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»Ich kümmere mich nicht um Politik!« Gobhayn hob abwehrend seine schwieligen, rußverschmierten Hände. »Da geht es hier in der Schmiede vergleichsweise sauber zu. Zurück zu deinen Schlitten … Ich werde mir etwas ausdenken müssen. Irgendeinen Namen, den die Oberen schlucken, wenn sie meine Materiallisten kontrollieren.«

»Gepanzerte Wasserfässer«, schlug Hornbori vor.

»Was?«

»Ich habe dich doch auch um zwei Schlitten mit je einem Tausend-Liter-Fass für Trinkwasser gebeten. Wir werden die dringend brauchen. Und wir müssen sie mit Blechen aus Silberstahl verkleiden, damit sie gegen Beschuss geschützt sind.«

Gobhayn stöhnte. »Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein endloses Gerede ich deshalb um die Ohren hatte. Sie wollten das nicht. Es wäre leichter gewesen, hundert Schwerter bewilligt zu bekommen.«

»Weißt du, wie das ist, wenn man völlig durchgefroren ist und um zu trinken eine Handvoll Schnee in den Mund nimmt, um ihn langsam schmelzen zu lassen. Wenn die Fürsten von Arkadien mal ihre Paläste verlassen würden, um ein paar Tage auf Schlachtfeldern zu verbringen, würde ihnen vielleicht ihr angestaubtes Hirn durchgepustet. Das täte ihnen ganz gut.«

»Reg dich ab, Hornbori. Ich habe sie auf die Sache mit dem Schnee hingewiesen und darauf, dass ein einziger Armbrustbolzen, wohlgesetzt, ein Tausend-Liter-Fass zum Auslaufen bringen kann.«

»Armbrustbolzen? Haben die Menschenkinder Armbrüste? Dann musst du die Bleche dicker …«

»Immer mit der Ruhe. Fürsten, die sich auf Schlachtfeldern nicht blicken lassen, wissen auch nichts über die Waffen der Feinde. Die Menschenkinder haben keine Armbrüste. Jetzt sag mir, wie nennen wir die gepanzerten Schlitten in den Papieren und wenn wir in Anwesenheit Dritter darüber sprechen müssen?«

»Fahrende Brunnen?«

Gobhayn schüttelte den Kopf. »Klingt irgendwie nicht gut.«

»Fasswagen? Fassschlitten? Wasserreservoirs?«

Der Elfenschmied wirkte nicht begeistert.

»Versorgungsschlitten des Nordheers. Fahrende Wassertanks.«

»Alles zu lang und zu kompliziert. Wie wäre es mit einfach nur Tanks?«

Hornbori runzelte die Stirn. »Darunter könnte ich mir nichts vorstellen.«

»Das ist gut«, entgegnete Gobhayn. »Dann kommen auch keine Fragen.«

»Was? Zu einer rätselhaften Bezeichnung auf Ausrüstungslisten kommen keine Fragen, das kann ich mir …«

»Du kennst die Elfen nicht, mein Freund. Nachzufragen bedeutet, dass man etwas nicht weiß. Und das offene Eingeständnis von Unwissenheit ist so ziemlich das Peinlichste, was man sich als Elf vorstellen kann. Nein, nein, Tanks ist gut. Kein Albenkind wird darauf kommen, wovon wir reden. Ich füge in der Ausrüstungsliste noch die Anmerkung hinzu, dass der Ausschuss zur Bereitstellung von Tanks die Anfertigung genehmigt hat.«

»Was für ein Ausschuss?«

»Wir beide sind dieser Ausschuss. Die Erwähnung, dass es einen Ausschuss gibt, der sich mit dieser Angelegenheit beschäftigt hat, verleiht der ganzen Sache noch mehr Gewicht.«

Hornbori sah den Elfen nur mit großen Augen an und sagte nichts mehr. Er hatte durchaus auch schon Ärger mit kleingeistigen Zwergenbürokraten gehabt, aber wie bei allen anderen Belangen schienen es die Elfen auch hier darauf anzulegen, alle übrigen Albenkinder in ihrem Tun zu übertreffen.

»Du wirst drei dieser Tanks bekommen, wenn du morgen früh abrückst. Mehr ist in einer Nacht nicht zu schaffen.«

»Jaja.« Hornbori war in Gedanken wieder bei dem mörderischen Fest, das ihm bevorstand.

»Übrigens, die Sonderanfertigung, nach der du gestern gefragt hast, ist fertig. Etwas in dieser Art habe ich noch nie gemacht. Sonst kommen immer alle und wollen Waffen von mir. Ich habe es heute früh erprobt. Es ist genau so geworden, wie du es dir gewünscht hast.« Er wies auf eine lange, grellrot bemalte Holzstange, deren unteres Ende, breit wie ein Reisigbesen, in ein sauberes Leintuch gewickelt war.

Hornbori griff nach der Stange. Sie war deutlich schwerer als ein Besen. »Wir sehen uns morgen früh«, sagte er leise und fügte in Gedanken hinzu, wenn ich Glück habe.

»Dir ist schon klar, dass du mich mit deinen Wünschen eine schlaflose Nacht kosten wirst.« Trotz seiner Worte lächelte Gobhayn. Er war einer jener Männer, die von ihrer Arbeit besessen waren, dachte der Zwerg. Ganz so wie Galar und Glamir.

Er würde niemals so sein, schwor sich Hornbori. Er wollte ein gemütliches Leben, obwohl er wohl nie so weit davon entfernt gewesen war wie in dieser Stunde.

»So ist das, wenn man zum Ausschuss zur Bereitstellung von Tanks gehört«, murmelte der Zwerg. »Viele Sorgen und wenig Schlaf sind unser Los.«

Gobhayn lachte. Dann machte er sich an die Arbeit. Als Hornbori die lange Lagerhalle verließ, ertönte hinter ihm bereits der helle Klang eines Schmiedehammers.

Mammutwürger

Einen Moment lang verharrte Hornbori vor der schweren Tür zur Festhalle, die für diesen Abend ihm gehören würde. Seine Finger spielten nervös mit der roten Stange, deren in Leinen gehülltes Haupt ihn überragte.

Von drinnen erklang düsteres Rumoren, und es roch nach Gebratenem. Hornbori hatte ein kleines Vermögen für diesen Abend ausgelegt. Auf seine Kosten waren vier Ochsen über dem Spieß gebraten worden, dazu gab es noch Unmengen von Wildbret, Würsten, frisches Brot und eine stark gewürzte Fleischbrühe. Vor allen Dingen bei den Trollen war es ihm wichtig, dass sie gut gegessen hatten, bevor er vor sie trat. Was die Kobolde anging, war sich Hornbori natürlich bewusst, dass es keine Rolle spielte, wie gut man sie fütterte oder wie nett man sie behandelte – sie blieben immer heimtückische, verlogene kleine Bastarde. Das galt für die Kobolde in ihrer Gesamtheit, aber für niemanden mehr als für die verfluchten Eisbärte.

Der Zwerg drehte sich zu den Trägern um, die hinter ihm warteten. Drei Fässer mit Met, zwei mit Wein und eines mit gut abgelagertem Zwergenpilz. Ein flüssiger Schatz war das, der nun durch Kehlen rinnen sollte, die es nicht wirklich wert waren.

»Folgt mir!«, befahl er und stieß entschlossen die schwere Eichentüre zur Festhalle auf. Der unverwechselbare Geruch ungewaschener Männer schlug ihm entgegen. Der Gestank, der in den Aalen und Glamirs Turm sein ganzes letztes Jahr überlagert hatte, hatte ihn wieder. Zu kurz war sein Zwischenspiel in den Ehernen Hallen gewesen.

Seine Krieger hatten sich entlang der Feuergrube, die durch die Mitte der Festhalle lief, in kleinen Gruppen zusammengefunden. Alle saßen für sich. Die Trolle weit hinten im Halbdunkel. Wie es aussah, hatten sie die Ochsen für sich allein beansprucht. Um ihren Lagerplatz lagen Dutzende zersplitterter Knochen.

In der Mitte der Halle, ein Stück vom Feuer fort, an der westlichen Wand kauerten die Zwerge. Zwanzig Mann. Die Besatzung für zehn Speerschleudern. Nah beim Eingang, jederzeit zur Flucht bereit und ihre heimtückischen, neuen Armbrüste in Griffweite, hatten sich die Eisbärte in ihren schmutzig-weißen Mänteln versammelt.

Bei seinem Eintreten drehten sich schlagartig alle Köpfe in seine Richtung, und Unruhe machte sich breit.

»Bleibt sitzen, Männer!«, begann Hornbori mit fester Stimme. Er wusste, entweder wurde das nun die beste Vorstellung seines Lebens, oder selbiges würde nicht mehr lange dauern.

»Ich mache euch nichts vor, wir haben wahrscheinlich die beschissenste Aufgabe am beschissensten Ort, den man sich denken kann. Wir gehen ins ewige Eis, und wir sind Nachschub für die Einheit, die während der Kämpfe die größten Verluste hatte. Wenn jeder Zweite von uns lebend zurückkommt, dann haben wir Glück gehabt.« Stille hatte sich in der Halle ausgebreitet, nur von den Kobolden murrten einige halblaut vor sich hin. Wie er die schwarzen Augen der Kobolde hasste, die ihn, ohne zu blinzeln, fest im Blick behielten.

»Männer, dies wird der letzte Abend sein, an dem es uns gut geht. Und ich möchte, dass es uns richtig gut geht.« Er klatschte in die Hände, und die Fässer wurden neben ihm abgestellt. »Wir werden fressen, wir werden saufen, und dann werden wir huren bis zum Morgengrauen. Und danach werden wir mit aufrechtem Gang dem Weißen Tod entgegenmarschieren.«