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»Ich beantworte lediglich die Frage.« Um Achatis Augenwinkel erschienen feine Fältchen, dann wurde er wieder ernst. Zwei Sklaven kamen mit dem Wein und dem Essen. Achati wartete, bis sie gegangen waren, bevor er wieder sprach.

»Die Verräter haben sich aus den Bergen gewagt und begonnen, überall im Land unsere Güter anzugreifen«, berichtete er mit leiser Stimme. »Sie haben jeden Magier getötet, auf den sie getroffen sind, und nähern sich jetzt Arvice. Es scheint, als hätten sie die Absicht, ganz Sachaka in ihre Gewalt zu bringen.«

Eine Welle der Erleichterung durchflutete Dannyl, und er hoffte, dass er diese Regung gut verbergen konnte. Er weiß Bescheid! Ich brauche ihn nicht zu warnen. Aber ich kann nicht zugeben, dass wir es bereits wussten. Er trank einen Schluck Wein und dachte darüber nach, wie er reagieren sollte. Nicht mit Überraschung. Er hat die Möglichkeit einer Verräterrebellion schon früher erwähnt.

»Ihr habt damit gerechnet, dass dies geschehen könnte«, sagte er, »aber bezweifelt, dass sie stark genug wären, um eine Gefahr darzustellen.«

»Ich bezweifle es noch immer.« Achati zuckte die Achseln. »Deshalb ist dies zwar keine gute Neuigkeit, aber vielleicht trotzdem vorteilhaft. Es ist unwahrscheinlich, dass die Verräterinnen überleben, also werden wir sie endlich los sein. Bedauerlicherweise werden wir dabei viele gute Männer verlieren. Der König will ihnen keine Streitkräfte entgegenschicken. Sie greifen aus allen Richtungen an, daher würde es unsere Reihen ausdünnen, wenn wir versuchten, es mit ihnen allen aufzunehmen. Er hat Nachrichten ausgeschickt und den Ashaki und ihren Familien befohlen, sich in die Stadt zurückzuziehen.«

»Werden sie ihm gehorchen?«

Achati nickte. »Die meisten werden gehorchen, aber ob sie es schnell genug tun werden, ist eine andere Frage. Und es gibt einen Nachteil, den wir nicht vorhergesehen haben.« Er hielt inne, um sich im Raum umzuschauen. »Sklaven haben die Gelegenheit genutzt, um zu rebellieren. Die meisten, indem sie von den Gütern fliehen, kurz bevor die Verräter eintreffen, aber einige haben ihre Besitzer angegriffen.«

»Und Erfolg gehabt?«

»Nur in wenigen Fällen – mit Gift. Was einer der Gründe ist, warum ich Euch dies erzähle. Seid vorsichtig im Umgang mit Euren Sklaven, Botschafter Dannyl.«

Dannyl betrachtete das Weinglas in Achatis Hand. Der Mann hatte bisher noch nicht einmal daran genippt. Hatte er Angst vor den Sklaven hier? Die Sklaven des Gildehauses gehörten dem König, aber das hatte die Verräterinnen nicht daran gehindert, Spione einzuschleusen. Dannyl hatte nur wenig von dem Wein getrunken und das Essen nicht angerührt. Er sandte seinen Geist hinein, fand aber keine Anzeichen dafür, dass das Essen oder der Wein verdorben waren.

»Ich sollte in der Lage sein, die Wirkung von Gift mit heilender Magie aufzuheben«, sagte er zu Achati.

Achati lachte und hob das Glas an die Lippen. »Eine nützliche Fähigkeit.«

Dannyl nickte. »Haben Botschafter Tayend, Lady Merria und ich etwas von den Verrätern zu befürchten?«

Achati schüttelte den Kopf. »Ich sehe keinen Grund, warum sie Euch angreifen sollten, solange Ihr ihnen nicht in die Quere kommt. Wenn die Dinge sich durch irgendein Missgeschick zum Schlechteren wenden und die Verräterinnen die Stadt erreichen …« Er hielt inne und seufzte, und seine Schultern sackten herab. »Ich gestehe, dass ich befürchte, dass Euch von meinen Leuten mehr Gefahr drohen würde als von ihnen. Der König hat Euch so behandelt, als würdet Ihr mit den Verräterinnen zusammenarbeiten. Wenn die Rebellen großen Schaden anrichten, könnten einige Ashaki hierherkommen, um nach Vergeltung zu suchen. Oder sie könnten – wenn die Schlacht einen schlimmen Verlauf nimmt – danach trachten, ihren Vorrat an Macht aufzufüllen.«

Dannyl starrte Achati an. Wenn der Mann zugab, dass seine Leute dies tun könnten … musste eine reale Gefahr bestehen.

»Was sollen wir tun?«

Achati hielt Dannyls Blick stand. »Im Hafen liegt ein Schiff mit Namen Die Kala. Der Kapitän hat Anweisung, Euch, Botschafter Tayend und Lady Merria an Bord zu nehmen, falls Ihr darum ersucht. Er wird Euch nach Kyralia zurückbringen.«

Aber Osen hat uns befohlen zu bleiben … ah, ich kann ihm das nicht sagen, ohne zu offenbaren, dass wir bereits von dem Angriff wussten. Trotzdem, Osen wird vielleicht seine Meinung ändern, sobald ich ihm berichte, was Achati befürchtet.

»Danke. Ich werde die Gilde fragen müssen, was sie von uns erwartet. Würdet Ihr …?« Dannyl hielt inne und fragte sich, was Osen von dem Vorschlag halten würde. Wenn es bedeutete, dass wir sicher wären, würde er zustimmen. »Würdet Ihr mit uns kommen?«

Die Augen des Sachakaners weiteten sich ein wenig. Er lächelte und berührte Dannyls Arm in einer Geste der Zuneigung. »Mein Platz ist hier, bei meinem König und meinem Volk.« Er wedelte mit der anderen Hand, in der er das Weinglas hielt. »Und es ist ohnehin sehr unwahrscheinlich, dass die Verräterinnen die Stadt erreichen werden. Das Schiff ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.« Er drückte sanft Dannyls Arm, dann ließ er ihn los. »Und ein hervorragender Vorwand, um Euch zu besuchen.«

»Ich weiß die Warnung zu schätzen. Und den Besuch.« Dannyl stellte sein Weinglas beiseite. »Aber Ihr habt Tayend verpasst. Und Merria.«

»Ein Jammer. Ich werde vielleicht bis zum Ende dieser kleinen Krise keine Zeit mehr erübrigen können, um Euch erneut zu besuchen.«

Dannyls Herz verkrampfte sich. Wenn er sich in Bezug auf die Verräterinnen irrt, könnte es sein, dass wir das letzte Mal zusammen sind.

»Aber ich habe das Haus den Abend über ganz für mich allein. Könnt Ihr lange bleiben?«

Achati zog die Augenbrauen hoch und lächelte. »Vielleicht für ein oder zwei Stunden.«

Die Schatten des Kerzenlichts zitterten an den Wänden. Obwohl dies am Flackern der Flammen zu liegen schien, wusste Cery, dass ein Teil der Bewegung auf das Zittern seiner Hand zurückging. Er spürte, wie heißes Wachs über seine Knöchel tropfte, und senkte den Blick. Obwohl es sich anfühlte, als hätten sie seit einer Stunde so dagestanden, war die Kerze nicht sichtlich kürzer geworden.

Er schaute zu Gol hinüber, der ebenfalls eine Kerze bereithielt. Cery runzelte die Stirn, als Gol von einem Fuß auf den anderen trat und die Flamme einem Ölpapierstreifen gefährlich nahe kam. Er konnte Gols schnellen Atem hören. Sein eigener Atem erschien ihm zu laut. Er versuchte, tiefer und leiser zu atmen, versuchte, sein rasendes Herz zu zwingen, langsamer zu schlagen, besorgt, dass eins der beiden Geräusche näher kommende Schritte verbergen würde.

Skellin – falls es Skellin ist – wird uns hören und wissen, dass wir auf ihn warten. Es gibt für uns nur einen möglichen Grund hierzubleiben, obwohl wir wissen, dass er kommt: dass wir ihm eine Falle gestellt haben. Ich würde das begreifen. Er gewiss ebenfalls.

Mehrere Arten, wie sein Plan scheitern konnte, gingen ihm durch den Kopf. Er wusste, dass die Falle nicht perfekt war. Das Minenfeuer könnte losgehen, bevor er und Gol eine Chance hatten, sich weit genug zu entfernen. Es könnte zu spät losgehen, um Skellin Schaden zuzufügen. Obwohl sie hofften, dass es ihn töten würde, bestand ihr Ziel darin, ein Loch in die Gärten über ihnen zu sprengen und den wilden Magier so der Gilde auszuliefern. Aber was war, wenn es sich nicht so fügte? Was, wenn es kein Loch gab und Skellin überlebte?

Was, wenn Skellin nicht persönlich kam, um sich Cerys anzunehmen? Was, wenn Cery und Gol ein Loch in die Gärten und möglicherweise sich selbst in die Luft sprengten, nur um Skellins Lakaien der Gilde auszuliefern?

Gol sah zu Cery hinüber und schüttelte den Kopf. In seinen Augen stand eine Frage. Wie lange würden sie so dastehen, bevor sie zu dem Schluss kamen, dass Anyi sich geirrt hatte und kein Eindringling in den Gängen war? Cery betrachtete seine Kerze. Sollten sie sich stattdessen abwechseln? Sollten sie …?