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»Ob wir scheitern oder obsiegen, wir würden auf ewig in der Geschichte weiterleben«, bemerkte Kyra in einem Tonfall, als wäre sie dem Wagnis nicht abgeneigt.

»Mir gefällt mein Leben, wie es jetzt ist.« Asfahal schüttelte den Kopf, was Bidayn maßlos enttäuschte. Gerade bei ihm war sie sich ganz sicher gewesen, dass das scheinbar Unmögliche einen unwiderstehlichen Reiz auf ihn ausüben würde. »Mir gefällt die fleischliche Existenz viel zu gut, um danach zu streben, eine Legende zu werden.«

»Da sind wir wieder bei dem Grund, warum er aus der Weißen Halle verbannt wurde«, bemerkte Valarielle abfällig. »Ihm fehlt es an Hingabe.«

»Verbring eine Nacht mit mir, und du wirst das nie wieder behaupten.«

Asfahal schenkte Valarielle ein Lächeln, das Bidayn ganz und gar nicht gefiel.

»Eher schneide ich mir die Kehle durch«, zischte ihn die schwarz gewandete Elfe an.

Asfahal nickte bedächtig. »Mir scheint, du hast genau die richtige Einstellung zum Leben, um an Bidayns Mission teilzuhaben.«

»Natürlich beginnen wir nicht mit einem Devanthar. Unser erstes Ziel sollte ein Unsterblicher sein, und im Gegensatz zu Talinwyn, der Schülerin Gonvalons, die das als Letzte versuchte, als sie den Unsterblichen Aaron auf seinem schwebenden Palastschiff angriff, werden wir nicht scheitern.«

»Hast du einen besonderen Unsterblichen ins Auge gefasst?«, fragte Lemuel, dem die Idee nach wie vor zu gefallen schien.

»Wetzen wir die Scharte aus. Töten wir den Unsterblichen Aaron. Er sollte unser primäres Ziel sein. Stellt sich heraus, dass er unerreichbar ist, wählen wir einen anderen Unsterblichen.«

»Findet ihr es ruhmreich, einen Menschensohn im Schutze der Nacht zu meucheln?«, fragte Asfahal. Er wirkte tatsächlich so, als würde ihn die Vorstellung abstoßen.

»Aaron ist nicht einfach ein Menschensohn. Er ist ein Unsterblicher. Seine Herrschaft währt seit Jahrhunderten. Keine anderen Geschöpfe Daias kommen den Devanthar in ihrer Machtvollkommenheit so nahe wie die Unsterblichen. Wir greifen ihn in seinem Palast an, wo es Hunderte von Leibwächtern gibt. Und einen Silbernen Löwen. Ich habe bereits gegen einen gekämpft, Asfahal, und glaube mir, sie sind würdige Gegner. Obendrein besteht die Gefahr, dass wir auf einen Devanthar treffen, denn sie besuchen ihre Schützlinge regelmäßig. Wir legen uns also keineswegs mit einem Wehrlosen an.«

»Also gut, möglicherweise ist unser … Opfer nicht wehrlos. Wenn ich bei meinen Bedenken bleibe, gelte ich wahrscheinlich als Feigling, nicht wahr? Für mich sind Drachenelfen Krieger, die ihre Taten im hellen Lichte vollbringen. Andernfalls sollte man uns wohl eher Schattenelfen nennen. Wir sind Helden, und das ist nicht die Art, wie Helden kämpfen sollten.«

Bidayn war perplex. Asfahal war der Letzte, von dem sie so eine Rede erwartet hätte. Sie räusperte sich. »Ist es nicht heldenmütig, wenn wir mit den Taten einer einzigen Nacht den Krieg vor der Zeit beenden können und auf beiden Seiten Tausende Leben retten? Wenn wir die Kriegstreiber unter den Menschenkindern töten, setzt sich vielleicht sogar bei ihnen die Vernunft durch.«

Asfahal nickte zögerlich. »Das ist zu bedenken.«

»Wir fünf müssen an dieselben Ideale glauben. Wir alle müssen davon überzeugt sein, das Richtige zu tun. Wir müssen mit einem Willen handeln, dann werden wir eine Waffe sein, die selbst die Götter fürchten werden.«

Dass es ihr am Ende weder um die Unsterblichen noch um die Devanthar ging, verschwieg Bidayn wohlweislich. Sie mussten zueinanderfinden durch Taten im Licht und Taten im Schatten. Gemeinsam überlebte Gefahren würden sie zu verschworenen Kameraden werden lassen. Und ihre Erfolge würden dann von ganz alleine dazu führen, dass Distanz zu den übrigen Drachenelfen alter Schule entstand. War dies erst einmal erreicht, würde sich die Möglichkeit ergeben, gemeinsam ihr eigentliches Ziel anzugehen: Nandalee.

Sie im Jadegarten aufzuspüren und zu töten, wo sie unter dem Schutz des Erstgeschlüpften und einem halben Dutzend Drachenelfen stand, war eine Aufgabe, zu der im Vergleich der Angriff auf den Palast des Unsterblichen Aaron ein Spaziergang war.

Von Landschiffen und Tanks

»Du musst die Speerschleudern auf die Schlitten montieren. Zumindest muss es eine Halterung geben, die den Geschützen einen sicheren Stand gibt.«

Der hochgewachsene Elfenschmied wiegte nachdenklich den Kopf. »Du willst von einem fahrenden Schlitten aus schießen? Glaubst du wirklich, du würdest dann irgendetwas treffen?«

»Natürlich«, erwiderte Hornbori aufgekratzt. Er war mit seinen Gedanken nicht ganz bei der Sache. Immerzu musste er an das denken, was gleich kommen würde. Seit der Begegnung mit dem Tatzelwurm in der Tiefen Stadt war er dem Tod nicht mehr so nahe gewesen wie heute. Er hatte immer noch nicht ganz verstanden, wie es dazu gekommen war, dass es ihn hierherverschlagen hatte.

Offiziell war er befördert worden. Man hatte ihn für ein besonders ruhmreiches Kommando empfohlen, aber es musste einiges hinter seinem Rücken gelaufen sein. Als er zum ersten Mal gesehen hatte, wen er befehligen sollte, war ihm sofort klar gewesen, dass Eikin eigentlich ein Todesurteil ausgesprochen hatte. Diese Truppe … Hornbori schüttelte sich. Wenn er nur an sie dachte, packte ihn das Grauen. Aber das durfte er sich auf gar keinen Fall anmerken lassen, wenn er bei ihnen war.

Gobhayn schnippte mit den Fingern unmittelbar vor Hornboris Nase. »Bist du noch hier, Zwerg?«

»Äh, ja … Die Geschütze. Soweit ich weiß, kämpfen die Menschenkinder meist in dichten Formationen aus Hunderten von Männern. Es wird so gut wie unmöglich sein danebenzuschießen. Aber meistens werden wir natürlich nicht aus voller Fahrt schießen. Wir halten die Schlitten an und richten die Geschütze in aller Ruhe aus. Wenn sie fest montiert sind, müssen wir sie nicht erst aufbauen oder in aller Eile abbauen, wenn uns die Menschenkinder auf die Pelle rücken. Wir werden sehr viel Zeit sparen. Und unsere Aussichten zu überleben, werden auch deutlich besser. Vor allem wenn du auch noch die Bleche aus Silberstahl anbringst.«

Der Elf fasste sich an die Stirn. »Hast du eine Ahnung, was du da verlangst? Ich habe dir schon beim ersten Mal gesagt, dass ich über jeden Barren Silberstahl, den ich verarbeite, Rechenschaft ablegen muss. Über jeden Dolch, der diese Halle verlässt, wird Buch geführt. Du hast ja keine Ahnung, wie es ist, sich mit Elfenbürokratie herumzuschlagen! Am schlimmsten sind die Fürsten von Arkadien … Und ausgerechnet einer von denen ist zum Oberbefehlshaber gemacht worden.«

»Ja, und der hat das Heer hierher zurückgeschickt. Nach allem, was ich gehört habe, ist nur noch eine Handvoll Krieger von uns in der Eiswüste. Und dahin gehe ich als Verstärkung. Wenn die Menschenkinder merken, wie schwach wir sind, dann gehen sie zum Gegenangriff über. Und wer steht in vorderster Front im Pfeilhagel? Meine Männer und ich. Hast du über die Kettenhemden für die Rentiere nachgedacht?«

»Nein!«, fluchte der Elf. »Das ist absurd!«

»Wenn sie unsere Rentiere erschießen und die Schlitten stehen, werden wir wunderbare Zielscheiben abgeben.«

»Dann sollen sich eben deine Trolle ins Geschirr werfen«, entgegnete Gobhayn ärgerlich. »Wenn ich all deine Rüstungswünsche erfülle, dann werden deine Schlitten höchstens noch im Schritttempo fahren.«

»Nicht, wenn du die Segel …«

»Nein! Ich baue dir keine Landschiffe! Überreize meine Geduld nicht, Hornbori. Ich erinnere dich noch einmaclass="underline" Über alles, was ich hier tue, muss ich Rechenschaft ablegen. Sie wollen genau wissen, wo welche Waffen geblieben sind. Es gibt eine Menge Elfen, die es nicht gut finden, dass Kobolde wie die Eisbärte mit hochwertigen Armbrüsten ausgestattet werden …«

»Es gibt auch Zwerge, die das nicht gut finden«, stimmte Hornbori ernst zu. »Es wird der Tag kommen, da setzen diese kleinen Bastarde diese Armbrüste gegen meine Brüder in Ishaven ein.« Oder sie schießen mir damit in den Rücken, sobald ich draußen in der Eiswüste einen Befehl gebe, der ihnen nicht passt.