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»Was ist da drin?«, fragte der Torwächter neugierig.

»Das geht dich wohl kaum etwas an …«

»Enttäuschte Liebhaber tun verrückte Dinge.«

Das feixende Grinsen des Wächters reizte Hornbori bis aufs Blut. Sobald er Amalaswinthas Gunst zurückgewonnen hatte, würde er dafür sorgen, dass sie diesen Mistkerl entließ. Besser noch, in seinem neuen Amt könnte er ihn zu den Kriegern abkommandieren, die für die Alben und Himmelsschlangen ins Feld ziehen sollten.

»Es könnte eine Giftschlange in dem Kästchen sein«, beharrte der Wächter mit aufgesetztem Ernst.

»Oder ein Skorpion. Oder ein gurusischer Zwergwolf, dessen Geheul einen zu Stein werden lässt. Halt mal die Kiste, ich halte mir meine Ohren zu.« Mit diesen Worten drückte er dem Wächter die Kiste in die Hand.

Das Lächeln des Wächters verschwand. »Gurusischer Zwergwolf? Nie gehört …«

»Na, dann musst du dir ja keine Sorgen machen.« Hornbori schob sich die Finger halb in die Ohren. »Dann walte deines Amtes und öffne die Kiste.«

»Du machst Witze …«

»Ich bin der Bewahrer der Goldenen Axt, einer der höchsten Würdenträger der Ehernen Hallen. Machen solche Männer Witze?«, entgegnete Hornbori bierernst.

Dem Wächter standen jetzt Schweißperlen auf der Stirn. Vorsichtig stellte er die Kiste vor sich auf den Boden. Dann zog er einen Dolch.

»Willst du mein Geschenk niederstechen?«

»Drecksack«, murmelte der Wächter, klappte den Messingverschluss zurück und schob die Dolchspitze vorsichtig in den Spalt unter dem Kistendeckel. Für einige Herzschläge verharrte er so, dann hebelte er den Deckel hoch. »Ein Barinstein?« Noch mehr als die Verwunderung war ihm die Erleichterung anzuhören.

»Nicht irgendein Barinstein.« Hornbori nahm die Arme herunter. Er hatte ein Vermögen für den durchscheinenden, von innen heraus leuchtenden Stein ausgegeben. Üblicherweise leuchteten sie in einem warmen Bernsteinlicht. Dieser jedoch erstrahlte in einem matten Rot, was äußerst selten war. Er hatte sich dieses Geschenk nur leisten können, weil es ihm in den letzten beiden Wochen dank seiner neuen Position gelungen war, im Rat der Ehernen Hallen ein Gesetz durchzusetzen, das ihm als letztem männlichen Überlebenden aus der Tiefen Stadt die Vermögenswerte ausgelöschter Sippen überschrieb. Nun gehörten ihm vier kleinere Paläste samt Personal und mehrere gut gefüllte Warenlager. Sein neues Amt war nun auch auf einer realen Machtbasis begründet. Und das war erst der Anfang.

»Ich glaube, Amalaswintha wird einigermaßen verärgert sein, wenn sie erfährt, dass dieses Geschenk nicht den Weg zu ihr gefunden hat. Es hat den Gegenwert von etwa drei voll ausgerüsteten Aalen.« Hornbori kniete nieder und klappte den Deckel des kleinen Kistchens zu. »Ich geh dann wieder.«

»Ist gut!«, zischte der Wächter. »Lamga!«, rief er in den Tunnel hinein. »Komm her!«

Es dauerte eine Weile, bis eine Dienerin erschien, die in ziemlich jedem Aspekt das genaue Gegenteil von Amalaswintha war. Ihr struppiges, blondes Haar war ungepflegt und strähnig, das Gesicht grobschlächtig mit hängenden Wangen, und ihr Kleid sah aus, als wäre es aus einem Sackstoff genäht.

Der Torwächter drückte ihr das Kästchen in die Hand. »Bring das der Herrin und sage ihr, dass es vom ehrenwerten Ratsherren Hornbori stammt, dem Bewahrer der Goldenen Axt.«

Die Dienerin bedachte Hornbori mit einem kurzen Blick aus trüben, blauen Augen, dann nahm sie das Geschenk und verschwand wieder im Tunnel.

»Gibt es Neuigkeiten über das große Heer?« Der Wächter hatte nun einen deutlich verbindlicheren Ton angeschlagen.

»Nur Gerüchte«, entgegnete Hornbori. »Es heißt, die ersten Einheiten seien nach Nangog gegangen. Aber niemand weiß, wo sie kämpfen.«

»Stimmt es, dass sogar Riesen mit ihnen ziehen und die Elfenfürsten von Arkadien eine Streitmacht von tausend Sichelstreitwagen aufgeboten haben.«

»Gibt es überhaupt so viele Elfen in Arkadien?« Hornbori schüttelte den Kopf. »Den Elfen traue ich nicht, die werden sicherlich nichts unversucht lassen, um sich zu drücken. Das Kämpfen überlassen die uns Zwergen. Mehr, als nett auszusehen und schöne Reden zu schwingen, haben die doch nicht auf dem Kasten. Wenn es hart auf hart kommt, dann braucht man Männer wie uns.«

Der Wächter gab ein zustimmendes Schnauben von sich. »Stimmt. Ohne die Drachen sind die Elfen gar nichts.«

Sie plauderten eine ganze Weile über die Vorzüge von Äxten und Armbrüsten im Vergleich zu Schwertern und Langbögen, bis endlich Lamga zurückkehrte. »Die Herrin wünscht euch zu empfangen.« Sie hüstelte verlegen. »In ihrem Schlafgemach. Bitte folgt mir.«

Hornbori hätte einen Luftsprung machen können. Amalaswinthas Gunst war das, was ihm noch gefehlt hatte, um sein Glück vollkommen zu machen. Die Alben liebten ihn! Er hatte immer gewusst, dass er zu Großem berufen war. So vieles hatte er nach dem Untergang der Tiefen Stadt erdulden müssen. Das Schicksal hatte ihn in die Gosse geschleudert, doch nun endlich begann sein Stern wieder zu steigen.

Mit beschwingtem Schritt folgte er Lamga in den tiefen Tunnel, der in den weit verzweigten Höhlenpalast führte. Amalaswintha wusste wahrlich, wie man lebte! Zwei verschiedene Schlafgemächer hatte er hier schon besuchen dürfen und ein prächtiges Bad. Er sollte auch mehr als ein Schlafgemach haben. Er hatte gerade erst damit begonnen, sich in dem größten der herrenlosen Paläste einzurichten, die nun ihm gehörten. Vielleicht würde Amalaswintha ihm ja helfen.

Lamga blieb vor einem Durchgang stehen, der mit einem schweren Vorhang aus dunkelrotem Samt verschlossen war. »Hier, Herr.« Sie bedeutete ihm einzutreten, setzte selbst aber keinen Fuß über die Schwelle.

So eine prüde Gans, dachte Hornbori, schob den Vorhang zur Seite, und der sinnliche Duft von Sandelholz umfing ihn. Dieses Gemach kannte er noch nicht. Alle Wände waren mit rotem Samt drapiert. Ein gewaltiges Bett mit vier in sich gedrehten Pfosten aus Ebenholz beherrschte die Höhle. Auch die Kissen und Decken waren aus rotem Samt. Ein wohliges, warmes Gefühl füllte Hornboris Magen.

Amalaswintha saß vor einem hohen Spiegel aus poliertem Silber und kämmte ihr Haar. Sie wandte ihm den Rücken zu, hatte die Tür aber durch den Spiegel im Blick.

»Ein ausgefallenes Geschenk.«

Wie er ihre rauchige, sinnliche Stimme liebte. »Wie könnte ich weniger als das Erlesenste als Morgengabe für die erlesenste unter allen Damen bringen.«

Sie lachte leise. »Ich gestehe, dass ich deine Schmeicheleien ein wenig vermisst habe. Kein anderer Zwerg versteht sich so auf schöne Worte wie du.« Sie fuhr mit einem Kamm aus Knochen durch ihr langes, schwarzes Haar. Auch der Stuhl, auf dem sie saß, schien aus verleimten Knochen gefertigt zu sein. Sie hatte lasziv ein Bein über die Lehne geschwungen. Ihr langes, schwarzes Kleid war dabei hochgerutscht.

»Komm schon.« Endlich wandte sie sich ihm zu und betrachtete ihn nicht nur im Spiegel. Die Rückkehr in die Ehernen Hallen hatte ihr gutgetan. Ihr Gesicht war wieder voller, die dunklen Ränder unter ihren Augen verschwunden. »So zögerlich?« Sie winkte ihm neckisch zu. »Hat deine neue Macht dich prüde gemacht? Beim letzten Mal bist du regelrecht über mich hergefallen.« Sie streckte ihr linkes Bein in seine Richtung. »Komm, du darfst mir einen Strumpf ausziehen.«

Hornbori wurde es heiß unter seinem Wams. Er trat vor und kniete nieder. Voller Vorfreude griff er unter ihr Kleid, weit die Schenkel hinauf, bis er den Saum des Wollstrumpfs fand. Vorsichtig rollte er den Strumpf über das Knie hinab, ganz darauf bedacht, die Innenseite ihres Schenkels zu liebkosen.

Amalaswintha nahm ihr Bein von der Stuhllehne, sodass ihr Kleid über seinen Kopf glitt. Gefangen in warmem Dunkel, begann er ihre zarte Haut zu küssen und genoss den Duft, den ihr Schoß verströmte.