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»Wenn es nicht unhöflich von mir ist zu fragen, rührt der Schaden hier von einem Angriff der Verräterinnen?«

Farchi nickte. »Die Königin und ihre Krieger haben den Ashaki getötet und seine Sklaven befreit.«

»Was werdet Ihr jetzt tun?«

»Versuchen, die Dinge allein in Gang zu halten, mithilfe der Verräterinnen.«

»Also werden die Verräterinnen dieses Gut nicht beschlagnahmen?«

»Einige Güter werden sie sich nehmen. Die meisten werden an ehemalige Sklaven gehen. Einige werden aufgeteilt.«

»Und der Rest der ehemaligen Sklaven?«

»Sie werden für ihre Arbeit bezahlt werden. Und es wird ihnen freistehen zu leben, wo sie wollen, zu heiraten, wen sie wollen, und ihre Kinder zu behalten.«

Sie lächelte. »Ich hoffe von ganzem Herzen, dass Ihr das schafft.«

Farchi reckte das Kinn und straffte sich. »Das werden wir. Die Verräterinnen sind Sachakaner. Sie werden nicht aufgeben, wie die Gilde es getan hat.«

Sie musterte ihn eingehend. »Woher weißt du, was die Gilde getan hat? Unsere Aufzeichnungen dokumentieren keine Entscheidung der Gilde oder Kyralias, den Versuch aufzugeben, die Sklaverei in Sachaka abzuschaffen.«

Er runzelte die Stirn. »Es ist das, was … alle sagen.«

»Die Leute sagen auch, dass die Gilde das Ödland geschaffen habe, um Sachaka zu schwächen, aber historische Unterlagen, die hier in Sachaka gefunden wurden, deuten darauf hin, dass es die Tat eines einzelnen Wahnsinnigen war und dass viele Gildemagier gestorben sind, als sie versuchten, ihn aufzuhalten.«

Und wir wissen jetzt, dass die Verräter dafür verantwortlich sind, dass das Ödland sich niemals erholt hat. Sie widerstand der Versuchung, ihm das zu erzählen. Die Verräter waren schließlich die Retter der ehemaligen Sklaven. Aber eines Tages wird die Wahrheit herauskommen. Ich frage mich, was die ehemaligen Sklaven dann von den Verrätern halten werden.

»War dieser Wahnsinnige Kyralier oder Sachakaner?«

»Kyralier.«

»Also ist es trotzdem Eure Schuld.«

Sonea seufzte. »Ja, ob es vorsätzlich geschehen ist oder versehentlich, es ist trotzdem die Schuld eines Kyraliers. Geradeso wie es die Schuld aller Sachakaner ist, dass Ichani Kyralia angegriffen und viele Menschen meines Volkes ermordet haben.« Sie begegnete seinem Blick und hielt ihm stand, und er schaute hastig weg. »Wenn ich Euch nicht für die Verbrechen verantwortlich mache, die die Ichani vor zwanzig Jahren begangen haben, könnt Ihr dann versuchen, mir die Tat eines Wahnsinnigen vor sechshundert Jahren zu verzeihen?«

Farchi warf ihr einen langen, prüfenden Blick zu, dann nickte er. »Das ist gerecht.«

Sie lächelte und folgte ihm durch die Tore in eine Szenerie der Zerstörung, der Hoffnung, der Trauer und neu gefundener Freiheit.

Als Cery neben Gol trat, atmete er tief saubere Waldluft ein.

»Riecht nach Frühling.«

»Ja«, stimmte Gol ihm zu. »Es ist jetzt nachts auch warm.«

»Wärmer«, korrigierte ihn Cery. »So dass einem die Augenlider nicht länger festfrieren.«

Gol lachte leise. »Wir werden um den Bauernhof herumgehen müssen, um zu dem Teil der Mauer zu kommen, der dem Treffpunkt am nächsten liegt.«

»Dann geh voran.«

Da der größte Teil des Unterholzes in den nächtlichen Schatten des Waldes verborgen lag, war es unmöglich, sich leise zu bewegen. Die unterirdischen Gänge waren selbst in vollkommener Dunkelheit leichter zu passieren. Als sie die Mauer erreichten, die das Gelände der Gilde von der Stadt trennte, war Cery sicher, dass sie mit all den zerbrochenen Zweigen, raschelnden Blättern und unterdrückten Flüchen irgendjemandes Aufmerksamkeit erregt haben mussten. Sie warteten eine Weile, um sicherzugehen, dass niemand kam, um nachzusehen, aber kein Magier, Diener oder Wachposten trat aus der Dunkelheit. Als sie beruhigt waren, erklommen sie mithilfe eines nahen Baums die Mauer. Von der Mauerkrone aus konnte Cery über das östliche Ende des Nordviertels schauen. Häuser waren dort direkt an die große Mauer gebaut worden, ihre Gärten abgetrennt durch niedrigere Mauern, die jeweils ein Kamm aus Mörtel mit darin eingelassenen Glasscherben krönte, damit niemand sie ohne weiteres übersteigen konnte. Das Haus unter ihnen hatte einen adretten kleinen Garten.

Gol schlang das Ende einer Strickleiter um den Ast, mit dessen Hilfe sie auf die Mauer geklettert waren, und verknotete es. Das Seil hatten sie zusammen mit anderen Dingen auf dem Bauernhof gestohlen, und Gol hatte kurze Zweige, die sie im Wald gefunden hatten, als Sprossen benutzt. Er kletterte als Erster in den Innenhof hinunter, und das Seil knarrte. Cery folgte ihm. Sie gingen um die Gartenbeete herum, hielten inne, um die Angeln des Seitentors zu ölen, und schlüpften dann in die Schatten der dahinterliegenden Straße.

Es vermittelte ein Gefühl von Freiheit, durch die Straßen der Stadt zu gehen. Während sie langsam das Viertel durchquerten, schwankte Cery zwischen Aufregung und Sorge angesichts des Risikos, das sie eingingen. Zumindest war Anyi sicher mit Lilia in der Gilde. Er hatte ihr nichts von seinen Plänen für den Abend erzählt, da er wusste, dass sie ihn entweder aufhalten oder darauf bestehen würde, mitzukommen. Selbst wenn er sie dazu überredet hätte, in der Gilde zu bleiben, hätte sie wissen wollen, warum er in die Stadt ging, und ihm fiel kein hinreichend guter Grund ein.

Abgesehen von der Wahrheit. Aber ich bezweifle, dass sie selbst diesen Grund als gut genug erachtet hätte, dachte er. Sie will, dass ich in der Gilde bleibe und es den Magiern überlasse, Skellin zu fangen. Sie vertraute der Gilde zu sehr. Und ich tue das nicht? Er schüttelte den Kopf. Nicht, solange Sonea fort und Kallen für die Suche nach Skellin verantwortlich ist.

Er hatte die Gilde jedoch nicht vollends aufgegeben. Sie würde nicht eher ruhen, bis sie den wilden Magier gefunden und unschädlich gemacht hatte. Aber sie würde dafür länger brauchen, als er bereit war zu warten.

Um sie zum Handeln zu zwingen, brauche ich Minenfeuer, um das zu kaufen, brauche ich Geld, und meine einzigen flüssigen Mittel, die Skellin noch nicht entdeckt hat, befinden sich im Besitz von Treuhändern.

Treuhändern, die nicht glaubten, dass Cery noch lebte, und die sich geweigert hatten, Gol die Gelder zu übergeben.

Das Risiko einer Falle war natürlich groß. Er und Gol hatten vor, heute Nacht denjenigen Treuhänder zu treffen, bei dem sie Verrat für am wenigsten wahrscheinlich hielten. Sein Name war Perin. Gol hatte drei verschiedene Straßenkinder als Führer angeheuert, und jedes der Kinder sollte Perin auf einem umständlichen Weg durch drei Viertel der Stadt bringen. Die letzten Anweisungen waren niedergeschrieben worden, so dass nicht einmal die Straßenkinder sehen würden, wohin Perin ging. Der Treffpunkt war nicht mehr als hundert Schritte von der Mauer entfernt, so dass Cery und Gol, wenn sie fliehen mussten, eine gute Chance hatten, das Gelände der Gilde zu erreichen.

Als sie an eine Kreuzung kamen, blieben sie stehen und sahen sich um. Hier waren die Hauseingänge leicht einsehbar und die Straßenlaternen hell, daher würde ein Hinterhalt schwer zu bewerkstelligen sein. Ein Mann stand auf der gegenüberliegenden Seite und beobachtete sie. Obwohl Cery das Gesicht des Mannes nicht vollständig sehen konnte, war das, was er erblickte, vertraut.

»Perin«, murmelte Gol.

Cery nickte. Er überquerte die Straße und näherte sich dem Mann. Perin musterte ihn eindringlich, und seine Augen weiteten sich, als er Cery erkannte.

»Nun, nun. Du lebst und atmest.«

»In der Tat«, erwiderte Cery und blieb einige Schritte entfernt stehen.

»Hier.« Perin hielt ihm ein eingewickeltes Päckchen hin. »Schick einen Boten, wenn du den Rest willst.«

»Danke. Ich stehe in deiner Schuld.«

Der Treuhänder verzog das Gesicht. »Nein, tust du nicht. Ich habe mein Honorar und die Befriedigung zu wissen, dass der Bastard, der sich selbst König nennt, nicht alle erwischt hat.« Er streckte die Hand aus. Cery zögerte, dann trat er näher vor den Mann hin, so dass dieser kurz seinen Arm umfassen konnte, und er selbst tat das Gleiche. »Ich wünsche dir Glück und Gesundheit«, sagte Perin, während er den Blick über Cerys Gesicht wandern ließ. »Sieht so aus, als könntest du es gebrauchen.«