Выбрать главу

Dann trat der Mann zurück, lächelte müde und wandte sich um. Cery hörte Gol hinter sich leise näher kommen.

Meinte er Glück oder Gesundheit? Oder beides? Sehe ich so alt und müde aus, wie ich mich in letzter Zeit fühle?

Er spürte eine Berührung am Ellbogen. Kopfschüttelnd drehte er sich um und folgte Gol zurück zu dem Haus an der Mauer, durch das Tor und die Strickleiter hinauf. Es war schwerer hinaufzuklettern als hinunter, aber als sie durch den Wald gingen, hob sich seine Stimmung. Ihr Weg war das Risiko wert gewesen. Gol hatte Geld, um Minenfeuer zu kaufen. Sie waren ihrem Vorhaben, Skellin in die Falle zu locken, näher gekommen.

Und es war schön zu wissen, dass jemand, und sei es auch nur ein Treuhänder, sich freute, dass Cery noch am Leben war.

21

Eindringling

Dannyl setzte sich an seinen Schreibtisch und nahm Osens Blutring aus der Tasche. Oh, wie sehr ich mir wünschte, ich könnte dies noch ein Weilchen länger aufschieben. Aber das konnte er nicht. Osen erwartete von Dannyl, dass er sich alle zwei oder drei Tage bei ihm meldete. Wenn Dannyl es nicht tat, würde er verärgert oder besorgt sein.

Trotzdem zögerte Dannyl. Ich konnte nie erkennen, wie viel von meinen Gedanken Osen lesen kann. Ich habe immer angenommen, dass er meine Vorlieben kennt und gar nicht mehr darüber wissen will – und dass er bereits Einwände erhoben hätte, wenn sie dächten, dass ich Achati zu nahe komme. Und dass Osen nur die Gedanken lesen konnte, die Dannyl aktiv dachte, während er den Ring trug, nicht seine Erinnerungen.

Dann sollte es genügen zu vermeiden, an seine Nacht mit Achati zu denken, während er mit Osen in Verbindung stand. Natürlich war das Thema, um das eine Person sich die meisten Sorgen machte, genau dasjenige, zu dem ihre Gedanken am ehesten abschweifen würden. Das zu vermeiden war aber eine Fähigkeit, die Dannyl als Novize sorgfältig kultiviert hatte.

Er schloss die Augen und machte einige Übungen zur Beruhigung seines Geistes. Als er das Gefühl hatte, die Kontrolle über seine Gedanken zu haben, streifte er den Ring über. Sofort erklang Osens Gedankenstimme.

– Dannyl. Gut. Ich habe wichtige Neuigkeiten für Euch. Sonea hat sich vor einigen Nächten mit den Verrätern getroffen. Ihre Königin, Savara, hat ihre Absicht enthüllt, Amakira und die Ashaki zu stürzen und alle Sklaven zu befreien.

Er hätte sich nicht darum zu sorgen brauchen, wie viel Osen in seinem Geist sehen würde. Der Administrator würde von dieser Neuigkeit gründlich abgelenkt sein. Dannyls Herz setzte einen Schlag aus, als Osen ihm von der abgelehnten Einladung der Verbündeten Länder, sich den Verräterinnen anzuschließen, erzählte und von dem Abkommen, das sie stattdessen getroffen hatten.

– Lorkin hat sich den Verräterinnen angeschlossen. Sonea und Regin reisen nach Arvice und folgen ihnen.

– Die Verräter sind unterwegs?!

– Ja. Sie haben gestern die ersten Güter angegriffen. Ich weiß nicht, wie lange sie brauchen werden, um nach Arvice zu gelangen, falls sie überhaupt so weit kommen.

– Denkt Ihr, dass sie siegen werden? Wenn Lorkin bei ihnen war, glaubte er gewiss an einen Sieg. Aber wenn Lorkins Loyalität jetzt den Verräterinnen gehörte, könnte er sich auch dafür entschieden haben, ihnen zu helfen, weil ihre Chancen nicht gut waren …

– Unmöglich zu sagen. Sonea glaubt, dass sie dies schon seit sehr langer Zeit planen. Sie wurden nicht dazu gezwungen, die Konfrontation mit den Ashaki zu suchen. Sonea denkt nicht, dass sie alles, was sie haben, aufs Spiel setzen würden, wenn sie nicht glaubten, dass sie gewinnen können.

Und doch dachte Achati nicht, dass sie eine Chance hatten. Das Gesicht des Mannes entstand vor Dannyls innerem Auge, und ein Stich der Furcht durchzuckte ihn, bevor er die Regung beiseiteschob.

– Es tut mir leid, Dannyl. Ich weiß, Ihr betrachtet Achati als einen Freund, aber Ihr dürft ihn nicht warnen. Es würde Amakira auf die Tatsache aufmerksam machen, dass wir noch vor ihm davon gewusst haben. Tut nichts, was Argwohn erwecken würde.

– Ich verstehe. Was sollen wir tun?

– Bleibt, wo Ihr seid. Bleibt zusammen – und das schließt Tayend ein. Haltet Euch außer Sicht. Die Verräterinnen werden Euch nichts tun. Die Ashaki sollten Euch ebenfalls in Frieden lassen, falls sie nicht den Verdacht haben, dass wir mit den Verräterinnen gemeinsame Sache machen. Stellt sicher, dass Merria und Tayend alles verstehen, was ich Euch gesagt habe.

– Das werde ich. Irgendwelche Nachrichten für sie?

– Nein. Sonea und Regin werden sich Euch anschließen, wenn sie in Arvice eintreffen, aber ich bezweifle, dass sie Euch erreichen werden, bevor der Konflikt vorüber ist.

– Wir werden bleiben, wo wir sind. Zumindest werden sie wissen, wo wir zu finden sind.

– Ja. Von jetzt an erstattet Ihr mir einmal am Tag Bericht oder sobald Ihr etwas Neues erfahrt. Gebt auf Euch acht, Dannyl. Setzt Euch mit mir in Verbindung, falls irgendetwas passiert.

Dannyl streifte den Ring vom Finger und starrte ihn erneut an. Sachaka liegt im Bürgerkrieg, dachte er. Eine Armee ist unterwegs hierher. Eine Armee von Schwarzmagierinnen. Die zweifellos auf eine Armee von König Amakiras Schwarzmagiern treffen wird – ein Konflikt von einer Art, wie unsere Länder sie seit über sechs Jahrhunderten nicht mehr erlebt haben.

Er steckte den Ring ein, stand auf und stolzierte aus dem Raum; Sklaven zerstreuten sich vor ihm. Er hatte nur etwa zwanzig Schritte den Flur entlang gemacht, als eine Frauenstimme erklang.

»Botschafter!«

Er drehte sich um und sah Merria herbeieilen.

»Ich habe gestern Abend etwas gehört, das Ihr interessant finden werdet«, erklärte sie.

»Sollte Tayend es ebenfalls erfahren?«

Sie nickte.

Er machte ihr ein Zeichen und hörte, wie sie hinter ihm herlief. Sie passierten das Herrenzimmer, traten in den Flur dahinter und erreichten schon bald die Tür zu Tayends Räumen. Die Sklavin, die aufmerksam hinter der Haupttür wartete, warf sich zu Boden.

»Ist Tay… Botschafter Tayend da?«, fragte Dannyl.

Sie nickte.

»Richte ihm aus, dass wir hier sind, um ihn zu sehen.«

Sie rappelte sich hoch und verschwand in einem der Räume. Einen Moment später waren ein leises Stöhnen und ein Fluch zu hören.

»Hinaus!«

Die Sklavin kam wieder herausgeschossen und eilte zu Dannyl und Merria zurück.

»Nicht«, sagte Dannyl, als sie Anstalten machte, sich erneut zu Boden zu werfen.

»Der Botschafter kleidet sich gerade an«, berichtete sie, ging dann zu einer Wand und blieb mit dem Rücken daran gelehnt stehen.

Osen sagte, die Verräterinnen würden die Sklaven befreien, überlegte Dannyl. Wenn sie Erfolg haben, wohin werden die Sklaven dann gehen? Vielleicht würden sie als bezahlte Dienstboten bleiben. Er hoffte es. Es wäre eine Erleichterung, wenn sie aufhörten, so unterwürfig zu sein. Obwohl ich vielleicht anders denken werde, sollten sie anfangen, uns herumzukommandieren, wie einige kyralische Diener es tun. Er blinzelte, als ihm ein anderer Gedanke kam. Wenn die Verräterinnen siegen, die Sklaverei beenden und sich den Verbündeten Ländern anschließen, könnten dann einige dieser ehemaligen Sklaven eines Tages Magier werden?