Vier der Männer verschwanden lautlos um die Ecke, um den Hinterausgang des Gebäudes zu überwachen.
Robert Bellamy sah vom Dach eines Gebäudes auf der anderen Straßenseite zu, wie Cesare und seine Leute mit schußbereiten Waffen in die Bar stürmten.
Okay, ihr Schweinehunde, dachte Robert grimmig, dann spielen wir also nach euren Regeln.
36
Sechzehnter Tag Rom, Italien
Robert rief Oberst Cesare aus einer Telefonzelle an der Piazza Dante an.»Wie war das nochmal mit unserer Freundschaft?«erkundigte er sich.
«Nicht so naiv, mein Freund. Ich habe nun mal meine Befehle — genau wie du. Und ich kann dir versichern, daß Flucht zwecklos ist. Du stehst bei allen großen Nachrichtendiensten ganz oben auf der Liste der meistgesuchten Männer. Die halbe Welt fahndet nach dir.«
«Glaubst du, daß ich ein Verräter bin?«
«Was ich glaube, spielt keine Rolle, Robert. Du darfst die Sache nicht persönlich nehmen. Ich habe meine Befehle.«
«Mich zu liquidieren.«
«Du hast vielleicht noch eine Chance, wenn du dich freiwillig stellst.«
«Danke, amico. Sollte ich noch einen Rat brauchen, rufe ich die Telefonseelsorge an. «Er hängte ein.
Robert Bellamy war sich darüber im klaren, daß die Gefahr um so größer wurde, je länger er sich auf freiem Fuß befand. Geheimdienstleute aus einem halben Dutzend Staaten würden sich ihm an die Fersen heften.
Er sah sich auf der jetzt fast menschenleeren Piazza um. Allmählich wurde es Zeit, mit dem Mann zu reden, dem er diesen Alptraum verdankte: General Hilliard. Aber er mußte vorsichtig sein, denn seine Leute würden innerhalb weniger Minuten ermittelt haben, von woher ein Anruf kam.
Robert stellte fest, daß die beiden benachbarten Telefonzellen ebenfalls leer waren. Perfekt. Er wählte nicht die Privatnummer, die General Hilliard ihm gegeben hatte, sondern rief die NSA-Vermittlung an. Als die Zentrale sich meldete, sagte Robert:»Bitte General Hilliards Vorzimmer.«
Einen Augenblick später hörte er die Stimme einer Sekretärin:»Vorzimmer General Hilliard.«
«Überseegespräch — bitte bleiben Sie dran«, verlangte Robert, hastete in die Telefonzelle nebenan und wählte noch einmal die gleiche Nummer. Diesmal meldete sich eine andere Sekretärin:»Vorzimmer General Hilliard.«
«Überseegespräch — bitte bleiben Sie dran«, sagte Robert. Dann trat er in die dritte Telefonzelle und wählte erneut. Als eine weitere Sekretärin abnahm, sagte er:»Hier ist Commander
Die Sekretärin schnappte nach Luft.»Augenblick, Commander!«Dann drückte sie auf die Summertaste der Gegensprechanlage.»General, Commander Bellamy auf Leitung drei.«
Der General blickte überrascht Harrison Keller an, den er vor wenigen Minuten zu sich gebeten hatte.»Lassen Sie sofort feststellen, woher der Anruf kommt!«
Keller hastete zu dem Telefon auf dem Sideboard und ließ sich mit Adams verbinden, der in dem Tag und Nacht besetzten Network Operations Center Dienst hatte.
«Wie schnell schaffen Sie es, einen Anruf zurückzuverfolgen?«fragte er.
«Ein bis zwei Minuten, Sir.«
«Okay, dann los! General Hilliards Dienstzimmer, Leitung drei. Ich bleibe am Apparat. «Er sah zu seinem Chef hinüber und nickte.
General Hilliard nahm den Hörer ab.
«Sind Sie’s, Commander?«
Im NOC gab Adams einen Computercode ein.»Die Suche läuft an«, meldete er Keller.
«Ich finde, daß es Zeit wird, daß wir mal miteinander reden, General.«
«Ich freue mich, daß Sie angerufen haben, Commander. Wollen Sie nicht selbst herkommen, damit wir die Situation besprechen können? Ich lasse Ihnen ein Flugzeug bereitstellen, mit dem Sie.«
«Nein, danke. Flugzeuge verunglücken zu häufig, General.«
In der Fernmeldezentrale war das Electronic Switching System (ESS) aktiviert worden. Auf dem Computermonitor erschienen Kombinationen aus Buchstaben und Zahlen: AX121-B… AX122-C… AX123-C…
«Wie kommen Sie voran?«flüsterte Harrison Keller in seinen Hörer.
«Das Network Operations Center in New Jersey sucht die Washingtoner Stammleitungen ab, Sir. Bleiben Sie bitte dran.«
Der Monitor wurde dunkel. Dann blinkte plötzlich die Meldung ATLANTIK-STAMMLEITUNG 1 auf.
«Der Anruf kommt irgendwo aus Europa. Jetzt verfolgen wir ihn ins Ursprungsland zurück.«
«Commander, ich fürchte, daß hier ein Mißverständnis vorliegt«, sagte der General eben.»Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, der…«
Robert hängte ein.
General Hilliard sah zu Keller hinüber.»Haben Sie ihn?«
«Was ist passiert?«fragte Harrison Keller Adams.
«Wir haben ihn verloren.«
Robert trat in die zweite Telefonzelle und griff nach dem herabbaumelnden Hörer.
Aus der Gegensprechanlage auf dem Schreibtisch des Generals ertönte die Stimme der zweiten Sekretärin.»Commander Bellamy ist auf Leitung zwei.«
Die beiden Männer starrten sich an. Mit einem Knopfdruck stellte General Hilliard die Verbindung her.
«Commander?«
«Lassen Sie mich einen Vorschlag machen«, antwortete Robert.
Der General hielt die Sprechmuschel zu.»Stellen Sie fest, woher der Anruf kommt!«wies er Keller an.
Keller gab seinen Befehl an Adams weiter.»Er ist wieder dran. Leitung zwei. Schnell!«
«Wird gemacht, Sir.«
«Ich schlage vor, General, daß Sie die Jagd auf mich abblasen. Und zwar sofort!«
«Ich glaube, daß Sie die Situation mißverstehen, Commander. Wir können dieses Problem gemeinsam lösen.«
«Ich will Ihnen sagen, wie es zu lösen ist. Ich soll liquidiert werden. Ich verlange, daß Sie diesen Befehl widerrufen.«
Im Network Operations Center erschien eine neue Meldung auf dem Monitor: AX155-C UNTERSTAMM A21
BESTÄTIGT. HAUPTLEITUNG 301 NACH ROM. ATLANTIK-STAMMLEITUNG 1.
«Wir haben den Anruf nach Rom verfolgt«, meldete Adams.
«Jetzt noch die Rufnummer und seinen Standort!«verlangte Keller.
In Rom sah Robert auf seine Armbanduhr.»Sie haben mir einen Auftrag erteilt. Ich habe ihn ausgeführt.«
«Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, Commander. Ich schlage vor, daß Sie.«
Am anderen Ende wurde eingehängt.
Der General wandte sich an Keller.»Er hat wieder aufgelegt.«
Keller sprach mit Adams.»Haben Sie ihn erwischt?«
«Nein. Es ging zu schnell, Sir.«
Robert trat in die Telefonzelle nebenan und griff nach dem Hörer.
«Commander Bellamy auf Leitung eins, General«, meldete die dritte Sekretärin.
«Seht zu, daß ihr den Hundesohn findet!«knurrte der General, drückte einen Knopf und nahm den Hörer ab.»Commander?«
«Ich möchte, daß Sie mir aufmerksam zuhören, General. Sie haben eine Menge unschuldiger Leute ermorden lassen. Wenn Sie Ihre Männer nicht zurückpfeifen, wende ich mich an die Medien und informiere sie darüber, was bisher vorgefallen ist.«
«Davon würde ich Ihnen abraten — es sei denn, Sie wollten eine weltweite Panik auslösen. Die Außerirdischen existieren wirklich, und wir sind ihnen hilflos ausgeliefert. Sie bereiten sich darauf vor, uns zu unterjochen. Sie haben keinen Begriff davon, Commander, was passieren würde, wenn diese Tatsachen bekannt würden.«
«Sie auch nicht«, erwiderte Robert Bellamy.»Ihnen bleibt keine andere Wahl. Pfeifen Sie Ihre Männer zurück. Der nächste Anschlag auf mein Leben würde mich dazu zwingen, an die Öffentlichkeit zu gehen.«
«Gut, Sie haben gewonnen«, bestätigte General Hilliard widerstrebend.»Ich blase die Jagd auf Sie ab. Und ich schlage vor, daß wir uns.«
«Die Telefonüberwachung hat mich bestimmt schon fast aufgespürt«, sagte Robert.»Schönen Abend noch.«