gequält, ob er die Einladung annehmen oder ablehnen solle, dann hatte er sich schließlich mit Tayend beraten.

»Natürlich solltest du gehen«, hatte Tayend gesagt und dabei kaum von seinem Schreibtisch aufgeblickt. »Ein Botschafter muss gute Beziehungen aufrechterhalten, und Achati ist der Einzige hier, der noch bereit ist, irgendwelche Beziehungen zu uns zu unterhalten.«

Also war Dannyl nun hier und ging den Flur entlang zum Herrenzimmer. Sein Herz schlug ein wenig zu schnell, und sein Magen regte sich auf eine ärgerliche und beunruhigende Weise. Als er das Ende des Flurs erreichte, holte er tief Luft und stieß den Atem langsam wieder aus, bevor er ein höfliches Lächeln aufsetzte, als er den Mann sah, der auf ihn wartete.

»Botschafter Dannyl.« Achati trat vor und ergriff Dannyls Arm in der kyralischen Art einer Begrüßung.

»Ashaki Achati«, entgegnete Dannyl.

»Ich freue mich ja so, dass Ihr meine Einladung angenommen habt«, sagte Achati mit einem breiten Lächeln. »Kommt und nehmt Platz. Ich habe den Küchensklaven befohlen, heute Abend ihr Bestes zu geben. Hier – ich habe sogar kyralischen Wein.«