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Am späten Nachmittag gab es eine Maschine nach Washington. Die nehme ich, entschied Robert. Ich gebe auf.

«Die Rechnung, bitte.«

«Si, signore.«

Roberts Blick wanderte zu der Haltestelle vor dem Cafe, an der eben ein Bus hielt. Robert beobachtete, wie die Fahrgäste zahlten und nach hinten durchgingen. Aber die beiden Priester, die an der Haltestelle gewartet hatten, lächelten dem Fahrer nur zu und setzten sich, ohne gezahlt zu haben.

«Ihre Rechnung, signore«, sagte der Ober.

Aber Robert achtete nicht auf ihn. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Hier im Stammland der katholischen Kirche besaßen Geistliche bestimmte Privilegien. Weshalb sollten sie nicht auch.?

Das Swissair-Büro liegt in der Via Po, keine fünf Minuten von der Via Veneto entfernt.

Robert Bellamy zückte einen seiner Ausweise.»Michael Hudson. Interpol. Einige große Airlines klagen über illegale Discountpreise in Europa — vor allem hier in Rom. Wie Sie wissen, sind alle IATA-Gesellschaften verpflichtet, ihre…«

«Entschuldigung, Mr. Hudson«, unterbrach ihn der Angestellte hinter der Theke,»aber Swissair gibt keine Rabatte. Jeder Fluggast zahlt den offiziellen Preis.«

«Sie geben also keinen Rabatt für Geistliche?«

«Nein. Bei unserer Gesellschaft zahlen sie den vollen Preis.«

Robert Bellamys nächstes Ziel war die Alitalia.»Illegale Preisnachlässe?«Der Manager starrte den vermeintlichen Interpol-Mann gekränkt an.»Rabatt erhalten nur unsere eigenen Mitarbeiter.«

«Haben Sie denn keine Sondertarife für Geistliche?«

«Natürlich«, erwiderte der Manager.»Aber daran ist nichts illegal. Wir haben eine Vereinbarung mit der katholischen Kirche getroffen.«

Roberts Herz schlug rascher.»Gut, nehmen wir mal an, ein Priester wollte von Rom… in die Schweiz fliegen. Würde er dann mit Ihnen fliegen?«

«Das nehme ich doch an. Billiger könnte er jedenfalls nirgends fliegen.«

«Um unsere Unterlagen auf den neuesten Stand zu bringen, müßten wir wissen, wie viele Geistliche in den letzten beiden Wochen in die Schweiz geflogen sind.«

«Augenblick, ich sehe mal im Computer nach.«

Einige Minuten später kam der Manager mit einem Computerausdruck in der Hand zurück.»In diesem Zeitraum ist nur ein Geistlicher mit uns in die Schweiz geflogen. «Er warf einen Blick auf den Ausdruck.»Er ist am Elften aus Rom nach Zürich geflogen und vor zwei Tagen zurückgekommen.«

Robert holte tief Luft.»Sein Name?«

«Pater Romero Patrini.«

«Seine Adresse?«

Der Manager warf erneut einen Blick auf den Computerausdruck.»Er lebt in Orvieto. Falls Sie nähere Auskünfte brauchen. «Er blickte auf.

Robert Bellamy war verschwunden.

25

Siebter Tag Orvieto, Italien

Er hielt in einer Haarnadelkurve der S-71, um den atemberaubenden Blick auf die Stadt zu genießen, die sich jenseits des Tals auf einem einzelnen Tuff-Felsen erhob. Orvieto war eine uralte Etruskerstadt mit einer weltberühmten Kathedrale, zahlreichen Kirchen und einem Geistlichen, der Augenzeuge eines UFO-Absturzes gewesen war. In dieser Stadt mit ihren gepflasterten Straßen, prächtigen alten Gebäuden und dem Marktplatz, auf dem die Landbevölkerung Obst, Kleinvieh und frisches Gemüse verkaufte, schien die Zeit stillzustehen.

Robert fand einen Parkplatz auf der Piazza del Duomo vor der Kathedrale. Dann betrat er den gewaltigen Bau und näherte sich einem ältlichen Priester, der eben den Altarraum verließ.

«Entschuldigen Sie, Pater«, sagte Robert,»ich suche einen

Geistlichen aus Orvieto, der letzte Woche in der Schweiz gewesen ist.«

Das Gesicht des Priesters verdüsterte sich.»Ach ja. Der arme Pater Patrini. Er hat einen Nervenzusammenbruch erlitten.«

«Wie schrecklich! Weiß man, warum?«

Der Pfarrer senkte die Stimme zu einem Flüstern.»Er hat des Teufels Streitwagen gesehen.«

«Und wo ist er jetzt? Ich hätte ihn gern gesprochen.«

«Er liegt im Krankenhaus an der Piazza di San Patrizio — aber ich glaube nicht, daß er Besuch empfangen darf.«

Das Krankenhaus war ein schlichter ebenerdiger Bau in einem Außenbezirk am Stadtrand.

«Guten Morgen«, sagte Robert zu der Krankenschwester am Empfang.»Ich möchte zu Pater Patrini.«

«Es tut mir leid, aber das ist unmöglich. Er kann mit niemandem sprechen.«

«Entschuldigen Sie, aber Pater Patrini hat mich gebeten, ihn zu besuchen. Ich bin eigens auf seinen Wunsch nach Orvieto gekommen. «

«Er hat um Ihren Besuch gebeten?«

«Ja. Er hat mir nach Amerika geschrieben. Ich habe diese weite Reise nur seinetwegen gemacht.«

Die Schwester zögerte. Dann gab sie ihrem Herzen einen Stoß.»Gut. Sie dürfen zu ihm, signore — aber nur für ein paar Minuten.«

«Die genügen mir«, versicherte Robert ihr.

«Kommen Sie bitte mit.«

Sie gingen einen Flur entlang. Vor einer der Türen blieb die Krankenschwester stehen und sagte:»Nur ein paar Minuten, signore.«

«Grazie

Robert betrat den kleinen Raum und erblickte einen Mann, der nur noch wie ein Schatten seiner selbst aussah. Robert blieb vor seinem Bett stehen und sagte halblaut:»Pater…«

Der Geistliche sah zu ihm auf. Robert hatte noch nie solche Seelenpein im Blick eines Menschen gesehen.

«Pater, ich bin…«

Die Hand des Kranken umklammerte Roberts Arm.»Helfen Sie mir!«murmelte der Priester.»Sie müssen mir helfen. Ich habe meinen Glauben verloren. Mein ganzes Leben habe ich in den Dienst des einen, allmächtigen Gottes gestellt. Doch jetzt weiß ich, daß es keinen Gott gibt. Es gibt nur den Teufel! Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen! Im Wagen des Satans sind nur zwei gewesen — aber andere werden folgen! Warten Sie’s nur ab! Wir sind alle zum Fegefeuer verdammt.«

«Bitte hören Sie mir zu, Pater. Sie haben keinen Teufelswagen, sondern ein Raumschiff gesehen, das.«

Der Geistliche ließ Roberts Arm los und starrte ihn plötzlich ernüchtert an.»Wer sind Sie? Was wollen Sie?«

«Ich meine es gut mit Ihnen«, versicherte Robert ihm.»Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen zu der Busfahrt stellen, die Sie in der Schweiz gemacht haben.«

«Ah, der Bus! Ich wollte, ich wäre nie eingestiegen!«

«Sie haben in dem Bus neben einem Texaner gesessen. Sie haben lange mit ihm gesprochen, wissen Sie das noch?«

«Gesprochen. Mit dem Texaner. Ja, ich erinnere mich.«

«Hat er Ihnen gesagt, wo er in Texas lebt?«

«Ja, ja. Er hat es mir gesagt.«

«Wo ist er daheim, Pater?«

«In Texas. Er hat von Texas gesprochen.«

Robert nickte aufmunternd.»Richtig! Und wo — «

«Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen. Ich wollte, Gott hätte mich zuvor geblendet. Ich.«

«Bleiben wir bei dem Mann aus Texas, Pater. Hat er gesagt, wo er lebt?«

Der Geistliche verfiel wieder ins Delirium.»Sie kommen! Der Armageddon ist nahe! Die Bibel lügt! Satan wird sich die

Erde Untertan machen. Nehmt euch in acht! Nehmt euch in acht!«

Die Krankenschwester kam hereingestürzt. Vorwurfsvoll blickte sie Robert an.»Sie müssen sofort gehen, signore.«

«Ich brauche nur noch eine Minute, um.«

«Nein, signore. Bitte gehen Sie!«

Robert warf einen letzten Blick auf den Priester, der unzusammenhängende Worte vor sich hinbrabbelte, und wandte sich ab.

Die» Ponderosa«- das war die Ranch der mythischen Cartwrights. Der alte Knabe hat zuviel ferngesehen und im Delirium Texas mit der früher so beliebten Fernsehserie >Bonanza< gleichgesetzt, dachte Robert erbittert.