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«Kommen Sie hierher zurück!«knurrte der Oberst und knallte den Hörer auf die Gabel.»Was beabsichtigt er damit, verdammt noch mal?«

«Er sorgt dafür, daß Sie ‘ne Menge Arbeitskraft vergeuden, nicht wahr?«sagte Oberst Johnson grimmig.

«Was tun wir jetzt?«

«Wir stellen dem Hundesohn eine Falle.«

Sie waren bei Olgiata auf der Via Cassia nach Norden in Richtung Venedig unterwegs. Die Polizei würde alle großen Grenzübergänge kontrollieren, aber sie würde damit rechnen, daß er nach Westen in die Schweiz oder nach Frankreich zu flüchten versuchen würde. Von Venedig aus, dachte Robert, kann ich mit dem Tragflächenboot nach Triest fahren und mich nach Österreich absetzen. Und von dort aus

Piers Stimme riß ihn aus seinen Überlegungen.»Ich hab’ Hunger.«

«Was?«

«Ich hab’ weder Frühstück noch Mittagessen gehabt.«

«Entschuldigung«, murmelte Robert. Er war zu beschäftigt gewesen, um an Essen zu denken.»Wir halten beim nächsten Restaurant.«

Pier beobachtete ihn, während er fuhr. Robert gab ihr immer mehr Rätsel auf. Sie kannte genügend Zuhälter, Diebe und Drogenschmuggler. Und daher wußte sie, daß dieser Mann kein Krimineller war.

Im nächsten Ort hielten sie vor einer kleinen Trattoria. Robert wählte einen Tisch an der Wand und setzte sich so hin, daß er den Eingang im Auge behalten konnte. Ein Ober brachte ihnen die Speisekarte.

Susan müßte inzwischen auf der Jacht sein, überlegte Robert sich. Vielleicht habe ich nicht so schnell wieder eine Gelegenheit, mit ihr zu reden.»Such dir was aus«, sagte er zu dem Mädchen und stand auf.»Ich bin gleich wieder da.«

Pier sah zu, wie er zu dem Telefon ging, das auf der Bartheke stand.

«Geben Sie mir bitte die Seefunkvermittlung in Gibraltar. Danke. «Einige Sekunden verstrichen.

«Vermittlung, ich möchte ein R-Gespräch mit der amerikanischen Jacht Halcyon vor Gibraltar anmelden. Das Rufzeichen ist Whiskey Sierra drei-drei-sieben… Danke.«

Robert wartete. Das dauert ja eine Ewigkeit, dachte er ungeduldig.

Dann hörte er Susans Stimme.

«Susan.«

«Robert! Ist bei dir alles in Ordnung?«

«Mir geht’s gut. Ich wollte dir bloß sagen…«

«Ich weiß, was du mir sagen willst. Ich hab’s in den Nachrichten gehört. Warum fahndet Interpol nach dir?«

«Das ist eine lange Geschichte.«

«Laß dir ruhig Zeit. Ich möchte es wissen.«

Er zögerte.»Das hat politische Hintergründe, Susan. Ich besitze Informationen, die einige Staaten unterdrücken wollen. Deshalb ist Interpol hinter mir her.«

«Was kann ich tun, um dir zu helfen?«fragte Susan.

«Nichts, Darling. Ich wollte nur noch mal deine Stimme hören, falls ich… für den Fall, daß mir was zustößt.«

«Das darfst du nicht sagen!«Ihre Stimme klang ängstlich.»Kannst du mir sagen, in welchem Land du bist?«»Italien.«

Am anderen Ende herrschte kurzes Schweigen.»Dann sind wir nicht allzu weit von dir entfernt. Wir liegen vor Gibraltar im Mittelmeer. Wir können dich an Bord nehmen, wo du willst.«

«Nein, ich.«

«Sei bitte vernünftig. Das ist wahrscheinlich deine einzige Chance zur Flucht.«

«Ich kann dein Angebot nicht annehmen, Susan. Das könnte dich in Gefahr bringen.«

«Augenblick, Robert: Monte will mit dir reden.«

«Susan.«

Dann war Monte am Apparat.»Robert, soviel ich gehört habe, haben Sie ziemliche Probleme.«

Das ist die Untertreibung des Jahres.»Ja, das könnte man so sagen.«

«Wir möchten Ihnen gern helfen. Auf meiner Jacht suchen sie Sie nicht. Wo könnten wir Sie abholen?«

«Danke, Monte. Ich weiß Ihr Angebot zu würdigen. Aber ich möchte es lieber nicht annehmen.«

«Das ist ein Fehler. Hier wären Sie in Sicherheit.«

Warum will er mir nur unbedingt helfen?» Trotzdem vielen Dank. Ich versuche lieber, mich allein durchzuschlagen. Jetzt möchte ich noch mal mit Susan reden.«

«Natürlich. «Monte Banks gab ihr den Hörer zurück.»Vielleicht kannst du ihn überreden«, flüsterte er ihr so laut zu, daß Robert es hören konnte.

Dann hörte er wieder Susans Stimme.»Bitte, laß dir von uns helfen, Robert.«

«Du hast mir schon geholfen, Susan. «Er räusperte sich und schwieg einen Augenblick.»Und du sollst wissen, daß ich dich lieben werde, solange ich lebe. «Er lachte gezwungen.»Na ja, vielleicht ist das nicht mehr allzu lange.«

«Rufst du mich wieder an?«»Wenn ich kann.«

«Versprich’s mir!«

«Gut, ich versprech’s dir.«

Robert legte langsam auf. Weshalb hast du ihr das angetan? Weshalb hast du dir das angetan? Bellamy, du bist ein sentimentaler alter Trottel. Er ging an den Tisch zurück.

«Hast du schon was gefunden?«fragte er Pier. Sie bestellten.

«Ich weiß, daß die Polizei nach dir fahndet. Vorhin haben sie im Fernsehen eine Suchmeldung ausgegeben«, sagte sie plötzlich.

Robert erstarrte.»Das Ganze ist ein Mißverständnis. Ich…«

«Bitte versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen, Robert — so heißt du doch? Ich möchte dir helfen.«

Er musterte sie mißtrauisch.»Weshalb solltest du mir helfen wollen?«

Pier beugte sich über den Tisch.»Weil du sehr großzügig gewesen bist. Und weil ich die Polizei hasse. Du hast keine Ahnung, wie es ist, wenn eine von uns in eine Razzia der Bullen gerät. Sie behandeln uns wie den letzten Dreck! Oft schleppen sie eine von uns aufs nächste Revier und lassen sie dann rumgehen. Ich hasse diese Bestien! Ich würde alles tun, um mich an ihnen zu rächen. Alles! Und ich kann dir helfen.«

«Pier, du kannst nichts für mich tun.«

«In Venedig schnappt die Polizei dich todsicher. Bleibst du in einem Hotel, findet sie dich. Versuchst du, auf irgendein Schiff zu kommen, fängt sie dich ab. Aber ich weiß einen Ort, an dem du sicher bist. Meine Mutter und mein Bruder leben in Neapel. Du könntest dich in ihrem Haus verstecken. Dort sucht die Polizei dich bestimmt nicht.«

Robert dachte einen Augenblick nach. Ein Privathaus war natürlich viel sicherer als jede andere Unterkunft. Und Neapel war eine große Hafenstadt: Dort würde es leicht sein, an Bord eines Schiffs zu gelangen.

«Pier, falls sie mich erwischen, könntest du als meine Komplizin angesehen werden und dadurch Schwierigkeiten bekommen.«

«Dagegen weiß ich ein gutes Mittel«, meinte sie und lächelte aufmunternd.»Wir sorgen dafür, daß sie dich nicht finden.«

Robert erwiderte ihr Lächeln. Sein Entschluß stand fest.»Einverstanden. Wir fahren nach Neapel.«

«Ihre Leute haben keine Ahnung, wohin er unterwegs sein könnte?«fragte Oberst Johnson.

«Im Augenblick nicht«, gab Francesco Cesare seufzend zu.»Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis.«

«Leider haben wir keine Zeit. Haben Sie prüfen lassen, wo seine Exfrau sich aufhält?«

«Seine Exfrau? Nein. Ich sehe keinen Zusammenhang mit.«

«Dann haben Sie Ihre Hausaufgaben nicht gemacht«, knurrte der Amerikaner.»Sie ist mit einem gewissen Monte Banks verheiratet. An Ihrer Stelle würde ich den Aufenthaltsort der beiden schnellstens feststellen lassen.«

38

Sie irrte den breiten Boulevard hinunter, ohne wahrzunehmen, wohin sie ging. Wie viele Tage waren seit dem schrecklichen Absturz vergangen? Mittlerweile hatte sie den Überblick verloren. Sie war so erschöpft, daß sie Mühe hatte, sich zu konzentrieren. Sie brauchte dringend Wasser — nicht das vergiftete Wasser, das die Erdenbewohner tranken, sondern frisches, klares Regenwasser. Sie brauchte diese reine Flüssigkeit, um ihre Lebensessenz wiederzubeleben. Nur dann würde sie die Kraft haben, den Kristall zu finden.