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Nach einer Weile hörte sie ein Geräusch vor der Tür, das wie ein unruhiges Füßescharren klang. Asfahal wagte es nicht zu klopfen. Ob er lauschte? Sie machte sich nicht die Mühe, ihren Morgenmantel zu schließen, als sie an die Tür trat und öffnete.

Er war es! Ihr Herz machte einen Satz. Sie wollte ihn, aber er sollte nicht merken, wie sehr. »Du bist pünktlich!«, sagte sie lächelnd und öffnete ein wenig weiter. »Komm herein.«

Er betrachtete ihre Nacktheit ohne Scham. »Du hast dich verändert.« Auch er lächelte. Dann sah er das Bett. »Was ist das? Das …«

»Mein Mann«, sagte sie leichthin. »Und keine Sorge, er hat mich nicht berührt.«

Asfahal trat ein und schloss ohne Hast die Tür hinter sich. »Soso, eine Unberührte.« Er ließ das Bett nicht aus den Augen. Der schlafende Shanadeen regte sich nicht.

»Unberührte?«, fragte Bidayn keck. »Glaubst du, ich sei Jungfrau?«

»Glaubst du, ich sei dumm, nur weil ich gut aussehe?«

Sie griff nach seinem Hosenbund und zog ihn zu sich heran. »Gut aussehen tust du, aber ich suche nach dem, was etwas weniger offensichtlich ist.«

Wieder sah er zum Bett.

»Hast du Angst vor ihm?«

Er schnaubte. »Angst. Ich möchte nur keine Komplikationen. Erfahrungen mit wütenden Ehemännern habe ich durchaus schon gesammelt. Sie gehören nicht zu meinen schönsten Erinnerungen.«

Bidayn öffnete den Gürtel seiner Hose. »Und, bin ich ein paar Komplikationen wert.«

Er stöhnte leise. »Du weißt, was du willst.« Asfahal packte sie bei den Hüften, hob sie an und setzte sie seitlich auf die Kommode vor dem Spiegel.

Bidayn umfing seine Hüften mit den Schenkeln. Statt weitere Zeit mit Reden zu vergeuden, küsste sie ihn. Gierig, mit tiefer Zunge. Solche Küsse gab es nie von Shanadeen.

Asfahal griff in ihr Haar und drückte sie fest gegen seine Lippen. Ihrem Ungestüm begegnete er mit noch mehr Wildheit. Er wollte sie. Er brannte nach ihr. Und Shanadeen hatte er vergessen. Seine Hose fiel zu Boden, aber er machte sich nicht die Mühe, sie abzustreifen. Mit jedem seiner Stöße rückte die Kommode ein Stück vor.

Bidayn sah in den großen Spiegel an der Wand. Es war ein neues, bislang unbekanntes Gefühl, Leidenschaft zu spüren und zugleich wie ein Unbeteiligter von außen auf das Geschehen zu blicken.

Asfahal ignorierte den Spiegel. Er sah ihr tief in die Augen und verschlang sie erneut mit Küssen, nass und gierig. Ihre Lippen reichten ihm nicht. Er küsste ihren Hals, ihren Nacken, ihre Brustwarzen. Und dabei hörte er nicht auf, sie zu stoßen, tief, ekstatisch. Sie ließ die Hüften kreisen, wollte ihn noch stärker in sich spüren. Ihre Hände krallten sich in sein langes, blondes Haar. Er taumelte von der Kommode zurück und verfing sich in der Hose um seine Knöchel. Asfahal stürzte nach hinten, doch ließ er sie nicht los, obwohl er hart mit dem Rücken auf den hölzernen Boden schlug. Bidayn hatte die Beine gelöst. Einen Herzschlag lang verloren sie sich, dann fand sie ihn wieder. Nun war sie es, die das Tempo bestimmte.

Mit beiden Händen stützte sie sich auf seiner Brust ab, ritt ihn und stöhnte ungehemmt ihre Lust heraus. Er umklammerte ihre Brüste, knetete sie mit seinen schmalen, kräftigen Händen. Er verstand es, ihre Lust immer weiter zu befeuern. Sie erzitterte unter immer neuen Wellen wilden Begehrens. Fast war es so wie mit dem Goldenen.

Asfahal warf sich herum, hob sie auf und legte sie auf das Bett, ohne dass ihre beiden Leiber sich trennten. Ihr Kopf ruhte auf der Brust Shanadeens, der in seinem tiefen, unnatürlichen Schlaf nichts um sich herum wahrnahm. Ihn auf diese Art zu demütigen steigerte Bidayns Lust noch weiter, bis sie sich wild zuckend ganz und gar verschenkte. Kurz quälte Asfahal sie mit weiteren Stößen, von denen jeder einzelne sie über den Rand des Wahnsinns zu stürzen drohte. Sie konnte nicht mehr. Er spürte es. Spielte mit ihr, bis sie verzweifelt versuchte, sich ihm zu entwinden. Dann erst wurde er ruhiger, zärtlicher, hielt sie fest in seinen Armen, bis ihr Herz nicht mehr beim nächsten Schlag zu zerspringen drohte.

»Das war gut«, hauchte sie atemlos.

»Wir haben gerade erst angefangen.« Er grinste und erstickte ihre Einwände unter Küssen. Bidayn ergab sich, ließ sich auf den Wellen der Lust treiben, die er ihr bereitete. Er wusste, wann und wie er sie berühren musste, wusste, wie er endlos ihr zweites Aufbäumen hinauszögern konnte. Sie hatte das Gefühl, ihm ganz und gar ausgeliefert zu sein, und ließ es geschehen. All ihre Gedanken waren ausgelöscht.

Als sie schließlich, von der Liebe erschöpft, ein Knäuel nackter Glieder, still lagen, fühlte sie sich frei.

Sie kicherte wie ein kleines Mädchen, als sie bemerkte, dass Shanadeen irgendwann aus dem Bett gestürzt war. Sie wusste, er konnte nicht erwacht sein. Er hatte den Platz bekommen, den er verdiente.

Asfahal lachte mit ihr, hielt sie fest und wurde es nicht müde, ihren Körper mit Küssen zu erkunden. Sie sah zur Decke hinauf, den altersdunklen Balken, die den Dielenboden der nächsten Etage trugen. Ihre Gedanken trieben dahin, bis sie etwas unnatürlich Blaues zwischen den Schatten sah. Ein feuchter Schimmer lag darüber. Ein Auge! Jemand war dort oben und beobachtete sie.

Duftspur

Bidayn versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie den verborgenen Beobachter entdeckt hatte. Sie vergrub ihr Gesicht an Asfahals Hals. Kurz kam ihr der Gedanke, ihm zuzuflüstern, was sie gesehen hatte. Doch dann verwarf sie ihn wieder. Es war besser, wenn sie das für sich behielt. Sie würde allein herausfinden, wer der Spitzel war.

»Es ist Zeit zu gehen«, sagte sie leise.

Asfahal gab einen murrenden Laut von sich. »Ich bin noch nicht fertig.« Er hob den Kopf und grinste sie frech an.

»Aber ich«, entgegnete sie ruhig. So schön die letzten Stunden gewesen waren, er sollte sich keine übertriebenen Hoffnungen machen. »Ich erwarte dich zur Mittagsstunde auf dem hinteren Hof des Hauses. Du wirst dort die anderen treffen.«

Er bedachte sie mit einem süffisanten Lächeln, als hätte er durchschaut, dass sie bewusst Distanz zu ihm schuf. Einen Abstand, den ihr Körper, der sich nach Liebe sehnte, so nicht dulden wollte. »Wer ist außer mir hier?«

»Deine Schwester Kyra.« Sollte ihn diese Nachricht überrascht haben, so verbarg er es meisterlich. »Außerdem Lemuel und Valarielle.«

»Fünf Dra…«, sagte er sinnierend.

»Vier«, verbesserte sie ihn, bevor das Wort auch nur ansatzweise über seine Lippen war. Wer immer dort oben lauerte, durfte nicht wissen, wer sie wirklich waren. Ihre Drachentätowierung war schon verräterisch genug. Bidayn setzte sich auf und gab Asfahal einen Klaps auf seinen kleinen, festen Hintern. »Schon vergessen? Du hast dich entschieden, keiner von uns zu werden.«

»Ich hätte es sein können«, entgegnete er beleidigt.

»Das wird immer Spekulation bleiben.« Sie zog ihn zu sich und küsste ihn. »Für mich spielen Titel keine Rolle. Du bist auf deine Art unvergleichlich. Ich vertraue dir.«

»Du bist eine rätselhafte Frau.« Asfahal glitt vom Bett und las seine Kleider auf, die über den Boden verstreut lagen.

»Ich nehme das mal als Kompliment«, entgegnete sie lachend. »Legst du mir wieder meinen Mann ins Bett?«

Er zog sich erst in aller Ruhe an, und Bidayn genoss es, ihm dabei zuzusehen. Er war schlank mit schön akzentuierten Muskeln. Es gab kein Gramm Fett an seinem Leib. Sie leckte sich über die Lippen.

»Hungrig?«

»Du könntest mein Leibgericht werden.«

Asfahal lachte. Dann hob er Shanadeen aufs Bett zurück. »Armer Kerl. Was wird er tun, wenn er es merkt?«

»Was? Dass ich ihm nicht gehöre? Das weiß er. Und das hier …« Sie lachte, warf den Kopf in den Nacken und spähte zur Decke hinauf. Das Auge war in den Schatten verschwunden. »Wie sollte er jemals davon erfahren?«

Asfahal deckte den Händlerfürsten zu. »Ich glaube, ich würde wahnsinnig, wenn ich …«

»Er ist schon wahnsinnig. Wenn er klug ist, lässt er mich in Ruhe. Ab und an werde ich mich seiner erbarmen. Und wenn er mehr will …« Sie schnippte mit den Fingern. »Dann werde ich mich von ihm trennen.«