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»Unsere Spione treffen ständig solche Entscheidungen«, erklärte ihm Tyvara. »Wir können dir das kaum vorhalten.«

Savara ließ seine Hand los und lächelte. »Gibt es sonst noch irgendetwas, das Ihr gestehen wollt?«, fragte sie leichthin.

Er dachte an den Stein, den er bei sich trug. Entweder ich offenbare jetzt, was ich weiß, oder ich konfrontiere sie niemals mit der Wahrheit. Wenn die Verräter später herausfinden, dass ich davon erfahren habe und die Gilde ihr Geheimnis entdeckt hat, werden sie wütend sein. Und wo Kalia versucht, sie dazu zu bringen, mir zu misstrauen, und Savara nun einen Grund hat, sich um mich zu sorgen wegen meiner Fähigkeit, so leicht Gedanken zu lesen …

»Du suchst nicht tatsächlich nach Dingen, die du gestehen kannst, oder?«, fragte Tyvara kopfschüttelnd.

»Nicht direkt«, sagte er. Er wandte sich an Savara. »Es wird Dinge geben, die ich Euch nicht erzählen werde. Dinge, die die Gilde betreffen. Ich mag nicht länger ein Gildemagier sein, aber ich will sie mir auch nicht zum Feind machen. Oder Euch.«

Savara nickte. »Ich verstehe.«

»Ich will auch nicht, dass die Verräterinnen wegen etwas Schaden nehmen, das ich Euch nicht erzählt habe.«

»Es freut mich, das zu hören.«

Er griff in seine Tasche und holte den Stein aus dem Ödland hervor. Als er ihn vor Savara auf den Tisch legte, trat Entsetzen in ihre Züge.

»Ah.«

Er sah Tyvara an. Sie wirkte ein wenig verlegen, wie er zu seiner Freude sah.

»Meine Mutter hat ihn mir gegeben«, berichtete er ihnen.

Tyvara fluchte.

»In der Tat«, stimmte Savara zu. »Aber wir hatten großes Glück, dass zuvor niemand dahintergekommen war. Wir hätten uns noch glücklicher geschätzt, wenn das, was unsere Vorgängerinnen getan haben, niemals entdeckt worden wäre.« Sie schaute zu ihm auf. »Ihr versteht, warum sie es getan haben, nicht wahr?«

»Um zu tun, wessen man die Gilde bezichtigt hatte: das Land zu ruinieren, um Sachaka schwach zu halten.«

Sie nickte. »Nicht dauerhaft. Das Land wird sich erholen.«

»Und Ihr bekommt den Ruhm für die Wiederherstellung des Landes.«

Sie griff nach dem Stein. »Jetzt, da die Gilde Bescheid weiß, bezweifle ich, dass wir das tun werden.« Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und bettete das Kinn auf die Hände. »Langfristig gesehen wird es keine Rolle spielen. Wir werden siegen, den Schaden beheben und Verzeihung erlangen, oder wir werden verlieren, und die Ashaki werden es tun, und wir werden für immer gehasst werden. Das Land wird auf die eine oder andere Weise wieder fruchtbar werden.«

»Also, was unternehmen wir wegen Kalia?«, fragte Tyvara. »Können wir sie aus der Reserve locken, damit sie ihren nächsten Schritt tut?«

Savara straffte sich. »Nein. Wenn wir etwas tun, wird sie behaupten, wir hätten sie hereingelegt, indem wir ihre Zweifel ausgenutzt haben. Wir tun gar nichts.«

»Aber …«

Die Königin blickte zu Tyvara auf. »Denkt nicht, dass ich sie ignorieren oder ihr vertrauen werde.« Sie schüttelte den Kopf und seufzte. »Wenn man jemandem eine Chance auf Wiedergutmachung anbietet, kann man ihn nicht dazu zwingen, die Chance zu ergreifen.«

»Und Lorkins Fähigkeit?«

»Erzählt auch davon niemandem. Die Verräter sind tolerant, aber das würde ihr Vertrauen auf eine zu harte Probe stellen.« Sie stand auf. »Halana sagt mir immer, ich brauche Wachen. Ich wähle Euch zwei aus. Ihr werdet zu jeder Zeit ganz in meiner Nähe bleiben müssen, selbst in der Nähe schlafen, aber zumindest könnt Ihr ein Auge auf Kalia halten, wenn meine Aufmerksamkeit abgelenkt ist.«

Tyvara lächelte. »Ihr wisst, dass ich die Erste wäre, die sich dafür anbietet. Und Ihr wisst, dass wir außerdem angenehme Gesellschaft sein werden.«

»Ja.« Savara seufzte, dann schaute sie Lorkin an und kniff die Augen zusammen. »Aber Ihr werdet nicht meine Gedanken lesen.«

Er schüttelte den Kopf. »Das würde mir nicht einmal im Traum einfallen.«

Als weitere Seiten aus der Bindung der alten Aufzeichnungen brachen, seufzte Dannyl. Er sollte es wirklich gut sein lassen, aber er brauchte etwas, um die langen leeren Stunden auszufüllen, also las er noch einmal einige der Bücher, die er erworben hatte. Es waren Tage seit Achatis Besuch vergangen. Niemand sonst hatte das Gildehaus besucht. Tayend hatte keine Einladungen mehr erhalten. Merria hatte nichts von ihren Freundinnen gehört.

Ein Gefühl der Erwartung erfüllte das Haus. Sie kamen bei den Mahlzeiten zusammen und unterhielten sich anschließend lange Stunden, bevor sie getrennter Wege gingen, sobald sie feststellten, dass sie sich einmal zu oft um alte Sorgen und Spekulationen im Kreis gedreht hatten. Dannyl beriet sich jetzt zweimal am Tag mit Osen. Der Administrator berichtete ihm über Soneas und Regins Fortschritte und einige Angelegenheiten der Gilde, die wichtiger erschienen wären, hätte Dannyl nicht in einer Stadt festgesessen, der bald ein Bürgerkrieg drohte.

»Botschafter Dannyl.«

Dannyl blickte von dem Buch auf und sah Kai in der Tür seines Büros stehen.

»Kai«, erwiderte Dannyl. »Was kann ich für dich tun?«

Der Sklave lächelte, und Dannyl verspürte eine seltsame Verwirrung. Es war, als sei Kai zu einem Fremden geworden. Er begriff, dass er Kai nie zuvor hatte lächeln sehen. Und dann kam ihm noch ein Gedanke.

Kai hatte sich nicht zu Boden geworfen. Er hatte Dannyl beim Namen angesprochen.

»Ihr Kyralier seid seltsam«, bemerkte Kai jetzt. »Aber es ist eine gute Art von Seltsamkeit.«

Dannyls Gedanken rasten. Was bedeutete das? Du weißt, was es bedeutet.

»Sie sind hier, nicht wahr? Die Verräterinnen.«

Kai schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Morgen. Wir haben beschlossen, jetzt fortzugehen. Die Ashaki wissen Bescheid. Sie töten Sklaven.«

Dannyl runzelte die Stirn. »Aber gewiss bist du hier sicherer. Wir werden dir nichts zuleide tun.«

»Ich weiß.« Kai lächelte abermals. »Doch Ihr könnt andere nicht daran hindern. Sie werden auf der Suche nach Macht herkommen. Oder auf der Suche nach Rache. Oder beidem. Ihr solltet ebenfalls gehen.«

»Unserem Befehl nach sollten wir bleiben.« Dannyl drängte eine aufsteigende Furcht beiseite.

»Dann wünsche ich Euch viel Glück.«

»Und ich dir.« Dannyl zwang sich, dem Sklaven in die Augen zu sehen. »Und ich entschuldige mich im Namen der Magier, die hier gewohnt haben, falls wir etwas getan haben … äh, wem mache ich etwas vor?« Er breitete die Hände aus. »Diese ganze Sache von Sklaven und Herren war falsch. Und beunruhigend leicht, sich daran zu gewöhnen.«

»Wir haben es so gemacht.« Kai zuckte die Achseln. »Es war das, wofür wir ausgebildet wurden. Aber nicht mehr.«

»Nein.« Dannyl lächelte. »Ich hoffe, die Verräterinnen werden Erfolg haben.«

»Ich hoffe, dass Ihr sicher und am Leben bleiben werdet.« Der Sklave machte einen Schritt zurück, dann zögerte er. »Habt Ihr jemals die Teile des Hauses erkundet, die die Sklaven bewohnt haben?«

»Nicht zur Gänze«, gab Dannyl zu.

»Tut es«, riet ihm Kai. »Mehr als nur die Küche, wenn Ihr Hunger bekommt. Es gibt Orte, wo Ihr Euch verstecken könnt, und andere Ausgänge. Sie könnten Euch retten.«

Dannyl nickte. »Das werde ich tun. Danke.«

Kai grinste. Dann trat er von der Tür zurück und verließ mit durchgedrückten Schultern den Raum.

Dannyl starrte noch lange auf die leere Tür, dann senkte er den Blick auf seine Füße. Es hat keinen Sinn, Zeit oder Kais Rat zu verschwenden. Er hat nicht gesagt, wann die Verräterinnen morgen eintreffen werden. Es könnte gleich in aller Frühe passieren. Oder die Ashaki könnten über Nacht angreifen. Ich kann nicht umhin zu denken, dass wir tatsächlich in Gefahr sind, wenn sowohl Achati als auch die Sklaven das vermuten. Am besten, wir machen Pläne, wie wir von hier wegkommen, wenn es sein muss.

Er verließ seine Räume und begab sich auf die Suche nach Tayend und Merria.